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Münchner SicherheitskonferenzSelenskyjs letzter Strohhalm

In München beschwört der ukrainische Präsident die europäische Idee. Viel mehr als verbale Solidaritätsbekundungen gibt es für ihn jedoch nicht.

Wolodymyr Selenskyj auf der Münchner Sicherheitskonferenz: Es sieht nicht besonders gut aus für die Ukraine Foto: Matthias Schrader/AP

München taz | Der Applaus ist groß, als Wolodymyr Selenskyj die Bühne auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) betritt. Aber es ist ein beklemmender, fast schon mitleidiger Beifall, der dem ukrainischen Präsidenten am Samstagvormittag entgegenschallt.

„Keine Entscheidung über die Ukraine ohne die Ukraine, keine Entscheidung über Europa ohne Europa“, ruft Selenskyj in den Saal. Aber dass er damit auch noch bei der neuen US-Administration Gehör findet, ist mehr als zweifelhaft. Donald Trump macht jedenfalls nicht den Eindruck, als würde er sich bei seinen angekündigten „Friedensverhandlungen“ groß um die Ukraine scheren.

Selenskyj versucht, sich seine zunehmende Verzweiflung angesichts der schwierigen Lage seines Landes nicht allzu sehr anmerken zu lassen. „Wenn die USA entscheiden, diesen Weg zu gehen, sich zurückzuziehen, ist das nicht gut“, sagt er. „Aber darauf müssen wir uns einstellen.“ Noch setzt er seine Hoffungen auf die EU, an die er inbrünstig appelliert, in ihrer Unterstützung nicht nachzulassen.

„Jahrzehnte der alten Beziehungen zwischen Europa und Amerika kommen nun zu einem Ende“, sagt Selenskyj mit Blick auf den Auftritt von US-Vizepräsident James David „JD“ Vance am Freitag. „Von nun an werden die Dinge anders sein, und Europa muss sich daran anpassen.“ Er sei sich „sicher, auch Sie glauben an Europa, und ich kann Sie nur dazu aufrufen, zu handeln, zu Ihrem eigenen Wohl.“

Manche würden nicht verstehen, was in Washington vor sich gehe, so Selenskyj. „Doch wir müssen zuerst verstehen, was in Europa passiert.“ Die EU brauche eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und müsse damit international selbstbewusst auftreten. Das Ende des Kriegs in der Ukraine müsse ein europäischer Erfolg werden.

„Moskau wird Europa auseinanderreißen, wenn wir als Europa einander kein Vertrauen entgegenbringen“, sagt Selenskyj. Bei aller weitverbreiteten Skepsis gegenüber Brüssel habe Europa die Wahl zwischen Entscheidungen, die dort getroffen würden – oder jenen aus Moskau. Als er das sagt, wird es still im Saal des Hotels Bayrischer Hof. Ein leichtes Raunen ging durch die Reihen der zahlreichen Po­li­ti­ke­r:in­nen und Militärangehörigen.

Selenskyj hält aber nicht nur die bislang stärkste pro-europäische Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Der ukrainische Präsident ist auch der einzige, der am Samstag den Angriff auf die Schutzhülle des havarierten Atomreaktors in Tschernobyl adressiert, der sich kurz vor der Konferenz ereignet hatte. „Das ist nicht nur eine Verrücktheit“, sagte der Präsident. „Putin möchte keinen Frieden, er bereitet sich nicht auf einen Dialog vor.“

Eine stabile Lösung könne es nur mit langfristigen Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, mahnt Selenskyj. „Ich werde die Nato-Mitgliedschaft nicht vom Verhandlungstisch nehmen“, sagt er auch noch. Die aber hat Trump bereits vom Tisch genommen. Daran dürfte sich auch kaum mehr etwas ändern.

Scholz will keinen „Diktatfrieden“

Vor Selenskyj stand Olaf Scholz auf dem Programm. „Der russische Krieg gegen die Ukraine muss enden, so schnell wie möglich“, sagte der Bundeskanzler in seiner Rede. Wenn nun unter Einbeziehung der Ukraine auch direkt mit Russland gesprochen wird, sei das daher richtig.

Er sei „sehr froh darüber, dass die amerikanische Regierung unser gemeinsames Ziel bekräftigt hat, die souveräne Unabhängigkeit der Ukraine zu erhalten“, sagte Scholz. Denn Frieden werde es nur geben, wenn die Souveränität der Ukraine gesichert sei. „Ein Diktatfrieden wird deshalb niemals unsere Unterstützung finden“, sagte Scholz.

