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Neue Osnabrücker ZeitungMonopol mit Schlagseite nach rechts

Steuert die NOZ nach rechts? Leserschaft und viele Mitarbeitende verunsichert die neue politische Ausrichtung – und intern rumort es kräftig.

Aus der Provinz in die Weite senden: Das „NOZ“-Medienzentrum in Osnabrück Foto: Schöning/imago

Denk ich an Deutschland in der Nacht“, schreibt Heinrich Heine 1844 im Schlusstext seiner „Zeitgedichte“, „dann bin ich um den Schlaf gebracht“. Ein bisschen abgenutzt ist das Zitat – zugegeben –, aber es kommt einem doch immer wieder in den Sinn, wenn es Grund zu politischer Sorge gibt. Dass es sich hier und in diesem Moment ganz besonders aufdrängt, dürfte auch daran liegen, dass Heine nicht nur Dichter, sondern auch Journalist war: vom Feuilleton bis zur politischen Reportage. Seine Stimme hat der Freiheit gegolten.

Gerade bewegt sich die Stimmungslage hingegen nach rechts. Mehr als 10 Millionen Zweitstimmen für die AfD bei der Bundestagswahl alarmieren. Dass der Verfassungsschutz die Partei in drei Bundesländern als gesichert rechtsextrem einstuft und in den übrigen unter Beobachtung hält, hat ihr fatalerweise nicht geschadet.

Und während völkisches und autoritäres Denken wieder an Boden gewinnen, gibt es immer unterschiedlichere Antworten auf die Frage, in welcher Welt wir eigentlich leben. Realität ist ein Kampfbegriff geworden zwischen „Lügenpresse“, „Main­streamdiskurs“ und so weiter. Die Medien stehen an vorderster Front – auf beiden Seiten.

Die politische Standortbestimmung neu zu setzen, versucht derzeit die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ): mit Nachdruck hin zu rechten Narrativen, zu immer größerer Putin-Nähe und Verschwörungs­erzählungen.

Die NOZ rühmt sich, nicht nur in der Osnabrücker Region bekannt zu sein, sondern „eine der meistzitierten Tageszeitungen Deutschlands“. Tatsächlich wird sie als Regionalzeitung aus der Provinz oft unterschätzt. Denn als Teil von NOZ/mh:n Medien – mit über 3.000 Mit­ar­bei­te­r*in­nen an 70 Standorten eine der größten Zeitungsverlagsgruppen Deutschlands – ist sie wirkmächtig. Ihr Output wirkt in die Fläche, aufs platte Land, wo es oft gar keine anderen lokale Pressestimmen gibt.

Noch mal in Zahlen: Allein die gedruckten Tageszeitungen der Mediengruppe haben täglich eine Auflage von rund 280.000 Exemplaren. Sie reichen von der Lingener Tagespost bis zu den Schleswiger Nachrichten.

Dazu kommen Wochenzeitungen vom Emsland-Kurier bis zur WochenSchau Nordfriesland: Ein Imperium, das von der niederländischen bis zur dänischen Grenze reicht, von Ostfriesland bis nach Mecklenburg-Vorpommern. Fast 100 Tageszeitungen, Wochenblätter, Magazine und Audio-Formate umfasst NOZ/mh:n Medien, und die Neue Osnabrücker Zeitung liefert für viele den Mantel, also den gemeinsamen überregionalen Teil dieser Zeitungen.

Eben dieser Mantel steht seit einiger Zeit in der Kritik, besonders zwei Speerspitzen des Politik-Ressorts: NOZ-Chefredakteur Burkhard Ewert und Michael Clasen, operativer Verantwortlicher der Gemeinschaftsredaktion von NOZ und NOZ/mh:n.

Ewert inszeniert sich als diffus widerständiger Geist, dabei aber mit immer wieder erstaunlich eindeutigen Positionierungen: In einem Kommentar zur Bundestagswahl schrieb er etwa: „Zwar zieht 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine rechtspopulistische Partei mit verdoppeltem Stimmenanteil in den Deutschen Bundestag ein, aber das ist in Ordnung.“ In einem Text zum Ursprung der Coronapandemie fordert Ewert Mitte März, „selbst ernannte ‚Faktenchecker‘ wie den ‚Volksverpetzer‘ und staatlich geförderte ‚Recherche-Netzwerke‘“ zu hinterfragen.

