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Nabu-Chef Jörg Andreas Krüger„Wir riskieren, den Wald zu verlieren“

Deutschen Wäldern geht es schlecht. Um sie zu retten, müssen Waldbesitzer stärker in die Pflicht genommen werden, sagt Nabu-Chef Jörg Andreas Krüger.

Wir wollen Holz aus unseren Wäldern, aber es könne im Wald nicht mehr allein um die Nutzung gehen, sagt Jörg-Andreas Krüger Foto: M. Wuchenauer/imago
Interview von Hanna Gersmann

taz: Herr Krüger, wie sieht der ideale Wald aus – lässt sich dort noch wandern und Rad fahren, auch mal querfeldein?

Jörg Andreas Krüger: Querfeldein fahren hat seine Grenzen. Kann jeder überall fahren, wird der Boden zu sehr belastet. Die Tiere brauchen Rückzugsräume.

Im Interview: Jörg-Andreas Krüger

55, ist seit 2019 Präsident des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) Der studierte Landschaftsarchitekt, Jäger und Vogelkundler, ist auch Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft. Er sitzt zudem im Rat für nachhaltige Entwicklung, der auch die Bundesregierung berät.

taz: Der grüne Bundeswaldminister Cem Özdemir will die Bewirtschaftung und Freizeitnutzung der Wälder neu regeln. Die Bike-Branche warnte, im Wald komme ein Radfahr-Verbot.

Krüger: Das bezog sich auf einen ersten nicht offiziellen Entwurf für das neue Bundeswaldgesetz. Nach der jetzt offiziell vorgelegten Version ist das Befahren des Waldes auf Wegen gestattet. Das ist auch richtig. Wir Menschen brauchen den Wald zum Erholen, gegen Stress.

taz: Özdemir schafft die perfekte Mensch-Natur-Beziehung?

Krüger: Er novelliert das Gesetz. Das ist gut. Aber er bleibt bisher leider zu allgemein. Er regelt nicht klar, was die Waldbesitzer tun müssen. Da steht viel zu oft, sie „können“ und „sollten“. Sie können so weiterhin Waldflächen mit Fichten aufforsten, die Hitze und Dürre in Zeiten des Klimawandels nicht lange standhalten, und kassieren dafür womöglich noch staatliche Fördergelder.

taz: Waldbesitzer sagen, sie wüssten ganz gut, welche Bäume die richtigen seien.

Krüger: Der Zustand des Waldes spricht dagegen.

taz: Sie haben die schnell wachsenden Fichten in den 50er Jahren gepflanzt, weil Baumaterial gefragt war.

Krüger: Die Wälder, die wir jetzt haben, sind der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte geschuldet, stimmt. Es geht auch nicht um Schuldzuweisungen. Seit Beginn der 90er Jahre wissen wir aber, dass wir weg müssen von der Fichte hin zu klimastabileren Laubbäumen. Nun hat Deutschland allein in den vergangenen sechs Jahren 600.000 Hektar Wald verloren. Hitze, Dürre, Stürme haben sie geschwächt, der Borkenkäfer fraß sich durch. Damit ist ein Landschaftsökosystem in vielen Regionen in die Knie gegangen, das für uns Menschen lebenswichtig ist.

taz: Lebenswichtig?

Krüger: Der Wald ist ja nicht nur Zufluchtsort für Erholungssuchende, er spendet Sauerstoff, filtert Trinkwasser, kühlt die Landschaft, verhindert Hochwasser, speichert Treibhausgase.

taz: Sie wollen doch nur alles dem Umwelt- und Naturschutz unterordnen – so in etwa sagen das Ihre Gegner.

Krüger: Das ist aber falsch. Auch wir wollen Holz aus unseren Wäldern. Es ist ökologisch ja nichts gewonnen, wenn Deutschland mit Holz versorgt wird, für das rumänische Urwälder oder Tropenwälder abgeholzt werden. Nur kann es im Wald nicht mehr allein um die Nutzung gehen, so wie es in der aktuellen Fassung des Bundeswaldgesetzes steht. Die kommt aus dem Jahr 1975. Damals hat noch niemand vom Klimawandel geredet.

taz: Welcher Passus fehlt im Entwurf?

Krüger: Da geht es nicht um einen Satz, sondern um Konkretisierungen an vielen Stellen. Wer im Wald großflächig kahl schlagen will und keine Genehmigung hat, soll dafür zum Beispiel ein Bußgeld fürchten …

taz: … ursprünglich waren Gefängnisstrafen angedacht.

Krüger: Bußgeld ist schon in Ordnung, entscheidend ist vielmehr, dass ein Kahlschlag auf einer Fläche von bis zu einem Hektar ohne Genehmigung erlaubt bleiben soll, dabei ist er allenfalls auf 0,5 Hektar noch vertretbar.

taz: Ein halber Hektar macht den Unterschied?

Krüger: Eine kahle Fläche im Wald ist besonnt, Frost ausgesetzt, das typische Waldklima damit weg. Heimische Baumarten werden da nicht schnell einwandern. Für sie müssen erst Vogelbeere, Schwarzer Holunder und andere Pioniere den Boden bereiten. Das wird schon bei ein paar hundert Quadratmetern Fläche ein Problem, ein Hektar sind aber 10.000 Quadratmeter. Da sind 0,5 Hektar bereits ein Kompromiss. Wir riskieren, den Wald und sein Klima für etliche Jahrzehnte zu verlieren.

taz: Warum keine Bäume pflanzen?

Krüger: Naturverjüngung, also die selbstständige Erneuerung des Waldes, bringt klimaangepasste, langfristig stabilere Wälder hervor. Außerdem ist das Pflanzen deutlich teurer.

taz: Sie haben das mit anderen Umweltverbänden vorgeschlagen, sich aber nicht durchgesetzt. Was lernen Sie von der Lobby der Forstleute?

Krüger: Ich will von ihr eigentlich nichts lernen. Das war bisher eine sehr destruktive Kampagnenarbeit, die weitgehend ohne Sachargumente auskam und die tatsächlichen Probleme des Waldes verschleppt.

taz: Slogan: „Finger weg vom Bundeswaldgesetz“ …

Krüger: … sehr zugespitzt, aufgeregt. Wir müssen aber gemeinsam zu neuen Lösungen kommen, sonst kippen immer mehr Wälder weg.

taz: Wie die Waldbesitzer überzeugen?

Krüger: Schon heute können Waldbesitzer pro Hektar bis zu 100 Euro für ein klimaangepasstes Waldmanagement und vor allem die Speicherung von CO₂ erhalten. Wald ist aber zum Beispiel auch ein idealer Grundwasserspeicher. Künftig sollten auch solche ökologischen Leistungen honoriert werden. Das ist ja im Interesse der Waldbesitzer. Je nachdem, wie gut der Wald bewirtschaftet wird, könnten das etliche hundert Euro pro Hektar werden.

taz: Bisher bemisst sich der Wert des Waldes am Holzpreis. Woher kommt das Ökogeld?

Krüger: Das Geld dafür kann nicht nur aus öffentlichen Haushalten, sondern muss auch aus der Wirtschaft kommen. Schon heute wollen viele Unternehmen die Speicherung von CO₂ in Wäldern, Mooren und Agrarlandschaften finanzieren, um ihre Emissionen auszugleichen. Ähnliches erwarten wir für den Schutz des Grundwassers.

taz: Wie geht’s weiter?

Krüger: Ende des Jahres soll die Waldgesetz-Novelle im Bundestag verabschiedet werden. Das Agrarministerium stimmt sich nun mit den anderen Ministerien ab. Im September werden alle Verbände angehört. Wir werden das Gespräch mit den beiden großen Organisationen der Waldbesitzer, also der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Waldbesitzer und dem Deutschen Forstwirtschaftsrat suchen. Ich hoffe, wir können jetzt konstruktiv diskutieren.

taz: Den Deutschen wird ein romantisches Verhältnis zum Wald nachgesagt – macht es das leichter?

Krüger: Der Wald interessiert nach wie vor. Nur sieht selbst eine Kiefernmonokultur erst einmal grün aus und kann im Spätsommer zauberhaft schön sein. Sie wird es aber über die nächsten 150 Jahre nicht schaffen. Die Wälder der Zukunft werden lichter sein, weniger Nadeln haben, mehr Laubblätter. Vielleicht wird sich die Esskastanie stärker durchgesetzt haben, womöglich auch die Walnuss, andere Eichenarten oder der Bergahorn. Darüber werden wir reden müssen.