Aber was folgt aus seiner vollmundigen Ankündigung, wenn genau das eintreten sollte? Darauf blieb der Kanzler eine Antwort schuldig. Die Europäer würden die Ukraine unterstützen „so lange, wie dies nötig ist“, sagte Scholz bloß. So sei auch Deutschland „in der Lage, die Ukraine auf dem bisherigen hohen Niveau weiterhin zu unterstützen“. Das jedoch, und das weiß auch Scholz, würde niemals reichen, um den möglichen, ja wahrscheinlichen Ausfall der USA zu kompensieren.

Scharf wies der Kanzler die Einmischung der US-Regierung in den Bundestagswahlkampf zugunsten der AfD zurück. „Das gehört sich nicht – erst recht nicht unter Freunden und Verbündeten“, sagte Scholz zu dem skandalösen Auftritt von US-Vize Vance und dessen Treffen mit der AfD-Vorsitzenden Alice Weidel am Freitag. Er werde nicht akzeptieren, wenn Außenstehende zugunsten dieser Partei in unsere Demokratie, in unsere Wahlen, in die demokratische Meinungsbildung eingreifen“, so Scholz weiter. „Wie es mit unserer Demokratie weitergeht, das entscheiden wir selbst.“

Er sei dankbar, dass der US-Vizepräsident bei einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau am Donnerstag betont habe, dass sich solche Menschheitsverbrechen nie wiederholen dürften. Eine überwältigende Mehrheit in Deutschland stelle sich „jenen hart entgegen, die den verbrecherischen Nationalsozialismus verherrlichen oder rechtfertigen“. Das sei jedoch in den Reihen der AfD der Fall. Ein Bekenntnis zum „Nie wieder'“ sei „daher nicht mit der Unterstützung für die AfD in Einklang zu bringen“, sagte Scholz.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sagte der taz, sie sei Scholz „sehr dankbar dafür, dass er deutlich gemacht hat: Wir werden Einmischungen in unsere Demokratie weder durch russische Propaganda noch durch die illiberale Trump-Administration hinnehmen“.

Sie stellte sich auch hinter die Äußerungen von Scholz zur Ukraine. Der imperialistische Angriffskrieg Putins auf die Ukraine habe die europäische Friedensordnung „in den Staub getreten“. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass diese völkerrechtswidrige Aggression „durch einen Diktatfrieden in einen Erfolg“ verwandelt werde, sagte Esken.

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz, der an einer Diskussionsrunde zur Ukraine auf der Konferenz teilnahm, nannte es „absolut inakzeptabel“, dass Russland und die USA „ohne die Ukraine und die Europäer am Tisch verhandeln“. Anlässlich der Rede von Vance am Freitag verbat sich Merz zudem eine Einmischung der USA in den deutschen Bundestagswahlkampf.

Linken-Chef van Aken warnt vor Anbiederung an Trump

Die Linkspartei hat keine Ver­tre­te­r:in­nen nach München geschickt. Aber ihr Vorsitzender Jan van Aken meldete sich aus Berlin zu Wort. Die neue US-Administration betreibe ein „gefährliches Machtspiel“, sagte der frühere UN-Biowaffeninspekteur. Ihr Auftreten ließe keinen Zweifel, dass es der USA darum gehe, dass die drei Supermächte USA, China und Russland künftig die Welt unter sich aufteilen und ihre Einflusszonen abstecken.

„Die Bundesregierung und die EU dürfen dieser Rückkehr zur Hinterhofpolitik keinen Millimeter nachgeben“, forderte der Linken-Politiker. Sie müssten unmissverständlich klarstellen: „Nicht selbsternannte Großmächte, sondern die Vereinten Nationen – die Gemeinschaft aller Länder – sind der einzige legitime Rahmen, um globale Herausforderungen zu lösen.“ Jede Anbiederung an die neue US-Regierung in der Hoffnung, noch ein paar Krümel vom Tisch der Supermächte zu ergattern, treibe die Welt hingegen weiter in ein brandgefährliches Blockdenken.

