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Nach ESC-Erfolg IsraelsDebatte um Publikumsvoting

In Spanien schlagen die Wellen nach dem Eurovision-Finale hoch. Es geht unter anderem um das umstrittene Publikumsvoting.

Yuval Raphael aus Israel läuft mit der Fahne bei einer Probe für die Finalshow des 69. Eurovision Song Contest Foto: Jens Büttner/dpa

Madrid/Brüssel dpa | In Spanien ist eine Debatte über Israels Teilnahme am Eurovision Song Contest und das gute Abschneiden des Landes beim Publikum entbrannt. Ministerpräsident Pedro Sánchez forderte den Ausschluss Israels vom Wettbewerb. Der staatliche TV-Sender RTVE kündigte derweil an, man werde eine Überprüfung des Publikumsvotings beantragen, das die Teilnehmerin Israels (Yuval Raphael mit dem Song „New Day Will Rise“) am Samstag auf Platz 2 katapultiert hatte.

Als Begründung für seine Forderung nannte Sánchez das militärische Vorgehen Israels im Gazastreifen. Die Offensive habe sogar in der Nacht des ESC-Finales mit weiteren Bombardierungen angedauert, betonte er. In Anspielung auf den Umgang mit Russland sagte der sozialistische Politiker: „Wir dürfen keine doppelten Standards in der Kultur zulassen.“ Niemand habe sich empört, als Russland wegen der Invasion der Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde. „Dasselbe sollte auch für Israel gelten“, sagte Sánchez.

RTVE wollte unterdessen seinen Antrag auf Überprüfung des Televotings nach eigenen Angaben im Laufe des Montags bei der Europäischen Rundfunkunion (EBU) einreichen. „Mehrere Länder werden ebenfalls denselben Antrag stellen, da sie der Ansicht sind, dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte“, teilte der Sender mit.

Bereits im Vorfeld des ESC 2025 hatte es Spannungen zwischen RTVE und der EBU gegeben. Der spanische Sender erklärte, man sei von der EBU unter Androhung hoher Geldstrafen davor gewarnt worden, während der Liveübertragungen politische Botschaften zu verbreiten. Auslöser war ein Hinweis auf die Opfer des Gaza-Konflikts, den RTVE im zweiten Halbfinale eingeblendet hatte. Trotz der Warnung zeigte der Sender unmittelbar vor Beginn des Finales erneut eine Botschaft: „Angesichts der Menschenrechte ist Schweigen keine Option. Frieden und Gerechtigkeit für Palästina.“

Belgischer Sender stellt ESC-Teilnahme infrage

Derweil stellt der belgische öffentlich-rechtliche Sender VRT wegen – aus Sicht des Senders – offener Fragen zum ESC-Zuschauervoting seine künftige ESC-Teilnahme infrage. Es brauche ernsthafte Antworten auf Bedenken bezüglich des Eurovision Song Contests, teilte der Sender mit. Nach VRT-Angaben will die für die ESC-Ausstrahlung zuständige Europäische Rundfunkunion (EBU) Gespräche mit den beteiligten Sendern führen.

Es lägen zwar keine Hinweise darauf vor, dass die Stimmenauszählung nicht korrekt durchgeführt wurde, so VRT. Weiter heißt es jedoch: „Wir fordern von der EBU volle Transparenz. Die Hauptfrage ist, ob das derzeitige Abstimmungssystem ein faires Abbild der Meinungen der Zuschauer und Zuhörer garantiert.“

Der ESC stehe zunehmend im Widerspruch zu den ursprünglichen Normen und Werten der Veranstaltung und zu den Normen und Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auf der Website von VRT heißt es zudem, man unterstütze die Forderung, eine Debatte über die Teilnahme Israels am ESC zu führen.

Beim Publikum lag Israel deutlich vorn. Das Land hatte die Sängerin Yuval Raphael nach Basel geschickt. Die 24-Jährige ist eine Überlebende des Massakers der islamistischen Hamas und weiterer Terrorgruppen vom 7. Oktober 2023. Wegen des Gazakriegs gab es in Basel immer wieder Proteste gegen ihre Teilnahme.

Dabei bekam Israel bei der Zuschauerabstimmung auch aus Ländern hohe Punktzahlen, in denen das Handeln von Israels Regierung eher kritisch betrachtet wird, etwa Spanien, Belgien oder Irland. Insgesamt bekam Raphael knapp 300 Punkte von den Zuschauenden aus den 37 Teilnehmerländern – so viele wie niemand sonst.