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37 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Als Privatwaldbesitzer darf ich dazu anmerken, dass die Fichtenreinbestände, die heute Probleme machen, oftmals zwischen ca. 1950 und 1975 von der Großelterngeneration der heutigen Waldbesitzer oder Waldbesitzerinnen gepflanzt wurden. Diese Großeltern waren aber nicht dumm oder inkompetent. Die Fichte hat eine gute technische Verarbeitbarkeit, sie konnte von den lokalen Sägewerken verarbeitet werden, und hatte seinerzeit die höchste Wuchsleistung. Die Laubbaumbeimischung, an die auch früher durchaus schon gedacht wurde, war und ist anfällig gegen Wildverbiss. Ein Kleinprivatwaldbesitzer ist aber üblicherweise nicht jagdausübungsberechtigt. Wenn er oder sie trotzdem das Wild im eigenen Wald bejagen würde, wäre das Wilderei, eine Straftat. Die Probleme im Waldbau sind eben nicht alle vordergründig sichtbar und eine Umtriebszeit von 100 Jahren bedeutet auch Voraussagen über diese nächsten 100 Jahre machen zu müssen, was zwangsläufig mit Unsicherheit behaftet ist. Von Donald Rumsfeld stammen die „known knowns“, die „known unkowns“ aber auch die „unknown unknowns“, und zu den letzteren gehörte seinerzeit eben der Klimawandel.

  • Zum Radfahren auf Waldwegen:



    "Wir Menschen brauchen den Wald zum Erholen, gegen Stress." Leider sieht das oft so aus, dass Mountain-E-Biker sich umso besser "erholen" je schneller sie über die Waldwege brettern - und die Wanderer haben den Stress. Nein, nicht bei allen, aber vielleicht könnte man da im Waldgesetz an einer Schraube drehen, um die Interessen besser auszugleichen.

    • @henryMann:

      Jo - das sehe ich auch so; aber die Wanderer sind möglicherweise auch nicht so ein gigantischer Wirtschaftsfaktor (Wanderschuhe und oft leberwurstfarbige Funktionskleidung vs. Edelbikes).

      • @Axel Donning:

        Mountain-E-Bikes sind die Drittwagen der SUV-Fahrer. Zuerst testweise als Fortbewegungsmittel für Ältere vermarktet, sind sie, gern auch frisiert, Statussymbole und ein weiteres Gerät, neben den E-Rollern, in das Seltene Erden versenkt werden.

  • Voller Support für den Nabu.

    In allen Punkten korrekt.

    Özdemir dagegen ist für alle, denen Tier- und Naturschutz am Herzen liegt, nicht tragbar.

    Eine wahnsinnige Enttäuschung, obwohl ich schon fast damit gerechnet hatte.

    Für weitere Ämter nicht zu empfehlen.

    • @shantivanille:

      Richtig. Bis heute hat Özdemir Massentierhaltung nicht verboten. Wahrlich eine Enttäuschung.

    • @shantivanille:

      Ich sehe jetzt nicht, wo Herr Krüger in seinen Ausführungen Herrn Özdemir scharf kritisiert hätte, eigentlich im Gegenteil.

      • @Waage69:

        Ich sehe die Rolle von Özdemir ebenfalls differenziert. Özdemir kann als Minister ja nicht einfach so "grün" regieren. Er muss Mehrheiten finden und Vorhaben durch einen parlamentarischen Prozess steuern. Ich halte die Erwartungshaltung ggbr. Ministern teilweise für ordentlich überzogen.

  • " Nur kann es im Wald nicht mehr allein um die Nutzung gehen, so wie es in der aktuellen Fassung des Bundeswaldgesetzes steht."



    So ist es!



    Man muss sich doch fragen, wer hat uns in diese Situation gebracht?



    Auch die Gier der privaten Waldbesitzer nach Profit und das Unvermögen der Behörden.



    Wenn ich höre, dass die Privaten nun jede Menge Hilfe bekommen, sträuben sich mir die Nackenhaare.