Zum Ukraine-Krieg sagte van Aken, dass die panischen Warnungen europäischer Politiker vor einem möglichen Trump-Putin-Deal auf Kosten der Ukraine „geradezu naiv“ wirkten. Es sei längst absehbar gewesen, dass Trump nach seinen eigenen Regeln verhandeln würde. Statt eine eigenständige diplomatische Strategie zu entwickeln, habe die EU jedoch fast ausschließlich auf Waffenlieferungen gesetzt.

Das sei ein „historischer Fehler mit katastrophalen Folgen“ gewesen. Denn jetzt übernehme Trump und er werde den Krieg auf seine Weise beenden – mit „Deals“ und Zugeständnissen an Putin, die Europa am Ende machtlos hinnehmen müsse. „So groß die Erleichterung über das Kriegsende auch wäre, ebenso sicher würde in Europa sofort eine neue Abschreckungsdebatte entbrennen“, befürchtet van Aken, der von einem „Desaster auf ganzer Linie“ sprach.

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21 Kommentare

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  • War das jetzt ein Weckruf, auch für deutsche Provinzpolitiker, wenn deutlich wurde, wie es um die Sicherheit Europas steht? Warum wollte vor über drei Jahren niemand Habecks Rufe in Bezug auf die Bedrohung und angesichts des Krieges in der Ukraine hören und warum konnte er die deutsche Öffentlichkeit, die das wohl auch nicht hören wollte, nicht deutlicher überzeugen? Ganz abgesehen von der Ernsthaftigkeit Trumps, die ja durchaus in Frage stehen könnte, stellt sich heraus, dass die Notwendigkeit einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft sowohl in der Ampelregierung, aber auch bei der 'Opposition' unterschätzt wurde. Wir haben Wahlen, aber eigentlich keine Wahl mit Parteien, die permanent -warum auch immer- das Publikum einschläfern, sei es in der Frage der Klimakatastrophe, der sozialen Fragen, die sich angesichts der Wirtschaftsprobleme und der damit verbundenen Inflation, aber auch eben viel zu wenig zu tun, um den Bedrohungen, die von Putins Regime und seiner europäischen Verbündeten zu begegnen. Was für eine problematische Wahl, die uns da bleibt mit diesen Kanzlerkandidaten und Parteien ?

  • USA haben sich mit Vize-Präsident Vance Rede mental vom Nordatlantik Brücke verabschiedet, wann das formal folgt ist nur Frage der Zeit. Da itut es Not sich aus EU-, Nato-Schockstarre zu lösen, mit van Aken Linke gesprochen auf Weg diplomatischer Offensive zu begeben mit Ländern Südens, blockfreien Staaten auf gemeinsam mit UNO, WTO, IWF erarbeiteter Analyse, was weltwirtschaftlicher Motor ist, der Ukrainekrieg zum Showdownfield von Akteuren macht, getrennt marschierend, hin auf gemeinsames Ziel, nennen wir sie mit Christian Stöckers gleichnamigem Buch „Männer, die die Welt verbrennen“, in Arabien. Golfstaaten, Afrika, EU, United Kingdom , Russland, USA global ihr Business neben Uran am Atomsperrvertrag vorbei, fossiler Energie Gas, Kohle, Öl billionenfach subventioniert von Koalition williger Länder, 7 Milliarden $/Tag Profit zu generieren sich um Klimatransformation der Weltwirtschaft nicht scheren, Not, Elend Millionen Opfern der Klimakatstrophe von Menschenhand seit 200 Jahren zu befeuern statt zu lindern. China hat sich nicht politisch aber per E-Mobilität Offensive ökonomisch aus deren Phalanx gelöst. Da ist es an EU in China Klimatransformationspartner zu sehen we stop War

  • Van Aken verkennt doch völlig die Realität: Nationen ohne glaubwürdiges militärisches Abschreckungspotential werden nicht ernst genommen.

  • Jetzt muss es auch dem letzten Optimisten klar sein, dass Putin in den USA einen starken Verbündeten hat. Die Zukunft wird dunkelschwarz.

    • @Erfahrungssammler:

      Die dunklere Nuance von schwarz ist in diesem Fall braun.

  • Die europäische Linke, und damit auch die deutsche, hat es durch ihren oft unreflektierten Antiamerikanismus verpasst, die demokratischen Kräfte in den USA zu unterstützen und zu stärken. Mit ein Resultat daraus, treibt sich jetzt wieder im Weißen Haus herum.



    Jetzt noch mehr, als in seiner ersten Amtszeit, zeigt Trump und sein Adlatus Musk (oder ist es gar umgekehrt), was sie von demokratischen Werten, staatlicher Souveränität einzelner Länder und Friedenspolitik halten. Nämlich einen feuchten Kehrricht. Wie wir und mit uns die gesamte Welt wieder aus diesem Schlamassel herauskommen wollen, ist mir aktuell ein Rätsel.

  • "Bei aller weitverbreiteten Skepsis gegenüber Brüssel habe Europa die Wahl zwischen Entscheidungen, die dort getroffen würden – oder jenen aus Moskau."



    Das ist seine eigene Sicht, denn Brüssel meint wohl NATO.



    US-Dominanz in Europa wurde gefestigt durch Rüstung:



    "Mittelstreckenraketen im Bundestag



    Fast alle gegen Olaf



    Der Bundestag diskutiert erstmals über die Entscheidung, Russland mit neuen US-Raketen abzuschrecken. Über ein Versäumnis herrscht beinahe Konsens."



    taz.de/Mittelstrec...undestag/!6042128/



    Und weiter im Aufbau: DIE NUKLEARE TEILHABE



    "Aufrüstung der Bundeswehr



    Bombig neue Tarnkappenjets



    Die Bundeswehr schafft Dutzende hochmoderne Kampfflugzeuge für die „nukleare Teilhabe“ an."



    Quelle taz 2022



    Es fehlt an einem hörbaren Konsens Paris, Berlin, London, um jetzt eine Position einbringen zu können, die Gewicht gewinnt u. die Balance austarieren kann, die eine Friedensordnung mit suffizienter Sicherheitsarchitektur verlangt.



    "Der französische Präsident Emmanuel Macron inszeniert sich gern als Boxer: Als jemand, der durchgreift in Frankreich und Europa. Als ein Anführer, allzeit bereit in den Ring zu steigen, einer, der Europa im Alleingang rettet."



    zdf.de

  • >Scholz will keinen „Diktatfrieden“<

    Scholz will, dass die Ukraine weiterkämpft? Der gleiche Scholz, der Taurus nicht liefern will damit die Russen von den Ukrainern nicht zu sehr bedrängt werden?

    Gut, dass die Scholz-Ampel bald Geschichte ist.

  • Jan van Aken zerbricht sich also den Kopf für den Machtblock EU (welcher hier, zugegeben, zum Zuschauer degradiert wurde und recht abstiegsbedroht ist) bzw. für die europäischen NATO-Staaten. Ja, sich anbieten und -biedern, für die Dienstherrschaft, das nenne ich mal wirklich revolutionär.

  • Immerhin war es ja eine der besseren Reden von Walter Steinmeier. Aber wieso schicken wir da unseren Mann für's Protokollarische hin? Wieso ist der Kanzler da erst an Tag 2? Was hätte der Wichtigeres zu tun, als da die europäische Antwort auf den unsäglichen Auftritt des US-Vize zusammen zu klöppeln - und zwar mit face time. Die Crème de la Crème Europas müsste doch da sein, oder...? Das erste Statement zum kommunikationsverweigerden Vance lieferte Pistorius. Absicht? Soll das ein Aufbau des Nachfolgers sein, weil Scholz längst als lame duck unterwegs ist?

    • Bernhard Schulz , Autor*in ,
      @Monomi:

      Vance dürfte im Vorfeld klar gemacht haben, dass er nicht mit Scholz reden will, und Scholz hat sich die öffentliche Demütigung erspart, in Münchn vergeblich auf ein Gespräch mit Vance zu warten. Von diesem Geplänkel abgesehen, hat die Trump-Maschine gezeigt, was sie von Europa hält, nämlich nichts. Und den Europäern bleibt nichts als das Jaulen eines auf den Schwanz getretenen Hundes. Putin kann sein Glück kaum fassen, und die einzige, schwache Hoffnung der Europäer dürfte sein, dass er im Überschwang durchdreht und Forderungen stellt, die nicht einmal Trump zu erfüllen bereit ist.

