piwik no script img

Nachruf auf Antje VollmerStreitbare Pazifistin

Sie setzte das Feminat in der Grünenfraktion durch und war die erste Grüne im Bundestagspräsidium. Jetzt ist Antje Vollmer mit 79 Jahren gestorben.

Antje Vollmer am 12.03.1994 in Langgöns bei Gießen Foto: Stefan Husch

Berlin taz | Nie war sie ihrer Partei ferner als in jüngster Zeit, vor allem seit dem militärischen Überfall Russlands auf die Ukraine. In einem Text, den die Berliner Zeitung kürzlich veröffentlichte und den sie, im Angesicht ihres nahenden Todes formuliert, als „Vermächtnis“ verstanden wissen wollte, schreibt Vollmer zum Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 bitter: „Wir befanden uns also wieder im Kalten Krieg in einer Spirale der gegenseitigen existenziellen Bedrohung – ohne Ausweg, ohne Perspektive. Alles, wogegen ich mein Leben lang politisch gekämpft habe, war mir in diesem Moment präsent als eine einzige riesige Niederlage.“

Keine Frage, für Vollmer war der verbrecherische Krieg Putins in der Ukraine eine Katas­trophe, politisch, vor allem persönlich: Gerade sie hatte sich immer für Verständigung, für Aussöhnung, für die Wahl friedlicher Mittel zur Konfliktlösung eingesetzt. Und hierin wusste sie sich einig mit ihrer Partei, zu deren Einflussgrößten sie über die meisten Jahre des grünen Anfangs zählte. Dass sich die Grünen für Waffenlieferungen an die wehrhaften Menschen in der Ukraine einsetzen, war dabei ein Weg, dem sie nicht mehr folgen konnte.

Antje Vollmer, 1943 in Lübbecke, Westfalen, geboren, christlich geprägt, mit einem starken Hauch von moralischer Strenge, studierte Theologie, war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Sie arbeitete in verschiedenen evangelischen Einrichtungen und war nicht nur nebenher in der „Liga gegen den Imperialismus“ aktiv, einem Verein im Umfeld der maoistischen KPD/AO, der wohl bürgerlichsten K-Gruppe im Spektrum der linksradikalen Szenen.

Zu Beginn der achtziger Jahre näherte sich Vollmer, wie viele einstige Ge­nos­s*in­nen, den frisch zur politischen Welt gekommenen Grünen an, 1983 zog sie gar, zunächst als Parteilose, erstmals für sie in den Bundestag ein. In der Grünenfraktion war sie es wesentlich, die 1984 das erste Feminat durchsetzte: Alle Leitungsposten wurden ausschließlich von Frauen besetzt. Sie, die schon damals sendungsbewusste Jungpolitikerin, mittendrin.

Für eine Welt der Abrüstung

Antje Vollmer verstand sich immer als Kritikerin der bis dahin existierenden „Systeme“. Im Privaten mochte ihr intensiver Zug ins Antikommerzielle, in heftigem Widerwillen gegen jedes Unterhaltsame auffällig sein, auch ihr kühler Blick auf die angeblichen Errungenschaften des realen Sozialismus sowjetischer Prägung darf nicht unerwähnt bleiben.

Sie wollte eine Welt der Abrüstung, des Verzichts auf Feindstiftungen. Sie stand für den unbedingten Willen zum Gespräch, zur Vermittlung, zur Berücksichtigung, wenn man so will, für die Nutzung aller Versöhnungschancen. Lieber eine weitere Wange dem Schläger hinhalten, darauf vertrauend, dass allzu heftige Gegenwehr nur noch wehrloser mache – und dass es Friedensoptionen gibt.

Sie hat früh das politische Gespräch auch mit Leuten aus der Union gesucht, denn es seien Parlamentskolleg:innen, keine Feinde, so Vollmer. Rot-Grün war ihr allenfalls eine Option, habituell standen ihr Liberale und Liberalkonservative durchaus näher – Menschen, die die Blicke des Gegenübers mit einbrachten. Vollmer wurde, auch im Unionslager anerkannt, 1994 zur ersten grünen Bundestagsvizepräsidentin.

Kurzzeit-taz-Redakteurin

Als die bundesdeutschen Grünen 1990 bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen aus dem Bundestag flogen, fand Antje Vollmer einige Monate berufstätiges Exil in der taz – als Inlandsredakteurin. Im taz-Archiv sind eine Fülle ihrer Texte gerade aus jener Zeit zu finden. Erkennbar wird bei der nochmaligen Lektüre: Vollmers politische Interventionen sind kaum zu zählen.

Gegen die Schwarze Pädagogik der Heimerziehung in der Bundesrepublik bis in die siebziger Jahre – und für ihre Aufarbeitung in einer Sonderkommission; für den Kampf gegen die Diabolisierung des politischen Terrorismus – und für einen Dialog mit den inhaftierten Mitgliedern der RAF zur Beendigung terroristischer Gewalt.

Ihre Helden: Václav Havel, der tschechoslowakische Bürgerrechtler und spätere Präsident der Tschechischen Republik, vor allem aber Michail Gorbatschow, der Kommunist, der seine Sowjetunion, ökonomisch und moralisch in jeder Hinsicht vor dem Bankrott, mit zur Implosion brachte.

Diasporische Figur im grünen Umfeld

Generell lautete ihr Credo: Man müsse die Gründe für alles menschliche Tun verstehen – und das schaffe man nicht, wenn man nur in den Freund-Feind-Modus schalte. Ihre womöglich größte Ehre war der 2003 durch Vaclav Havel verliehene Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden der Tschechischen Republik für ihre Verdienste um die Aussöhnung mit diesem Nachbarland. Das letzte Interview mit ihr in der taz erschien 2015: Es war ein flammender Appell für einen besseren deutschen Umgang mit Griechenland.

Sie war eine strikte Pazifistin, wandte sich gegen den Nato-Krieg gegen das restjugoslawische Milošević-Regime wie auch gegen den Afghanistankrieg. Zuletzt gehörte sie zu den Erst­un­ter­zeich­ne­r*in­nen von Sahra Wagenknechts und Alice Schwarzers „Manifest für Frieden“. Mit anderen Worten: Sie war in ihren beiden letzten Lebensjahrzehnten mehr und mehr zu einer diasporischen Figur in ihrem grünen Umfeld geworden.

Ihre Partei hat ihr sehr viel zu verdanken – und sei es Vollmers Leistung, den einstigen Schmuddelkindern der Politik zu einer gewissen Respektabilität in der politischen Arena verholfen zu haben. Sie verdient einen sehr prominenten Platz in der Hall of Fame der grünen Bewegung. Am Mittwoch ist sie im Alter von 79 Jahren gestorben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

35 Kommentare

 / 
  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Für Antje



    Verstehen und überzeugen



    Und sich selbst nicht beugen.



    Ohne Streiten einen Weg bereiten.-



    Mögen Engel sie begleiten.

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Schön!

  • Antje Vollmer, eine authentische Vertreterin der grünen Ursprungsideale, eine überzeugte Pazifistin und glaubwürdige evangelische Christin, konsequent in ihren Überzeugungen, ohne dogmatisch zu sein, bürgerlich und links zugleich. Auch wenn man anderer Meinung ist, das trifft man selten an im politischen Geschäft. Daher ziehe angesichts des Todes vor ihr meinen Hut.



    Auch wenn es zuletzt stiller um sie geworden ist, wird sie - wie Christian Ströbele ein grünes Urgestein - fehlen, nicht nur ihrer eigenen Partei.



    Und auch, wenn sie den fragwürdigen Aufruf von Schwarzer/Wagenknecht zu Waffenstillstandsverhandlungen unterstützt hat - sie konnte vielleicht nicht anders aufgrund ihrer pazifistischen Haltung -, hatte sie mit Sahra Wagenknecht doch sonst wenig gemeinsam.

  • Ich hatte immer gedacht, Antje Vollmer sei eine ganz vernünftige, pragmatische, demokratisch gesinnte Realpolitikerin gewesen, die nur am Ende ihres Lebens auf die Wagenknecht-Putin-Schiene falsch abgebogen wäre.

    Weil Nachrufe immer nur bedingt informativ sind, habe ich mir mal ihren Wikipedia-Artikel durchgelesen, danach zeichnet sich ein anderes Bild:

    Vollmer hat die Möglichkeit einer deutschen Wiedervereinigung in den achtziger Jahren nicht nur wie viele als unrealistisch betrachtet, sie hat sie aktiv abgelehnt, sie hat sich dafür eingesetzt, die Forderungen aus Propagandapapieren von Honecker zur deutschen Frage zu akzeptieren, sie hat den Wunsch vieler Menschen nach einer Wiedervereinigung noch im November 89 als obsolet abgetan. Das ist in der Paralelle zu ihrer Haltung zur Ukraine schon interessant. Appeasement gegenüber östlichen Diktatoren ist wichtiger, als die Frage, in welchem Land die Menschen leben wollen, egal ob diese Diktatoren Putin oder Honecker hießen.

    Zudem hat sie das Adoptionsrecht für Schwule und Lesben abgelehnt. Dahinter steckt ein illiberales Weltbild, das Diversität der Lebensmodelle ablehnt, wie es auch von Wagenknecht gepflegt wird. Aber nicht nur, auch hier war sie Putin näher als modernen westlichen Vorstellungen einer liberalen, diversen Gesellschaft.

    Das Bild der pragmatischen, progressiven Demokratin war dann wohl doch nur Fassade.

    • @Ruediger:

      habe ich mir mal ihren Wikipedia-Artikel durchgelesen"



      Wikipedia ist kein Lexikon! bitte informieren sie sich wie die Einträge zustande kommen , wie diese verändert werden und wo man Änderungen nachvollziehen kann. Den Wiki Eintrag als "ihren Wikipedia-Artikel" zu bezeichnen ist falsch.

    • @Ruediger:

      Zum Thema Widervereinigung ist in der Kommune bereits etwas Interessantes geschrieben worden.



      Der eine oder Andere mag sich an die Bezeichnung Bündnis 90/ die Grünen erinnern.



      Vor der "Wiedervereinigung" gab es, gerade aus der Bewegung, die die Demonstrationen organisiert hatte, Überlegungen zu einer Alternative.



      DDR verändern, evgl. demokratischer als BRD, evtl. ein Hauch von Sozialismus.



      Wirtschaftspolitisch stand im Raum, ob ein Umbau der Wirtschaft mit (DDR) Mark besser sei, um die Märkte im Osten weiter beliefern zu können.



      Immerhin war die DDR im Ostblock eine Marke und Marktmacht.



      Es kam Anders. Die Märkte brachen durch die D Mark weg, Millionen wurden arbeitslos, der Osten verramscht.



      Das hätte deutlich besser laufen können.



      Ganz nebenbei zeigte es die totale Inkompetenz der CDU fürs Wirtschaften.



      Die "Übernahme" der DDR hat emotional viel bei Ihren ehemaligen BürgerInnen kaputt gemacht.



      Die nicht-Akzeptanz des Systems wirkt bis heute nach und wurde von Rechten, Verschwörungstheoretikern usw. ausgenutzt.



      Diese Infos nur, um Positionen von Damals ein bisschen zu verdeutlichen...

      • @Philippo1000:

        Die Aussage von Vollmer im Bundestag im November 1989, auf die ich mich bezog und die von der Wikipedia zitiert wird, war, "die Rede von der Wiedervereinigung sei überholter denn je". Da ging es also nicht darum, die Wiedervereinigung anders zu gestalten (im November 89 war überhaupt noch nicht klar, wie die Wiedervereinigung gestaltet werden würde) oder daeum, auch Alternativen zu einer Wiedervereinigung zu bedenken, sondern darum, die Diskussion und den Wunsch vieler Menschen im Westen und im Osten im Keim zu ersticken. Ich empfinde da eine Ähnlichkeit, wenn heute der Wunsch der Menschen in der Ukraine übergangen wird, nicht Teil Russlands sein zu wollen und Hilfe des Westens bei ihrer Verteidigung zu möchten. Und natürlich steht das im Kontext mit der Forderung ein paar Jahre zuvor, Honecker deutschlandpolitische Wünsche zu erfüllen.

    • @Ruediger:

      Vielleicht reicht ja ein auch sehr kompromiertes Wikipedia wissen auch nicht immer aus, um wirklich den Kontext erfassen zu können.

    • @Ruediger:

      Leider hat sich die Grüne Partei völlig von ihren Wurzeln verabschiedet. Wer keine Ideale mehr hat, wird auch nichts wesentliches ändern. Frau Vollmer ist sich treu geblieben. Hut ab!

      • @Matt Gekachelt:

        Ich meine, um mir wirklich treu bleiben zu können, muss ich fähig sein dazuzulernen. Bloßes Festhalten an meinen Positionen von gestern, während die Welt sich verändert, finde ich nicht erstrebenswert.



        Putin ist eben kein Gorbatschow ... er ist nicht einmal ein Breschnew. Und dies ist eben auch nicht das Wiederaufleben des Kalten Krieges - auch, wenn sich dieses falsche Paradigma medial gut verkaufen lässt. Es ist eine völlig neue Situation mit neuen Akteuren, anderen Werten, die auf dem Spiel stehen. Es braucht also neue Antworten.



        Ob "mehr Kampfflugzeuge in die Ukraine schicken" eine gute Antwort ist, kann man mit Recht bezweifeln. Aber "Frieden schaffen ohne Waffen" taugt eben auch nicht mehr, wenn ein Aggressor mit seinem Arsenal bereits mitten im Nachbarland steht.



        Ich finde Konservativismus dann immer am schwächsten, wenn er vor den neuen Gegebenheiten die Augen zumacht, damit er seine gestrigen Antworten an die Frau / den Mann bringen kann. Das gilt übrigens auch für die alte Sache mit dem Stiefkindadoptionsrecht, die Rüdiger angesprochen hat. Das hätte auch eine Antje Vollmer 2004 schon besser wissen können, wenn sie sich mit der Lebensrealität von Regenbogenfamilien wirklich auseinandergesetzt hätte. Stattdessen hat sie im Tagesspiegel überkommene Vorurteile verbraten.



        Für mich bleibt sie eine zwiespältige Figur.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    Hallo Hr Feddersen,



    danke für den sehr gelungenen & ausgewogenen Nachruf.



    Ich denke, das Fr Vollmer damit durchaus einverstanden gewesen wäre. Trotz ihres doch stark abweichenden Blick auf den Krieg in der Ukraine.



    Ich würde mir jedoch wünschen, das die Haltung solch respektabler Menschen in der polarisierenden Kriegs-Debatte wieder mehr Gehör finden würden, und ihnen nicht, nur weil sie auf der falschen Seite stehen, gleich die Moralität abgesprochen wird.

  • "Generell lautete ihr Credo: Man müsse die Gründe für alles menschliche Tun verstehen – und das schaffe man nicht, wenn man nur in den Freund-Feind-Modus schalte. "



    So wahr, und noch so aktuell, egal ob zb der Ukrainekrieg und die Supporter Russlands oder der Rechtsrutsch im Osten Deutschlands und in der EU. Nur wer versucht den anderen zu verstehen kann auch etwas gegen bestimmte Entwicklungen unternehmen.



    Antje Vollmer gehörte zu einer Generation von Politikern, die charismatisch und glaubwürdig waren und bei denen man wusste, wofür sie stehen. Die Sozialdemokraten und Grünen von damals glaubten noch an etwas, hoffe sehr, dass sich die neuen jungen Politiker nicht an ihre "mittel"alten Genossen orientieren, sondern an Menschen wie Erhard Eppler, Ströbele, Antje Vollmer und den noch lebenden Rudolf Dreßler

  • Farewell Antje!



    Sie war immer aufrecht und sich treu.



    Sie wird fehlen.

  • Wäre schön, wenn sie noch nachträglich dem ein oder anderen Grünen ein Licht aufstecken könnte. Der Link im Text sollte genutzt werden.

  • Vollmer verdient einen sehr prominenten Platz in der Hall of Fame der grünen Bewegung. Wie wahr! Und nicht nur dort!



    Deshalb schmerzt es umso mehr, dass ihr letzter Text, das Vermächtnis einer verdienten Pazifistin, nicht in der taz, sondern der Berliner Zeitung erschien.



    Das sagt viel über das heutige Selbstverständnis der taz.

  • Ich hoffe sehr, dass die derzeitigen Olivgrünen Vollmers Tod nicht dazu nutzen, sie für sich zu instrumentalisieren. Sie gehört nicht in die "Hall of Fame der grünen Bewegung", sondern in die Hall of Fame der PolitikerInnen mit Charakter.

    • @Rolf B.:

      Es ist so widerwärtig, wie manche Leute die faktische Unterstützung von Putin - und nichts anderes ist die Unterschrift unter das unsägliche Manifest - auch noch als Ausweis besonders guten Charakters darstellen. Nichts ist charakterstark an der faktischen Unterstützung von Mord, Folter und Vergewaltigung.

      • @Suryo:

        Schlimm genug, dass ausgerechnet Feddersen hier einen Nachruf auf Vollmer verfasst, der sie als Erstunterzeichnerin des "Manifests für Frieden" vor einem Monat noch in völlig inakzeptabler Weise mitbeschimpft hat, als er schrieb:

        》Spricht das „Manifest“ davon, „Frauen wurden vergewaltigt“, sprichtes nicht über die Täter, auch nicht Putin. Man mag sich kaum vorstellen, wie beide etwa 1943 über den Aufstand im nazieingehegten Ghetto von Warschau formuliert hätten. Amoralisch sie alle [!], nichts anderes《

        Akzeptieren Sie aber bitte wenigstens unter diesem Nachruf, dass wan aus guten Gründen auch der Auffassung sein kann, Gewalt ausschließlich mit Gegengewalt zu beantworten, bedeute, sich auf eine Stufe mit dem Aggressor zu stellen und so seine menschenverachtende Agenda zu befördern.

        Indem Sie, wenn Sie sich schon nicht angemessen äußern können, in diesem Kontext hier zur Not auf eine Kommentierung im Allgemeinen und auf Ausführungen über Charakterstärke im Besonderen verzichten!

  • Vielen Dank für diesen detaillierten, nuancierten Nachruf für einen grossartigen Menschen.

    Auch wenn sie möglicherweise auch in einer anderen Partei sich hätte wiederfinden können, so verkörpert sie dennoch viel mehr des ursprünglichen Geistes der Grünen als der jetzigen Karriere-Generation, die in Gemeinderäten nicht einmal gegen sinnloses Baumfällen mehr aufbegehrt und nur auf Politiktaktik aus ist.

    Antje, ruhe in Frieden.

  • Vor dem Hintergrund Ihres kürzlichen Kommentars zu dem von Wagenknecht und Schwarzer initiierten "Manifest für den Frieden" - zu dessen Erstunterzeichner*innen Vollmer gehört - und Ihren unsäglichen Zuschreibungen und Vergleichen dort kann ich Ihnen (und auch sonst jede*m) nur die Lektüre des Nachrufs von Klaus Mertes in der ZEIT empfehlen

    www.zeit.de/politi...od/komplettansicht

  • Antje Vollmer war für mich eine der wenigen glaubhaften und integren Politiker:innen.

    • @joaquim:

      [...] Beitrag entfernt. Bitte unterlassen Sie Unterstellungen. Vielen Dank! Die Moderation

      • @Suryo:

        Dann verstehe ich nicht, warum der Kommentar nicht überraschend ist. Wo ist jetzt der Zusammenhang?

    • @joaquim:

      Ich würde eher von einer tragischen Figur sprechen. ( Und ich bin auch nicht der Meinung, daß es nur wenige glaubwürdige und integre Politiker / innen gibt. )

      • @Konfusius:

        “Generell lautete ihr Credo; man müsse die Gründe für alles menschliche Tun verstehen - und das schaffe man nicht, wenn man nur in den Freund-Feind-Modus schalte.”



        Da hatte sie verdammt recht. Linke tun sich da generell schwer, aber Frau Vollmer kam ja auch eher aus einer bürgerlichen christlich-pazifistischen Ecke. Bei ihr trafen die beiden Welten allerdings in einer Person zusammen.



        Vielleicht habe ich persönlich deshalb so viel Empathie für Antje Vollmers politische Haltung, auch wenn ich sie nicht in allen Punkten nachvollziehe (z.B. in ihrer Unterstützung der Wagenknecht-“Friedensbewegung”).

        • @Abdurchdiemitte:

          Ups, den Kommentar wollte ich gar nicht an Sie adressieren, @Konfusius. Sie müssen sich also nicht angesprochen fühlen, wenn Sie es nicht wollen.

      • @Konfusius:

        Tragische Figur? Meinen Sie Antje Vollmers Unterzeichnung des Wagenknecht/Schwarzer-Aufrufs oder ihre Rolle als Mitbegründerin von Aufstehen (auch so eine Wagenknechtsche Totgeburt). Vielleicht, vielleicht auch nicht.