    • @Horst Schlichter:

      "Wenn ich höre, dass die Privaten nun jede Menge Hilfe bekommen,"



      Dann haben Sie nicht richtig hingehört. Das Geld bekommen "Waldbesitzer" - da wird erstmal nicht unterschieden ob Privatwald, Gemeindewald oder Staatsforst. Also wird der Staat schon genügend Geld an sich selbst auszahlen. 😇

  • Vergammelt wegen zu vielen Vorschriften.



    Baden Württemberg ist bekannt für seine Streuobstwiesen. Doch das Land hat diese zu sehr reglementiert. So dürfen keinerlei Niedrigstämmer oder Sträucher gepflanzt werden, selbst eine Grillstelle oder Sitzplätze auf den Grundstücken wurden verboten. Man darf einen Baum nur noch dann fällen, wenn er schwer krank ist. Konsequenz: Immer mehr Besitzer verkaufen ihre Wiesen, so sie denn überhaupt noch einen Käufer finden, viele lassen sie nun vergammeln. Nach 5 Jahren ist alles mit Brombeeren verwuchtert und die Bäume sterben ab. es sieht teilweise richtig schlimm aus. Durch die Verwilderung kommen dann die Baumkrankheiten schnell voran. So ist es, wenn man an die Natur denkt und dabei den Mensch völlig vergisst. In manchen Wäldern ist vergleichbaren schon zu sehen - die Hobby-Waldbesitzer haben keine Lust mehr auf ihren Wald.

    • @Rudi Hamm:

      Oh nein, Brombeersträucher! Wie konnte ein Wald nur über Jahrmillionen überleben!!!

      Aber Monokulturen dürfen gerne verwildert werden. Mehr Platz für Wildwuchs und Urwald.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Ganz so einfach ist es nicht. Kulturlandschaften wie z. B. Streuobstwiesen haben teilweise eine deutlich höhere Artenvielfalt als "Wildbewuchs". Als der Mensch vor einigen Hundert Jahren hier anfing, kleinteiligen Ackerbau, Weidewirtschaft und Hecken anzulegen, gab es einen Schub in der Zahl der vertretenen Arten.



        Wenn man alles der Brombeer überlässt (überspitzt gesagt), geht tatsächlich erstmal etwas verloren, das nicht so einfach wiederkommt.



        Und tatsächlich kann Natur auch von Kompromissen profitieren, nämlich wenn der Umgang mit ihr dann gedankenvoller und auch sorgsamer wird.



        Nutzung und Schutz müssen eben kein Widerspruch sein, das ist eine romantisch verkürzte Sichtweise.

        • @Annette Thomas:

          Kulturlandschaften, so der Euphemismus, ist halt auch nichts weiteres, als dass der Mensch in die Natur eingegriffen hat, was er nicht sollte. Denn jeder Eingriff ist fatal für den Fortbestand des Planeten.

          Nicht einmal Ameisen, mit einer enormen Biomasse, haben den Planeten so nachhaltig verändert, dass die Zukunft des Planeten auf dem Spiel steht.

          Wären es nur wenige Quadratkilometer an Obst und Gemüse, um die Menschheit zu füttern, aber nein, so wie der Mensch die Natur hinterlassen hat (Massentierhaltung, Forstwirtschaft, etc.), hält sich mein Mitleid dann doch in Grenzen.

  • Das ist alles schön und gut, und ich bin ganz auf der Seite von Herrn Krüger.

    Das Problem ist aber auch ein anderes "Bußgeld ist schon in Ordnung, entscheidend ist vielmehr, dass ein Kahlschlag auf einer Fläche von bis zu einem Hektar ohne Genehmigung erlaubt bleiben soll, dabei ist er allenfalls auf 0,5 Hektar noch vertretbar."

    Was aber, wenn die Gemeinden selbst, mit oberster Genehmigung durch die Forstämter, mit dem Feigenblatt des Klimaschutzes entweder (i) relativ gesunde Mischwälder fast flächig rausschlagen (Beispiel Gemeinde Dossenheim, Bergstraße) und nebendran die kranken Fichtenmonokulturen stehen lassen oder (ii) den gesunden Waldbestand so sehr lichten, dass die Einstrahlung der Sonne weitere Buchenstämme schädigt (siehe "Stadt des Waldes", Heidelberg)?

