Neue Bewegung Studis gegen Rechts: Vom Hörsaal auf die Straße
An vielen Universitäten haben sich Ortsgruppen der „Studis gegen Rechts“ gegründet. In Riesa gehen sie gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße.
Die Studis gegen Rechts haben sich nach dem Bekanntwerden des sogenannten AfD-Geheimtreffens im Januar letzten Jahres gegründet. Mit der Initiative, die dem linken Studierendenverband SDS nahesteht, wollen sich Studierende gegen den Rechtsruck engagieren. Im vergangenen Jahr haben die Studis gegen Rechts unter anderem studentische Vollversammlungen vor Ort einberufen und ein bundesweites Vernetzungstreffen in Berlin abgehalten, an dem 280 Studierende aus 35 Städten teilnahmen.
Für einige Ortsgruppen der Studis gegen Rechts ist der Protest in Riesa der Auftakt ihres Engagements. So auch für die Gruppe in Eberswalde in Brandenburg. Eine ihrer Gründer:innen – Lotte, 19 Jahre, Studentin des Studiengangs Landschaftsnutzung und Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung – begründet ihre Motivation im Gespräch mit der taz mit einer Erfahrung auf dem Christopher Street Day im Sommer 2024: „Ich war in Wismar auf dem CSD. Für mich war das krass mitanzusehen, wie Rechte uns dort bedroht haben. Schlimm, dass Queere dabei jetzt Polizeischutz benötigen“, sagt Lotte. Ihren Nachnamen möchte sie nicht nennen. Inzwischen seien sie rund acht bis zehn Student:innen bei ihren Treffen.
Studis gegen Rechts wollen auch Streikende unterstützen
Andere Ortsgruppen sind schon länger aktiv. Sie beschäftigen sich auch mit regionalen Themen. So beteiligte sich die Ortsgruppe Bremen an Protesten gegen eine Delegiertenversammlung der AfD Niedersachsen. Die Ortsgruppe Freiburg organisierte Mitte Dezember eine Demonstration gegen rechts. Laut Badischer Zeitung beteiligten sich daran rund 900 Studierende. Im Rahmen eines „Antifaschistischen Advents“ organisierte die Freiburger Gruppe zudem Vorträge und sammelte Sachspenden für Obdachlose.
Auch aus Freiburg reisen die Studis gegen Rechts nach Riesa, um gegen den AfD-Bundesparteitag zu protestieren. Trotz 750 Kilometern und zehn Stunden Anfahrt durch die Nacht sind nach Angaben der Freiburger Ortsgruppe bereits rund 300 Bustickets verkauft worden. Man habe mehr Anfragen, als Bustickets zur Verfügung stehen, berichtet eine Sprecherin der taz. Zweimal im Monat veranstaltet die Gruppe ein Treffen, an dem zwischen 70 und 80 Studierende teilnehmen.
In Zukunft wollen die Studis gegen Rechts auch Streiks im Rahmen von Tarifverhandlungen unterstützen. „Unis sind ein Ausgangspunkt gesellschaftlicher Veränderung“, so der Sprecher der bundesweiten Initiative, Tim Gerzmann. Derzeit seien Universitäten noch ein Hort der Linken. Vor dem Hintergrund steigender Zustimmung zu rechter Politik sei dies nicht selbstverständlich. Gerzmann: „Wir wollen, dass Universitäten antifaschistische Hochburgen werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rassismus der CDU
Merz will Doppelstaatler ausbürgern
Dreikönigstreffen der FDP
Lindner schmeißt sich an die Union ran
Regierung in Österreich
Warnsignal für Deutschland
Religionsunterricht
Deutschlands heilige Kuh
Neunzig Prozent E-Autos bei Neuwagen
Taugt Norwegen als Vorbild?
Merz’ neueste Abschiebeforderungen
Kein Ausrutscher