Protest auch vergangenes Jahr

Israels Teilnahme beim Eurovision-Song-Contest-Halbfinale war im vergangenen Jahr auf dem Sender VRT von einer Protestaktion begleitet worden. Am Anfang und Ende der Übertragung der Show wurde eine schwarz-weiße Texttafel eingeblendet, auf der Gewerkschaften ihren Unmut über die Politik Israels zum Ausdruck brachten. In der Einblendung wurde dem Staat Israel im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg unter anderem vorgeworfen, Menschenrechte zu verletzen und die Pressefreiheit zu zerstören.

Der Gaza-Krieg hatte im Oktober 2023 mit einem Terrorangriff der Hamas auf Israel begonnen. Etwa 1.200 Menschen wurden dabei getötet und etwa 250 entführt. In dem Krieg wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bislang mehr als 53.300 Palästinenser im Gazastreifen getötet. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lässt sich unabhängig kaum überprüfen.

Auf dem offiziellen EBU-Kanal für den ESC rief die israelische Sängerin Yuval Raphael vor dem Finale in einem Werbefenster Zuschauer immer wieder auf, für ihren Song zu stimmen. Diese Aufrufe liefen zum Beispiel in den Aufzeichnungen der Halbfinal-Sendungen zwischen Reklame für Burger und für Internetdienste. Seit dem Finale ist Yuval Raphael in den immer noch online stehenden Halbfinal-Sendungen nicht mehr in Werbefenstern zu sehen.

Dazu sagt die EBU auf Anfrage in einer Stellungnahme: Die ESC-Regeln verbieten es den teilnehmenden Rundfunkanstalten oder Dritten wie Plattenfirmen oder anderen nicht, ihre Beiträge online und anderswo zu bewerben. Die Werbung dürfe den Wettbewerb nicht instrumentalisieren oder gegen seine redaktionellen Richtlinien verstoßen. „Viele Delegationen setzen bezahlte Werbekampagnen ein, um den Song, das Profil und die zukünftige Karriere ihrer Künstler zu unterstützen.“ Für die Halbfinalsendungen war kein anderer Interpret mit einem Wahlaufruf in einem Werbefenster zu sehen.

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37 Kommentare

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  • Haben die sonst keine Probleme? Israel darf nicht antreten und wenn doch, dann darf der Pöbel nicht für Israel anrufen, solange die Musik-Elite findet, Israel verdient nicht viele Punkte? Wenn die militärischen Konflikte den ESC beeinflussen, muss die Ukraine auch entfernt werden, sonst gibt es Mitleidspunkte. Hat Spanien wirklich nur die Wahl zwischen rechtsextremen und solchen Typen?

  • Kann man so was nicht schon Antisemitismus nennen? Israel hat viele Punkte vom Publikum bekommen - da kann doch was nicht stimmen.....



    Es ist gut, dass das Schicksal der Opfer vom 07.10.2023 im Gedächtnis vieler Menschen bleibt. Offensichtlich hat die Normalbevölkerung vieler Staaten in Europa da ein besseres Gedächtnis als so mancher Aktivist und Politiker.



    Abgesehen davon war der Song der Israelin einer der wenigen angenehmen.

  • Der spanische Sender RTVE hat also versucht, den Wettbewerb mit politischen Botschaften über den Gaza-Krieg zu beeinflussen, und nachdem das spanische Publikum dabei nicht mitziehen wollte und dem israelischen Beitrag die Höchstpunktzahl gegeben hat, raunt der Sender nunmehr, "dass das Televoting durch die aktuellen militärischen Konflikte beeinflusst wurde und dies den kulturellen Charakter der Veranstaltung gefährden könnte". Schlechte Verlierer. Jetzt wollen offenbar einige Sender, dass das Publikumsvoting abgeschafft wird, damit die Zuschauer bloß nicht noch einmal "falsch" abstimmen. Und die Sender, die sich dafür einsetzen, gehen - sonst hätte ihre Forderung keinen Sinn - wie selbstverständlich davon aus, dass die handverlesenen Jurys politisch zuverlässig sind. Das hätte mit einem "kulturellen Charakter" der Veranstaltung allerdings noch weniger zu tun.

    Frage an die taz: Weswegen wird das Publikumsvoting als "umstritten" bezeichnet? Es gibt doch laut Artikel keine ernsthaften Zweifel an der Korrektheit des Abstimmungsergebnisses.

