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Özil, Gündoğan und ErdoğanWie konnte das bloß passieren?

Ein Bild, ein Shitstorm: Warum haben die Nationalspieler Özil und Gündoğan so gehandelt? Eine Suche nach Antworten in ihrer Heimat, dem Ruhrpott.

Das hätte er wohl besser gelassen: Ilkay Gündogan und Recep Tayyip Erdoğan Foto: dpa

Gelsenkirchen/Bochum taz | Eine Überlegung: Was, wenn Mesut Özil und İlkay Gündoğan, Jahrgang 1988 und 1990, zehn Jahre später auf die Welt gekommen wären? Hätten sie ihre Kindheit und frühe Jugend auf Bolzplätzen in Gelsenkirchen verbracht? Hätten sie erst mit 14 Jahren begonnen, für Schalke und Bochum zu spielen? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich wären sie bereits mit sechs oder sieben Jahren von einem Scout des FC Schalke 04 oder des VfB Stuttgart entdeckt worden, wären von diesem Moment an hinter den Wänden eines Fußballinternats, zumindest aber in den längst professionalisierten Strukturen der Nachwuchsarbeit ihres Vereins verschwunden.

Sie wären frühzeitig geschult worden im Umgang mit Social Media, mit Journalisten, hätten Berater beschäftigt; ihre Vereine und bald auch der DFB hätten sie rundum betreut und nicht ohne Medienexperten vor Kameras treten lassen. Sie wären bereits mit 18 glatt gewesen wie der Rücken einer Kegelrobbe.

Hätten sich Mesut Özil und İlkay Gündoğan, Jahrgang 1998 und 2000, also etwa nicht am 13. Mai 2018, nur wenige Wochen vor der vorgezogenen Präsidentschafts- und Parlamentswahl in der Türkei, mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan getroffen? Hätten sie die Einladung, die sie in London erreichte, ausgeschlagen? Oder hätten sie wenigstens darauf verzichtet, Erdoğan Trikots mit ihren Unterschriften zu überreichen? Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich sogar: erst recht nicht.

Die Debatte über das Foto, das zwei deutsche Nationalspieler mit türkischen Wurzeln zusammen mit Erdoğan zeigt, ist zu einer über Mangel an Integration geworden. Es kann natürlich sein, dass Özil und Gündoğan politisch von Erdoğan überzeugt sind, und auch, dass es Teile ihrer Community gibt, die den Auftritt gut fanden. Es muss Spielern der deutschen Nationalmannschaft zudem möglich sein, sich zu mehreren Ländern hingezogen zu fühlen (was für Despoten allerdings nicht gelten sollte).

Kann es nicht aber viel eher sein, dass die beiden schlicht nicht wussten, dass sie mit diesem Foto ein höchst politisches Zeichen setzen? „Klar, wenn man für Deutschland spielt, dann vertritt man das Land und die deutschen Werte“, meinte Bundestrainer Joachim Löw. Doch was kann der DFB von Männern erwarten, die er selbst wie unmündige Schulkinder behandelt? Die er permanent abschottet, wie auch jetzt im Trainingslager in Südtirol, denen er Statements vorformuliert, denen er nicht zutraut, eigene Gedanken zu artikulieren?

Was hätte der DFB von Mesut Özil und Ilkay Gündoğan erwarten können?

Eine Spurensuche

Mesut Özil kam am 15. Oktober 1988 in Gelsenkirchen zur Welt, wuchs mit seinen Eltern, einem älteren Bruder und zwei jüngeren Schwestern in dem Mehrfamilienhaus Bornstraße 30 im Stadtteil Bismarck auf. Die Großeltern waren von der türkischen Schwarzmeerküste ins Ruhrgebiet ausgewandet, als der Vater zwei Jahre alt war. Dieser betreibt später mehrere Gaststätten in Gelsenkirchen und meldet den 7-jährigen Sohn beim Sportverein DJK Westfalia Gelsenkirchen an, schon damals gegenüber dem Trainer überzeugt: „Aus Mesut wird mal ein Großer.“ Dieser Mesut spielt bei Teutonia Schalke, bei DJK Falke Gelsenkirchen, bei Rot-Weiss Essen, kommt dann mit 14 Jahren zu Schalke. Bis dahin bleibt er ein Straßenkicker aus dem Ruhrpott, ein gewöhnlicher Junge, der nimmermüde auf dem Bolzplatz in der Nachbarschaft pöhlt, wie das Fußballspielen im Ruhrgebiet heißt.

Gelsenkirchen-Bismarck im Jahr 2018: Natürlich sind die Özils längst weggezogen, schon vor vielen Jahren, als der jüngste Sohn so viel verdiente, dass die Familie sich etwas anderes leisten konnte als eine Wohnung in dem orangefarbenen Mehrfamilienhaus, in dem es muffig riecht und dicke Fliegen durch das Treppenhaus brummen.

Rund 16.000 Menschen leben in dem Arbeiterviertel, einem Ort, an dem eine DNA des Ruhrgebiets entnommen werden könnte. Die Zeche Graf Bismarck, benannt nach dem preußischen Reichskanzler, wird 1966 stillgelegt. Nach dem Zusammenschluss der Zeche Consol mit der Zeche Hugo 1993 wird das letzte verbliebene Bergwerk bis 1995 schrittweise aufgegeben. 4.000 Arbeitsplätze gehen verloren, der Zentralförderschacht 9 der Zeche Consol aber prägt auch heute noch das Stadtteilbild. Mehrfamilienhäuser reihen sich kompromisslos aneinander, dunkler Backstein, bewohnt von Menschen mit Nachnamen die oft polnisch klingen und noch öfter türkisch.

Parallel zur Bornstraße schiebt sich die Olgastraße durch das Viertel; an einer Ecke ein türkischer Getränkemarkt, Fußballtrikots hängen zum Trocknen auf den Balkonen, einige von Schalke, andere von Galatasaray Istanbul. Und mittendrin der Affenkäfig. Ein Bolzplatz, eingehegt von einem drei Meter hohen Gitterzaun und bräunlichem Gestrüpp. Wenn die Kinder von Gelsenkirchen-Bismarck Fußball spielen, tun sie es hier. Auch Mesut Özil hat das getan, und zwar immer.

„Nichts Schlechtes über Özil schrei­ben“

Als die beiden Jungs im Affenkäfig, 12 und 13 Jahre alt, erfahren, worum es geht, sagen sie, auch sie hießen Mesut. Einer von ihnen hat obendrein viel Ähnlichkeit mit dem echten: braune Locken, große runde Augen, schmächtiger Körper. „Bester Spieler bei Deutschland“, sagt der andere, er ist kleiner, rundlicher und forscher. „Er hat es vom Affenkäfig nach Real Madrid geschafft, sagt mein Bruder.“ Dann schmettert er den Ball gegen den grünen Gitterzaun, das Mesut-Double rennt los, um ihn zurückzuholen. Als sein Freund außer Hörweite ist, sagt er: „Würde ich auch gerne. Aber ich bin nicht im Verein, wir spielen immer nur hier.“

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WM 2018 – Die Spielorte

Die Spiele sind eröffnet, hier wird gespielt. Viele der Stadien wurden extra zur WM in Russland aus dem Boden gestampft.

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Wenn es dann so weit sei, aber für Deutschland nicht reiche, würde er für die Türkei spielen. „Dann hätten wir auch Geld und könnten umziehen.“ Der Fußball als Mittel, um aus Gelsenkirchen herauszukommen, wie anderswo mit Basketball aus der Bronx . Wie steht die Familie zur Türkei und zu Erdoğan? „Okay.“

Im Dönerimbiss „umme Ecke“ sind sie sofort alarmiert: „Aber nichts Schlechtes über Özil schrei­ben“, sagt ein älterer Herr mit Onkel-Vernon-Schnauzer, der gerade sein Wechselgeld entgegennimmt. „Die Medien machen den eh schon fertig.“ Er finde Erdoğan ja selbst nicht mehr gut, aber wen solle man sonst wählen? 2017 habe er, wie rund 70 Prozent der Deutschtürken im Ruhrgebiet, noch mit mehr Begeisterung für ihn gestimmt. Heute wisse er, dass auch Erdoğan seine Versprechen nicht halte, aber immer noch besser sei als der Rest. „Aber dass alle gegen Erdoğan sind, das hilft ihm nur. Dann haben wir das Gefühl, wir müssen ihn verteidigen.“ Und Eltern seien doch bestimmt auch stolz, wenn der Sohn sich mit dem Präsidenten des Landes seiner Vorfahren treffen dürfe. „Das ist doch menschlich.“

In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte der Teammanager der deutschen Elf, Oliver Bierhoff, ihm sei schnell klar gewesen, dass Özil und Gündoğan kein bewusstes politisches Zeichen setzen wollten. Fügte dann aber, nachdem er die Debatte gegenüber der ARD zunächst unwirsch für beendet erklärt hatte, hinzu: „Es ist ganz klar, dass die Diskussion über Integration nicht beendet sein kann. Denn im Jugendbereich haben wir immer mehr Spieler mit Migrationshintergrund.“ Weil es natürlich für Bierhoff und Co. einfacher ist, die Lösung bei den türkischen Nachnamen zu suchen als bei sich selbst.

Unpolitische Zöglinge

Dabei war es der migrationshintergrundlose Julian Draxler, der nach dem Confed Cup im vergangenen Jahr einen offenen Brief an die russischen Fans schrieb und dem Land bescheinigte, den Test „mit Bravour“ bestanden zu haben. Das Fußballmagazin 11Freunde attestierte ihm, Putin hätte diesen Brief nicht schöner formulieren können. Kritische Worte zur Menschenrechtslage in Russland hat man indes noch von keinem Nationalspieler vernommen. Oliver Bierhoff versteht das: „Man muss ja davon ausgehen, dass viele die Komplexität und Tiefe des Themas nicht kennen.“ Der größte und reichste Sportfachverband des Landes hat seine Zöglinge gerne unpolitisch.

Fabian Maraun, 29, Immobilienmakler in Gelsenkirchen-Buer, hat Feierabend. Doch über Mesut, einen seiner ersten Mitspieler, redet er auch dann, wenn zu Hause eigentlich schon der Rasenmäher wartet. Drei Jahre haben sie ab 1995 gemeinsam bei Westfalia Gelsenkirchen gespielt, Fabians Vater, Ralf Maraun, war der erste Trainer von Mesut Özil. „Beibringen konnte er ihm aber wahrscheinlich auch nicht viel“, sagt Sohn Fabian, ein „supermegagroßes Talent“, das sei Mesut bereits mit 6 gewesen. Marauns Großvater, einst Bergmann in der Zeche Consol, habe damals außerdem an der Olgastraße gewohnt, direkt beim Affen­käfig.

Wenn Fabian seinen Opa besuchte, traf er dort auch Mesut Özil. „Mesut war von morgens bis abends auf dem Platz, und jeder war froh, wenn er mal mit ihm spielen durfte.“ Wenn Maraun spricht, kann man sich gut vorstellen, wie er es schafft, einem ein Haus zu verkaufen, das man gerade noch schrecklich fand. Er kann nicht reden, ohne immer auch ein bisschen zu lachen.

