Ökowärme zahlt sich aus: Wärmepumpe oder Gasheizung?
Viele zögern noch, ihre fossile Heizung abzuschaffen. Neue Berechnungen zeigen, ab wann sich klimafreundliche Energie rentiert.
Der Markt ist unübersichtlich. Es gibt zahlreiche Anbieter, die Wärmepumpen verkaufen oder gleich ganze Systeme mit Solaranlage, Batteriespeicher und digitaler Steuerung. Alle versprechen Einsparungen. Und nach der ganzen politischen Debatte über das Heizungsgesetz, die mehr verwirrt als geholfen hat, fragen sich viele Hausbesitzer ohnehin, ob sie nicht lieber einfach warten sollen. Oder doch auf eine neue Gasheizung setzen.
Untersucht wurden typische Einfamilienhäuser von 1980 und 2005 sowie ein Reihenhaus von 1990. Das Modell berücksichtigt die typische Wohnfläche – vor 40 Jahren etwas größer als vor 20 – Baumaterialien und Normen. Die Experten ermittelten den typischen Strom- und Heizbedarf eines Zwei- und eines Vier-Personenhaushalts und verwendeten Wetterdaten aus Essen und München. Um die Strom- und Gaspreise für die kommenden Jahre zu schätzen, nutzten die Studienautoren ein Modell des Fraunhofer ISE in Freiburg, das steigende CO2-Preise und Netzentgelte beim Gas berücksichtigt, außerdem steigende Ausbaukosten des Stromnetzes. Die Gebäude waren nicht energetisch saniert.
Betrachtet werden unter anderem Anschaffungskosten, Abnutzung, Inflation und laufende Kosten über 20 Jahre. Strom wird bei der Wärmepumpe für Haushalt, Warmwasser und Heizung benötigt. So gehen die Experten für das Reihenhaus von 1990 davon aus, dass eine Wärmepumpe nebst Solaranlage 29.277 Euro kostet. Die staatliche Förderung ist da schon abgezogen. Die Betriebskosten über 20 Jahre betragen 37.150 Euro, gutgeschrieben werden 6.196 Euro für eigene Stromeinspeisung, was Gesamtkosten von 60.231 Euro bedeutet. Eine neue Gasheizung kostete 75.237 Euro.
Wärmepumpe rechnet sich nach 13 Jahren
Natürlich unterscheiden sich schon in einer Siedlung die Häuser, selbst wenn alle zur selben Zeit gebaut wurden. Und jede Familie lebt anders. Entsprechend rechnet sich womöglich eine Wärmepumpe anders als in den Beispielen. Laut Dirk Müller, Professor am Lehrstuhl für Gebäude- und Raumklimatechnik der RWTH Aachen, sind sie aber repräsentativ, zeigen also, was realistisch möglich ist.
Für ein Einfamilienhaus von 1980 rechnet sich eine Wärmepumpe in Verbindung mit Solaranlage und Batteriespeicher bereits nach 13 Jahren. Für das Reihenhaus von 1990 sind es zwölf bis 13 Jahre. Im neueren Haus von 2005 dauert es 13 bis 15 Jahre. Die Anlagen unterscheiden sich deutlich im Betrieb. So kostet eine neue Gasheizung in einem Haus von 1980 jährlich 6.393 Euro, Wärmepumpe, Solaranlage und Batterie liegen bei 2.870 Euro. Im Haus von 2005 betragen die Ausgaben 2.947 Euro und 815 Euro.
Bei den CO2-Emissionen über 20 Jahre unterscheiden sich Gasheizung und Wärmepumpenkombination deutlich: Für das Haus von 1980 fallen mit einer Gasheizung 162 Tonnen an, mit Wärmepumpe, Solaranlage und Batterie sind es 26. Das Haus von 1990 schickte mit einer Gasheizung 64 Tonnen in die Luft, mit der Wärmepumpen-Kombi wären es zehn Tonnen. Beim Haus von 2005 sind es 66 und neun Tonnen.
Ebenfalls durchgerechnet haben die Experten der RWTH, wann sich kleine Investitionen etwa in LED-Sparlampen oder einen Sparduschkopf rechnen. Beim Balkonkraftwerk sind es drei bis sechs Jahre. Ist die Anlage montiert und optimal ausgerichtet, geht es schneller als an einem Standort, der Richtung Westen oder Osten weist. Ein Sparduschkopf, der die benötigte Wassermenge verringert, rechnet sich bereits nach einem Jahr, drei LED-Sparlampen haben ihre Anschaffungskosten bereits nach zwei Monaten niedrigerem Stromverbrauch wettgemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind