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Nationalstolz in Corona-ZeitenNicht nur das Virus ist tödlich

Deutschland feiert sich als Virenweltmeister. Doch nicht nur Corona gehört bekämpft, sondern auch Nationalismus. Denn auch er kostet Menschenleben.

Nur 50 unbegleitete Minderjährige hat Deutschland aus griechischen Lagern aufgenommen Foto: Rainer Droese/imago

D eutschland ist ein tolles Land. Richtig toll. Fußballweltmeister, Exportweltmeister – und jetzt auch noch Virenweltmeister. Denn unter den sich seit Wochen wiederholenden Schlagzeilen fällt besonders diese hier ins Auge: „Warum hat Deutschland so wenig Corona-Tote?“ Wahlweise mit dem Zusatz: „Ausland wundert sich“.

Da ist es doch auch nicht mehr so tragisch, dass die Fußball-EM dieses Jahr wegen Covid-19 ausfallen muss. Gibt ja noch andere Disziplinen, in denen man sich mit diversen Länder messen kann. Pandemie-Tote zum Beispiel.

Jetzt mal im Ernst: Diese ganzen Länder-Tabellen mit Zahlen von Infizierten und Genesenen und Toten – haben sie irgendwie was Kompetitives oder kommt es bloß mir so vor?

Dass Nationalismus im Umgang mit der Pandemie eine Rolle spielt, macht sich ja nicht nur hier, sondern auch etwa in der Türkei bemerkbar. Als bereits in allen angrenzenden Staaten die Ausbreitung des Virus publik wurde und meine halbe Verwandtschaft an plötzlichem Fieber litt, behauptete Ankara noch, die Türkei wäre verschont geblieben. Ende März dann war das Offensichtliche nicht mehr zu leugnen und Staatsoberhaupt Erdoğan stimmte die Bürger_innen gewohnt patriotisch auf die Lage ein: „Kein Virus ist stärker als die Türkei.“ Und kein Virus ist tödlicher als Nationalismus.

Sagrotan drauf und Schwamm drüber

Aber zurück zu Deutschland. Hier funktioniert ja alles so toll: 1. Das Gesundheitssystem!! – außer natürlich für jene, die keinen gültigen Aufenthaltstitel und somit keine Krankenversicherung haben und in Krankenhäusern abgelehnt werden. 2. Das Homeschooling!! – okay, außer für die Schüler_innen, die keinen Computer und keine Eltern zu Hause haben, die ihnen beim Lernen helfen können. 3. Das Vertrauen der Bürger_innen in die Politik – obwohl es ja der Gesundheitsminister persönlich war, der Ende Januar das Gerücht in die Welt setzte, das Virus sei nicht gefährlicher als eine gewöhnliche Grippe, während in China schon reihenweise Menschen daran starben.

Aber gut, jetzt haben wir ja dazugelernt, einfach bisschen Sagrotan draufsprühen und Schwamm drüber. Schlaaaand, ein Frühsommermärchen!

Natürlich ist es erfreulich, wenn wenig Menschen sterben und wir aufeinander Acht geben. Aber diese „Solidarität“, von der neuerdings überall die Rede ist, reicht bei Deutschen gerade mal von Heinsberg bis nach Passau. Sonst würden sich die Schlagzeilen nämlich nicht nur um die Corona-Toten drehen, sondern noch um eine andere Zahl, die sehr niedrig ist, nämlich die 50: „Warum nimmt Deutschland so wenig unbegleitete minderjährige Geflüchtete auf? Ausland wundert sich“ wäre auch mal ein schöner Titel.

Ja, Covid-19 gehört bekämpft und mit ihm der Nationalismus, denn auch er isoliert uns voneinander, auch er kostet Menschenleben, nur wegimpfen lässt er sich leider nie. Deshalb, ein Rat, frei nach Max Czolleks Buchtitel: Desinfiziert euch! Und euren toxischen Nationalstolz.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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37 Kommentare

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  • @Martinxyz, stimme voll zu. Die "Normalität der Barbarei" oder die Banalität des Bösen. Kommt fast auf´s Gleiche raus - ohne das historisch vergleichen oder relativieren zu wollen -. Super auch ihre Beispiele für die "Aufnahmekriterien". So ungefähr könnte es sich darstellen. Mittlerweile ist es hier sogar schon ein Ausschlussgrund für eine Ausbidlungsduldung, wenn schon Vorerfahrungen oder Vorbildung, in dem hier gewählten Beruf hat. Schon seltsam, wenn man in einem Beruf arbeiten möchte, für den man im Herkunftsland schon Praxiserfahrung oder ein Studium abgeschlossen hat. Das kann ja nur "offensichtlicher Missbrauch sein

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Irgenwie sinnentleert. Die Autorin verlangt eine Denkweise vom Bürger, nämlich ein Bewusstsein über die Existenz einer Nation, ohne auf das Vorgestellte stolz zu sein.

  • Die geringe Zahl der aufgenommenen unbegleiteten Minderjährigen aus den Flüchtlingslagern hat weniger mit toxischem Nationalstolz als mit unintelligentem Egoismus zu tun. Damit ist Deutschland im unintelligenten Teil der europäischen Bürokratie gut eingebettet.

  • „...naja, okay, der Aquädukt (btw, wichtig fürs Händewaschen gerade)...aber WAS, frage ich Euch, haben die Römer JE für uns getan?!“...(sorry, konnte ich mir gerade nicht verkneifen ;-))

  • Mh, ich finde den Grundgedanken richtig aber die Beleg-Ebene nicht nachvollziehbar. Mir fiel dazu eher ein, dass eine Gleichmacherei betrieben wird, die nicht der Realität entspricht. Egal ob arm oder reich: alle gegen den Virus. Dass es da eben schon massive Unterschiede gibt, nämlich welche Gesundheitsversorgung man sich leisten kann, wie man eine Quarantäne oder Ausgangssperre besser aushalten kann oder der Blick in andere Länder, der zeigt, dass es für manche eben ums nackte Überleben geht wenn sie ihre Arbeitskraft nicht verkaufen können - das wird negiert. Und natürlich steht dahinter, dass die einzelnen Länder mit so wenig Schaden wie möglich aus der Pandemie aber auch aus der Wirtschaftskrise raus wollen. Da geht es am Schluss um den Standortfaktor - deswegen hat man hier eben nicht wie in Neuseeland alle nach hause geschickt, deren Arbeit nicht wirklich wirklich unabkömmlich war. es gab hier nie einen tatsächlichen Lockdown. Schuften gehen, mussten die Menschen nach wie vor. Und zum Standortfaktor gehört natürlich auch Stabilität: wie viel Einfluss hat die Regierung auf ihre BürgerInnen und wie stark ist der Staat? Auch da kann sich Deutschland rühmen. Also ja, natürlich ist das kompetativ aber ganz banal geht es da um den Wettstreit eines "positiven Investitionsklimas" und darum als nationales Kapital, halbwegs gut aus der Wirtschaftskrise raus zu kommen, die sich ja bereits vor dem Virus anbahnte.

  • "Aber zurück zu Deutschland" Und dann folgt "Homeschooling" "Sagrotan", die relative geringe Anzahl an Corona-Toten und ähnliches.

    Wo ist da der Zusammenhang zum Nationalismus. Gehts irgendwo darum, nur noch deutsche Putzmittel zukaufen?

    • @Rudolf Fissner:

      " Gehts irgendwo darum, nur noch deutsche Putzmittel zukaufen?"

      Nein, ich denke Sie will, dass man den Nationalstolz bekämpfen will, den sie hier in Deutschland ausgemacht haben will - ich aber nur bei einer seeeeeeeeeeeehr kleinen Minderheit erkenne und an sich nun nicht ganz so schlimm finde, wie sie es darstellt. Deutschland und den Deutschen kann man viel vorwerfen, aber ausgeprägten Nationalstolz nun wirklich nicht.

      • @Jossi Blum:

        die deutsche geschichte berechtigt zu keinerlei stolz.viele nationalismen waren übel aber kein nationalismus war so übel wie der deutsche.nur der rechte rand will und wird das nicht verstehen.



        bei der baldigen auflösung der brd könnte man dem rechten rand im osten -vielleicht in einem teil von sachsen eine "national befreite zone" zugestehen in die alle neonazis und alle völkischen nationalisten abgeschoben werden .dort dürfen sie dann unter der bedingung dass sie dort bleiben,dass heisst um den preis des verzichtes auf reisefreiheit so nationalistisch sein wie sie wollen.

      • @Jossi Blum:

        Ich glaube, viele können sich nicht vorstellen, dass ein Land welches im wesentlichen ohne Nationalgedöns auskommt, immer noch Dinge wie die Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge verbockt.

        Da ist es dann auch wieder irrelevant dass ein nationalistischer Staat wie die Erdogan-Türkei das Gross der minderjährigen Flüchtlinge aufnimmt.

        Das eine hat manchmal mit dem anderen direkt ursächlich nichts zu tun, macht aber zusammen einen schmissigen Artikel.

  • Ich weiß wirklich nicht, was die Autorin mit ihrer Abrechnung, die nun wahrlich keine neuen Erkenntnisse enthält, sagen und bezwecken will. Sie hat offensichtlich etwas gegen Statistiken. Sie belächelt ironisch den Erfolg in Deutschland im Umgang mit der Corona-Krise (der übrigens jedem Menschen, der in Deutschland wohnt, zugute kommt) und spricht von toxischem Nationalstolz. Verstehe das wer will. Ich verstehe die Dame nicht.

  • Im Gegensatz zur Autorin bin ich sehr gern in diesem Land. Das Management der Coronakrise greift nicht so drastisch in die Grundrechte ein wie in anderen europäischen Ländern, es erkranken weniger Menschen und es sterben weniger Menschen als z.B. in Italien, Frankreich, Spanien.

    By the way, wieviel Minderjährige aus Lesbos hatten Italien, Frankreich und Spanien aufgenommen?

    Also ich sehe das Glas halbvoll in der Zwischenauswertung. Aber jede(r) kann sich das Leben gern so schwer machen, wie er/sie/es es will.

    • @Gesunder Menschenverstand:

      Man kann die Infektionszahlen international gar nicht vergleichen weil unterschiedlich getestet und (bzgl. Todeszahlen) unterschiedliche gezählt wird. Die Datenlage und die Gewissheit bzgl. des Nutzens der Maßnahmen sind so extrem vage, dass auch ein kleiner Eingriff in die Grundrechte mehr als Fragwürdig ist.

      • @EDL:

        Ein paar Vergleiche können schon gezogen werden, z.B. werden keine Kühltransporter für Leichen in Deutschland gebraucht, weil so viele Menschen sterben, wie es in New York vor einigen Tagen war. Und die Ausgangsbeschränkungen in Deutschland sind deutlich moderater als in Italien oder Spanien.

        Man/frau/es kann die Situation in DE gern auch abgrundtief grauenhaft finden, das geht auch, aber ist irgendwann auch langweilig.

  • Ich wohne nicht in Deutschland. Aber abgesehen von dem anfänglichen nationalistischen Fauxpas mit den vorenthaltenen Schutzmasken gegenüber den anderen EU Staaten kenne ich kein anderes Land wie Deutschland das so ausgewogen zwischen der Abwägung demokratische Grundrechte offene Gesellschaft wirkliche Gefahr von Covid vorgegangen ist.

    Vielleicht könnte man noch Dänemark, Taiwan, Südkorea und Österreich (vlt auch noch die Schweiz, wobei dort auch eher spät reagiert wurde) hinzureihen, aber in dieser Krise macht Deutschland erstaunlich viel richtig.

  • Die Grenzen wieder öffnen wäre ein erster Schritt. Von mir aus Kontrollen an der Grenze, aber schliessen geht gar nicht. Was soll man in Zukunft den Nationalen entgegnen, wenn die Mal wieder Grenzen dicht fordern?

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Aymen:

      Wir machen das in der Sache richtige nicht, Weill wir Angst vor den Rechten haben?

  • „Warum nimmt Deutschland so wenig unbegleitete minderjährige Geflüchtete auf? Ausland wundert sich“ - Deutschland ist das einzige Land das, neben Luxemburg, überhaupt Flüchtlinge von Lesbos aufgenommen hat. Darüber hinaus ist Deutschland größter Geber von Humanitärer- und Entwicklungshilfe.

    Ich glaube wenn sich das Ausland hier wundert, dann meist aus anderen Gründen als es die Autorin intendierte.

    • @Clara Kreuzer:

      Sie möchten also stolz darauf sein, oder zumindest sagen das sich niemand drüber beschweren darf, wenn Deutschland nur marginal für einen Showeffekt minderjährige Geflüchtete aufnimmt? Selbstverständlich falls die unbegleitet sind, Sternzeichen Schütze haben, am Dienstag bis 9:00Uhr geschlafen haben und vielleicht an einem Freitag geboren sind...lassen Sie sich noch ein paar zynische Einschränkungen einfallen, weshalb nicht passiert was selbstverständlich passieren muss: Mindestens die Lager an den EU-Aussengrenzen innerhalb der EU-Grenzen müssen sofort aufgelöst /evakuiert werden. Tut es niemand anderer tut es halt Deutschland. Es dürften etliche Kreuzfahrtschiffe ohne Passagiere in deutschen Häfen vertäut liegen. Die sollten schon längst unterwegs sein, um die Geflüchteten aufzunehmen. Oder halten Sie es für akzeptabel wenn einer im Angesicht eines verletzten, einer hilfsbedürftigen Person sagt: "Ach da kommt schon einer, soll doch einer nach mir kommen und dem helfen" Für eine solche Haltung haben wir übrigens zu Recht Strafgesetze. Es nennt sich unterlassene Hilfeleistung. Das Sie vielleicht einen wichtigen Geschäftstermin wahrnehmen müssen, wird Sie vor Bestrafung nicht bewahren. Helfen Sie nicht. Zu Recht. Niemand hält die Not-Aufnahme von Geflüchteten für die Lösung der Flüchtlingskrise oder ein Einwanderungsgesetz. Das ist noch Mal eine ganz andere Diskussion. Die jene verhindern , die nicht einmal mehr Menschen aus Seenot retten wollen. 150 Jahre Kampf für Seenot- Rettungs- und Sanitätswesen durch selbsternannte NGO´s ohne Ansehen von Person für die Katz und in die Tonne. Oder schlicht: Die Normalität der Barbarei. Es hat historisch schon einmal alle..."gewundert" wie zivilisatorische Grundsätze ausser Kraft gesetzt werden. Hat man scheinbar schlüssige Argumente dafür. Vielleicht führen Sie noch einmal aus, wie ich von nichts gewusst haben könnte und nichts verantwortlich bin. Das Fundament der Kultur der Verantwortungslosigkeit im autoritären Denken.

      • @Martinxyz:

        Ich habe mich gar nicht dazu geäußert, ob Deutschland zu viele oder zu wenig Flüchtlinge aufnimmt. Die Autorin hat suggeriert, dass andere Länder fragen könnten, warum Deutschland so wenige Flüchtlinge aufgenommen hat - hierzu habe ich angemerkt, dass Deutschland als einziges EU-Land zusammen mit Luxemburg (die haben 11 Jugendliche ausgeflogen) überhaupt Flüchtlinge aufgenommen hat. Deswegen ist zumindest hier die Insinuation der Autorin unpassend.

        Zur anderen Frage: Klar könnte Deutschland die 13.000 von dort aufnehmen. Ist ja schließlich EU. Paar Kilometer weiter ist dann nur noch EU-Beitrittskandidat. Soll Deutschland die 4 Million auch aufnehmen? Denen geht es derzeit nicht viel besser - berichtet nur keiner drüber.

  • Ja, genau, warum nimmt Deutschland so wenige Kinder auf. Weil das Jammern auf hohem Niveau dagegen steht? Ach wann dürfen wir endlich wieder feiern? Und auf der Wies´n struzbesoffen über Jugendliche herfallen? Wenn einem dass schon verwehrt bleibt, da kann man sich doch nicht noch um diese Geflüchteten kümmern. Aber gleichzeitig werden 80.000 Erntehelfer*innen aus Rumänien etc. geholt, um den "systemrelevanten" Spargel und Erdbeeren zu ernten. Auch Asylsuchende hier, die eigentlich keine Arbeitserlaubnis haben, werden jetzt zum Bücken für den Hungerlohn herangezogen, für den sich jeder Einheimische zu schade wäre. Eine "wiederliche Doppelmoral" hat es Ehring von Extra 3 genannt. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.



    In Afrika drohen unterdessen Hungersnöte durch Ausgangssperren und wertvolles Trinkwasser wird zum Händewaschen "verschwendet". In Afghanistan wurden Menschen in Coronaquarantäne einfach "vergessen" und sind kläglich verhungert. Da hilft niemand, keine NGO, keine Uno nichts!!!

    • @Cutia:

      Knapp 1050,- € netto - Kost und Logis sind da bereits abgezogen - sind mit Sicherheit kein Hungerlohn.

      Erst recht nicht für die arme Landbevölkerung ohne brauchbarer Ausbildung in Rumänien, die einen deutlich geringeren Durchschnittsverdienst hat.

      Was glauben Sie denn, warum die Leute so bereitwillig zum Arbeiten nach Spanien, Italien oder Deutschland fahren?

      Niemand wird den Spargel mehr kaufen, wenn er 20 Euro das Kilo kostet. Welchem Rumänen wäre damit gedient, dass er keine Arbeit mehr hat??

      Wenn Sie Orangen und Mandarinen, Tomaten, Kiwis oder Erdbeeren kaufen, was glauben Sie, wer die geerntet hat? Und zu welchem Verdienst?

      Dagegen ist die Situation der Spargelerntehelfer hier wirklich fair. Die Spargelbauern müssen ihre Erntehelfer auch bei Laune halten. Spargelernten kann nicht jeder. Mandarinenpflücken dagegen schon.

      In Afrika drohen keine Hungersnöte durch Ausgangssperren, in Afrika drohen sie, weil eine korrupte politische Elite sich persönlich bereichert, statt sich auch nur ansatzweise um die Leute zu kümmern. Sie sind ihnen meist schnurz. Und mit Elite meine ich nicht nur Regierungsmitglieder.

      Die Zeiten, dass Hungersnöte ein Naturphänomen waren, sind vorbei. Im Regelfall haben sie politische Ursachen.

      Und warum hilft keine NGO in Afghanistan? Weil immer mal wieder ein paar Afghanen vorbeikommen und den NGO-Mitarbeiter_innen den Kopf wegschießen oder sie in die Luft sprengen.

      Die Kinder, von denen sie sprec hen, Befinden sich in Griechenland. Um 1500 Kinder brauchbar zu versorgen, muss ein Land nicht reich sein.



      Warum fordern sie nicht ein, dass die griechische Regierung endlich mal ihrer Verantwortung nachkommt?

      Als Doppelmoral empfinde ich die unterschiedlichen Wertmaßstäbe, die Sie ansetzen.

  • "Desinfiziert euch! Und euren toxischen Nationalstolz."

    Stimmt, schöner Schlusssatz.

    • @Gerhard Krause:

      Der allerdings viele Fragen aufwirft und im Kontext Corona völlig fehlplatziert ist.

  • Nö. Ich finde, dass Deutschland und die hier lebenden Menschen machen das ganz super. Ich bin froh, zu Zeiten von Corona hier leben zu dürfen. Alle meine nicht-bio-deutschen Freunde finden dies ebenso. Da freue ich mich drüber. Ganz patriotisch und so ganz und gar ohne Nationalismus.

  • Ich erlaube mir eine Anekdote: als ich nach DE kam, so anfang der 1970er (aus Spanien, also Migrationshintergrund, aber nicht so dolle) stellte ich fest, dass viele Leute hier DE, naja, ambivalent sahen. Ich war in Spanien darauf getrimmt worden, dass man(n) fürs Vaterland (heisst dort Mutterland, warum auch immer -- oder genauer, so'n Zwitter: "die Mutter Vaterland"), dass man also fürs Vaterland bereit ist, zu sterben. Und zu töten.

    Ich fand das hier unheimlich angenehm.

    Also ja, Nationalismus, das gibt es hier auch, aber ich schätze Deutschland, meinen Gastgeber, sehr dafür, dass ich erst hier gelernt habe, dass es das nicht braucht!

    • @tomás zerolo:

      Ich kann Ihre Erfahrungen gut nachvollziehen.



      Allerdings hat sich nach meiner Wahrnehmung schon etwas geändert. Spätestens nach dem Mauerfall hat sich DE ideologisch wieder militarisiert. Und damit kamen die alten Feindbilder wieder zutage und der Anspruch, militärisch wieder mitmischen zu wollen. Begleitend dazu ein neuer Nationalismus, Und zwar nicht nur der Rechtsnationalismus wie ihn die AfD vertritt, sondern fast schlimmer noch der Anspruch, dass wir genau wissen, wer gut und böse ist und entsprechend "behandelt" werden muss.

      Deutschland als Frieden stiftende "Macht", als Verbündeter der zivilisierten Friedensdiplomatie und der friedlichen Abwägung und Anerkennung von Interessen, das war einmal. Spätestens, seitdem wir glauben, uns am Hindukusch verteidigen zu müssen.

  • „Hier funktioniert ja alles so toll: 1. … außer …, 2. … außer …, 3. … außer …“



    Das ist eine beliebte Methode, um Erfolge, die einem/einer nicht ins Konzept passen, kleinzureden. Es ist ja auch ganz einfach, weil es bekanntlich nichts Gutes gibt, das nicht noch besser sein könnte. Und außerdem leben wir infolge des Sündenfalls von Adam und Eva in einer Welt, in der nichts vollkommen ist.



    Nach der Lektüre des Beitrags kann ich D. nur am Ende der Reihe aller Staaten verorten, gemessen am Erfolg bei der Corona-Bekämpfung. Leider hat die Autorin keinen Staat benannt, der hingegen ein leuchtendes Beispiel abgeben könnte, und an dem sich der Rest der Welt orientieren sollte!

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Ich finde Nationen sind eine ganz nette Erfindung. Gibt in Zukunft vielleicht Besseres, im Augenblick jedoch ist es besser als Staaten, die nur durch Gewaltherrschaft zusammengehalten werden, siehe Syrien, Irak und Afghanistan. Wenn man das nicht will, kann man ja auswandern.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Ja es gibt zumindest keine anderen Institutionen - trotz des oft postulierten Niedergangs der Nationalstaaten - die ausreichend Souveränität, Lenkungsformen und Zivilschutz gewährleisten.

      Ob transnationale Einrichtingen wie WHO und EU gerade wegen der Vormachtstellung der Nationalstaaten so schwach sind, darüber kann man diskutieren.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      ...und zu uns kommen :-)... Ich wusste doch, dass Sie ein Menschenfreund sind.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Gerhard Krause:

        Ja, z.B. politisch Verfolgte, die von Diktaturen verfolgt werden, können gerne zu uns kommen. Da hab ich nix dagegegen.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Was genau ist die gemeinsame Klammer von Nationen und "Staaten, die nur durch Gewaltherrschaft zusammengehalten werden" zu tun? Genau. Es gibt keine. Deutschland war auch während der Nazi-Zeit eine Nation, Italien oder Spanien ebenso während der Diktatur der Faschisten.



      Ganz im Gegenteil, für Diktaturen sind Nationen fast immer eine großartige Sache. Ohne Nation gibts schliesslich nur schwerlich einen Nationalimsus

      • @Kaboom:

        Diktaturen brauchen keine Nationen. Sie wollen die Weltherrschaft und machen andere Nationen platt. Siehe ihr Beispiel und Stalin.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          ....Nation, Nationalität, Nationalismus, Nationalgefühl, Nationalstaat, Nationalcharakter, Nationalstolz. Die Begriffe schwirren durcheinander, finden Synonyme, lösen Debatten aus und provozieren Missverständnisse.....



          .....Es ist eine müßige Diskussion. In allen Menschengemeinschaften, großen wie kleinen, existieren bei den Mitgliedern Liebe und Hass, Zu- und Abneigung, Stolz und Gleichgültigkeit, sie existieren nebeneinander, es handelt sich um höchst individuelle Gefühle, die dem einzelnen Mitmenschen oder deren Gesamtheit gelten können. Gefühle zu verordnen, was in diesem Fall etwa hieße, den Nationalstolz zur verbindlichen Haltung zu erheben, hat den Beigeschmack von Gesinnungsdiktatur......

          • 4G
            4813 (Profil gelöscht)
            @05158 (Profil gelöscht):

            Stolz ist ja nunmal keine schöne Eigenschaft. Es sei denn sie haben einen Stuhl gezimmert.



            Es braucht keinen Nationalstolz, man kann auch so gerne in Deutschland leben. Und sich dafür einsetzen, dass das Zusammenleben funktioniert. Das heißt auch, dass eine Nation einen funktionierenden Staat braucht.



            In Syrien, Saudi-Arabien oder Afghanistan hat eine Familie oder Clan einen Staat. Da kommen sie als Nicht-Mitglied nicht rein. Das ist bei Nationen anders.

          • @05158 (Profil gelöscht):

            Halten sie es doch wie Bundespräsident Gustav Heinemann ""Ach was, ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau; fertig!"



            Der hatte bereits vor Jahrzehnten an oberster Stelle realisiert, dass es dazu in DE keine Verordnungen gibt.

  • „Ausland wundert sich“. Irgendwie verstehe ich das nicht. Das Ausland wundert sich das D nur oder überhaupt 50 Flüchtlinge aufnimmt? Oder hat das damit garnichts zu tun?