„Nie was anderes gemacht als Fußball spielen“: Mesut Özil (Zweiter von rechts) in der 10. Klasse Foto: Gesamtschule Berger Feld

Maraun sagt, er könne sich an kein Spiel erinnern, in dem Mesut nicht mindestens drei, vier, fünf Tore geschossen habe. Woran er sich indes auch nicht erinnern könne, sei ein Mesut, der noch irgendetwas anderes gemacht habe als Fußball spielen. „Ich habe ihn nie anderswo gesehen.“ Sehr höflich und schüchtern sei Mesut gewesen, nur auf dem Fußballplatz, da eben nicht. „Er hat mit dem Ball das ausgedrückt, was er mit der Sprache nicht vermochte“, sagt Maraun. Über Politik, Herkunft oder Religion wurde nie geredet. „Im Ruhrgebiet werden wir alle multikulti groß, es hat nie eine Rolle gespielt, woher die Eltern oder Großeltern kamen.“ Und das jetzt, was sagt es über ihn aus, dieses Treffen mit Erdoğan? „Nichts, absolut nichts. Mesut wird sich nichts dabei gedacht haben, davon bin ich überzeugt.“

Vorbilder auf Instagram

Auch früher waren Fußballer selten für ihre dezidiert politischen Analysen bekannt. Berühmt etwa die Aussage von Berti Vogts zur WM unter der Videla-Diktatur in Argentinien 1978, er habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen. Doch die Rundumbetreuung der Fußballspieler, die Erziehung zur Unselbstständigkeit, sie beginnt immer früher, nimmt immer extremere Formen an. Und hemmt die Entwicklung einer eigenen Haltung, vor allem einer politischen. Gleichzeitig hat sich der Einfluss der Fußballstars enorm verstärkt, jeder betreibt eigene Accounts auf In­stagram und in anderen sozialen Netzwerken.

Die Spieler haben eine Vorbildfunktion, die sie nur unzureichend erfüllen können. Solange sie die Nationalhymne singen oder Besuch von Angela Merkel bekommen, sollen sie politische Botschafter sein. Gerade die Nationalelf agiert stets in der Nähe zur großen Politik. Was aber „da draußen“ tatsächlich vor sich geht, was gesellschaftspolitisch relevant ist, das bekommen sie immer weniger mit. Und so realisieren sie auch nur unzureichend, wenn sie von politischen Schwergewichten instrumentalisiert werden. Profitieren von der aktuellen Debatte dürfte nämlich nur Erdoğan – seine Leute machten das Foto öffentlich.

Alexander Richter ist Leiter der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum. İlkay Gündoğan kannte er mal sehr gut, früher legte er oft Extratrainingseinheiten ein, um ihn zusätzlich zu fördern. Zehn Jahre später sitzt Richter in seinem Büro beim Zweitligisten, durch das Fenster weht die warme Luft eines Junitags und unten, vier Stockwerke tiefer, röhrt ein Rasenmäher. Richter, herzliches Gesicht, Bart und große Ohren, schließt das Fenster. Gündoğan, das sei „ein überragender Typ“ gewesen, ein „richtig guter Charakter“, jemand, mit dem man gute Gespräche über den Fußball und über die Schule führen konnte, „immer ehrlich, immer geradeheraus“.

Wie passt das zu einem jungen Mann, der Erdoğan die Worte „für meinen Präsidenten, hochachtungsvoll“ aufs Trikot schreibt? „Ich würde ihn schon so einschätzen, dass er weiß, was er tut“, sagt Richter. „Aber ich glaube, dass er unterschätzt hat, was das für Wellen schlagen würde.“ Bruder Ilker, Dozent an der Uni Bochum, der sich in einem Blogbeitrag zu Wort meldete, bezeichnete İlkay als „unpolitisch, aber keineswegs dumm“. Das würde dafür sprechen, dass Gündoğan zwar wusste, mit wem er sich da trifft, ihm aber etwa die Nähe zur Wahl in der Türkei nicht bewusst war. Richter überlegt kurz. Über politische Bildung innerhalb der Vereine könne und sollte vielleicht sogar verstärkt nachgedacht werden. „Aber dafür fehlt schlicht die Zeit. Da hat sich in den vergangenen paar Jahren unheimlich viel geändert. Die Trainingsintensität ist extrem hoch geworden, die Schulzeit hat sich gleichzeitig auf G8 verkürzt, das fällt alles auf die Spieler zurück.“

Auch beim VfL Bochum wird längst nicht mehr allein auf die fußballerische Leistung geachtet. Wer in der Schule abfällt, wird aus dem Training genommen, für die Hauptfächer gibt es Nachhilfeangebote. Um ein Talent herum sind etliche Fachbereiche aufgebaut, der Scoutingapparat, die Videoanalyse, die Leistungsdiagnostik, eine pädagogische Leiterin, eine Sozialpädagogin, ein Sportpsychologe. 110 Mitarbeitende sorgen für die sportliche und mentale Gesundheit der Spieler – und für das Image: Social-Media-Training mit einer Werbeagentur soll den Spielern vermitteln, was sie auf Instagram und Snapchat posten dürfen und was nicht.

Talentsichtung im Ruhrgebiet

Bereits im jüngsten Jahrgang, der U9, fangen die Scouts an, in der näheren Umgebung Talente zu sichten, in Hattingen, Witten, Dortmund. Je älter die Spieler werden, desto größer werden die Kader, und desto weiter wird der Radius, aus dem Spieler nach Bochum geholt werden. „Teilweise ist es schon bei den 8-Jährigen ein Hauen und Stechen, wer jetzt diesen einen Jungen bekommt.“ Sechs leben im Internat des Vereins, sie kommen aus München, Frankfurt, Leipzig. 25 Fahrer bringen die Spieler jeden Tag zum Trainingsgelände und wieder zurück, alle sieben Wochen werden sie getestet. „Wir sind für ein Rundumpaket verantwortlich“, sagt Richter.

Bei anderen Vereinen sind es bis zu 50 Spieler, die im vereinseigenen Internat leben. Spieler unter 14 Jahren haben die ersten Verträge mit Nike, Adidas und Puma und werden dann für enorme Summen vom nächsten Verein verpflichtet. Manche würden aus dem Ausland geholt, verdienten schon in der A-Jugend bis zu 15.000 Euro im Monat und dann, irgendwann, komme die Formkrise.

„Ich habe die dann nachher hier sitzen, die Jungs aus Australien, die völlig fertig sind und fragen, ob sie jetzt zum VfL kommen können.“ „Nee“, sagt Richter. „Nee, das würde ich auch nicht unterstützen, wenn wir als VfL das Geld dazu hätten. Das sind Jugendliche, Kinder, da sollten wir alle unserer Verantwortung gerecht werden und uns genau überlegen, ob wir die aus ihrem so­zialen Umfeld reißen.“

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Und der DFB? Macht mit bei alldem. Veranstaltet jedes Jahr im Sommer ein bundesweites Sichtungsturnier, auch schon für die U15-Nationalmannschaft. Betreibt 366 Stützpunkte, verpflichtet die Erst- und Zweitligavereine gemeinsam mit der DFL dazu, Nachwuchsleistungszen­tren zu führen; 54 gibt es davon mittlerweile. Alles soll stimmen, die Fitness, die Ernährung, die psychische Gesundheit. Und die politische Müdigkeit? Vor WM-Endrunden werden schon mal Themenabende zu dem Austragungsland anberaumt. Das ist schmusig, gefühlig, das kann man machen. Beim Thema Türkei agierte der DFB dagegen passiv, um Verständnis winselnd. Er hätte etwa einen türkischen Exilanten wie den Journalisten Can Dündar ins Trainingslager nach Eppan einladen können, schottete sich aber lieber ab. Und sendete damit auch die Botschaft an Spieler und Öffentlichkeit: Wir sitzen das aus, wir übernehmen für euch, sind bei alldem aber bloß nicht politisch.

Schulen kooperien

Alexander Richter sagt: „Wir wollen schon, dass unsere Jungs ihren Kopf benutzen, sich nicht nur auf den Fußball fokussieren, Werte erlernen. Bei uns auf dem Platz und in der Kabine wird zum Beispiel so gesprochen, dass es alle verstehen – also Deutsch. Wer einmal etwas Rassistisches sagt, würde hier eine Stunde später nicht mehr spielen. Aber ich kann auch nicht zu allen nach Hause fahren und fragen, wie die politische Einstellung ist – will ich auch nicht.“ Der Rasenmäher ist aus. „Für ein bisschen was ist ja auch die Schule verantwortlich.“

Bis zur mittleren Reife hat Mesut Özil die Gesamtschule Berger Feld in Gelsenkirchen besucht, 1.400 Schüler, 120 Lehrer, Migrationsanteil bei 40 Prozent – gedeckelt. Auf dem Parkplatz vor der Schule stehen Autos mit Kennzeichen aus dem gesamten Ruhrgebiet, an den Innenspiegeln hängen Wimpel von Schalke 04 und Beşiktaş Istanbul, von der Decke der Eingangshalle Fahnen von Ghana, Tschechien, der Türkei. 2007 wurde die Schule vom DFB als vierte in Deutschland als Eliteschule des Fußballs ausgezeichnet. An einer Wand im linken Seitenflügel, da hängen sie alle, die die Schule besucht haben und Profis wurden: Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Julian Draxler, Joel Matip, viele mehr – die Schule kooperiert mit Schalke 04, hat das Trainingsgelände des Vizemeisters nebenan.

Jochen Herrmann ist stellvertretender Schulleiter, er trägt schicke Schuhe zu Jeans, ein Poloshirt der Marke Ralph Lauren – in Schalke-Optik. Die da hängen, hat er alle persönlich gekannt, zum Teil unterrichtet, zum Teil trainiert, auch Mesut Özil. „Mesut, der war ganz zurückhaltend, ganz schüchtern, ein einfacher, schlichter Junge“, sagt Herrmann. „Bei alledem herzensgut. Wenn wir Hilfe brauchen, ist er immer zur Stelle, spendet, bringt sich ein.“ Nie wolle er, dass die Schule das dann an die Medien weitergebe, damit er nicht belagert wird. Wie jetzt, da er sich nicht zu dem Foto mit Erdoğan äußern will. Aus Arroganz, Uneinsichtigkeit, Überzeugung? „Nein. Mesut ist das alles nur zu viel. Er hat sich bei dem Termin nichts gedacht, und dafür soll er sich rechtfertigen. Das überfordert ihn. Der Junge will einfach nur Fußball spielen.“

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Mit großen Schritten und selbstbewusst geleitet Herrmann durch seine Schule, er führt in das Büro von Thomas Kaiser. Sozialarbeiter, Sportmentor – der, zu dem alle kommen können, wenn was ist, der mit dem gezwirbelten Bart und dem Gesicht voller Lachfalten. Als die Özils und Höwedesse an der Schule mehr wurden, wurde umstrukturiert, der junge Mensch sollte stärker in den Vordergrund rücken, der Schulabschluss, aber eben auch das persönliche Befinden.

Politische Unmündigkeit

Kaiser, wie ihn alle nur nennen, kümmert sich vor allem um die Leistungssportler, jene, die neun Stunden am Tag zur Schule gehen, nachmittags trainieren und am Wochenende in einer der Nachwuchsmannschaften von Schalke spielen. Morgens ab 5.30 Uhr werden sie von einem Fahrdienst abgeholt und zur Schule gebracht. Bis 15.30 Uhr ist Unterricht, dann anderthalb Stunden Pause, ab 17 Uhr Training. Der Letzte, der abends vom Fahrdienst zurückgebracht wird, ist gegen 21.30 Uhr zu Hause. „Dann sind die feddich“, sagt Kaiser. Was dann alles auf der Strecke bleibt: andere Hobbys, Beziehungen, die Jugend. Und politische Bildung?

