Papst äußert sich zu Gaza: Scharfe Worte aus Rom
Franziskus fordert eine Untersuchung zum Völkermordvorwurf gegen Israel. Ein UN-Sonderausschuss kam erst kürzlich zu dem Schluss, dass bestimmte Merkmale darauf hinweisen.
Israel steht wegen der vielen zivilen Opfer und der katastrophalen Versorgungslage in Gaza weltweit in der Kritik. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag läuft eine von Südafrika erhobene Völkermordklage gegen Israel. Im Mai hatte zudem der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag Haftbefehle unter anderem gegen Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wegen der Kriegführung beantragt. Israel weist diese Vorwürfe kategorisch zurück und kommentierte die Äußerungen des Papstes zunächst nicht.
Ein UN-Sonderausschuss kam erst kürzlich zu dem Schluss, dass die Politik und die Praktiken Israels im Gazastreifen „mit den Merkmalen eines Völkermordes übereinstimmen“. In einem Bericht, der am vergangenen Donnerstag veröffentlicht wurde, beschuldigte der UN-Sonderausschuss zur Untersuchung israelischer Praktiken das Land, „Hunger als Kriegsmethode“ einzusetzen, was zu „massenhaften zivilen Opfern und lebensbedrohlichen Bedingungen“ für die Palästinenser führe, wie es in einer Pressemitteilung dazu heißt. Das Komitee, das 1968 zur Überwachung der israelischen Besatzung eingesetzt wurde, erklärte in seinem Jahresbericht zudem, dass Israel im Westjordanland, einschließlich Ostjerusalem, ein „Apartheidsystem“ unterhalte.
Bei einem israelischen Angriff im Norden des Gazastreifens kamen in der Stadt Beit Lahia beim Beschuss eines Hauses mindestens 17 Palästinenser ums Leben, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Nach Darstellung von Bewohnern der Stadt schlugen zwei israelische Raketen in das Haus ein. Das Gebäude sei dadurch völlig zerstört worden. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder, hieß es.
Erst am Sonntag sollen beim Bombardement eines fünfstöckigen Wohnhauses in Beit Lahia 72 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär nahm dazu nicht Stellung. (dpa)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator