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Nach Ankündigung von KoranverbrennungSchwedens Botschaft in Irak brennt

Ein vom Prediger Mokatda Sadr ausgerufener Protest gegen eine Koranverbrennung in Schweden eskaliert. Die Polizei geht hart gegen die Randalierer vor.

Protestierende klettern über die Außenmauern an der schwedischen Botschaft in Bagdad Foto: ap

Bagdad afp | Im Vorfeld einer geplanten Koranverbrennung in Schweden haben Demonstranten die schwedische Botschaft in der irakischen Hauptstadt Bagdad in Brand gesetzt. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP am frühen Donnerstagmorgen beobachtete, stieg Rauch aus dem Gebäude auf. Das schwedische Außenministerium teilte der AFP mit, das Personal der Botschaft in Bagdad sei „in Sicherheit“. Das irakische Außenministerium verurteilte den Vorfall.

Die Demonstration in Bagdad wurde von Anhängern des einflussreichen irakischen Schiitenführers Moktada Sadr organisiert. Die irakische Bereitschaftspolizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten von der Botschaft zu vertreiben. Ein AFP-Fotograf beobachtete, wie Sicherheitskräfte mit Elektroschlagstöcken gegen die Teilnehmer der Protestaktion vorgingen. Die Demonstranten reagierten mit Steinwürfen. Einsatzkräfte des Zivilschutzes waren vor Ort, um den Brand zu löschen, beobachtete ein AFP-Fotograf.

„Wir haben uns heute mobilisiert, um die Verbrennung des Korans anzuprangen, in dem es um Liebe und Glauben geht“, sagte der Demonstrant Hassan Ahmed. „Wir fordern die schwedische und die irakische Regierung auf, diese Art von Initiative zu stoppen.“ Manche Demonstranten hielten den Koran in die Luft, andere Porträts des Schiitenführers Sadr, wie ein AFP-Journalist beobachtete.

„Wir haben nicht bis zum Morgen gewartet, sondern sind im Morgengrauen eingedrungen und haben die schwedische Botschaft in Brand gesetzt“, sagte ein junger Demonstrant in Bagdad. Anschließend rief er den Namen des Schiitenführers Moktada Sadr.

Koranverbrennung von irakischem Geflüchteten geplant

Das schwedische Außenministerium teilte der AFP mit, das Personal der Botschaft in Bagdad sei „in Sicherheit“, das Ministerium stehe in regelmäßigem Kontakt mit ihm. „Die irakischen Behörden sind für den Schutz der diplomatischen Vertretungen und ihrer Mitarbeiter verantwortlich.“ Angriffe auf Botschaften und Diplomaten stellten einen „schweren Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen“ dar. Zunächst war unklar, ob die Botschaft zum Zeitpunkt des Vorfalls leer und ob das Personal evakuiert worden war.

Das irakische Außenministerium verurteilte den Vorfall am frühen Donnerstag. Die Regierung habe die Sicherheitskräfte angewiesen, eine Untersuchung vorzunehmen und „alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Umstände des Vorfalls aufzuklären und die Täter zu identifizieren“.

Am Mittwoch hatte die schwedische Polizei eine für Donnerstag geplante Protestaktion vor der irakischen Botschaft in Stockholm genehmigt. Wie die schwedische Nachrichtenagentur TT berichtete, hatten die Organisatoren bei der Anmeldung der Demonstration angekündigt, irakische Flaggen und einen Koran verbrennen zu wollen.

Schwedische Medien meldeten, der nach Schweden geflüchtete Iraker Salwan Momika habe die Demonstration organisiert. Momika hatte im Juni vor der Großen Moschee in Stockholm bei einer Protestaktion einige Seiten aus dem Koran verbrannt und war auf die heilige Schrift des Islams getreten. Zuvor hatte der Rechtsextreme Rasmus Paludan im Januar bei einer Demonstration in Stockholm einen Koran verbrannt. Beide Aktionen hatten in der islamischen Welt heftige Proteste ausgelöst. In Bagdad stürmten Demonstranten die schwedische Botschaft, Marokko zog seinen Botschafter aus Stockholm ab.

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50 Kommentare

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  • Die islamophoben Aktionen erzeugen zuverlässig Zornausbrüche. Ein planbarer Erfolg von Aktionen, welche regelmäßig Problem vorbeihandeln: Es heisst Gewaltkultur, egal ob mit Bibel, Koran oder Bhagavad-Gita.

    • @aujau:

      am Problem vorbeihandeln. Schade um die verschwendete Energie.

  • Echte Gläubige sind von solchen Dingen völlig unberührt. Logisch! Nur Sekten und seit der Kindheit politisch und religiös Indoktrinierte nehmen sich so wichtig, dass sie über Anderen stehen und mit ihrem Handeln genau das Gegenteil von dem tun, was gut für ihren Glauben und ihre Werte wäre. Ganz arme Würstchen!

    • @Hoagie:

      Das ist das klassische "No true Scotsmenn" (*) Argument.

      "Wahre Gläubige" sind Fanatiker ihres Glaubens, das ist das Problem einer jeden Gesellschaft die sich den Fesseln des (Aber)glaubens entziehen möchte.

      --



      (*) en.wikipedia.org/wiki/No_true_Scotsman

      • @Thorsten Gorch:

        Könnte es sein, dass @Hoagie “wahre Gläubige” einfach nur anders definiert als Sie das tun?



        Ich kann in dem Kontext immer nur wieder eine Anekdote des australischen buddhistischen Mönches Ajahn Brahm anführen. Auf die Frage eines Journalisten, wie er reagieren würde, wenn jemand die heiligen Bücher des Buddhismus ins Klo werfen würde, antwortete dieser, dass er den Klempner rufen würde.



        So pragmatisch sehe ich persönlich das Problem auch, respektiere es aber, wenn mit solchen Bücherverbrennungen der religiöse “Nerv“ anderer empfindlich getroffen wird. Deshalb lehne ich solche Aktionen klar ab, genau so entschieden wie die Gewaltausbrüche der Betroffenen.



        Seriöse Religionskritik geht jedenfalls anders.

  • Bitte erst mal recherchieren bevor man jeden Mist raushaut

    www.zeit.de/zustim...ibel-demonstration

    • @Opossum:

      Danke für den Link. Und es wird dort angemerkt, dass das schwedische Demonstrationsrecht nicht automatisch die Legitimation beinhaltet, Bücher zu verbrennen, es stellt dies aber auch nicht unter Strafe.



      Eigentlich beinhalten unsere demokratischen Spielregeln, ob nun in Schweden, hierzulande und allen demokratisch verfassten Gesellschaften, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Demonstrationsfreiheit auch verantwortlich und reflektiert wahrgenommen werden. Das Aufhetzen zum Hass auf andere Gruppen, Ethnien oder Religionsgemeinschaften zählt mit Sicherheit nicht dazu. Das darf ein Rechtsstaat nicht dulden und hier muss er eingreifen. Bei Faschisten wie bei Islamophoben.



      Insofern kann ich das Verbrennen von (in den Augen der Gläubigen) heiligen Büchern nicht als Ausdruck von (vernünftiger und berechtigter) Religionskritik oder so etwas werten, sondern eben als Aufstachelung zum Hass … und das wissentlich. Bestenfalls als ein Akt abgrundtiefer Dummheit.



      Darauf sollte die in Zeit Online geschilderte Aktion mit der Verbrennung von Tora und Bibel vor der israelischen Botschaft in Schweden wohl hinweisen. Es ging dabei nicht um eine Vergeltungsaktion irgendwelcher muslimischer Fanatiker, nach dem Motto: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das wäre natürlich ebenso verurteilenswert.



      Nun ist es im Irak zur Eskalation gekommen. Ich unterstelle, das wurde von dem exilirakischen Provokateur in Schweden wissentlich in Kauf genommen. Es ist weder vernünftig noch verantwortlich, Öl in ein schwelendes Feuer zu gießen, auch nicht im Namen der Meinungsfreiheit.



