Nachrichten in der Coronakrise: Keine Maskenpflicht per Hausrecht

Handelsketten wollen keine eigenen Maskenregel umsetzen. Gewerkschaften fordern, Beschäftigte weiter zu schützen. Das RKI meldet rund 270.000 Neuinfektionen.

Eine FFP2 Maske liegt in der Münchner Innenstadt auf dem Boden.

Die Maskenpflicht läuft fast überall aus – große Handelsketten wollen keine eigenen Regeln schaffen Foto: dpa

Gewerkschaften: Arbeitnehmer weiterhin schützen

Gewerkschaften haben die Arbeitgeber dazu aufgerufen, den Corona-Schutz der Beschäftigten am Arbeitsplatz auch nach dem Auslaufen der strengeren Corona-Maßnahmen am kommenden Wochenende zu gewährleisten. Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) mit Blick auf das Gastgewerbe: „Schon aus eigenem Interesse sind die Arbeitgeber dringend aufgefordert, weiterhin alles zum Schutz ihrer Beschäftigten und Gäste zu tun.“ Er appellierte an die Arbeitgeber, den Mitarbeitern auch weiterhin kostenlose Corona-Tests zur Verfügung zu stellen.

Zeitler betonte, die Verhinderungen neuer Infektionen sei angesichts von „Rekordinzidenzen, Rekordkrankmeldungen und der ohnehin extrem angespannten personellen Situation das logische Ziel im Gastgewerbe“. Noch mehr Ausfälle im Team könnten sich die allermeisten Arbeitgeber nicht leisten. Nach seiner Einschätzung werden in Restaurants, Hotels oder Bars auch in Zukunft Corona-Schutzmasken zu sehen sein.

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Mit Blick auf den Handel sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger den Funke-Zeitungen: „Der Schutz der Beschäftigten sowie der Kundinnen und Kunden ist jetzt am wichtigsten.“ Die Aufhebung der Maskenpflicht mache bei den hohen Infektionszahlen wenig Sinn. Wenn nun einzelne Unternehmen über die Maskenpflicht in ihren Geschäften entschieden, sei das unübersichtlich für die Kundschaft „und verstärkt den Eindruck von Planlosigkeit“.

„Es wäre wünschenswert, wenn man sich bundesweit auf Regelungen einigen könnte, die die Beschäftigten sowie die Kundinnen und Kunden gleichermaßen schützen“, ergänzte Nutzenberger. Viele Beschäftigten machten sich derzeit große Sorgen. „Sie haben jetzt zwei Jahre lang in der Pandemie den Laden buchstäblich am Laufen gehalten und haben das Recht geschützt zu werden und gut und gesund durch die Pandemie zu kommen“, sagte die Gewerkschafterin. (epd)

Große Handelsketten wollen Maskenpflicht kippen

Zahlreiche große Handelsketten wollen einem Medienbericht zufolge dem Appell von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht folgen, die Maskenpflicht in ihren Geschäften künftig per Hausrecht durchzusetzen. Das berichtet „Bild“ (Mittwochausgabe) vorab. Demnach kündigten IKEA und Thalia an, die Maskenpflicht abzuschaffen.

Auch in Filialen von C&A, Douglas, Woolworth, Deichmann und Ernstings family werde die Maskenpflicht fallen. Gerry Weber wolle sie lediglich für Mit­ar­bei­te­r:in­nen anordnen. Zuvor hatten bereits Saturn und MediaMarkt bekanntgegeben, dass sie die Maskenpflicht zum 3. April abschaffen. Zu diesem Datum fallen in Deutschland mit Ausnahme von sogenannten Hotspots fast alle Regeln zum Schutz gegen Corona. (rtr)

Knapp 270.000 Neuinfektionen in Deuschland

Das Robert-Koch-Institut verzeichnet rückläufige Zahlen bei den Corona-Neuinfektionen. Am Mittwoch meldete das RKI 268.477 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Das sind 15.255 registrierte Fälle weniger als am Mittwoch vor einer Woche, als die Zahl bei 283.732 lag. Die Sieben-Tage-Inzidenz ging deutlich auf 1663,0 zurück nach 1703,3 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 sich innerhalb einer Woche nachweislich angesteckt haben.