  • Vielleicht hätte Israel ohne die Politik wirklich weniger Stimmen bekommen, aber so schlecht war das Lied im Vergleich auch nicht und die Stimme sogar eher gut.

    Aber letztlich sind dann diejenigen schuld am Erfolg, die Israel boykottieren wollten - weil das natürlich auf der Gegenseite zu einer Solidarisierung führt. Man muss eben auch anrufen und das muss es einem wert sein. Also man findet ein Lied besonders gut oder man will ein Zeichen setzen.

    Dass das nötig sein könnte, hätte man ohne die Aufrufe zum Ausschluss Israels nicht gedacht.

  • Niemand habe sich empört, als Russland wegen der Invasion der Ukraine vom ESC ausgeschlossen wurde. „Dasselbe sollte auch für Israel gelten“, sagte Sánchez

    Man erkennt an dieser Argumentation, dass viele der Pro-Palästina-Aktuere für die Hamas und deren Gräuel blind sind.

    Mann kann die Ukraine nicht mit Gaza vergleichen, da diese NIE ein Massaker an den Russen angerichtet haben. Sie sind unschuldig angegriffen worden.

    Israel musste das größte Massaker seit der Shoah erleben und die Welt ist empört weil Israel seine Bürger und jeden Andersdenkenden/Gläubigen und andere Minderheiten (Homosexuelle etc.) in Palästina vor der Hamas zu schützen versucht. Auch wenn ihre Soldaten ihr eigenes Leben riskieren wie die Opferzahlen an IDF Soldaten zeigen.

    • @Pawelko:

      „…weil Israel seine Bürger und jeden Andersdenkenden/Gläubigen und andere Minderheiten (Homosexuelle etc.) in Palästina vor der Hamas zu schützen versucht…“



      Bitte tauschen Sie ihre Vorurteile unbedingt gegen Wissen aus. Sie haben ganz offensichtlich nicht die geringste Ahnung, über wen Sie da reden. Der ehemalige Gesundheitsminister Israels hat Corona Gottes Strafe für Homosexuelle genannt, Homosexualität ist verächtet unter den Leuten, die die faschistische Regierung Israels bilden. Das sind Leute, die Frauen nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln fahren lassen in denen Männer fahren. Die keine freizügige Kleidung dulden. Eiin Klientel, dass Frauen und Männer in allen Bereichen des Lebens strikt voneinander trennt, da Frauen, da wo Männer sind, nichts zu suchen haben. Es ist ein Klientel, dass alle Nicht-Juden für minderwertiger als Juden hält. Säkulare Israelis, die „halbnackt“ feiern wie auf dem Nova Festival und die Opfer des Hamas Terrors sind ihnen verhasst.



      Sie haben wirklich keine Ahnung, vom Pluralismus des Israelischen Volkes und ihren Fanatikern, die Judentum genauso fundamentalistisch auslegen wie Islamisten den Islam, und deren pol. Vertretung Bibis Regierung ist!

      • @Edda:

        Habe ich jemals gesagt Israel ist perfekt oder bestritten, dass es fundamentale Juden gibt?

        Aber in Israel funktioniert die Demokratie. Und die Tatsache, dass es sowas wie das Nova Fest gab belegt, dass es in Israel freiheitlichen zugeht als in Gaza unter der Hamas.

        Es waren nunmal nicht fundamentale Juden die das Nova Fest gestürmt, vergewaltigt und gemordert haben.

        • @Pawelko:

          Bitte bleiben Sie bei Ihren Aussagen ohne polemisch abzulenken. Nochmal, was sie gesagt haben und worauf genau ich geantwortet habe:



          „.., „…weil Israel seine Bürger und jeden Andersdenkenden/Gläubigen und andere Minderheiten (Homosexuelle etc.) in Palästina vor der Hamas zu schützen versucht…“



          und genau diese Aussage ist purer Zynismus in Anbetracht dessen, dass Israel diesbezüglich sogar krasser ist, als das (nicht islamistische, sondern) terroristische Hamas-Regime, denn in Gaza wurde das Volk nicht in Muslime und Nicht-Muslime eingeteilt, wie in Israel Andersgläubige und Minderheiten in Juden und Nicht-Juden, für die jeweils andere Rechte gelten, Palästinenser im Westjordanland, das von Israel besetzt ist und verwaltet wird, stehen unter Militärrecht während für illegale Siedler Zivilrecht gilt. Nicht-Juden haben in Israel weniger Bürgerrechte. als Juden. Punkt. Und über Homosexuelle brauchen wir in beiden Regimes gar nicht reden. Und selbstverständlich wurde auch in Gaza gefeiert und es gab Festivals. Ich bin immer wieder über das Unwissen der palästinenserfeindlichen Stimmen erstaunt, die scheinbar glauben, dass die gazanische Bevölkerung kulturlose Terrorunterstützer sind

    • @Pawelko:

      "Man erkennt an dieser Argumentation, dass viele der Pro-Palästina-Aktuere für die Hamas und deren Gräuel blind sind. "

      Nein. An einem Statement von Pedro Sánche kann man genau gar nichts über die Beweggründe anderer Leute feststellen.

