piwik no script img

Nach der Entscheidung zum Mietendeckel„Nachzahlung von 5.100 Euro“

Der Mietendeckel ist erstmal weg. Protokolle von Mieter*innen, die sich nun über Nachzahlungen und höhere Kosten ärgern.

Macht Mie­te­r*in­nen rasend: Die Abschaffung des Mietendeckels Foto: dpa

Lehrersein ist kein Vorteil

Ich bin vor zehn Monaten in meine Wohnung gezogen. Der Mietendeckel ist gekippt und nun muss ich statt 290 Euro für die Gesamtmiete 800 Euro zahlen. Der Unterschied ist wirklich zu hoch. Dazu kommt noch die Nachzahlung in Höhe von 5.100 Euro. Ich habe tatsächlich damit gerechnet, als ich den Mietvertrag unterschrieben habe. Aber ich habe nicht erwartet, dass es inmitten der Pandemie passieren kann.

Letztes Jahr habe ich die Wohnung angenommen, weil ich in einer prekären Wohnsituation war. Doch nun fühle ich mich wie in der Gefangenschaft, weil ich erst in zwei Jahren nach meinem Umzug kündigen darf. Das steht fest in meinem Vertrag.

2020 kündigt mich mein Mitbewohner, der auch Hauptmieter war, weil er die Wohnung für sich allein behalten wolle – aus persönlichen Gründen. Können Sie sich vorstellen, wie schwierig es war, eine Unterkunft während der Pandemiezeit zu finden? Innerhalb von sechs Monaten habe ich über einhundert Bewerbungen für eine Wohnung rausgeschickt. Nicht mehr als zehn Einladungen habe ich für eine Wohnungsbesichtigung bekommen. Ich wurde deutlich diskriminiert, glaube ich. Das ist eher mein Gefühl. Warum? Weil ich Grieche bin und ein Single-Mann. Die Tatsache, dass ich in Deutschland promoviert und ein ausgebildeter Lehrer bin, war leider kein Vorteil. Auch meinen unbefristeten Vertrag darüber, dass ich in einer Berliner Gemeinschaftsschule Physik und Chemie unterrichte und monatlich brutto 2.500 Euro verdiene, hat bei der Wohnungssuche nicht geholfen. Da war ich sehr froh, dass es mit meiner aktuellen Wohnung in Friedrichshain damals geklappt hat. 28 Quadratmeter, 1,5 Zimmer. Ich finde tatsächlich die 500 Euro Preiserhöhung zu viel. Vielleicht war von Anfang an mein Mietvertrag unfair. Ich will jetzt juristisch dagegen vorgehen und warte auf meinem Beratungstermin bei der Berliner Mietergemeinschaft, wo ich Mitglied bin. Die klügste Methode ist, wenn man zuerst reagiert. Deswegen will ich aktiv werden, bevor das Immobilienunternehmen Akelius mir Briefe und Rechnungen zustellt.

Athanasios Tsirimpis (39), wohnt in Friedrichshain, er muss 510 Euro monatlich mehr zahlen und 5.100 Euro nachzahlen.

Mir bleiben im Monat 400 Euro zum Leben

Ich bin Beamtenanwärterin und arbeitete in der Öffentlichen Verwaltung beim Land Berlin. Seit 2018 wohne ich in Prenzlauer Berg, in meiner Zweizimmerwohnung, ich würde sagen: eher eineinhalb Zimmer. Ich habe sie bis Ende letzten Jahres mit einer Mitbewohnerin bezogen, da ich mir alleine die Miete nicht leisten konnte. Jetzt ist sie ausgezogen.

670 Euro, die gesamte Mitte, übernehme ich also allein. Mein Vermieter hat sich lange Zeit geweigert, den Mietendeckel zu akzeptieren. Monatelang habe ich Stress mit meiner Hausverwaltung gehabt. Sie hat einfach meine Schreiben ignoriert. Dann habe ich den Kontakt zum Bezirksamt und zur Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gesucht. Das hat mich auch nicht weitergebracht. In der Senatsverwaltung hat man mir mit meinem Anliegen nicht geholfen. Kei­ne*r war da wirklich ansprechbar. Sie hätten keine Zeit und keine Kapazitäten. Die Behörden lassen ihre Bür­ge­r*in­nen allein.