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Das RKI verzeichnet mit 348 weiteren Todesfällen im Zusammenhang mit dem Virus innerhalb eines Tages einen deutlich gestiegenen Wert. Die Zahl der Corona-Intensivpatient:innen in Krankenhäusern war am Dienstag leicht auf 2.329 gestiegen. (rtr)

Hohe Impfquote bei Klinikpersonal

Krankenhäuser in Deutschland haben durchschnittlich sechs Prozent ihrer Beschäftigten wegen fehlender Impf- oder Genesenennachweise an die Gesundheitsämter gemeldet. Das hat eine repräsentative Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) bei knapp 400 Kliniken ergeben, die dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, Mittwoch) vorliegt. „Die Zahlen der Umfrage belegen sehr eindrucksvoll, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vergleich zur Gesamtbevölkerung eine außerordentlich hohe und vorbildliche Impfquote aufweisen“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem RND.

Bei den Pflegediensten liegt die Meldequote demnach bei sieben Prozent, in der Intensivpflege beträgt sie lediglich vier Prozent. Im ärztlichen Dienst sei die Quote bei drei Prozent.

Gaß gab gleichwohl keine Entwarnung. Angesichts der aktuell weiter steigenden Zahl von Corona-positiven Patienten und krankheitsbedingten Ausfällen beim Klinikpersonal seien Einschränkungen bei der Patientenversorgung nicht zu verhindern, sagte er.

Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser (53 Prozent) rechnet der Umfrage zufolge mit Einschränkungen in der Patientenversorgung bei einer möglichen Freistellung der ungeimpften Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

In Deutschland besteht seit Mitte März eine Impfpflicht für Beschäftigte in der Pflege und im Gesundheitswesen. Ungeimpften droht ein Beschäftigungsverbot. In der Gesamtbevölkerung haben derzeit 85,5 Prozent der über 18-Jährigen mindestens eine Impfung erhalten. (epd)

Drosten-Podcast endet

Mehr als 100 Folgen, rund 135 Millionen Abrufe, zahllose Studien, Erklärungen, Warnungen, Beschwichtigungen – der Podcast „Das Coronavirus-Update“ begleitet viele Menschen seit mehr als zwei Jahren Pandemie. Am Dienstagabend waren die Virologen Sandra Ciesek und Christian Drosten nun vorerst zum letzten Mal in einer regulären Folge bei NDR-Info zu hören. Die Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main und von der Charité in Berlin, die sich in dem Format zuletzt abwechselten, sprachen über die derzeitige Corona-Lage, die größten Überraschungen der Pandemie – und ihre Rolle in der Öffentlichkeit.

„Die Zahlen werden sicherlich zumindest bis zu den Osterferien oder ein, zwei Wochen danach noch relativ hoch bleiben“, sagte Drosten mit Blick auf das aktuelle Infektionsgeschehen. Derzeit profitiere man vom Haupteffekt durch die Impfung und von der Abmilderung der Krankheitsschwere bei Omikron. „Wir können jetzt schon sagen, die Situation ist dadurch deutlich besser geworden. Sie ist aber nicht komplett aufgelöst.“

Man erkenne einen linearen Anstieg bei den Krankenhauseinweisungen und eine Verlagerung zu höheren Altersgruppen, erklärte Drosten. Deswegen gehe er davon aus, dass sich demnächst die Intensivstationen stärker füllten und mehr Todesfälle zu verzeichnen seien – möglicherweise bis etwa Mitte Mai. Die Frankfurter Virologin Ciesek fügte hinzu, wenn die Infektionszahlen wie aktuell wieder stiegen, sei es „natürlich schlecht, wenn man dann noch zusätzlich Maßnahmen aufhebt und damit das noch ankurbelt“.

Sie empfahl ausdrücklich, auch weiterhin Masken zu tragen – etwa in Situationen, in denen es eng wird, in schlecht belüfteten Innenräumen und im öffentlichen Nahverkehr. „Alle Risikopatienten sollten unbedingt für sich selber weiter Maske tragen, wenn es schon nicht alle anderen tun“, riet auch Drosten. Möglicherweise komme man irgendwann bei sinkender Inzidenz und fehlenden Auflagen zu einer „asiatischen Höflichkeit“ beim Maskentragen. (dpa)

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