Denn: „Zu häufig beschränken sie sich darauf, regierungsamtliche Aussagen oder politisch genehme Positionen zur Wahrheit zu deklarieren, während es während der Pandemie und auch jetzt freie, private und unabhängige Medien oder auch nur Menschen sind, die den Mächtigen auf die Finger schauen, die offizielle Behauptungen hinterfragen, die mutig Stellung beziehen und dafür nicht selten Repressalien ausgesetzt waren und sind.“

Es klingt ein bisschen nach Freiheitskampf, dieses Lob der Alternativmedien, ist tatsächlich aber ein Türöffner in die wirre Welt von Verschwörungstheorien – im Gegensatz eben zu den „genehmen Positionen“ der Eliten.

Bedenklicher Russland-Kurs

Clasen, der soeben den Jahres-Herausgeberpreis der NOZ bekam, ist oft gröber. Unter dem Titel „Warum Trumps Friedenspläne Europa nicht empören sollten“ heißt es: „Aber gut, dass wieder mit Putin geredet wird. Es braucht jetzt mehr Realismus und weniger Moralismus, damit dieser Konflikt nicht doch noch im dritten Weltkrieg mündet.“ Aber was ist das für ein verzichtbarer Moralismus, den Verursacher eines Angriffskriegs als solchen zu verurteilen?

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Zwei Tage später schrieb Clasen, Trumps Administration scheine zweierlei verstanden zu haben: Moskau habe „Sicherheitsinteressen, die plausibel klingen“. Zweitens müssten „die Interessen der russischsprachigen Minderheit berücksichtigt werden, die sich zum Teil Moskau zuwenden will“. Das ist die Erzählung russischer Staatsmedien.

Zu den Kri­ti­ke­r*in­nen dieser Entwicklung zählt das lokale Non-Profit-Onlinemagazin „Osnabrücker Rundschau“ von Heiko Schulze und Kalla Wefel. Es kommentiert die NOZ satirisch durch die KOZ, „Kleine Osnabrücker Zeitung“, deren Kürzel sich als Würgegeräusch deuten lässt. Ihre Dokumentation des „Turbo-Rechtsdralls“ der NOZ sind Stadtgespräch, mit bis zu 12.000 Aufrufen.

Auch NOZ-Chefredakteurin Louisa Riepe steht in der Kritik. Ende Januar hatte sie den Text „Nach Demo in Osnabrück: Euer Protest macht die AfD nur stärker!“ geschrieben, über eine Anti-AfD-Aktion des Bündnisses „Osnabrück – bunt und solidarisch!“ Sie könne bewirken, so Riepe darin, „dass die Anhänger der AfD im Widerstand gegen die woke Gesellschaft, gegen die Medien, die Altparteien und den Verfassungsschutz noch enger zusammenstehen“. „Woke“ ist ein rechter Kampfbegriff und „zusammenstehen“ klingt sonderbar heroisch – und schon auch nach Volksgemeinschaft.

Der Text führte zu einer öffentlichen Rüge durch Osnabrücks Caritas und Diakonie. Dass die NOZ den „Protest eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses gegen eine rechtsextremistische Partei“ abwerte, sei „ein Schlag ins Gesicht aller Demokrat*innen“, schreiben die beiden Wohlfahrtsverbände, die zu den über 40 Partnern des Bündnisses gehören. Caritas-Geschäftsführerin Maren Wilmes sagt: Den Protest „derart in Verruf zu bringen“, stärke „eher Rechtsextremisten“. Viele Leserkommentare auf den Internetseiten der NOZ sehen das ähnlich.

Frank Otte, Osnabrücks einstiger Stadtbaurat, hat sein NOZ-Abo kürzlich gekündigt. Seine Begründung gegenüber dem Leserservice: „Die NOZ hat unter der neuen Chefredaktion einen Rechtsruck erfahren, der für mich nicht mehr tragbar ist.“ Früher sei Osnabrück „ein Bollwerk gegen die AfD“ gewesen, sagt Otte zur taz.

„Das ist kontinuierlich geschwunden, auch durch die NOZ. Jetzt wird den Rechtsextremisten der Boden bereitet, mit verdrehten Fakten, mit Verschleierungen. Und nächstes Jahr haben wir Kommunalwahlen!“ Er habe viel über die Ausrichtung der NOZ gesprochen, auch Ratsmitglieder teilten seine Meinung.

Gegen den „Mainstream“

Driftet die NOZ also nach rechts? In ihren Leitlinien heißt es, man setze sich „kritisch mit dem politischen Mainstream auseinander“. Man sei „kritisch gegenüber den Mächtigen“. Das klingt erst mal aufklärerisch – ist aber in Zeiten, in denen Rechte und Ver­schwö­rungs­er­zäh­le­r*in­nen „Mainstream“ als Kampfbegriff längst okkupiert haben, zumindest gewagt formuliert. Von der taz um Auskunft zu ihrer politischen Ausrichtung gebeten, schweigt die NOZ.

Und die Belegschaft? Die Meinungsschlacht tobt inzwischen sogar nach außen sichtbar in sozialen Medien. So etwa Anfang März, als Michael Clasen Trumps Anti-Selenskij-Narrativ auf Facebook übernahm, indem er schrieb: „Bitter für die Ukraine, dass ihr Präsident nicht fähig ist, Frieden zu schließen und lieber einen Dritten Weltkrieg riskiert.“ „Lieber Michael“, entgegnete NOZ-Redakteur Markus Poehlking, „ich möchte dir da ausdrücklich widersprechen. Einen Krieg, egal welchen Umfangs, riskiert der, der ihn beginnt.“

Auch Stephan Schmidt, Chefredakteur der Ostfriesischen Nachrichten, einer Partner­zeitung der NOZ, ging gegen Clasen auf die Barrikaden: „Die demokratische Welt ist zurecht entsetzt – und Sie rechtfertigen diesen widerlichen Angriff auf den Präsidenten dieses überfallenen Landes auch noch.“ Er sei „fassungslos“.

Während sich einzelne Kol­le­g*in­nen gegen die umstrittenen Redakteure positionieren, vernetzt sich das Unternehmen hinter den Kulissen mit Medien ähnlichen Denkens. Besonders in den Fokus geraten: die Zusammenarbeit der NOZ mit dem Magazin „Multipolar“, das etwa Politikwissenschaftler Markus Linden von der Universität Trier zu den „klassischen verschwörungstheoretischen Alternativmedien“ zählt. Medienjournalist Stefan Niggemeier sprach in seinem Online-Portal „Übermedien“2024 von einem „Querdenker-Magazin“, „das zum Verschwörungsglauben neigt“.

Mitte Oktober 2024 veröffentlicht die NOZ einen Text über eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa: „Jeder sechste Deutsche klagt über Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung“. Auf „Multipolar“ erscheint am selben Tag der Text „Forsa-Umfrage: 19 Prozent hatten Impfnebenwirkung, 40 Prozent fordern Untersuchungsausschuss“. Beide Medien verweisen aufeinander, auf eine Kooperation.

Der Hintergrund: „Multipolar“ hatte Anfragen an vier deutsche Umfrageinstitute geschickt, aber keines wollte mit dem Onlineblatt zusammenarbeiten. Daraufhin wandte man sich an die NOZ. „Chefredakteur Burkhard Ewert war zu einer Kooperation mit Multipolar bereit und beauftragte Forsa“, schrieb „Multipolar“ unter seinen Artikel. Es war nicht die erste Zusammenarbeit zwischen NOZ und „Multipolar“.

Verbindungen gibt es auch zur Schwäbischen Zeitung, deren Redaktionslinie nicht nur die taz, sondern auch F.A.Z. und Zeit irritiert. Letztere fragte Ende 2024, ob die Zeitung „zur Bühne für die AfD und Querdenker geworden“ sei. Der Schwäbische Verlag (SV) ist ähnlich schwergewichtig wie NOZ/mh:n Medien: Etwa 2.500 MitarbeiterInnen arbeiten an mehr als 100 Standorten in sechs Bundesländern – für Zeitungstitel, Magazine, Onlineportale, Anzeigenblätter, Radio, Lokal-TV, Druckhäuser. NOZ und Schwäbische Zeitung äußern sich gegenüber der taz nicht über ihre Zusammenarbeit, aber Texte von NOZ-RedakteurInnen wie Rena Lehmann oder Tobias Schmidt sind in der Schwäbischen Zeitung zu lesen.

