Plagiatsvorwurf gegen Kanzlerkandidatin: Parteikollege verteidigt Baerbock
Bundesgeschäftsführer Kellner spricht von „bewussten Falschbehauptungen“ gegen die Kanzlerkandidatin. Baerbock hat erstmals Stellung bezogen.

„Es ging uns jetzt darum, als der Vorwurf einer Urheberrechtsverletzung im Raum steht, dass wir da einmal ein Stoppschild setzen, dass wir einmal sagen: Das lassen wir uns nicht gefallen“, so Keller. Es sei seit Monaten zu beobachten, wie „bewusst Falschbehauptungen“ in die Welt gesetzt würden. Zum Umgang seiner Partei mit der Angelegenheit sagte er zugleich „Manöverkritik machen wir intern“.
Baerbock hatte sich selbst am Donnerstagabend bei „Brigitte live“ gegen die Vorwürfe verteidigt, sie habe in ihrem neuen Buch: „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ wörtlich abgeschrieben. „Ich habe ein Buch geschrieben, in dem ich deutlich machen wollte, wer ich bin, was mich antreibt und was ich verändern möchte“, sagte sie.
Sie habe „viele Gespräche geführt und auch Ideen von anderen sind mit eingeflossen“, so Baerbock weiter. Sie habe deutlich gemacht, dass sie die öffentlichen Quellen nehme, die es gebe. Aber sie habe kein Sachbuch, keine wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Deswegen gebe es auch keine Fußnoten.
Anwalt eingeschaltet
Der Medienwissenschaftler Stefan Weber hatte Baerbock mehrere wörtliche Übernahmen in ihrem neuen Buch vorgeworfen. Weber sprach dabei von Urheberrechtsverletzungen. Die Partei hatte daraufhin von versuchtem Rufmord gesprochen und einen Anwalt eingeschaltet. Bei den beschriebenen Passagen handele es sich um zugängliche Fakten oder bekannte grüne Positionen, erklärten die Grünen.
Nach Baerbocks Nominierung als Kanzlerkandidatin Mitte April erlebten die Grünen zunächst einen Höhenflug. Sie überholten mit Umfragewerten von bis zu 28 Prozent zeitweise sogar die CDU/CSU. Mit der Debatte um ungenaue Angaben in Baerbocks Lebenslauf und verspätet an den Bundestag gemeldete Sonderzahlungen sanken die Werte auf derzeit rund 20 Prozent.
Zum Thema Gleichberechtigung sagte Baerbock, als 18-Jährige habe sie gedacht, dies sei etwas, das Frauen früherer Generationen erstritten hätten. In der Coronazeit habe sich aber gezeigt, dass es vor allem die Frauen gewesen seien, die sich um die Beschulung der Kinder zu Hause gekümmert hätten. Die Frage, ob sie Kanzlerkandidatin sein wolle, habe sie mit ihrem Mann besprochen, da klar gewesen sei, dass diese Entscheidung große Auswirkungen auf die Familie haben würde. Er habe entschieden, erst einmal komplett zu Hause zu bleiben.
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