„Aus’nem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz“, sagt Kaiser, „und ein politischer schon mal gar nicht.“ Er lacht ein Lachen, das wie ein Bellen klingt, doch er wird auch schnell wieder ernst. „Emre Can, der Erdoğans Einladung ausgeschlagen hat, hat zwar gezeigt, dass es anders geht“, doch in der Regel würden die Jungs die wenige Freizeit, die sie haben, nun mal nicht gerade hinter einer Zeitung verbringen. „Die bekommen doch von draußen nichts mit.“ Deshalb empfinde er auch den moralischen Zeigefinger, den der DFB nun über zwei seiner Spieler erhebe, wohlfeil und „ganz schön heftig“. „Der DFB sagt doch selbst, man wolle unpolitisch sein, auch innerhalb der Nachwuchsleistungszentren.“

Was die Schüler über ihre Schulbildung hinaus erfahren, ist abhängig von Menschen wie Kaiser, die wissen, dass der Geschichtsunterricht nicht genügt. Schon gar nicht, wenn der Kopf schon beim nächsten Spiel oder der Frage ist, ob man vom Verein übernommen wird. Wenn nichts wichtiger ist als der Traum, Profi zu werden. „Ich versuche, mit den Jungs auch mal über Parteien und die Funktion von Gewerkschaften zu sprechen. Wenn dann die Reaktion kommt, das regele später doch eh alles der Berater, dann sach ich ihnen natürlich, dat is Kappes.“ Doch weil der Einfluss der Berater irgendwann so groß sei, müssten auch von anderer Seite Impulse kommen. Kaiser sagt, er schreite auch ein, wenn er zum Beispiel Pro-Erdoğan-Rufe auf dem Schulhof höre. Aber eben nur, weil er Kaiser ist, und nicht, weil er den Auftrag hat, das zu tun. Eine Anfrage der taz ließ der DFB unbeantwortet.

Erdem Canpolat ist 17, Torhüter in der Nachwuchsabteilung des FC Schalke 04. Allein mit der Presse telefonieren darf er nicht, „das wird nicht so gern gesehen“, sagt die Medienbeauftragte. Möglich wäre nur, Fragen per E-Mail zu schicken, damit der Spieler diese in Absprache mit Trainern und Pressesprechern beantworten kann. Zur Debatte über Özil und Gündoğan schreibt er: „Ich denke, dass Fußball im politischen Kontext keine Rolle spielen sollte. Wenn man sich das negative Medienecho vor Augen führt, sieht man, dass diese Aktion nicht so clever war.“ Politisches sei ihm indes „fast ausschließlich im Politikunterricht“ begegnet – und das solle auch so bleiben.

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43 Kommentare

 / 
    • @R. R.:

      Auch sehr interessant (ab min 02:20):

      https://www.youtube.com/watch?v=4TafDF8lv8U

       

      Der Junge Mesut Özil scheint von irgendwelchen Fußballfunktionären quasi zur deutschen Staatsbürgerschaft genötigt worden zu sein.

  • Wieso ist Erdoğan ihr Präsident, wenn angeblich der Ruhrpott ihre Heimat ist? Das passt nicht.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Fussball und Integration ist ein weitesten Feld Wie steht Zinedine Zidane zu algeriens Staatpräsidenten Bouteflika? Wird er der Nachfolger von Diedier Deschamps? Und damit der erste Nationaltrainer mit Migrationshintergrund? Seit arabischstämmige Franzosen in einem Freundschaftsspiel Frankreich Algerien die Marseillaise schamlos ausgepfiffen haben, wird immer wieder der Patriotismus der Kicker mit Migrationshintergrund in Frage gestellt, vor allem der von Karim Benzema. Nur Zizou steht über alles und schwebt über den Wolken und läuft über das Wasser. Aber unsere beiden Erdo-Kicker sind im Vergleich zu Zizou eben nur sterbliche Fussballer mit Talent und müssen daher eben mehr aufpassen mit wem sie sich da ablichten lassen, um nicht ins schlechte Licht gerückt zu werden. Man kann auch davon ausgehen, dass sie wissen, dass ihr präsidentialer Fussballkumpel vom Bosporus es mit der Demokratie und der Pressefreiheit, Lehrfreiheit, Freiheit ganz einfach nicht so genau nimmt.

  • Der Artikel wirft beide Spieler in einen Topf: Türkische Vorfahren, im Pott geboren, n bissl Unterschicht aber Strassenfussballer, Klischee erfüllt. Aber İlkay Gündogans Heimat ist vermutlich viel eher unser schönes Nürnberg, wo er aufgewachsen ist und hier am Bertolt-Brecht-Gymnasium sein Abitur gemacht hat und dann auch beim 1. FCN gespielt hat (und er twittert noch heute an uns Klubfans, jüngst hat er zum Aufstieg gratuliert...). Der Artikel zeichnet die Stereotype des bildungsfernen MigHiGru-Streetkickers, der keine Ahnung von Geschichte und Politik hat, ja mei. Aber davon ist „unser“ Ilkay Universen entfernt. Um so mehr waren hier viele in Nürnberg verdutzt: was hat ihn da in London nur geritten?!