„Dass wir mit der Schwäbischen zusammenarbeiten, ist nach der Kooperation mit ‚Multipolar‘ ja fast schon folgerichtig“, sagt ein Mitglied der Redaktion, das lieber anonym bleibt*, der taz. Leitende Redakteure der Häuser schienen offenbar einig in der Haltung, „dass man einen 360-Grad-Blick braucht, also alle Meinungen gleichberechtigt abgebildet werden sollen“. Dagegen sei an sich zwar nichts zu sagen, aber die Faktenbasis müsse eben stimmen.

Und so sehe das eben nicht mehr aus, seit der russische Botschafter in der NOZ unwidersprochen Propaganda verbreiten dürfe und neuerdings große Hymnen auf den angeblichen Friedensstifter Trump angestimmt werden. Das sei eben die Gefahr: „Halbwahrheiten, Verdrehungen oder schlicht Propaganda unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit zu verbreiten, ist verantwortungslos. Vor allem, weil das Verbreitungsgebiet so groß ist und das die Meinung in der Fläche prägt.“

Beklemmungen bei der Belegschaft

In der NOZ-Belegschaft erzeugt diese Gemengelage Beklemmung. Die mittlerweile öffentlich ausgetragenen Konflikte im Netz scheinen allerdings eher der Verzweiflung geschuldet zu sein. Es habe in der Vergangenheit auch in Konferenzen starkes Kontra gegen die neue Linie der Chefredaktion gegeben, erzählt ein Mitglied der Redaktion, das ebenfalls lieber unbekannt* bleibt. Derzeit sei es in den Konferenzen zwar ruhiger, allerdings eher aus Frustration. Man habe den Eindruck, dass längst Fakten geschaffen wurden. Das erzeuge ein Gefühl der Ohnmacht.

Ewert hatte die interne Kritik mit einem „Publizistischen Café“ gekontert, nächster Termin im Juli. Dort könnten ihn Kritiker direkt konfrontieren. So würde Kritik abgedrängt, kanalisiert, sagt das Redaktionsmitglied. Ob dieses Café überhaupt stattfinde und was in ihm geschehe: Darüber höre man im Betrieb nichts.

Von oben jedenfalls ist mit keiner Kurskorrektur zu rechnen: Als es im November 2024 zu Schwierigkeiten mit der zuverlässigen Beschaffung von Stimmzetteln für die Neuwahlen kam, schaltete NOZ-Herausgeber Jan Dirk Elstermann eine Anzeige des Druckhauses Meinders & Elstermann, dessen Geschäftsführer er selbst ist: „Sie benötigen 61.500.000 Wahlzettel? Wir benötigen 3 Wochen“.

Die eigentliche Botschaft der Anzeige war ein Bashing von Rot-Grün: „Drei Jahre Öko-Ideologie und Sozi-Träumereien haben mit einer beispiellosen Verbots-Politik und belehrenden Regulierungen dem Mittelstand massiv geschadet.“ Winzig klein steht drüber: „Achtung: Enthält Satire“. Klang nicht so.

* Name der Redaktion bekannt

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42 Kommentare

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  • Danke für die ausführliche Berichterstattung, Harff-Peter Schönherr. Ich erlebe die Entwicklung der NOZ genau so, wie es beschrieben wird. Das regionale Monopol ist ein großes Ärgernis. Ich kenne OS seit den 1950er Jahren. Es gab dort mal drei Tageszeitungen.







    Osnabrücks guter Ruf gründet(e) u.a. auf Westfälischer Friede und E.M. Remarque. Aktuell erträgt es Mathias Middelberg und Fritz Brickwedde.

    • @starsheep:

      🐚…anschließe mich

      Oil of Olaf I. vande HH zu G 20 🙈🙊🙉 born there & Abgreifer Christian Wulf too



      Andreas Rebers - Ein Lied für Christian Wulff-



      www.youtube.com/re...Cr+christian+wulff

      ps pepita Kriegsertüchtiger Breitbeinman - 🪖



      Ein andermal! Wollnich - fugenbreitgrau •

  • Zur Not kenne ich mich nicht aus, ich sehe nur, was aus der Frankfurter Rundschau geworden ist, seit dem da der Münchner Merkur übernommen hat. Fazit: Man kann sich vorher wirklich nicht vorstellen, wie tief das Niveau sinken kann, bis es dann versinkt.

  • Bei der NOZ hat man seit einiger Zeit das Gefühl, dass es mehr um Generierung von Klickzahlen und Gewinnung überregionaler Online-Abos geht, als um die Abbildung des lokalen Geschehens, Mein Anlass, die NOZ endgültig zu kündigen, war z.B. das Fehlen einer Berichterstattung zum Prognos-Städteranking 2024.



    Ein Artikel dazu erschien erst sechs Wochen nachdem andere lokale Quellen darüber berichtet hatten Stattdessen tauchten in der NOZ App immer nur Artikel nach dem Motto " Die Stimmung kippt " auf.



    Ein Trost ist, das im Stadtgebiet von Osnabrück der Einfluss der NOZ trotz des rechten Getrommels nach dem Wahlergebnis zu urteilen doch sehr begrenzt zu sein scheint. Bei den Erststimmen 60% links von der CDU ( liegt sogar höher als in Münster)



    Andererseits erreichen "linke" Blätter in OWl im Besitz der SPD die Wähler der AFD aber eben wohl auch nicht mehr.

    Wieviel Einfluss auf bundespolitische Wahlen haben die Lokalzeitungen überhaupt noch im Land im Zeitalter der sozialen Medien ?

  • Danke für den Hintergrundbericht. Ich hatte schon länger den Verdacht, dass Tageszeitungen hier in Schleswig-Holstein, die zum Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag gehören, nach rechts driften. Denn es fiel auf, welche grenzwertigen Kommentare unter den Berichten über die Demos für Demokratie stehen gelassen wurden.

    • @eiland:

      Du meinst die wirklich grenzwertigen Kommentare unter den Demos, in denen sich offensichtlich Leute aus der ganz rechten Ecke über die Berichterstattung lustig machen oder die Berichterstatter:innen offen bedrohen? Da bin ich eher solidarisch mit den Redakteurinnen und Redakteuren, die sich in dieser Lage noch zu solchen Demos trauen.

    • @eiland:

      Liebes Eiland, merkst Du sicher selbst: Die haben "grenzwertige" Kommentare nicht wegzensiert? Ich bebe vor Empörung.

    • @eiland:

      Wohl auch im Raum Niedersachsen, Oldenburg / Oldenburger Land, teilweise schon sehr Kritikwürdig.



      Also Augen auf ! 👀👀

  • Und ich dachte erst, es gäbe hier mal eine kritische Auseinandersetzung mit dem RedaktionsnetzwerkDeutschland, wegen der Reichweite und der daraus häufig resultierenden Monopolstellung in vielen Regionen und so. So kann man sich irren.

  • bin selbst Osnabrücker und kenne das schon seit Jahren bei uns in der Schule wurde die NOZ schon vor Jahren nicht mehr gelesen, weil allen klar war, dass da auch einfach nicht gut recherchiert wird, mit den fridays for future Protesten kamen dann die ersten grenzwertigen Kolumnen der Chefredaktion und mittlerweile hadern viele liberale mit der Einseitigen Berichterstattung der NOZ

  • Augen auf bei der Gazettenwahl.

    • @Gerhard Krause:

      Jawohl.



      Besonders beim Monopol.

    • @Gerhard Krause:

      👍👍

  • Vielen Dank für die interessanten Hintergründe! Ich wusste bisher nicht von diesen doch gar nicht so kleinen Netzwerken hinter diversen lokalen Medien (auch wenn's mich jetzt nicht direkt überrascht und sich sicherlich aus ökonomischem Druck ergibt). Die Breitenwirkung unterschwelliger Ideologisierung durch scheinbar lokal verankerte Quellen ist glaube ich nicht zu unterschätzen!