      • @Einfach-Jemand:

        Der Ukraine Vergleich wurde immer wieder, gerade im Zusammenhang mit dem ESC immer wieder, auch hier in den Foren, genommen. Und er trifft einfach aus den genannten Gründen nicht zu. Deshalb habe ich auch nicht von allen, sondern von vielen gesprochen. So zumindest mein subjektives Empfinden wenn man sich anschaut wer alles die ESC Teilnahme unterbinden wollte.

      • @Einfach-Jemand:

        Man kann bei jedem, der Israels Vorgehen in Gaza mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine gleichsetzt, durchaus unterstellen, dass er den zentralen Unterschied nicht erkennt. Die Ukraine hat weder seit Jahren vor dem Angriff Russland mit Raketen angegriffen noch unmittelbar vor dem Angriff Russlands einen extremen Terroranschlag verübt.

        Wer das nicht sehen will/kann, wird Gründe haben.

        • @Dr. McSchreck:

          Ja, man kann immer diskutieren, aber dann muss man es bei jedem tun! Und zwar bei jedem Einzelnen. Mehr habe ich gar nicht gesagt. Sie können nicht an Hand von Statements anderer Leute etwas über irgendjemanden aussagen. Ich weiß gar nicht was es da zu diskutieren gibt.

    • @Pawelko:

      Ah, die Bomben sind jetzt also so weit entwickelt, dass sie queere und nicht muslimische Menschen nicht mehr treffen? Mega.

      Lassen Sie doch Ihr unreflektiertertes Pink-Washing sein.

      • @N.Laj:

        Meinen Sie die queeren und nicht Muslime die noch nicht von der Hamas gefoltert und umgebracht wurden?

        Wo war die Empörung, die Demos und Unibesetzungen als Assad sein Volk vergast und systematisch umgebracht hat? Wo waren die "Tagebücher aus Gaza" als es dort lange vor dem Krieg Minderheiten unter der Hamas getroffen hat?

        Aber wenn Israel sich verteidigt, dann schließen sich die Reihen. Daran erkennt man das es keinesfalls um Pro-Palästina geht sondern nur um Anti-Israel

      • @N.Laj:

        Ach, solche Bomben fände ich auch arg undemokratisch. Allerdings lesen Sie vielleicht Pawelkos Post gegen den Strich und er meinte nur, dass Gaza *ohne Hamas* für Queers und Nichtislamisten doch ein sichererer Ort wäre...

      • @N.Laj:

        Wie viele nicht - Muslime leben wohl im Gazastreifen?

  • Ist ja echt mal ein Skandal! Das Wahlverhalten des Publikums entspricht nicht dem Willen der Herrschenden! Das kann nicht richtig sein und muss dringend überprüft werden...

    Als wäre nicht das Faktum überprüfenswert, dass dem ungebührlich wählenden Publikum ein Korrektiv in Gestalt einer Jury an die Seite gestellt worden ist... Ohne dieses wäre Yuval Raphael ja auch noch Gewinnerin geworden. Na, da gebe es aber linke Bambule

    • @DemianBronsky:

      Von einem "Wahlverhalten" und "Herrschenden" zu fabulieren wenn inmitten Hybrider Kriege Transparenz über die abgegebenen Televoting-Stimmen gefordert wird ist auf eine sehr analoge Art interessant.

    • @DemianBronsky:

      Tja, das Dumme an der Demokratie ist, dass die Wähler manchmal den Herrschenden, bzw. hier: den Sendern, die von eben diesem Publikum finanziert werden, nicht folgen mögen. Da muss natürlich ein "Korrektiv" her. Wieso werden die Punkte nicht gleich in einer Versammlung der Senderleitungen vergeben? Dann kann man sich auch die blöde Musik sparen. Es gibt einfach - nach politischen Wohlverhaltenskriterien - "Länderpunkte" wie weiland bei Hugo Egon Balders "Tutti frutti". Darüber hat auch keiner abgestimmt, und niemanden hat's gestört. Einen "kulturellen Charakter" hatte das übrigens auch nicht, sodass derselbe auch nicht dadurch "gefährdet" werden konnte, dass Balder Jude und Sohn einer Holocaustüberlebenden ist. Anders als bei Yuval Raphael, denen die Senderfunktionäre offenbar nicht verzeihen, dass sie das Hamas-Massaker überlebt hat.