    In beiden Fällen war der Verdacht sehr groß, dass es letzten Endes doch nur um "Holz" ging und alles andere drumherum ganz offiziell unter den neuen Buzzwords "Klimaschutz" und "Resilienz" einfach vermarktet wurde.



    Was soll man da tun? Das war alles offiziell.

    • @Werner2:

      Man könnte Zahlungen an einen Status des Waldes koppeln, der die gewünschten Eigenschaften abbildet : Wasserhaltung, co2 Speicherung, zukunftsfähige Baumarten. Wer da gut ist, besser wird, bekommt Geld. Wer schlechter wird, zahlt. Und beides kräftig.

      • @Monomi:

        Wenn es nur um CO2 Speicherung gehen würde müsste man den Wald in Dauergrünland umwandeln, da dieses rund 1,8x so viel CO2 Speichen kann als ein Wald. ( soilify.org/magazi...kerboden-zusammen/ ). Ob das die Lösung ist ??

      • @Monomi:

        Wir reden leider aneinander vorbei.

        Was ich sagen wollte: Der Fisch stinkt ganz gewaltig vom Kopf.



        Was bringen Ihnen die schönsten Regeln, wenn am Ende die Behörden ganz offiziell doch was ganz anderes machen, weil sie über Holzeinschlag Geld machen wollen.



        Man-frau kann sehr viel als "Klimaschutz" verkaufen (was es aber dann vielleicht gar nicht ist).

  • Ein stark wirkender, aber natürlich nicht der einzige problemverstärkende Faktor bei den riesigen trockenheits- und borkenkäferbedingt abgestorbenem Fichtenflächen der letzten Jahre (ich betrachte hier einmal nur diese Baumart) ist die Einschichtigkeit der abgestorbenen Bestände:



    Alle Bäume waren in etwa gleich alt und gleich gut geeignet für die einschlägigen Borkenkäferarten. Unterhalb dieser einen Baumschicht war vorab zu wenig Licht gewesen um einen sogenannten Verjüngungsvorrat aus natürlich angesamten Jungbäumen (auch aus verschiedenen Baumarten) zu bilden, die nach dem Absterben der Oberschicht sofort den (Jung-)Wald der nächsten Generation hätten darstellen können. Auf Kahlflächen ohne diesen Verjüngungsvorrat entsteht nun schnell eine Konkurrenzvegetation (vulgo "Verunkrautung") in der die mühsam, teuer und mit zeitlicher Verzögerung gepflanzten Jungbäume untergehen oder von Mäusen aufgefressen werden.



    Das ist imho ein riesiger fachlicher Fehler der jeweils örtlichen Waldbesitzer, sei es private oder öffentliche, und ein Misserfolg der forstfachlichen Beratungstätigkeit vor Ort.

  • Kiefernmonokulturen entstanden in der



    Vergangenheit insbesondere da, wo der



    Boden sandig und trocken war. Warum sollen insbesondere da, wo die Klimaveränderung die Rahmenbedingungen verschärft haben



    jetzt Laubwälder gedeihen?

    • @Hubertus Behr:

      Zumindest hier im Nordwesten wäre die "potenzielle, natürliche Vegetation wohl der lichte, trockene Eichen-Birkenwald.

  • Volle Zustimmung.

    Nur eine Anmerkung.

    "Die kommt aus dem Jahr 1975. Damals hat noch niemand vom Klimawandel geredet."

    Jein. "Kaum jemand" wäre korrekt. Exxon Mobile hatte genau in diesem Zeitraum bereits mit eigenen Studien den Klimawandel belegt.

    Der Begriff "Klimawandel" wurde noch nicht genutzt zu der Zeit, der Einfluss des Menschen auf das Klima war jedoch bereits belegt.

    Dass dies nicht in der Öffentlichkeit bekannt war, zu der Zeit,ist hauptsächlich der Verdienst der Ölkonzerne

  • Mein Eindruck ist, viele Waldbesitzer sind da schon weiter als ihre Verbände, aber gerade die Bewirtschafter kleiner Flächen haben eben auch große Probleme mit den beim Laubwald deutlich längeren Zeiträumen bis zur Ertragsreife, Von daher könnte eine signifikante finanzielle Vergütung für ökologisch interessante Maßnahmen ein erster wichtiger Schritt sein. Und wenn auf allen in öffentlicher Bewirtschaftung befindlichen Waldflächen da mit gutem Beispiel Zeichen gesetzt würden, wäre das sicher sehr hikfreich.