Am Ende habe ich es endlich hinbekommen. Seit Dezember 2020 bezahlte ich dank Mietendeckel 160 Euro weniger. Jetzt leider wieder nicht mehr. Ich muss noch insgesamt 800 Euro für fünf Monate zurückzahlen und habe zum Glück gespart.

Ich kann mir diese Wohnung nur schwer leisten. Mein Nettoeinkommen beträgt 1.400 Euro im Monat. Davon bleibt mir etwa 400 Euro zum Leben, weil ich höhere Krankenversicherungsbeiträge zahle. Da ich dank Homeoffice keine neue WG in meiner Mini-Wohnung mit 42 Quadratmeter eröffnen möchte, habe ich jetzt zunächst mal Wohngeld beantragt. Ich hatte meinem ersten Antrag im September 2020 gestellt, der ging aber verloren. Dann habe ich das wieder getan. Seit Januar bekomme ich nun 80 Euro Wohngeld. Dafür habe ich aber eine Menge Papiere hingeschickt.

Umzuziehen wäre für mich die Lösung. Dafür habe ich einen Wohnberechtigungsschein, der mir das Recht auf eine Sozialwohnung gibt, beantragt. Um in eine Sozialwohnung zu ziehen, muss ich sie erst finden. Also ich muss dann aktiv suchen auf dem Wohnungsmarkt. Doch die Hoffnung gebe ich nicht auf.

Lisa Meier, Name geändert (29), wohnt in Prenzlauer Berg. Sie muss 160 Euro mehr zahlen.

Der Mietendeckel war eine ­mutige Entscheidung

Ich wohne in einer Dreier-WG im Wedding. Ei­ne meiner Mit­be­woh­ne­r*in­nen ist in der Ausbildung und eine andere ist mit dem Masterstudium gerade fertig und arbeitslos in dieser ungünstigen Zeit. Ich studiere noch an der TU Berlin und mache derzeit meinen Master in Soziologie.

Wir haben eine 90-Quadratmeter-Altbauwohnung. Ich habe dort nur 16 Quadratmeter, weil das Zimmer nicht gut geschnitten ist und bezahle dafür 450 Euro warm. Die Kaltmiete für die gesamte Wohnung ohne Mietendeckel beträgt 1.050 Euro. 370 Euro hat uns der Mietendeckel beschert. Eine Senkung, die wir uns zu dritt geteilt haben. Nun müssen wir die Summe von fünf Monaten nachzahlen. Und wir alle haben tatsächlich das Geld angespart – insgesamt sind das jetzt 1.850 Euro.

Es war für uns nicht einfach. Gerade für mich. Ich bekomme keine Unterstützung von meiner Familie. Ich bekomme seit dem letzten Jahr auch kein Kindergeld mehr, weil ich 25 Jahre alt bin. Im Juni werde ich noch ein Jahr älter und muss aus der Familienkrankenkasse raus.

Derzeit bekomme ich ein Stipendium in Höhe von 700 Euro, doch ab September werde ich nur noch eine Grundförderung in Höhe von 300 Euro bekommen. Das liegt daran, dass mein Bruder auch studiert. Ich habe einen Minijob am Leibniz-Institut, an der Historischen Forschungsstelle. Und das ist zu knapp, um mir diese Wohnung weiter leisten zu können.

Ab Sommer wollen wir in eine neue Wohnung ziehen, wenn wir eine finden. Das versuchen wir über städtische Genossenschaften. Andere Möglichkeiten sehen wir momentan nicht.

Die WG besteht seit 2014 und deswegen profitieren wir nicht von der Mietpreisbremse, die nur rückwirkend bis 2015 wirkt. Das finde ich ja schade. Die Idee mit dem Mietendeckel war großartig, es war blöd, dass er gekippt wurde. Ich finde, man kann den regierenden Parteien nicht vorwerfen, dass sie hier Experimente gemacht haben. Nein. Es war den Versuch wert, eine mutige Entscheidung wie den Mietendeckel zu realisieren. Es war ein Meilenstein für eine zukunftsweisende Wohnungspolitik.

Paul Seidel (25), wohnt im Wedding. Seine WG muss jetzt 370 Euro mehr Miete zahlen.