      Denn Leidtragende dieser Situation sind nicht die “Religionskritiker” im sicheren Europa, sondern die Menschen im eh schon bürgerkriegsgeschütteltem Irak.

      • @Abdurchdiemitte:

        Vielleicht hat der Initiator aber auch einfach begriffen, dass es keine Gewaltausbrüche geben wird, wenn er eine Bibel und eine Thora verbrennt.

        Und dann wäre es für die Muslime doch gerade besonders peinlich.

        Der angeblich zu erwartende Bürgerkrieg ist eher unwahrscheinlich.

        Wäre ja nicht die erste verbrannte Bibel.

        • @rero:

          “Vielleicht hat der Initiator aber auch einfach begriffen, dass es keine Gewaltausbrüche geben wird, wenn er eine Bibel und eine Thora verbrennt.”



          Mag sein, mag aber auch nicht sein. Wenn der Initiator hier eine Religionskritik im allgemeinen anbringen wollte, hat er jedenfalls gründlich ins Klo gegriffen.



          Sie würden wahrscheinlich auch laut Hallo schreien, wenn ich vor der israelischen Botschaft die Tora oder die israelische Flagge - für die Religiösen hat das eine Symbol mehr Bedeutung, für die Nationalisten das andere - verbrennen würde. Nur weil ich ein Gegner der israelischen Besatzungspolitik im Westjordanland bin. Und Sie würden sich zurecht empören.



          Lassen wir es also, einen solchen kindischen Unfug (mit möglicherweise fatalen Folgen anderswo) zu rechtfertigen. Das Argument mit den öffentlichen Bücherverbrennungen der Nazis will ich dabei garnicht erst anführen.

      • @Abdurchdiemitte:

        Sie haben nicht voellig unrecht, eine gewisse Verantwortlichkeit gehört im de.kroatischen Diskurs dazu, aber im Zweifel sind das groessere Problem nicht Einzelpersonen, die mal eine religiöse Schrift verbrennen oder mit Fuessen treten, sondern die "Glaeubigen", die, wenn sie von so etwas hoeren, zu reissenden Bestien werden. Ihre Argumentation klingt so, als wuerden diese vom Koranverbrenner buchstäblich dazu gezwungen, die schwedische Botschaft zu verwuesten. Warum? Weil sie keine Demokraten sind?

        • @Volker Scheunert:

          Nein, das wollte ich nicht aussagen, dass Muslime gezwungen werden, reflexhaft mit Gewalt auf Provokation zu reagieren. Das wäre ja auch ein absolut regressives Verhalten, selbst wenn man unterstellen würde, sie hätten ein Recht darauf wegen der “Schwere” der Beleidigung bzw. der mit der Koranverbrennung einhergehenden Blasphemie. Das alles rechtfertigt natürlich nicht die Gewalt im Irak und den Angriff auf die schwedische Botschaft dort.



          Was ich jedoch unterstellen möchte - und da bleibe ich bei meiner Position -, dass der Koranverbrenner in Schweden um die Wirkung seiner Aktion gewusst und die Reaktionen bewusst provoziert hat. Wie auch die islamophoben Rechtsextremisten zuvor. Wäre ich ein schwedischer Richter, würde ich einen solchen angekündigten Ausdruck der freien Meinungsäußerung unterbinden, weil hier andere, in dem Fall höher zu bewertende demokratische Werte bzw. Rechtsgüter verletzt und gefährdet werden.



          Aber das ist meine persönliche Auffassung und ich bin ja auch kein Jurist.



          Ich pisse (Verzeihung!) doch auch nicht mit Absicht vor die Wohnungstür meines muslimischen, christlichen oder jüdischen Nachbarn, nur weil ich Atheist und der Meinung bin, jegliche Religion sei dem humanen Fortschritt entgegengesetzt. Nur einige wenige Vulgäratheisten meinen, das tun zu dürfen, zumindest im übertragenen Sinn. Das ist genauso regressiv-infantil wie Flaggenverbrennungen und Gewalt auf der Straße.

  • Es wurden nur ein paar Seiten Papier verbrannt.



    Wie kann man deswegen so ein großes Theater machen?

    • @Faktaka:

      Auf antiisraelischen Kundgebungen weltweit werden mit Begeisterung israelische Flaggen verbrannt … auch nur ein Stück Stoff. Gemeinhin - jedenfalls hierzulande - wird das jedoch als eine antisemitische Handlung gewertet.



      Und nun?



      Mag sein, der Koran ist auch nur ein Stück Papier in Ihren und meinen Augen, nur einige Seiten daraus wurden verbrannt (nebenbei: es wurde bei der Aktion auch Schweinefleisch zwischen die Seiten eines Koran gelegt, das finde ich besonders „geschmackvoll“ und intellektuell ist es eine wahre Meisterleistung 😕).



      Aber hier geht es um die dahinterstehende Provokation und die rechtsextremistisch-islamophobe Ideologie, die dieser wiederum zugrunde liegt. Und ich kann irgendwie überhaupt nicht nachvollziehen, warum linke und liberale Religions-/Islamkritiker ausgerechnet auf DIESEN Zug aufspringen müssen.

  • In Schweden wurden doch kuerzlich auch eine Bibel und eine Thora verbrannt.



    Reaktionen - q.e.d.

    • @Charlie Foxtrot:

      Eben nicht. Aber er hätte es tun dürfen - an der Stelle ist Schweden dann doch konsistent

  • Das ist etwas völlig anderes. Selbstverständlich darf ich meine Meinung äußern, nur darf ich NICHT andere damit zutiefst verletzen. So einfach ist das. Ich darf auch nicht mit einer Provokation (die als "Meinungsfreiheit" verschleiert wird) ganze Völker gegeneinander aufhetzen - wissend was ich da mache. Nochmal: Meinungsfreiheit ist etwas anderes, sie kann und darf den Respekt vor anderen nicht vermissen lassen. Das geht gar nicht und es geht ebensowenig, das dennoch zu "verschönern". Unerträglich, solche Denkweise - aber es ist Ihre,

    • 6G
      665119 (Profil gelöscht)
      @Perkele:

      Selbstverständlich darf ich das. Jeder ist für seine Gefühle selbst verantwortlich.

    • @Perkele:

      Okay, und wer entscheidet über eine "tiefe Verletzung"?



      Die betroffene Person selbst?

      Dann können wir die Meinungsfreiheit gleich zu Grabe tragen.

      • @Faktaka:

        Es gibt gewisse Verhaltensnormen ohne die eine Gesellschaft nicht funktionieren kann. Wer das nicht einsieht, steht ausserhalb dieser Gesellschaft. Bei manchen gibt's halt Defizite...

      • @Faktaka:

        In gewissem Sphären ist die schon längst verbindet, was aber gesamtgesellschaftlich kaum stört.

  • Wieder mal klar zu sehen: Religion beschädigt das Hirn, die Emotionen und vermutlich auch den Körper.

    • @uvw:

      Danke vielmals für die klaren Worte!

    • @uvw:

      Und Sie kommen anscheinend ganz ohne eigene Religion darauf, große Teile der Gesellschaft/Erdbevölkerung zu diffamieren und verächtlich zu machen.

      • 6G
        665119 (Profil gelöscht)
        @Klaus Kuckuck:

        Religionen sind keune Menschen und können nicht diffamiert werden.

  • Manche springen einfach über jedes Stöckchen, das man ihnen hinhält...

    Hier von "Demonstranten" zu sprechen, ist ja wohl eine krasse Verharmlosung. Brandstiftender Mob passt da eher. Und ich vermute, dass wir von "Mördern" sprechen müssten, falls diese sog. "Demonstranten" einen Mitarbeiter der Botschaft zu fassen bekommen hätten.

  • „Wir haben uns heute mobilisiert, um die Verbrennung des Korans anzuprangen, in dem es um Liebe und Glauben geht“

    Im Namen der Liebe randalieren und die Botschaft abfackeln. Ich bin immer wieder baff über den Mangel an Reflexion. Das macht die Aktion des Herrn Momika um so nachvollziehbarer. Ich hoffe Schweden wird sich solchen regressiven Kräften nicht beugen.

  • Niemand sollte sich gegen eine Verbrennung von Büchern aussprechen, die aktiv zur Gewalt aufrufen, Pädophilie gutheißen und Zwangsheirat verharmlosen. Ganz egal, welches Buch diese Inhalte hat.

    • @Chris12:

      Was wir dann alles für Bücher verbrennen müssten. Bibeln...

    • @Chris12:

      „Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (Heinrich Heine)

      • @Ingo Bernable:

        Was glauben sie in welche Richtung die Gefahr größer ist: Das Herr Momika jemanden verbrennt oder das ihm etwas angetan wird?

        Ihr Zitat ist zwar griffig, schießt aber vollständig am thematisierten Sachverhalt vorbei. So ziemlich das Äquivalent einer Stammtischparole.

      • @Ingo Bernable:

        Wahre Worte!!!! Das kennen wir hier in Deutschland leider nur sehr gut aus unserer Historie!

      • @Ingo Bernable:

        Haben Sie denn auch einen eigenen Gedanken dazu, warum die Verbrennung von Büchern die - wie schon gesagt - aktiv zur Gewalt aufrufen, Pädophilie gutheißen und Zwangsheirat verharmlosen, nicht passieren sollte?

        • @Chris12:

          Was wären denn historisch gesehen die Fälle von Bücherverbrennung die ihrer Ansicht nach tatsächlich gut und richtig waren?



          Und gerade bei religiösen Texten kommt es eben doch ganz massiv darauf an wie sie gelesen und ausgelegt werden. Die allermeisten Muslime werden Pädophilie vermutlich eher für keine begrüßenswerte Idee halten. Vergleichbar drastische Passagen lassen sich übrigens auch en masse in der Bibel finden, dennoch ist etwa das Steinigen von Homosexuellen oder der Verkauf von Töchtern etwas das von den meisten Christen nicht praktiziert wird. Und ebenso werden sie eine ganze Menge Leute finden können die von solchen Texten eben nicht zu irgendwelchen monströsen Handlungen gebracht werden, sondern durchaus Gutes tun. Also vielleicht einfach mal die Ressentiments beiseite lassen.

          • @Ingo Bernable:

            Ich teile ihren Grundgedanken. Meine Assoziation war auch zunächst die Bücherverbrennung der Nazis und das Zitat von Heine, das schreckliche Wahrheit geworden ist.



            Auch finde ich, dass verletzendes Verhalten für Religionskritik unnötig ist.



            Eine Umkehrung all dessen haben wir jedoch, wo der Autor eines Buches Gott sein soll, der offensichtlich nicht von Verbrennung bedroht sein kann, und an dessen Buch keine Kritik erlaubt ist.



            Eine Verbrennung eines Buchs, das für Gottes Wort gehalten wird, bleibt vielleicht eine unnötige und geschmacklose Handlung, aber wir sollten nicht vergessen, dass das Töten von Menschen, die eine Religion schmähen oder lächerlich machen, schlimmer ist. Ohne solche emanzipatorischen Akte wären auch wir noch unter der Knute des Christentums.

          • @Ingo Bernable:

            > Was wären denn historisch gesehen die Fälle von Bücherverbrennung die ihrer Ansicht nach tatsächlich gut und richtig waren?

            Das Verbrennen von spezifischen Gegenständen wird seit jeher als Form des Protestes genutzt. Oft sind es Flaggen. Ich habe nie dafür argumentiert, den Status Quo zu ändern. Und wenn hier die Argumentation ist, dass sich andere dadurch geknickt fühlen, dann ist das aber eine sehr niedrige Hürde, die bei absolut ausnahmslos jeder Form von Protest erreicht ist.

            Und ja, natürlich finden sich viele problematische Inhalte auch in der Bibel. Gerne kann jeder auch eine Bibel vor den Auslandsvertretungen des Vatikans verbrennen. Da hat jede Person meine volle Unterstützung, dass das ohne Vorbehalte erlaubt sein sollte.

            • @Chris12:

              Das Verbrennen von Büchern war niemals(!) Ausdruck von Protest, schon gar nicht von legitimen Protest, sondern immer schon ein Schritt in die Barbarei. Wenn sie das wirklich nicht verstehen, sei ihnen ein Geschichtsbuch angeraten, nicht zum Verbrennen, sondern um darin zu lesen.

              • @Ingo Bernable:

                Mit seinen eigenen (!) Büchern kann man machen was man will, und darum geht es hier. Das hat nichts mit dem historischen Kontext der Bücherverbrennung im 3. Reich zu tun. Und ja, natürlich kann das dann eine Form des legitimen Protests sein.

          • @Ingo Bernable:

            Man sollte Meinungsäußerungen nicht nach "gut oder richtig" beurteilen. Jeder hat das Recht mit seinen eigenen Büchern zu machen was er will. Er kann sich selbstverständlich mit "Mein Kampf" or whatever den Allerwertesten abwischen oder schnöde verheizten.

            Das ist was grundsätzlich völlig anderes als die historischen Bücherverbrennungen, die Sie ansprechen

            Regelmäßig sind solche Aktionen im Populismus angesiedelt. Die Antworten der Befürworter von solchen symbolischen Verbrennungen werden. entsprechend vom Standpunkt des Betrachters abhängig sein.

            Haben Populisten und Fundamentalisten (oft ja das gleiche) eine kritische Masse erreicht, dann sind diese mit x-beliebigen Aktionen leichtens triggern.

        • @Chris12:

          Wo genau ruft der Koran zu solchen Handlungen auf? Steht nicht auch in der Bibel "Auge um Auge, Zahn um Zahn"? Es gibt etliche zweifelhafte Stellen in der Bibel. Sind all' die Kinderschänder, die in den letzten Jahren allein in Deutschland aufgeflogen sind, Koranleser? Oder doch eher bürgerliche Christenmenschen?



          Heinrich Heine hat absolut recht. Wer Bücher verbrennt oder sonstwelchen Krawall nur deswegen ausführt, weil er/sie Provokationen ansterbt, sollte sich nicht wundern, wenn ihm der Wind den er/sie säht als Sturm zurückkommt.

          • @Perkele:

            Nur gab es eben diese Ausschreitungen nicht, as vor kurzem in Schweden eine Bibel verbrannt wurde.

            Ich bin mir sicher, dass Heinrich Heine keinen Lynchmob rechtfertigen wollte.

            Für das, was der Iraker in Schweden gemacht hat, wäre er in vielen muslimischen Ländern hingerichtet worden.

            Wollen Sie diese Gewalt ernsthaft rechtfertigen?

        • @Chris12:

          1. Ist das der Schwerpunkt des Koran? Klingt nach Literatur aus dem Darknet.



          2. Warum nicht gleich auch Bücher, die zur "Peversion" verleiten oder unsere Jugend gefährden? Oder unsere Art zu Leben!? Bücher, die meine Gefühle verletzen!

          (btw. In Romeo und Julia waren die Protagonisten sehr jung.... und Goethes Gretchen erst!)

    • @Chris12:

      Niemand sollte sich für die Verbrennung von Büchern aussprechen!

      • @Nervensäge:

        Jedem sollte er vorbehalten sein, egal welches Buch zu verbrennen oder nicht. Ob man das nun tut, weil man den Inhalt nicht mag, den Autoren oder die Autorin blöd findet oder warum auch immer.

        Es geht nicht und ging niemals darum, den Inhalt des Buches "verschwinden" zu lassen, sondern zu 100% darum, die eigene Meinung zu äußern.

      • @Nervensäge:

        Warum nicht?