  • Naivität spielt eine zentrale Rolle, bei dem was sich Integration nennt. Abgesehen davon, dass man kaum darüber redet, was sie im Detail zu bedeuten hat, geht man davon aus, dass jemand der hier geboren ist, mehr oder weniger automatisch deutsch wird. Die Sozialisation eines Menschen findet aber hauptsächlich in der Familie und im unmittelbaren Umfeld statt und nicht irgendwo draussen in der Gesellschaft. Man muss nicht in die Ferne schweifen für ein gutes Beispiel. Aus den "Ossis" sind bisher keine "Wessis" geworden oder umgekehrt, weil Kultur, Tradition und Geschichte einer Gesellschaft sich nicht in Luft auflösen oder aus den Köpfen der Menschen verschwinden wegen äusserlicher Veränderungen. Sozialisation kann man nicht ausziehen wie eine Unterhose. Bei türkischen Auswanderern spielt zusätzlich noch der seit Atatürk hochgehaltene Nationalstolz - der etwa heisst - einmal Türke immer Türke, nur wer türkisch spricht ist ein richtiger Patriot, die türkische Kultur ist anderen überlegen, etc.- eine wichtige Rolle. Nicht erst die AKP-Regierung hat dieses nationale Selbstverständnis auch im Ausland massiv gefördert. Dafür waren etwa die von der Türkei bezahlten Imame in den Moscheen zuständig und das schon zu Zeiten als der türkische Staat noch laizistisch war. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch in der 2. und 3. Generation Türken sich eben noch als Türken fühlen und der Besitz eines deutschen Passes an der Identität dieser Menschen nicht viel ändert. Die heutigen kritischen Stimmen gegen dieses Türkentum, das seit ein paar Jahren noch den Islam beinhaltet, kommen nicht per Zufall von Intellektuellen, Nichtreligiösen und Kurden, die sich diesem Land und dem aktuellen Präsidenten nicht oder nicht mehr verbunden fühlen. Ich bin überzeugt davon, dass Özil und Gündogan etwas für sie ganz Selbstverständliches getan haben. Der Ball liegt bei uns, wenn wir das nicht wollen. Integration ist eine komplexe und langwierige Arbeit.

  • Wenn Spieler ihre Fragen nur in Absprache mit ihrem Trainer beantworten dürfen, klingt das schon sehr nach betreutem Denken. Ich weiß nicht, ob die beiden die deutsche Staatsangehörigkeit haben oder nicht oder vielleicht beide, Fakt scheint ja aber zu sein, daß sie bei Erdogan von "ihrem" Präsidenten gesprochen haben. Das ist doch zumindest merkwürdig. Hier aufgewachsen, aber "die Heimat" ist die Türkei oder was ? Nun gut, wenn man die Nationalmannschaft einfach als Arbeitsplatz betrachtet, ist es in Ordnung. Aber die Weltmeisterschaft gilt ja wohl den meisten nicht nur als Arbeitseffizienstest, oder ?

  • Wenn es etwas gibt, das mir NICHT fehlt, das ist das ein "Arbeitskreis kritischer Nationalspieler im DFB" o.ä.

     

    Die sollen kicken. Mögen sie sich fotografieren lassen mit wem sie wollen, Lambos in Camouflage-Lack fahren, mit oder ohne Führerschein, jeden Tag ein anderer Undercut...für die politische Willensbildung sind sie nicht zuständig.

     

    Wir sind doch nicht blöde!

  • Ob Mesut Özil mit seiner Werbung für den Islam (z.B. durch medial begleitete Mekkkareise) oder durch seine Defizite der deutschen Sprache nun ein super Vorbild für die Orientierung suchende Jugend ist, sei mal dahingestellt.

     

    İlkay Gündoğan ist jedenfalls ein knallharter (und berechnender) Kapitalist, der mit seinen Geschäftspartnern in der Türkei große Pläne hat und dafür das Wohlwollen des dortigen Präsidenten braucht. Dass so jemand in der TAZ verteidigt wird, ist schon sehr komisch ...

  • 8G
    87233 (Profil gelöscht)

    Lasse es doch endlich sein Leute. Er hat einen Fehler gemacht, hat sich entschuldigt.

    Das ist inzwischen einen Hetzjagd geworden, und gleichzeitig wündern wir uns über Integrationsprobleme?

  • Wollen...

     

    Ja, wie konnte das nur passieren mit der schlechten Integration?

    Kann es sein, dass einige Leute sich gar nicht richtig integrieren wollen?...

  • In der Sache - als in die Jahre gekommener Leistungssportler

    (~> bis Rudermekka Ratzeburg - mit

    20 - 4 DM) - Resümee - short cut ~>

     

    ”If you want to build charakter?

    Try something else!“ by

    Ogilvie/Tutko 1971

    &

    ”Über politische Bildung innerhalb der Vereine könne und sollte vielleicht sogar verstärkt nachgedacht werden. „Aber dafür fehlt schlicht die Zeit. Da hat sich in den vergangenen paar Jahren unheimlich viel geändert. Die Trainingsintensität ist extrem hoch geworden, die Schulzeit hat sich gleichzeitig auf G8 verkürzt, das fällt alles auf die Spieler zurück.“ ”

    &

    ”Der DFB sagt doch selbst, man wolle unpolitisch sein, auch innerhalb der Nachwuchsleistungszentren.“

    &

    ” Das sind Jugendliche, Kinder, da sollten wir alle unserer Verantwortung gerecht werden und uns genau überlegen, ob wir die aus ihrem sozialen Umfeld reißen.“

    &

    ”Teilweise ist es schon bei den 8-Jährigen ein Hauen und Stechen, wer jetzt diesen einen Jungen bekommt.“

    & Genau Genau

    ”Doch die Rundumbetreuung der Fußballspieler, die Erziehung zur Unselbstständigkeit, sie beginnt immer früher, nimmt immer extremere Formen an. Und hemmt die Entwicklung einer eigenen Haltung, vor allem einer politischen.…“

     

    Noch Fragen*!*

     

    unterm——->

    Inwieweit eine solches befeuernde

    Sportförderung der Öffentlichen Hand!

    Unsere Höschenschnüffler vorweg! Gell

    Mit dem Grundgesetz dieser Republik vereinbar ist - in der heutigen Form!

    Kann sich jeder selbst beantworten!

    Nö! Never ever! That’s fact!

     

    ps Ja. Feiner kluger Artikel. Danke.