        Dann sind es nämlich diejenigen, die ihre einstigen politischen Ideale für ein paar Silberlinge verraten haben - Wiglaf Droste nannte es “der Nation in den Arsch kriechen” (ja, genau, er meinte die Grünen!) - erst recht. Tragische Figuren.



        Aber man nennt so etwas ja Realpolitik heutzutage … in dem Sinne war Frau Vollmer natürlich keine Realpolitikerin.



        Antje Vollmer hätte sich nur niemals in gleicher Weise über ihre eigene Partei geäußert, wie ich es tue … dafür war sie zu loyal. Und das ehrt sie.

      • @Konfusius:

        @Konfusius: was bitte schoen soll an dem Lebensweg von Antje Vollmer tragisch sein? Weil sie am Ende sich treu geblieben ist und eine andere Meinung zur Aussenpolitik hatte als Sie, werter Konfusius?



        Und bitte nennen Sie uns doch einmal 50 Beispiele integrer und glaubwürdiger Politiker im Bundestag, die entgegen dem Fraktionszwang ihrer eigenen Haltung treu bleiben und nicht dass machen, was sie machtpolitisch weiterbringt und dies inllusive wirklicher Fachkompetenz. Danke.

    • @joaquim:

      Bin mal gespannt, wann die ersten kriegstreibenden Pappnasen ihr "Putinismus" unterstellen.



      Mir egal: Ruhe in Frieden Antje. Du warst bis zum Schluss aufrecht. Grüß mir im Himmel bitte Christian. Der wäre genauso entsetzt wie Du es warst über den Zustand einer ehemals pazifistischen Partei ...

    • @joaquim:

      Glaubwürdig weil sie zusammen mit Wagenknecht die Ukraine Putin überlassen hätte? Oder weil sie sich gegen das Adoptionsrecht von Schwulen und Lesben engagiert hat? Oder weil sie noch im November 89 sie Wiedervereinigung abgelehnt hat?

      • @Ruediger:

        BTW Ich war auch 89 gegen die Wiedervereinigung...und seit Anbeginn bei den Montagsdemos in meiner Heimatstadt Leipzig und bei Friedensgebeten in der Nikolaikirche...obwohl Atheist!

      • @Ruediger:

        @Ruediger:



        Ihre Kritik grenzt an Diffamierung, einer gerade Gestorbenen. Frau Vollmer war gegen die Art der Wiedervereinigung, wie sie stattgefunden hat. Und diese war bereits damals absehbar unglücklich, weil damit der gesamte Absatzmarkt der DDR in Osteuropa zusammengebrochen ist durch die neue harte D-Mark. Auch die Verteilung der Staatsgüter war wohl kaum gerecht, oder? Das war bereits 1989 absehbar. Dies war ein wichtiger Punkt im Wahlkampf von Lafontaine, der dies auch erkannt hatte. Leider hat sich dann ein Kohl mit seinen Wahlkampfversprechungen der "blühenden Landschaften" durchgesetzt - eine Politik, deren Folgen wir noch 30 Jahre später sehen können. Wollen Sie etwa hier die Wahlkampfversprechungen von Kohl verteidigen? Hiergegen hat sich Vollmer ebenso gewandt!



        Natürlich darf man dieser kritischen Meinung Vollmers sein, gerade in der Rückschau. eigentlich ist diese Haltung sogar logisch und zwingend! Wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, einer politischen Persönlichkeit aus solchen Gründen die Glaubwürdigkeit absprechen zu wollen???

        Und was waren denn ihre Gründe für Vollmers Widerstand gegen das Adoptionsrecht. Wissen Sie das? In der finalen Bundestagsabstimmung hat sie übrigens den Grünen Kurs eingenommen.



        Ohne Begründung, ohne Hintergrund und Kontext hier eine Verstorbene schlecht machen, ist ein ganz schlechter Stil, lieber Ruediger.

        • @Werner2:

          Danke, dass Sie auch die historischen Zusammenhänge nochmal klarstellen!

  • Damit geht für mich eine sehr überzeugende grüne Persönlichkeit.



    Nicht Sie hat sich von den Grünen abgewand, viele Grüne haben sich von Ihren Idealen abgewand.

  • Nebenbei: s' wird ganz schön dünn. So um mich herum.



    Danke für Deine Arbeit:



    ANTJE VOLLMER