    Tatsächlich erinnert mich das an ein Segment von John Oliver zu lokalen TV Sendern in den USA, die zu einem großen Teil zu der stramm Trump-hörigen Sinclair Broadcast Group gehören und ihr Programm entsprechend ausrichten. Das Problem dahinter sind nicht einfach die Inhalte allein (die oftmals spezielle "alternative Fakten" beschreiben), sondern dass eben eine breite Meinungshegemonie durch scheinbar unabhängige, als lokal wahrgenommene Quellen simuliert und dadurch letztlich auch hergestellt wird.



    Bei Interesse, hier ist das inzwischen schon einige Jahre alte Segment von John Oliver (Englisch):



    youtu.be/GvtNyOzGogc

  • "Es klingt ein bisschen nach Freiheitskampf, dieses Lob der Alternativmedien, ist tatsächlich aber ein Türöffner in die wirre Welt von Verschwörungstheorie,..."



    Immerhin haben jedoch die Verschwörungstheoretiker die Veröffentlichung der RKI-Protokolle eingeklagt,und nicht die Frankfurter Allgemeine, die SZ oder die Taz. Anschließend wurden die Kollegen von Multipolar dann auch im ÖRR und in den "Qualitätsjournalismuserzeugnissen" gerne als obskur, rechts usw. bezeichnet. Wahrscheinlich, weil sie die Arbeit getan hatten, die eigentlich diese hätten tun müssen.

  • Das benachbarte Münster hat ja leider auch nur noch eine Zeitung (in zwei verschiedenen Aufmachungen)



    Die ist sicher nicht rechtsgewand aber pechschwarz und erzkonservativ.



    Also auch hier: Keine Pressevielfalt, kaum noch Meinungsvielfalt.

    • @Bolzkopf:

      Mittlerweile versucht das Start-Up "RUMS", den konservativen Lokaljournalismus des Aschendorffverlags aufzubrechen. Die veröffentlichen aber auch keine Zeitung, sondern "jung-und-hippe" Newsletter.

  • Ohne Rechts gäbe es kein Links. Ohne NOZ keine TAZ, ohne Feindbild kein Verkauf von Zeitungen.

    • @Alterchen:

      Regionalzeitungen sollten eine gewisse Neutralität aufweisen !

      Aber ohne " repräsentative Demokratie " - gäbe es vieleicht Demokratie 😉

      • @Alex_der_Wunderer:

        Wieso sollten "Regionalzeitungen ... eine gewisse Neutralität aufweisen " und das auch noch mit Ausrufezeichen?

        Die Schwäche dieses Medientyps ist es doch, dass sie inzwischen oft eine Monopolstellung haben, was sie anfällig dafür macht, sich mit denen gut zustellen, die politisch oder ökonomisch einflußreich sind. Das führt dann zu einer "allen wohl und keinem Weh-Berichterstattung".

  • Ich kann die in dem Artikel mitschwingende Besorgnis nicht teilen. Ich begrüße die neue Ausrichtung der NOZ. Es gehört doch zur politischen Toleranz, dass man alle Seiten des politischen Spektrums würdigt und sich offen und fair über deren Positionen und ihre Sinnhaftigkeit austauscht.

    • @Karl Marl:

      Die mitschwingende Besorgnis ist sogar noch untertrieben. Und die Verharmlosung dieser Entwicklung am lokalen Zeitungsmarkt im besten Falle naiv. Die Seiten des „politischen Spektrums“, die sich außerhalb unserer demokratischen Grundordnung bewegen, sind nämlich nachvollziehbar nicht Teil der Diskussion, der zu „würdigen“ ist. Und Sie verkennen offensichtlich die Richtlinienkompetenz der Verlage zur politischen Ausrichtung ihrer jeweiligen Blätter. Die Monopole, die im Fall der Neuen Osnabrücker von der niederländischen bis zur dänischen Grenze und noch weit nach Mecklenburg hineinreichen, sind vor diesem Hintergrund geradezu furchterregend. Denn die politische Haltung, die ein solches Medium verbreitet, durchdringt die Leserschaft Papenburg genauso wie in Schwerin oder Flensburg. Und das in weiten Teilen konkurrenzlos am Printmarkt.

  • Früher sei Osnabrück „ein Bollwerk gegen die AfD“ gewesen, sagt Otte zur taz.



    Osnabrück hat aus der Historie wirklich einen guten Ruf zu verlieren, man verbindet mit dieser Stadt weit mehr als kurzfristige "Kleingefechte" auf dem Gazetten-Markt.



    Viele Menschen haben auf Osnabrück und Münster geschaut als Wiege einer neuen Friedensordnung und Beginn ihrer "modernen" rechtsstaatlichen Verfassungen.



    friedensstadt.osna...t-junger-menschen/



    Ist der Ruf erst ruiniert, schreibt's sich locker ungeniert.

  • Ach herrje, eine Regionalzeitung erlaubt sich eine eigene Meinung – und schon schrillen bei der taz die Alarmglocken. Die Neue Osnabrücker Zeitung wird dort zum rechten Zombiemedium erklärt, nur weil sie nicht jeden grünen Regierungsnarrativ brav abdruckt. Skandal!

    Dass man dort kritisch über Corona-Maßnahmen oder Außenpolitik berichtet – also das tut, was Journalismus eigentlich soll – wird gleich mit „Putin-Nähe“ etikettiert. Wie bequem: Wer widerspricht, ist automatisch verdächtig.

    Und dann die Anzeige gegen Grüne und SPD – für die taz offenbar der Untergang des Abendlandes. Dabei nennt man sowas Satire. Oder Meinungsfreiheit. Schon mal gehört?

    Kurz gesagt: Wer heute nicht auf Linie ist, steht schnell im medialen Pranger. Dass gerade das echte Meinungsvielfalt untergräbt, scheint egal zu sein – solange es nur dem richtigen Lager dient.

    Danke, NOZ, fürs Nicht-Mitlaufen. Weiter so.

    • @Jörg Radestock:

      Haben Sie den Artikel gelesen? Die Alarmglocken zur Entwicklung der NOZ läuten in der Region Osnabrück - und in SH.. Die taz berichtet darüber.



      „Und dann die Anzeige gegen Grüne und SPD" Diese angebliche Satire war übelste Hetzpropaganda und eines Verlegers unwürdig. Viele Mitarbeiter*innen des Konzerns waren entsetzt. Viele suchen neue Jobs oder sind schon weg.



      Aber Jan-Dirk Elstermann trifft offensichtlich die Stimmung im Volke - wie ihr Kommentar beweist. „Es kann einem bange werden." (Heinrich Böll)

    • @Jörg Radestock:

      Für dpa-Meldungen braucht's kein Regionalblättchen 🤣

    • @Jörg Radestock:

      Nicht-Mitlaufen mit den Fakten ist nicht in Ordnung; aber Mitlaufen mit den Querdenkern ist okay? Echt jetzt? Es ist nicht nur eine x-beliebige Regionalzeitung, von der Sie hier reden, sondern ein Medienverbund, der sich in den vergangenen Jahren krakenartig über ganz Norddeutschland verbreitet hat und damit auch ein Meinungsmonopol aufbaut. Wer eine überregionale Tageszeitung bezieht, dem ist es sofort klar, dass hier deutschlandweit verkauft und angesprochen wird. Aber meinen Sie wirklich, dass Leute in Nordfriesland, Mecklenburg oder im Emsland, die seit Jahrzehnten ihre jeweilige Lokalzeitung halten, draufhaben, dass die Meinungsspalte in Wirklichkeit von Osnabrück aus zentral gesteuert wird?

      • @Markus Wendt:

        👍👍

    • @Jörg Radestock:

      Nachplappern von Propaganda hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun und vor allem nicht mit Journalismus.

      • @Ingo Knito:

        Hier ist deutlich eine Gefahr für unsere Demokratie und den sozialen Frieden gegeben !

    • @Jörg Radestock:

      rote linien - achten sie auf rote linien.



      eigene meinung: sehr gern.



      putin indirekt den zerstoereischen angriff auf die ukraine entschuldigen: rote linie ueberschritten.

  • Der Autor verdeutlicht nur, was in der deutschen Medienlandschaft zunehmend passiert: Personen mit abweichenden Ansichten werden sofort in eine Ecke gestellt, die eine weitere inhaltliche Auseinandersetzung verbietet, ob in Osnabrück oder sonstwo.

    Spätestens in der Corona-Zeit wurden Abweichler vom öffentlichen Diskurs ausgeschlossen, das waren Schwurbler und Spinner. Zugegeben, es waren viele dabei, aber längst nicht alle.

    Genauso ist es mit dem Thema Ukraine: In Fernsehdiskussionen sind die Teilnehmer meistens einig, dass Deutschland Waffen liefern muss, es geht allenfalls um den Umfang.

    Dass die Mehrheit der Bevölkerung Waffenlieferungen ablehnt (nachzulesen bei Statista.de ) , scheint egal zu sein, es reicht ja, das Stimmvolk alle 4 Jahre zu befragen.

    Auf diese Art wird es immer wahrscheinlicher, dass wir irgendwann unseren eigenen Trump bekommen. Und das liegt dann nicht an der AfD, obwohl sie davon profitiert. Die Medien und der politische Mainstream sind die eigentlichen Verursacher.

    • @drrainerklimkeaufalarich:

      Journalismus schlägt Propaganda, Wissenschaft schlägt Querdenker.



      Faschismus ist keine Meinung.

      • @Ingo Knito:

        "Nachplappern von Propaganda hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun."

        Und wer definiert, was Propaganda ist und was zulässige Meinung? Und wo genau kommt hier jetzt der Faschismus ins Spiel?

  • Die NOZ war schon immer stramm rechts. Ich erinnere mich an zahlreiche Kommentare des ehemaligen Chefredakteurs Franz Schmedt und einer Gabriele Chwaleck (o.ä.) in den 80ern gegen die Demokratie in Südafrika und explizit gegen "one man, one vote", das die Vorherrschaft der weißen Rassisten gefährdet hätte.



    Burkhard Ewert plappert vor allem Verschwörungstheorien und Hypes aus einchlägigen Social-Medias nach. Er hat stolz zugegeben, sich auch auf TikTok zu informieren. Die Verschwörer um Heinrich XIII. Prinz Reuß verharmloste Ewert gemäß gemäß Twitter-Redeweise als "Rollator-Gang". Sein neulicher Kommentar zur Corona-Einschätzung des BND vor einigen Jahren: "Die Schwurbler hatten mal wieder recht".



    Michael Clasen schreibt vor allem gegen Migranten. Regelmäßig gibt es Artikel zu "Clankriminalität" und "Messermännern", Autoattacken mit irgendwie geartetem Migrationshintergrund werden tagelang breitgetreten, die gleichen Verbrechern aus dem AfD-Umfeld verschwinden sofort aus der Berichterstattung.

    • @s0r:

      Vielzitiert im DLF, oft eher rechtslastig. Schon lange. Aber schlimmer geht immer.

  • Millionen ertragen die auch SZ. Was soll’s…

    • @Puky:

      Voll daneben ! Nicht wenige Mitmenschen informieren sich aus ihren regionalen Tageszeitungen , dazu noch etwas Tagesthemen und dann braucht man sich über nix mehr wundern...

  • Bin seit langem NOZ-Onlineleser und kommentiere regelmäßig dort. Her Schönherr, Sie sprechen mir aus der Seele. Die NOZ war im Kern schon immer konservativ. Klar gibt es dort auch einige progressivere Mitarbeiter*innen z.B. Herrn Sanders oder Frau Dorn. Aber dass eine Zeitung so unverhohlen Werbung für die CDU macht, wie bei der Bundestagswahl 2021 und der Kommunalwahl 2021 in Niedersachsen, ist schon ein starkes Stück. In letzter Zeit werden zudem sehr viele Artikel in der Kategorie "Meinung" veröffentlicht, die teilweise fernab des wissenschaftlichen Sachstandes zu einer Thematik sind und stattdessen verkürzte und populistische Parolen bedienen. Wenn man dies dann sachlich kommentiert, werden die Kommentare häufig gelöscht.

  • Ein wenig kenne ich Osnabrück und wundert mich das? Nein.

  • Ist das alles so neu? Seit Jahrzehnten höre ich morgens eine der beiden Presseschauen im Deutschlandfunk. Wenn ein NOZ-Kommentar angekündigt wird, zieht sich bei mir schon seit jeher alles in Erwartung irgendeines rechten Unsinns zusammen. Oft zurecht wie sich dann herausstellt.

    • @My Sharona:

      Entschuldigung. Habe voreilig geschrieben. Sie bringen's auf den Punkt. Den NOZ-cringe spüre ich auch immer.