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Neue Musik aus Berlin: Westwind im Osten

Songs voller Sehnsucht, Lebens- und Liebeslust: Auf dem Amiga-Sampler „hallo 22“ gibt es Funk, Soul und Jazz aus der DDR der 70er und 80er zu entdecken.

Schwarz-weiße Aufnahme: Der Musiker Manfred Krug steht mit Anzug und Krawatte auf der Bühne an einem Mikrophonständer, der auf die Klarinette gerichtet ist, in die der Komponist Günther Fischer links neben ihm hinein bläst

Produzierten von 1971 bis 1976 gemeinsam vier Amiga-Alben: Manfred Krug und Günther Fischer Foto: Herbert Schulze

„Uh-ba-ba-ba-dip-dip-dip-dip-do“: Spätestens, als Manfred Krug in „Wenn’s draußen grün wird“ zum Scat-Gesang ansetzt und diesen geschmeidig mit deutschem Gesang verbindet, erinnert man sich daran, wie viel Sehnsucht, wie viel Lebens- und Liebeslust im Sound der DDR in den frühen 1970er Jahren steckte.

Der Song fand sich seinerzeit auf der Amiga-Veröffentlichung „Ein Hauch Von Frühling“ (1972), der Titel passt in mehrfacher Hinsicht zur damaligen Zeit im Osten. Musikalisch wehte Westwind, Gruppen und Musiker wie Panta Rhei oder Electra ließen sich vor allem von Rock, Funk, Jazz und Pop aus den USA inspirieren. Anfang der Siebziger gab es überdies kurzzeitig Hoffnungen auf einen politischen Frühling, die später aber zerschlagen werden sollten.

Ein neuer Amiga-Sampler, „hallo 22“, widmet sich den Siebzigern und frühen Achtzigern in der DDR, kompiliert haben ihn der HipHop-/Soul-/Jazzmusiker Max Herre und der Rapper/Produzent Dexter. Nicht nur Manfred Krug beweist hier, wie beweglich die Musikszene des Ostens damals war, etliche weitere Songs dieses Albums machen die Hüften biegsam:

Der Sampler

Sampler “hallo 22 – DDR Funk und Soul 1971-81“ (Amiga/Sony)

Das Ost-Berliner Joco Dev Sextett spielt in „Stapellauf“ räudigen Blues und Rock, Angelika Manns Song „Kutte“ ist ein Rock’n’Roll-Song mit formidabler Berliner Schnauze, und „Die Allee“ vom Horst Krueger Septett swingt lässig und gediegen vor sich hin. Natürlich lernt man Künst­le­r:in­nen aus der gesamten DDR kennen, aber das damalige Ost-Berlin ist allein deshalb gut vertreten, weil die Hauptstadt ein wichtiger Nukleus der Szene war.

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ist Redakteur im Ressort wochentaz. Er schreibt vor allem über Musik, Literatur und Gesellschaftsthemen.

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Leser*innenkommentare

  • Jochen Laun

    Toll! 'Aus und vorbei' von Panta Rhei ist toll! Blue Eyed Soul aus der DDR, kannte ich nicht. Danke für den Tipp!

  • Ringelnatz1

    Das tut gut für'n Sonnabend. Gibt es gar nicht's rumzumäkeln!

    Das ist wie mit Elena Garanca(;-) Jetzt hänge ich wieder fest. Ich kann natürlich mit den oben aufgeführten Musikern Momente meiner Jugend verbinden. Dem ist wohlgetan.

    Momente meiner Jugend-Wie klingt das denn?!

    Das hier ist besser:

    Joco Dev Sextett - Stapellauf; Disko-Treff Fürstenwalde, DDR (1972)

    www.youtube.com/watch?v=hhneDrw7o-w

    Auch interesant mal wieder nachzulesen:

    de.wikipedia.org/wiki/Joco_Dev

    Joco Dev Sextett - Musikanten-Beat (Heiße Höschen)- Disko-Treff Fürstenwalde, DDR (1972)

    www.youtube.com/watch?v=OQhEvz4II60

    Irgendwelche daraus resultierenden Rechtsansprüche bitte an:

    Detlef L. 1058 Berlin Lettenstraße 4

    Angelika Mann singt in einem Wartesaal der Berliner Charitee:

    Angelika Mann - Kutte

    www.youtube.com/watch?v=3Dx3MP2PmDc

    Schaffe ick nie mehr als Rucksack so'nen Dialekt hinzukriegen!

    Et ist och schön, wenn man beie Zeitung ehn hat, der nur für mir selbst schreibt!

    Ach wat solls:

    Angelika Mann & Obelisk - Will mit Dir zusammen sein

    www.youtube.com/watch?v=ACC_xZp0NNo