Neuer Bericht des Weltklimarats: Drohender Klima-Kolonialismus

Zum Anbau von CO2-speichernden Pflanzen bedarf es riesiger Anbauflächen. Die Last könnte den globalen Süden treffen.

Eine vertrocknete Pflanze auf ausgedörrtem Boden

Vertrocknete Pflanzen bei Kapstadt Foto: Mike Hutchings/reuters

Hoffnung und Horror liegen bei der Klimakrise nah beieinander. Wir haben alle technischen Mittel, um unsere Wirtschaft und unser Leben treibhausgasfrei zu gestalten, zeigt der neue Bericht des Weltklimarats. Es ist eine gute Nachricht, die dennoch Zweifel aufkommen lässt. Was ist das nur für eine Spezies, die ihren eigenen Lebensraum ruiniert? Das eigentliche Problem hat mit Macht, Geld und (Un-)Gerechtigkeit zu tun.

Eine weitere vergiftete gute Nachricht: Es gibt noch Chancen darauf, dass sich die globale Durchschnittstemperatur auf der Erde bei 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau einpendelt. Mittlerweile ist es aber kaum noch denkbar, dass die 1,5-Grad-Marke nicht zumindest temporär gerissen wird. Danach können wir uns theoretisch wieder zurückrobben, indem wir der Atmosphäre Treibhausgase nachträglich entziehen. Aber erstens würde es in der Zeit dieser Temperaturspitze schon unumkehrbare Folgen geben.

Zweitens ist unsicher, ob nicht bestimmte Kipppunkte des Klimasystems das nachträgliche Abkühlen verhindern. Drittens wird immer deutlicher, dass wir zur Entfernung von CO2 aus der Luft auf riskante Technologien zurückgreifen müssen. Diese Technologien sind im großen Stil unerprobt. Vor allem aber bringen sie politischen Sprengstoff mit sich.

Wer zum Beispiel kohlenstoffspeichernde Pflanzen aufbauen und verbrennen will, um das dann freiwerdende CO2 abzufangen und unterirdisch zu speichern, braucht gigantische Anbauflächen. Wer wird dafür Platz schaffen – Europa? Es droht ein neuer Klima-Kolonialismus, der diese Lasten in den Globalen Süden verschiebt.

Vor zehn Jahren wäre das ein guter Grund für eine grundsätzliche Ablehnung gewesen. Mittlerweile ist klar: Die Diskussion wird kommen. Auch die Öko-Szene sollte sie deshalb nicht tabuisieren, sondern aktiv führen. Das kann man immerhin aus der Energiewende lernen: Letztlich sind die technologischen Fragen leicht zu lösen. Das eigentliche Problem hat mit Macht, Geld und (Un-)Gerechtigkeit zu tun.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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