Mit der Nachzahlungsnummer gerechnet

2016 bin ich mit Mann und drei Kindern in unsere Vierzimmerwohnung gezogen, bis zum letzten Jahr haben wir dort als Untermieter gewohnt. Im Mai 2020 haben wir dann den Mietvertrag übernommen. Als Hauptmieter mussten wir weniger zahlen – wegen des Mietendeckels oder der Mietpreisbremse, ich weiß es nicht so genau.

Als wir den neuen Vertrag bekommen haben, standen dort zwei Summen – 854 Euro und 546 Euro. Wir warten nun auf Post von der Hausverwaltung, was wir machen sollen. Ich glaube, sie werden nicht so schnell reagieren. Aber etwas zurückzahlen müssen wir wohl auf jeden Fall.

Das Geld haben wir zur Seite gelegt. Ich habe ziemlich viel im letzten Jahr gearbeitet, weil mein Mann zu Hause bleiben musste. Er ist Reiseleiter und war immer viel in Europa unterwegs. Die Coronakrise hat ihn arbeitslos gemacht. Deswegen habe ich mehr Aufträge genommen, auch an den Wochenenden. Ich bin selbstständig und gebe Integrationskurse und Deutsch als Fremdsprache für geflüchtete Menschen.

Ich habe damit gerechnet, dass vielleicht doch noch ein Lockdown kommt und habe deswegen mehr gearbeitet. Mein Mann hat 2020 Coronahilfen bekommen. Die sind auf unserem Konto, weil wir mit der Nachzahlungsnummer für die Wohnung tatsächlich gerechnet haben. Das machte etwa 3.700 Euro.

Mit drei Kindern zu Hause ist es nicht einfach. Ich konnte mich auf meine Arbeit nur deshalb konzentrieren, weil mein Mann den Haushalt macht. Er macht fast alles. Er kocht und kümmert sich um die Kinder. Vor der Coronapandemie war das nicht der Fall, weil er wegen seiner Arbeit oft von zu Hause weg war.

Für mich persönlich ist es sehr angenehm, dass er mich so viel im Haushalt unterstützt. Doch ich wünsche mir, dass er bald wieder seinen Job machen kann und wieder arbeiten gehen kann – vor allem, weil er als Reiseleitung stets in einer landschaftlich schönen Umgebung Zeit verbracht hat. Das hat ihm sehr gefallen. Eine neue Wohnung kommt für uns überhaupt nicht in Frage. Wir werden einfach weiter sparsam leben.

Jolán Steixner (48), wohnt in Lichterfelde. Ihre Familie muss jetzt 308 Euro mehr zahlen. 3.700 Euro werden rückwirkend fällig.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

23 Kommentare

 / 
  • Bitte prüfen!



    Jede* zur Nachzahlung aufgeforderte Mieter*in sollte bitte in ihrem* Fall prüfen, ob nicht ggf. die Vermieter*in mit der Mieter*in angesichts des Mietendeckels etwas individuell (vertraglich) vereinbart hat, was jetzt die Pflicht zur Nachzahlung ausschließt!



    Notfalls beim Mieterverein Eures Vertrauens mal diesbezüglich nachfragen!



    Viel Glück!



    😉

  • taz: "Der Mietendeckel ist gekippt und nun muss ich statt 290 Euro für die Gesamtmiete 800 Euro zahlen. Der Unterschied ist wirklich zu hoch. Dazu kommt noch die Nachzahlung in Höhe von 5.100 Euro. Ich habe tatsächlich damit gerechnet, als ich den Mietvertrag unterschrieben habe. Aber ich habe nicht erwartet, dass es inmitten der Pandemie passieren kann."

    Selbst in der Corona-Pandemie geht der Kapitalismus also "einwandfrei" weiter über die "Bühne". Im Jahr 2019 hatten Stadtsoziologen der Humboldt-Universität Berlin und der Goethe-Universität Frankfurt im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung eine Studie verfasst, dass in Deutschlands Großstädten fast zwei Millionen bezahlbare Wohnungen fehlen. Allein in Berlin fehlen 310.000 bezahlbare Wohnungen. Trotzdem wird in Berlin der Mietendeckel einfach mal wieder gekippt.

    Nach Schätzungen der BAGW (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) sind ca. 52.000 Menschen in Deutschland obdachlos (leben also schon auf der Straße) und ca. 678.000 Menschen sind in Deutschland wohnungslos - was bei näherer Betrachtung eigentlich auch Obdachlosigkeit bedeutet. Was ist in diesem Land eigentlich los, wo man nur die Reichen pampert, aber den Rest der Bevölkerung vergisst?

    taz: "Protokolle von Mieter*innen, die sich nun über Nachzahlungen und höhere Kosten ärgern." - Vielleicht hätte die taz da aber mal lieber diejenigen Leute interviewen sollen, die jetzt wirklich von Obdachlosigkeit bedroht sind und keine gut verdienenden Beamten, die einige Tausend Euro Mietnachzahlungen auch zahlen können.

    • @Ricky-13:

      An Ihren Ausführungen und Forderungen ist sehr viel wahres dran!

      Bedenken wir zudem, dass unsere Bundesregierung in der ganzen Pandemiezeit niemals auf die Idee gekommen war, temporär PANDEMIEbedingt den Mietzinsanspruch prozentual zu kürzen, und zwar sowohl für Wohn-Mietraum, als auch für z.B. Ladenmieten, wird das Ausmaß an Regierungsunfug noch krasser. Denn durch dieses Nichtkürzen des Mietzinses ist die soziale Scheere in gravierender Weise nochmals stärker auseinendergegangen.

      Aber dafür konnte sich jetzt unser Jens endlich mal ne ansprechende Hütte in Berlin leisten.

      ;-)

  • Ich bin der Ansicht, dass die Nachzahlungen aus der Tasche der Berliner Politiker*innen zu leisten sind, die den Mietendeckel verabschiedet haben und dadurch die Berliner Mieter*innen in diese Notlage gebracht haben.

    • @Jossi Blum:

      Warum sollen das die Berliner Politiker/innen zahlen?

      Frau Lompscher, die diesen wichtigen Aufschlag im Mietenrecht vornahm, hatte bei Verabschiedung des Gesetzes wiederholt auf die grundsätzliche Unsicherheit hingewiesen und zur Rücklage der gesparten Miete geraten.

      • @Gesunder Menschenverstand:

        Wenn Frau Lompscher die Risiken - die sich ja verwirklicht haben - kannte, war der "Aufschlag" wohl weniger wichtig, als bestenfalls engstirnig und schlimmstenfalls impertinent.

  • wenn ich mir das Einkommen der Leute ansehe ist das Problem in Berlin das zu geringe Einkommen und nicht die zu hohe Miete .



    Durchschnittseinkommen in Deutschland ci.4000 € wieso dann Angestellte im öffentlichen Dienst so niedrig sind muss eher mal der Senat klären...



    Wieso werden prekäre Beschäftigungsverhältnisse als Standard angenommen ?

    • @Sinulog:

      Der Begriff des Durchschnitts lebt davon, dass er nicht von allen gehalten wird, sondern viele Menschen drunter- oder drüberliegen - wenn es gut läuft jeweils etwa gleichviele. Insofern ist das Vorkommen von unterdurchschnittlichen Einkommen an sich noch kein sozialer Missstand.



      Wenn hier in der taz dann hauptsächlich solche Menschen zu Wort kommen, die die wieder erhöhten Mieten von einem unterdurchschnittlichen einkommen aufbringen müssen, hat das zwei mögliche Grüne:

      1. Unterdurchschnittliche Einkommen verkraften solch starke Schwankungen schlechter, also leiden auch tatsächlich die Einkommnsschwachen stärker darunter.

      2. "Ich habe 6.000 € netto und muss jetzt auf meine schnieke Wohnung in Mitte so viel nachzahlen wie mein Edel-SUV im Jahr an Diesel verfeuert!" kommt einfach nicht so mitleiderregend rüber...

    • @Sinulog:

      Naja, 4.000€ sind mit Sicherheit nicht das Durchschnittseinkommen in D. Und der Lehrer macht mit seinen 2.500€ brutto maximal ne 50 Prozent Teilzeit, während eine Beamtenanwärterin nix anderes als eine Azubine/Studentin ist. Wir haben es hier eher mit Menschen zu tun bei denen die eigene Situation nicht mit der Wunschwohnung in Einklang zu bringen ist

      • @Samvim:

