Petition zu Motorradlärm: Biker gegen Streckensperrungen
Eine Petition wendet sich dagegen, dass Strecken für Motorräder gesperrt werden können, um Lärm zu reduzieren. Umweltschützer sind entsetzt.
Dennoch bauen BMW und andere Konzerne Motorräder oder Autos so, dass sie lauter sind als zum Fahren nötig. Der Grund: Gerade männliche Kunden bevorzugen es, wenn die Fahrzeuge einen „kräftigen Sound“ haben. Legal ist das, weil der Schallpegel für die Zulassung nur in „zahmen“ Situationen wie bei niedrigen Drehzahlen und Geschwindigkeiten von 50 Kilometern pro Stunde gemessen wird.
Deshalb forderte der Bundesrat Mitte Mai, dass die Lärmgrenzwerte immer, und nicht nur unter den Bedingungen der Zulassungstests, einzuhalten seien. Zudem verlangte die Länderkammer, Geschwindigkeitsbeschränkungen und Streckensperrungen an Sonn- und Feiertagen aus Gründen des Lärmschutzes zu ermöglichen. Dafür solle sich die Bundesregierung bei der EU einsetzen. Die Initiative ging vom schwarz-gelb regierten Nordrhein-Westfalen aus, der Antrag wurde von der grün-schwarzen Regierung Baden-Württembergs erweitert.
Dieser Vorstoß bringt nun einige Motorradfans auf 180: „Durch dieses Verbot werden wir in unserer freien Entfaltung eingeschränkt“, heißt es in einer Petition des Essener Motorradfahrers Heiko Schmidt auf der Internetplattform openpetition.de. Gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern wie den Fahrern zu lauter Autos würden die Zweiradfreunde benachteiligt.
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Kundgebungen gegen ein Motorradfahrverbot
Zudem würden Arbeitsplätze in Werkstätten oder Hotels in bei Motorradfahrern beliebten Regionen verloren gehen, da wegen Streckenverbots viele Menschen das Motorradfahren aufgeben würden. „Es gibt genug arbeitende Menschen in unserem Land, die nur an Sonn- & Feiertagen dazu kommen, mal auf dem Motorrad zu entspannen und dem Alltag, der gerade in Coronazeiten sehr schwer ist, zu entfliehen“, ergänzt die Petition. „Weiterhin wird nicht berücksichtigt, dass es nicht unwesentlich viele Personen gibt, die als Hauptbeförderungsmittel nur ein Motorrad besitzen.“
Es seien nur wenige Biker, die „extra Krach machen“, in Wohngebieten die Anlieger ärgerten. Streckensperrungen würden aber alle Fahrer bestrafen. Wenn die Maschine legal sei, „sollte es dem Fahrer freistehen, fahren zu dürfen, wann und wo er möchte“, verlangt die Petition von Bundesrat, Bundestag und Bundesregierung. Der Text hatte bis 19. Juni mehr als 180.000 Unterzeichner. Schmidt will nun auch deutschlandweit am 4. Juli Kundgebungen gegen ein Motorradfahrverbot organisieren.
Holger Siegel, Sprecher beim BUND
Umweltschützer sähen die Petition lieber heute als morgen ausgebremst: „Sie verteidigt ein Recht auf akustische Belästigung – aber dieses Recht gibt’s nicht“, sagte Holger Siegel, Sprecher des Arbeitskreises Motorradlärm beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, der taz. „Auch die Anwohner von Motorradlärm-Hotspots haben Grundrechte. Macht eure Motorräder leiser, fahrt sie leise, dann sind alle happy.“
Das baden-württembergische Verkehrsministerium teilte mit, bei den Streckensperrungen gehe es nur um Konfliktfälle, die auf andere Weise nicht gelöst werden könnten. „Sofern der Lärmkonflikt nicht durch den Lärm von Motorrädern, sondern beispielsweise durch den Straßenverkehr insgesamt verursacht ist, scheiden Maßnahmen, die sich spezifisch gegen Motorräder richten, aus.“
Kennen Sie Orte, wo es Proteste gegen unnötigen Motorrad- und Autolärm gibt, die auf unserer Karte fehlen? Dann schicken Sie bitte Ort, Straße, Postleitzahl und Quelle (zum Beispiel Link zu einem Medienartikel) an kfzlaerm@taz.de.
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