        Weil Bücher wichtiger als Menschen sind, wie es gerade die Iraker sehen?

        Wenn Puppen von Menschen verbrannt werden, hat damit im Irak keiner ein Problem.

        • @rero:

          Weil, auf der einen Seite, ein radikaler Islamist seine Anhänger zur Gewalt aufruft, ist es ihrer Ansicht nach in Ordnung das moralische Grundsatzwerk von fast zwei Mrd. Menschen zu verbrennen?

          Es geht nicht darum, ob Bücher wichtiger sind als Menschen. Es geht darum, ob es (hier aus deutscher Sicht) legitimer Protest ist Bücher zu verbrennen.



          Und wenn ja, dann ist meine Frage, warum nicht auch Werke die Homosexualität kontextualisieren? Oder eine Tora? Oder den Klimawandel?

          Abgesehen von unserer Geschichte, ist ein Verbrennen auch immer eine Verweigerung sich mit Inhalten auseinanderzusetzen und der Versuch zu verhindern, dass Andere dies tun.



          (s.o.: ist dies ihrer Meinung nach legitimer Protest?)

          • @Nervensäge:

            Ich halte es für falsch, die Zeit des Nationalsozialismus zu instrumentalisieren, um die Gewalttätigkeit bestimmter islamistischer Kreise zu rechtfertigen.

            Dass das in Schweden legitim ist, hat das Gericht entschieden.

            Ich sehe hier keine "deutsche" Sicht.

            Ich sehe hier einen Iraker, der gegen religiös legitimierte Gewalt – diesmal konkret des Islams -protestiert. So war es zu lesen.

            Ich bin mir ziemlicher, dass der Mann sich sehr genau mit dem Koran auseinandergesetzt hat, und wahrscheinlich besser weiß, was drinsteht, als wir beide zusammen.

            Er wird vermutlich sich sogar erhoffen, dass man sich nach seiner Aktion kritischer mit dem Koran auseinandersetzt.



            Deshalb passt Ihre Interpretation im Lichte von Nazi-Aktionen nicht.

            Wenn jemand ein Buch verbrennt, das eine Gewalttätigkeit von Homosexuellen oder Juden legitimiert, um dagegen zu protestieren, wäre das aus meiner Sicht durchaus von der Meinungsfreiheit gedeckt.

            (Dass ich persönlich so nicht demonstrieren würde, steht auf einem anderen Blatt.)

            Und ja, wenn irgendjemand Bücher anzündet, die mein "moralisches Grundsatzwerk" wären, würde ich jederzeit dagegen sein, dass für dieses Papier auch nur eine Tür eingetreten wird oder ein Mensch auch nur eine Ohrfeige erhält.

            Weil mir Menschen wichtiger sind als Papier.

            Tut mir leid, aus meiner Sicht geht es genau darum.

          • @Nervensäge:

            Das ist absolut legitimer Protest.

            Alle anderen heiligen Schriften, Flaggen, Verfassungen etc. gleich mit aufs Feuer.

            Alles was eine derartige Machtposition hat muss mit dieser Art von Protest klarkommen und nicht gleich ausrasten.

            Niemals hat eine solche Aktion das Potenzial Schaden anzurichten der über die Wut der Anhänger des Symbols hinausgeht. Hier wird mehrfach versucht Protest "von unten" mit Repression und Auslöschung aus einer Position der Macht und Gewalt heraus gleichzusetzen, ernsthaft enttäuschend für vermeintlich linken Diskurs.

          • @Nervensäge:

            Nun, wie stehen Die dann zum Verbot von Büchern wie der Giftpilz oder mein Kampf, dessen Nachdruck in Original an sich verboten ist?

            Ist es legitim, Bücher zu verbieten?

            • @Faktaka:

              Mein Kampf und den Koran gleichzusetzen ist auch eine interessante Perspektive.

              Um die Perspektive noch einmal zu schärfen:



              Geht es im Koran nur um Gewalt?



              Geht es in Mein Kampf und Giftpilz um etwas anderes als Gewalt und Antisemitismus?