  • Im Gegensatz zu Russland ist Israel ein mehr oder minder demokratischer Staat. Und das heißt, dass man seine Künstler nicht mit der Regierung identifizieren kann.



    Bei Russland hingegen kann man davon ausgehen, dass ein recht direkter Regierungseinfluss auf die Teilnahme besteht. Daher geht der Vergleich schon an dieser Stelle fehl.



    Allerdings zeigt diese Eskalation sehr deutlich, wohin solche Boykott-Aufrufe führen: Es wird immer mehr Ausschluss-Forderungen geben, bis sich alle einig sind, dass niemand dabei sein darf.

    Das ist nicht die Idee bei internationalen Wettbewerben. Vielmehr geht es gerade um eine gemeinsame Veranstaltung *trotz* aller Konflikte.



    Politische Botschaften der russischen Regierung haben auf dem ESC nichts zu suchen. Doch russische Künstler und Sportler sollten, solange sie keine direkte Propaganda verbreiten, in ihrem Metier überall teilnehmen können - auch wenn sie klar auf Seiten ihrer Regierung stehen. Das gilt genauso für alle anderen Staaten.

    • @Frauke Z:

      Auch Yuval Raphael hat kundgetan, dass sie für ihr Land da steht, dass sie ihr Land stolz machen möchte, sie schwingt die gleiche israelische Fahne, unter der Gaza vernichtet wird. Außerdem hätte sie niemals am ESC teilnehmen können oder wäre, beliebt, wenn sie sich gegen den Krieg und die Menschenrechtsverbrechen in Gaza durch die IDF äußern würde IIsraels Druck reicht diesbezüglich sogar bis zu uns in Form des isrl. Diplomaten Ron Prosor (ein heißer Verfechter der israelischen Verbrechen) und des Zentralrats der Juden, im Gegensatz zu Russland. Viele Oppositioneller sind in Israel unter genauso fadenscheinigen Vorwänden wie in der Türkei verhaftet worden. israelische Menschenrechtsorganisationen, nicht-jüdische oder säkulare Israelis, Linke, Intellektuelle sind Angriffen, Verleumdungen und juristischer Belangung ausgesetzt und werden versucht, mundtot gemacht zu werden. In Israel wird gegen Demonstranten gegen die Regierung hart durchgegriffen. Israels Medien zeigen über den Krieg. nur das, was einige wollen, dass darüber propagiert wird, aber definitiv zeigen sie nicht die entmenschlichende Vergeltung der Armee gegen das palästinensische Volk. Israel ist schon eine Autokratie

  • Die israelische Sängerin war tatsächlich die einzige, die ich schon vorher mal gehört hatte bzw. durch ihre Überlebensstory und auch die Israel-Kritik vorher (und sicher auch ihre Werbung) war sie halt schon vorher bekannt. Finde es plausibel, dass da relativ viel für sie abgestimmt wurde.



    Ich habe jetzt in meinem Bekanntenkreis das erste Mal direkt Antisemitische-Verschwörungserzählungen mitbekommen, wo darüber spekuliert wurde, ob DIE hinter dem guten Abschneiden stecken).

  • Ehrlich gesagt, fand ich die 0 Punkte für die Schweiz weniger nachvollziehbar. Und der gesungene Porno hat Punkte gekriegt, naja ...



    Aber Menschen stimmen hier eben nach Gefühl ab. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben, ob sie nun verkopfte Jury-Mitglieder oder gemeines Wahlvolk sind.



    Das Problem ist wohl weniger der ESC selbst mit seinen Teilnehmern, sondern eher die politische Weltlage. Dagegen kann man versuchen anzusingen, aber ob's was bringt ...

    • @Tetra Mint:

      Bei den Jurys würde schon immer gerne gemauschelt. Es gibt bspw. Traditionell eher keine Punkte für Deutschland von Österreich. Griechenland und Zypern sind immer dicke miteinander. Auf dem Balkan gab es immer gute Connections untereinander usw.

  • Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

    Das russische Fernsehen ist ein gleichgeschalteter Propagandakanal, während das israelische öffentlich-rechtliche TV unabhängig ist, ähnlich wie in Deutschland. Netanjahu wollte in den 2010er Jahren das öffentliche-rechtliche TV einstellen, weil es zu kritisch über ihn berichtet hatte. Insofern ist dieser Vergleich haltlos.

    Eher sollte man überlegen, ob Aserbaidschan noch teilnehmen darf, dort ist zum einen das TV wie in Russland unter direkter Kontrolle der Regierung, zum anderen hat das Land ethnische Säuberungen in Arzach vorgenommen.

    • @Residuum:

      Wie nennt man denn die von der israelischen Regierung offen gelegten Pläne 2 Millionen Menschen "umzusiedeln"? Ach ja ethnische Säuberung! Und Israel befindet sich auf Platz 112 der Rangliste zur Pressefreiheit von etwas über 190 Staaten ist das für eine Demokratie doch ziemlich schlecht. Das letzte Mal haben sie sich 2009 mit Platz 46 nach auf einer recht guten Position befunden, seit dem geht es bergab.



      Ich finde entweder solte sich der ESC als Maßstab angelegen, dass in den Staaten deren Sender an dem Wettbewerb teilnehmen universelle Menschenrechte und das Völkerrecht eingehalten werden müssen und danach über eine Teilnahme entscheiden oder eben wenn sie so unpolitisch sind wie sie sagen, niemand ausschließen und gegebenenfalls Auflagen erteilen, damit der Auftritt eines Künstlers nicht zur Staatspropaganda wird.

  • Israel hatte doch einen super Beitrag abgeliefert. Ich finde das Publikumsvoting in Europa für nachvollziehbar. Wie kam die Jury nur auf so schräge Punkte? Schweiz hat nur von der Jury Punkte bekommen....Österreich ist nur durch die Jury vorne. Alles sehr komisch.

  • Bei Raphael gab es eine einmalige Geschichte.



    Gab es da auch ein einmaliges Lied?

    Grand Prix/ESC ist halt ein Schlagerfestival für die, die's denn wollen.



    Nicht hochjazzen wäre auch eine Lösung.

    Der Rest in den Politikseiten. Und das Ende der Besatzung + Anerkennung beider Staaten wäre wohl ein guter erster Schritt.

  • Ich fand es eher komisch, dass der Sopranist der Wiener Staatsoper den Wettbewerb gewonnen hat. Ich beantrage daher, die Zusammensetzung der Jurys zu überprüfen.



    Die israelische Sängerin hat ihren Job ganz gut gemacht und das Lied war musikalisch sicher besser als der etwas anspruchslose deutsche Song.

    • @Aurego:

      Super Song war das! Starke israelische Performance. Berührende persönliche Story

    • @Aurego:

      Stimme vollkommen zu.

  • Vielleicht war das Publikum nicht neutral und hat extra für Israel abgestimmt. Aber die Jury war ebenfalls nicht neutral und hat Israel extra oftmals keine Punkte vergeben.



    Also, entweder dürfen sie beide parteiisch sein oder es zählt weder Publikum noch Jury Punkte und niemand/jeder hat gewonnen!

  • Offensichtlich hat man nichts gegen das Juryvotum - wie auch, da gabs ja die gewollten 0 Punkte (dito Belgien).



    Obwohl der israelische Beitrag rein objektiv sicher zu den besten sechs gehörte.

  • Eine ganz erstaunliche scheinheilige Debatte.



    Wenn Israel null Punkte bekommen hätte (wie andere Teilnehmer), hätte dann einer der jetzt lautstarken Sender eine Neuauszählung gefordert? Oder eine neues Auswahlsystem? Bis das Ergebnis für Israel den selbsternannten "Meinungsführern" ins Konzept passt?



    "Dabei bekam Israel bei der Zuschauerabstimmung auch aus Ländern hohe Punktzahlen, in denen das Handeln von Israels Regierung eher kritisch betrachtet wird,..." Kann es sein, dass die Meinung der Mehrheit der Zuschauer (auch in den genannten Ländern) nicht mit der veröffentlichten Meinung dort (und anderswo in Europa) übereinstimmt? Kann es sein, dass mehr Menschen Empathie mit den Israelis empfinden als manche gern glauben mögen? Kann es sein, dass sein kann, was eigentlich nicht sein darf?

    • @Vigoleis:

      Israels Vorgehen hat denke ich immer noch eine Mehrheit hinter sich weil die Masse derMenscheb die Vorgeschichte nicht ignoriert.