  • Das Geld dafür kann nicht nur aus öffentlichen Haushalten kommen sondern auch von der Wirtschaft ... Die sich das Geld natürlich genau wie die öffentlichen Haushalte von den Bürgern holt, in dem Fall dann eben nicht über Steuern sondern über höhere Preise. Das klingt doch wieder nach der Kugel Eis.

    • @Šarru-kīnu:

      Steuerfahnder waren in Deutschland sehr erfolgreich. Leider hat man die Anzahl doch sehr vermindert. Warum?

      Mangel an Steuerfahndern- :



      Warum dem Staat Millionen entgehen



      von Julia Klaus



      13.04.2024 ZDF



      "Ein einzelner Steuerfahnder brachte dem Staat im Jahr 2022 durchschnittlich gut 916.300 Euro ein."

      • @Horst Schlichter:

        Vielleicht weil die Steuerfahnder zu tuechtig waren?

        Man schaue einmal bei Wikipedia nach der "Steuerfahnder"

        "Die Steuerfahnder-Affäre (manchmal auch Paranoia-Affäre) ist im engeren Sinne die Bezeichnung der politische Affäre um hessische Steuerfahnder im Finanzamt Frankfurt V. Sie begann im Jahre 1996 und ist nicht abgeschlossen, insofern Erklärungen, Entschuldigungen und Entschädigungsforderungen noch offen sind. Betroffen sind vor allem die hessischen Steuerfahnder Rudolf Schmenger, Marco Wehner sowie die Eheleute Heiko und Tina Feser. Es ging in dieser Affäre vor allem um die politischen Ursachen und juristischen Folgen des Umgangs mit Steuerfahndern bei der erfolgreichen Ausübung ihrer Dienstpflichten. Dabei spielten Dienstanweisungen, eine Amtsverfügung, Versetzungen, organisatorische Umstrukturierung, psychiatrische Gutachten und Zwangspensionierungen eine entscheidende Rolle. "

  • Ich mag derlei Positionen wie des des NaBu nicht. Es wird so argumentiert, als wäre die gesamte Branche zu dumm um Geld zu holen via Förderung Klimaumbau oder wollte, dass der eigene Besitz vor die Hunde geht und der Wald doch bitte sterben.



    Ich empfinde derlei Diskussionskultur und auch beim Leser nur Stimmung machende Argumente als von vorgestern.



    Oder anders: Wäre ich Waldbesitzer, wollte ich mich so in diesem Stil belehren lassen?

    • @Tom Farmer:

      Ich empfehle Ihnen mit offenen Augen in die Wälder zu gehen, dann sehen Sie was Waldbesitzer so alles mit ihrem "Besitz" anstellen. Leider interpretieren viele Eigentum so, dass Sie meinen dementsprechend damit umgehen zu dürfen, ohne Rücksicht auf Verluste. Dabei ist Wald als Wasserspeicher, Sauerstofferzeuger, Rückzugsort für bedrohte Tierarten, usw. enorm wichtig.

    • @Tom Farmer:

      Die Zustände der Wälder in weiten Teilen beweisen das die "Positionen" des Nabu Chefs korrekt ist. Keine Meinung, sondern Messung. Es wird auch explizit solche Fläche gemeint die nicht Klimaresilient ist. Und an diesen Flächen sind ausschließlich inkompetente Besitzer Schuld die mehr Interesse an kurzfristiger Rendite als an langfristiger Stabilität haben, oder schlicht garkein Interesse haben.

      Ihre Aussage basiert auf der Annahme, dass wer besitzt schon soweit klug sein muss. Das ist mitnichten der Fall. Ein signifikanter Teil des Privatwaldes wurde z.b. schlicht geerbt und die neuen Besitzer haben Null interesse. Auch ist die Annahme enthalten Leute wüsste schon was sie tun, während in Relität 15% der Bevölkerung einen IQ von unter 85 Punkte haben, und Common Sense vermutlich sogar noch geringer ist.