  • Sagen Sie mal, gibt es kein wichtigeres Thema auf der Welt? Da machen zwei Nationalspieler einen Fehler (sehe ich auch so) und die gesamte Presse hat über Wochen nichts anderes zu tun, als sich darüber aufzuregen, scheinschlaue Kommentare zu verfassen, langatmige Analysen (wie Sie gerade in einer TITELGESCHICHTE!) abzusondern usw. Wohl denen, die keine anderen Probleme haben!

  • Özil ist religiös und bewegt sich schon seit längerem im Dunstkreis von Erdoğan. Gündoğan, der reflektiertere von Beiden hat wichtige Geschäftsbeziehungen mit der Türkei. Da geht ohne AKP nichts. Sie sind also Beide Unterstützer von Erdogan. Und was heißt das jetzt für die Nationalmannschaft?

  • Fußballer dürfen sich scheinbar alles erlauben. Da fällt den Journalisten, selbst in der taz, immer was ein, warum dem Herrn Spieler dieses oder jenes passiert ist. Bloss keinen schwarzen Fleck auf die weiße Weste schreiben. So nicht.

    Siehe drittes Bild: https://www.apopluto.de/

  • Darf ich mal diesen Artikel nicht nur für seine gute Menschenbeobachtung loben, ssondern auch für sein gutes und fehlerfreies Deutsch? Findet man selten. Taz, vielleicht solltet Ihr diese Volontärin einstellen!

    • @miri:

      Sondern schreibt man mit einem s

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele deutsche Staatsbürger, die nicht aus dem Dunstkreis der AFD oder eben der türkischen AKP kommen, Erdogan als 'ihren Präsidenten bezeichnen wollen! Und irgendwie repräsentieren Spitzensportler wie eben die Leute in der Nationalmannschaft Fussball doch die Nation. Und dort haben solche Sympathisanten von Demagogen eben nichts zu suchen. Das soll sich auch der Löw mal klarmachen!

    • @fvaderno:

      Ein Demagoge ist ein Volks(ver-)führer. Einer, der weiß, wo’s lang geht. Zum Beispiel in Richtung Erfolg, Ruhm und Wohlstand. Ursprünglich war die Bezeichnung eine Art Ehrentitel. In etwa das, was heute der Titel des Bundesjogi ist. Genau deswegen darf, wer als Spitzensportler die deutsche Nation repräsentieren und dabei das tun will, was er gut kann und was ihm Spaß macht (z.B. Fußball spielen), mit Demagogen aller Art gar kein Problem haben. Er kommt nämlich nicht all zu weit, wenn er den diversen Leitern, Diagnostikern, Scoutjägern, Psychologen und Lehrern ständig widerspricht, weil er sich drüber ärgert, dass sie sich ständig widersprechen und ihn trotz allem kommandieren wollen.

       

      Der oberste Demagoge des deutschen Fußballs ist derzeit der Bundestrainer. Mesut Özil mag noch so talentiert, ehrgeizig und artig sein – für seinen „Fehltritt“ muss er büßen auf Geheiß des Oberlöwen. Schon, weil es nervt, wenn ständig irgendwer die Sache anspricht. Den meisten Medienleuten ist das alles vollkommen egal. Am aller egalsten aber ist ihnen das Schicksal solcher Leute wie Özil, die alles haben, was sie selber gerne hätten. Sie mögen ja täglich mehrere Zeitungen lesen als jeder Retorten-Fußballer, das macht sie allerdings noch nicht zu Menschen mit politischem Bewusstsein. Die meisten Spitzen-Journalisten wollen das, was beinahe alle Spitzenleute wollen: siegen und damit reich, berühmt und glücklich werden. Dass das erstrebte Privatglück alles andere als unpolitisch ist, werden sie nie begreifen. Sie müssten ihren Traum sonst sofort aufgeben. Und wer will das schon? Löw jedenfalls nicht.

  • ihre heimat ist natürlich nicht der ruhrpott, sondern die türkei. so wie bei jedem normalen zugezogenen, wie mir, hier maximal ein wohnort aber niemals heimat ist. wie sollte es auch., wenn die deutschen ihr land und das wort heimat selbst so hassen.

    • @Pitti Platsch:

      Die sind da nicht zugezogen, die sind da geboren. Bitte mal im Artikel nachlesen.

    • @Pitti Platsch:

      Kann ich so nicht bestätigen.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...frönt die taz nun dem Nationalsozialismus?!

    • @81331 (Profil gelöscht):

      vielleicht mal die Brille putzen, dann geht das braun weg und es wird wieder heller.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Wissen Sie überhaupt was Nationsozialimus war - bedeutete und für Folgen hatte?

       

      Ich finde es richtig schlecht wegen jedem bisschen alles und jeden mit Nationalsozialismus zu vergleichen bzw. gleichsetzen.

       

      Der inflationäre Umgang mit dem Begriff führt zu einer Verniedlichung des schlimmsten Horror Regimes was es wohl gab. Das ist doch nicht in ihrem Interesse ist vermute ich mal.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...achja, wenn hier jemand "unterbelichtet" ist, dann sind es die Deutschen.

  • Für uns Nürnberger war Gündogan immer einer von uns, auch wenn erwähl im Pott geboren wurde. Er hat am Bertilt-Brecht-Gymnasium Abi gemacht, ein wacher Kerl und mit einen ganz anderen Hintergrund als Özil. Drum hat es mich und andere hier um so mehr verdutzt, dass ausgerechnet ER diesen Spruch aufs Trikot geschrieben hat. Als er beim Klub gespielt hat, war er immer einer der „Intelektuellen“, während die anderen peinliche Interviews gaben. Allmächd, Ilkay, was hat dich da in London bloß geritten?

  • Özil und Gündoğan haben sich nicht mit dem Präsidenten des Landes ihrer Vorfahren getroffen, sondern mit IHREM Präsidenten. Sie haben es selbst geschrieben.