        Das Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt sogar fast genau bei 4000€ (3994 um genau zu sein). Das Problem in Berlin sind und das kann ich nicht oft genug sagen die niedrigen Löhne und nicht die im Vergleich immer noch günstigen Mieten. Wenn ich die Einkommen der Leute hier aus dem Artikel sehe, fasse ich mich an den Kopf. Bei uns in der Firma fangen die Azubis nach der Ausbildung mit ca. 3200€ brutto an. Wie kann ich als Akademiker für weniger arbeiten gehen? Deutschland hat fast 10 Jahre wirtschaftlichen Aufschwung hinter sich aber bei den meisten Menschen ist davon nichts in der Lohntüte angekommen. Die Politik schwadroniert aber lieber über Umverteilung um sich Wählerschichten in Abhängigkeitsverhältnissen zu erhalten. Eine signifikante Anhebung des Mindestlohns wäre wahrscheinlich zu einfach.

        • @Šarru-kīnu:

          Ich bin vollzeitarbeitende Krankenschwester und alleinerziehende Mutter.



          Wegen der familiären Situation muss ich leider im Prenzlauer Berg bleiben.Mein Kind leidet schon genug unter der Pandemie und der familiären Situation.



          Da beide Eltern weder Gleitzeit noch Home-Office machen können,muss die Logistik zwischen Zuhause-Kita/Schule-Arbeit machbar sein.



          Dürfen dann nur Besserverdienende im Prenzlauer Berg leben? Sollen diejenigen,die die Scheiße der Gesellschaft wegräumen im Ghetto leben?

  • Das sind alles gebildete Leute - AkademikerInnen, BeamtInnen - und denen war nicht klar, dass sie die Miete rückwirkend zahlen müssen, wenn der Deckel gekippt wird - was wahrscheinlich war? Also bitte.....



    Und wenn der WG-Kumpan auszieht, muss man eben einen neuen suchen, wenns alleine nicht für die Miete reicht....

    • @Sandra Becker:

      Moment! Im Artikel steht auch: " Ich habe tatsächlich damit gerechnet, als ich den Mietvertrag unterschrieben habe. Aber ich habe nicht erwartet, dass es inmitten der Pandemie passieren kann ... habe zum Glück gespart ... Mein Mann hat 2020 Coronahilfen bekommen. Die sind auf unserem Konto, weil wir mit der Nachzahlungsnummer für die Wohnung tatsächlich gerechnet haben." Überlesen?



      Aber vielleicht geht es auch nicht um die Fakten, sondern bloß um zynischen Spott ...

      • @Uranus:

        Ich verstehe deine Antwort nicht, du kannst doch die Geschichten verschiedener Personen nicht vermischen.



        Ich sehe keinen zynischen spitt von sandra - oder versteh ich irgendwie, irgendwas nicht ....



        1. wie kann man von 290 euro miete in der Hauptstadt des mit reichsten Landes Europas, der Welt ausgehen ?



        2. der Mindestlohn muss eben mind. 13 Euro sein.



        3. wenn der Senat alles verbockt (so sehr ich wowi mag) und seine Wohnungen vor 20 Jahren verscherbelt können es nicht private Vermieter oder Gesellschaften jetzt wieder ausbaden müssen, dann müssen eben höhere Zuschüsse für wenigverdiener her !



        So schauts amal aus.

        • @Fairness:

          Ich vermische sie nicht. Anhand der Zitate wird deutlich, dass sich die Menschen der Beiträge entgegen der Behauptung von SANDRA BECKER mehr oder weniger Gedanken zum Mietendeckel gemacht haben und vorgesorgt haben. Dann geht es nicht nur um die Nachzahlungen sondern auch um die Mietsteigerungen und damit kontinuierlichen Belastungen, die ja nicht nur Akademiker*innen treffen ...



          1. Es gibt durchaus politischen Handlungsspielraum, wie allein die Tatsache der Einführung eines Mietendeckel bewiesen hat. Es muss nicht in Berlin so sein wie in London oder Paris ...



          2. Dito. Die unteren Einkommen (Lohn, Rente, HartzIV, Grundsicherung, Asylgelder ...) müssen angehoben werden.



          3. Eine niedrigere Rendite nennen Sie ausbaden? Und nein, es sollte kein Recht auf Reichtum geben. Die Gesellschaft sollte nicht einigen mehr Geld geben, damit dies an die Reichen durchgegeben wird.

  • „Ich finde, man kann den regierenden Parteien nicht vorwerfen, dass sie hier Experimente gemacht haben. Nein.“



    Doch, man muss! Bereits im Vorfeld der Verabschiedung des Gesetzes hatten viele Sachverständige, eigentlich zu viele, bezweifelt, dass dieses Gesetz Bestand haben werde. Dass es dennoch von RRG in Kraft gesetzt wurde, grenzt fast schon an „unerlaubtes Glücksspiel“. Weil das Risiko eben nicht RRG tragen musste, sondern die Mieter, denen dies nun auf die Füße fällt. Die RRG-Parteien dagegen sind fein raus und lenken nun die Wut der Mieter gegen den politischen Gegner. Und saugen dadurch noch Honig für den Wahlkampf!

    • @Pfanni:

      Also lieber sicherheitshalber nichts probieren oder was ist Ihr Vorschlag?

      • @PauKr:

        Sorry, aber von "probieren" würde ich sprechen, wenn es wenigstens eine 50:50, meinetwegen, wenn man "auf Glück setzt" eine 20:80 Chance auf einen positiven Ausgang hat.

        Wenn aber der eigene Gutachter (der üblicherweise nach dem Motto, "Wes' Brot ich ess, des Lied ich sing'" arbeitet) dem geplanten Gesetz weitestgehende Verfassungswidrigkeit attestiert, hat das mit "probieren" nichts mehr zu tun. Das Gutachten ist frei im Netz verfügbar (www.berlin.de/rbms...-mietendeckel.pdf) und enthält auch eine Aussage zu den Nachzahlungen. In etwa: Wegen der drohenden Nachzahlungen ist das Gesetz mit dem Rechtsstaatsgebot des Grundgesetzes unvereinbar (Nr. 8).

        Das ist entweder fortschreitender Realitätsverlust oder (immerhin sind wir in Berlin) überbordende Arroganz und Engstirnigkeit.

      • @PauKr:

        Zumindest bedenken, dass man vor deutschen Gerichten und auf hoher See in Gottes Hand ist. Und eine Risikoabschätzung vornehmen, welcher Schaden im Falle eines Fehlschlages entsteht und wer diesen zu tragen hat.



        Im konkreten Fall wird wohl der Schaden für die Mieter noch höher sein, denn viele Vermieter werden die Miete vorsichtshalber noch „ein wenig“ anheben, denn wenn ein gerichtsfestes Gesetz kommt, wird erstmal Schluss damit sein!

  • Sorry, aber ich finde die Protokolle alle etwas seltsam:

    Ein Lehrer der 2.500€ brutto hat - Nach dem Tarif des ÖD arbeitet er dafür nicht mal halbtags...

    Eine Beamtinanwärterin ist das was man in der Wirtschaft eine Auszubildende nennt. Als Azubi wohnt man meist bei den Eltern oder in einem Wohnheim, und nicht in einer eigenen Wohnung im teuersten Bezirk der Hauptstadt.

    Putzig ist auch die "Mutti", die nicht mal weiß warum sie wie viel Miete zahlt...

    Liebe taz: Wo sind bei euch als linkes Periodikum die Arbeiter? Wo ist die alleinerziehende Verkäuferin aus der Marzahner Platte? Wo ist der Müllwerker aus Hellersdorf, wo ist die Putzkraft aus Spandau? Warum werden hier die Menschen, die tatsächlich zum Gemeinwesen beitragen und dafür nicht erwarten quasi kostenfrei im Szenebezirk zu wohnen derart unterschlagen?

    Jammern die euch zu wenig?

    • @Samvim:

      Ist es nicht viel drastischer wenn selbst Menschen mit halbwegs gutem Einkommen Schwierigkeiten haben den Wohnraum zu bezahlen?



      Eventuell sollte das verdeutlicht werden...

    • @Samvim:

      Ihr Ansatz ist zu einem Teil durchaus nachvollziehbar, ABER haben Sie bedacht, dass einige der Personen, deren Mitbewohner*innen, Partner*innen ... einen Arbeiter*innenhintergrund haben könnten - auch wenn die Wahrscheinlichkeit aufgrund kaum vorhandenen Aufstiegschancen nicht super groß ist - oder zählte das dann für Sie nicht mehr?

      • @Uranus:

        Wenn man sich die Protokolle durchliest stellt man fest, dass dies hier bei keinem der Fall ist.