      Die Leute die nicht gemeint sind, werden sich nicht belehrt fühlen sondern zustimmen. Und die die gemeint sind, sollten sich besser belehrt fühlen, weil genau das nötig ist. Und da freiwillig das richtige tun grundsätzlich nicht flächig funktioniert, existieren Gesetze.

      Das GG sagt Besitz hat zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt zu werden. Ohne Gesetze ist das nicht ma messbar.

      • @Jasmin Reeh:

        Sehr befremdlich der Inhalt. Was hieße das für alle möglichen anderen Bereiche des Lebens, wenn derlei IQ Diskussionen und dann Zwang bestimmte Dinge von oben herab zu akzeptieren sind?



        Die schlechtesten Wälder derzeit sehe ich im Nationalpark Nordschwarzwald. Staatlich verordnet. Unbewirtschaftet und Energieträger und Rohstoff ohne Nutzen verrottet.



        Wo Sie recht haben: Kleinprivatwald ist oft eine Katastrophe. Hier eine Zwangsbewirtschaftung anzuordnen wäre hilfreich. Andererseits: wenn kein Eingriff erfolgt ist das wie ein Mininationalpark der sich selbst überlassen ist, was im Sinne des NaBu wäre... nehme ich ab.



        Fördergelder zum Umbau? Ja unbedingt, wäre ich auch ein Fan. Aber klar auch: Aus Buchenholz ist schwer das gleiche zu machen wie aus Fichte. Daher: Bäume aus anderen Weltregionen. Früher oder später unausweichlich.

        • @Tom Farmer:

          Privatwaldbesitzer besitzen eben so viel Fläche (ebenso wie die Landwirte), dass es gar nicht anders geht, als Regeln zu erlassen, da ja die Allgemeinheit direkt von den Folgen falscher Bewirtschaftung betroffen ist. Der Biodiversitätsverlust ist zum Beispiel eine Sache, die langfristig jeden Einwohner des Landes betrifft, auf dessen Territorium sich der Wald befindet. Übrigens zeugt die Annahme, dass das Verrotten von Holz "keinen Nutzen" habe, von Unkenntnis der Ökologie des Totholzes.

          • @Axel Donning:

            Biodiversitätsverlust durch die aktuelle Waldbewirtschaftung? Und deswegen Regeln?



            Ich glaube, dass Ihre Einschätzung doch dss Pferd von der falschen Richtung aufzäumt. Meinen Sie ernsthaft, der Wald kann den ganzen Sche... den wir Menschen mit Autos, Kraftwerken, Versiegelung,.... anrichten ausgleichen? Wieso der Eifer?



            Also wenn Sie wirklich was ändern wollen, dann plädieren Sie doch mal für entsprechend wirksame Regeln bei den oben angerissen Themen, dann bräuchte man nämlich gar keine Anpassung im Wald wegen Klima, Biodiversität usw.



            Kurzum, wenn schon Zwang dann da wo er am meisten nützt... nicht wo man glaubt das am leichtesten durchdrücken zu können.

            • @Tom Farmer:

              Oha - es geht doch nicht nur um Klima. Mit Verlaub, ich arbeite an dem Thema beruflich und der Vergleich von unterschiedlich oder gar nicht bewirtschafteten Wäldern bezüglich Biodiversität liefert erschütternde Ergebnisse. Die Regeln gibt es übrigens schon lange, nur werden Sie leider butterweich ausgelegt oder stumpf ignoriert. Übrigens würde ich statt Eifer lieber Leidenschaft sagen.

    • @Tom Farmer:

      Waldbesitzern sei dringend empfohlen, sich mal in den Mittelgebirgen umzuschauen.

      Heute im Vergleich zu 20 Jahren vorher.

      Man kann nur weinen.

      Wenn Waldbesitzer tatsächlich da noch ihre alten Stiefel durchzeihen wollen, haben sie verloren.

  • Vom Menschen gepflanzte Fichtenplantagen sterben.



    Das ist ein Fortschritt.

    Dort werden auch ohne Förster von selbst jetzt Wälder entstehen.



    Das kann die Natur ohne menschliche Bevormundung.

    • @Erwin Thomasius:

      Schöne Vorstellung, ist aber nicht so.

    • @Erwin Thomasius:

      Ja dann bräuchten wir ja gar keine Politiker mehr, die das regeln....hähähäha.