     

    Ich finde es krass, wenn sie jetzt als ein bisschen unterbelichtet dargestellt werden.

     

    Es ist doch völlig in Ordnung, wenn sie sich als Türken fühlen. (Um "Sich-hingezogen-fühlen" geht es doch gar nicht.)

     

    Nur als Repräsentanten einer deutschen Identität wirken sie dann allerdings nicht glaubwürdig.

     

    Das ist dann aber auch so und völlig normal.

     

    Fußball als Millionengeschäft lebt nun mal von der fiktiven Gruppenidentität.

     

    Und wenn Özils Vater bereits mit 2 Jahren nach Deutschland kommen ist und sein Sohn noch immer nicht mit dem Herzen in Deutschland angekommen ist, ist das natürlich ein Symptom mißlungener Einwanderungspolitik.

     

    Das muß man nicht schönreden, man muß es aber auch nicht als moralische Verfehlung skandalisieren.

     

    Aber die Einwanderungspolitik sollte man ändern. Wobei sich ja schon einiges in den vergangenen Jahrzehnten geändert hat.

    • 8G
      81331 (Profil gelöscht)
      @rero:

      ...aber Merkel in der 'Kabine' ist okay?

      Wie verlogen ist DAS denn?

      Deutschland macht Geschäfte mit der Türkei, zahlt der Türkei Geld, damit 'Flüchtlinge' zurück gehalten werden, aber Özil und Gündogan sind die 'Bösen'?!!

      Gehen Sie doch zu Frau Merkel, Herrn Seehofer & Co.!

      • @81331 (Profil gelöscht):

        Wie kommen Sie auf die Idee, Özil und Gündogan seien aus meiner Sicht die Bösen?

         

        Ich habe ausdrücklich geschrieben, es gebe nichts , was man als moralische Verfehlung skandalisieren müsste.

         

        Ich finde es nämlich wirklich nicht schlimm.

         

        Zu Merkel und zu Seehofer zu gehen, ich gerade wohl etwas schwierig. :-) Da müsste man sich wohl entscheiden. ;-)

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Also wenn ich es richtig weiß, gibt es ja auch die doppelte Staatsangehörigkeit bei Russinnen und Russen.

     

    Gäbe es nun Spieler in der Nationalmannschaft mit diesem Zuschnitt und hätten diese sich wie die beiden Deutsch-Türken mit Erdogan, mit Putin getroffen, wäre die Aufregung nicht so groß gewesen.

     

    Ist nur eine Arbeitshypothese. Wer es besser weiß, soll es sagen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Ich würde drauf tippen, es hätte bei den meisten Fußballfans einen ähnlichen Effekt.

       

      Bei Fußballfans geht es um Gruppenidentität. Es spielen eben nicht Mesut und Marco und Mario & co., sondern "Deutschland".

       

      Wenn da nun ausgerechnet ein Repräsentant dieses Wir-Gefühls öffentlichkeitswirksam signalisiert, dass er dieses Wir-Gefühl nicht teilt, fühlen sich die anderen vor den Kopf gestoßen.

       

      Der Buff wäre wohl leichter, wenn es beispielsweise um den König der Niederlande ginge.

       

      Putin wie Erdogan werden in der deutschen Presse eher negativ dargestellt.

       

      Das Ganze liegt in der Logik des Systems. Nur wegen dieses Systems aber verdienen Mesut und Marco etc. so viel Geld.

       

      Ist aber auch nur eine Hypothese.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...selbst die taz stimmt ein, in die rechten Hasstiraden.

    Der deutsche Faschismus/Nationalismus im Jahre 2018.

    Willkommen, im Land der Dichter und Denker ; )

    • @81331 (Profil gelöscht):

      Wo sehen Sie denn die rechten Hasstiraden?

      • @rero:

        Der Vorwurf, dass sie sich gegen Deutschland gewendet haben ist rechte Hetze .

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @rero:

        ..."Wie konnte das bloß passieren?"

        Reicht das?!!

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Ich habe die Überschrift als Ironisierung verstanden.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Das soll eine Hasstirade sein?

        • 2G
          2730 (Profil gelöscht)
          @81331 (Profil gelöscht):

          Ich weiß, meine vorherige Antwort war ein wenig kurz. Aber Dein Vorwurf an die Adresse der taz auch. Passt also.

        • 2G
          2730 (Profil gelöscht)
          @81331 (Profil gelöscht):

          Nö.

  • Haben die Shitstormer echt ein so armes Leben, dass sie sich über die Symbolmanöver eines suboptimal aufgestellten Despoten aufregen müssen?

  • Oh super, jetzt kann ich mich endlich bei Dominik Johnson entschuldigen,

    als er versucht hat eine Erklärung für den Einmarsch der Türkei in Afrin

    zu formulieren //http://www.taz.de/!5477552/

     

    Eine Debatte um Pazifismus vonnöten, siehe auch das Nato Militärmanöver dieser Tage, passend zum Auftakt der WM. Wieviel Trump braucht es denn noch?

     

    In diesem Sinne auch ein Appell an die Verantwortlichen in der Türkei, zu einem korrekten und fairen Ablauf der Wahlen in der Türkei.

  • Danke - Wat höbt wi lacht!;)

     

    “Es muss Spielern der deutschen Nationalmannschaft zudem möglich sein, sich zu mehreren Ländern hingezogen zu fühlen (was für Despoten allerdings nicht gelten sollte).“

     

    “Geh ins Bett - ’n besseren Witz machste heute nicht mehr!“

    Pflegte miin Mouder solche - öh ”Rohrkrepierer in der Abseitsfalle“ - zu kommentieren!

    Zu recht - You made my day!;))

     

    unterm——>

    Angesichts der Häufung solcher Griffe ins Klo!

    Sitzt ihr derzeit alle vorm fernie oder was *¿*