  • Das Grundproblem ist und bleibt: Die Ukraine verliert am Boden. Sie kann weniger Soldaten mobilisieren als das 5*größere Russland (wenn man die tatsächlich im jeweils kontrollierten Staatsgebiet lebende Bevölkerung nimmt). Und der Westen kann bei Artillerie nicht mithalten, haben wir doch uns darauf konzentriert, kleinere Länder zu bombardieren oder zu besetzen, keinen Landkrieg zu führen.



    Trump hat einfach erkannt, dass man zwei Möglichkeiten hat:



    a) Verhandeln und den Russen entgegenkommen oder



    b) Zwei Jahre so weitermachen und die Russen diktieren dann in Kiew, was sie alles haben wollen. Und das dürfte viel mehr sein als heute, Odessa und Charkiw, vielleicht sogar Kiew wären für die Russen sicher attraktiv zu annektieren.

  • bei allem Gejammer, dass "Nur die Ukraine über die Zukunft der Ukraine entscheidet", war als Formel schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

    Die hartnäckige Weigerung der westlichen Staatengemeinschaft, sich ein zu gestehen, dass am Ende das Schicksal der Ukraine in der Hand dieser liegt bzw lag, hat nun dazu geführt, dass überhaupt kein tragfähiger relevanter Gegenentwurf zur Politik der Komplettsezession der USA mehr besteht.

  • Eine eigenständige diplomatische Strategie der EU.



    Ich hör schon das Hohngelächter, mit der viele wahrscheinlich lautstark darüber einbrechen.



    Mich macht es sehr nachdenklich, dass diese Idee vielleicht erst Zuspruch findet, wenn es gar nicht mehr anders geht.

    • @poesietotal:

      Die Interessen sind einfach zu unterschiedlich und teilweise zu extrem (zb wollen die baltischen Ländern ernsthaft Russland besiegen).



      Sinnvoller wäre das ein moderates "Kerneuropa", dass mit einer Stimme spricht. Sinnvoll wäre eigentlich zwei Unionen. Eine wirtschaftliche Union und eine politische Union wo sich nur Länder mit ähnlichen Wertevorstellungen und Interessen zusammenfinden.

  • Jetzt kommen Sie alle aus ihren Löchern gekrochen. Aber die letzten Jahre hatten sie alle keinerlei Plan, wie man diesen Konflikt lösen könnte. Es fgab nur Waffenlieferungen und Sanktonen, mehr nicht. Das hat auch nur Zerstörung und Leid für alle beteiligten gebacht, hier ist auch Deutschland und die EU schuldig. Ohne die USA würden wohl noch weitere Jahre ins Land streichen, Jahre geprägt von Tod, Leid und Zerstörung. Ich bin froh, dass jetzt endlich etwas ins Rollen kommt und zuversichtlich, dass die Zukunft für alle besser wird als die vergangenen Jahre.

  • Renversement des alliances?



    Wenn nicht alles täuscht, zeichnet sich ein „Renversement des alliances“ ab, in der Geschichte nicht präzedenzlos. In der Wolfowitz-Doktrin (1992), der neuen globalpolitischen Leitlinie, galt noch Rußland als wichtigster potentieller Herausforderer der Prätention der USA als „Einzige Weltmacht“.

    Seit Obama richtet sich das Hauptaugenmerk Washingtons jedoch nach Ost-Asien und China, das in der Wolfowitz-Doktrin noch nicht einmal erwähnt wurde, aber nunmehr zunehmend als Hauptgegner erscheint, wichtiger allenfalls als Putin-Rußland, von Obama abschätzig zur „Regionalmacht“ herabgestuft.

    Unter Trump tritt dieser strategische Perspektivwechsel erneut in den Vordergrund und dominiert wieder die außenpolitische Agenda. Sie scheint von der Befürchtung geleitet, eine weitere Schwächung des Kremls durch den Krieg und die Sanktionen treibe ihn unweigerlich in die Arme eines Koalitionsbündnisses mit Peking, eine wohl größere Gefahr für US-Interessen als die Preisgabe der Ukraine. Putin könnte da eine vergleichbare Rolle zuwachsen wie einst Stalin in Jalta, wo ihm ein Cordon sanitaire als Gegenleistung für den Kriegseintritt gegen Japan zugebilligt wurde.

  • Scholz mit den zum 100 sten male genannten Worthülsen. "Solange es nötig ist zu unterstützen." Das gilt ja dann auch wenn Trump und Putin die neuen Grenzen dort gezogen haben, dann muss der überforderte, passive Scholz auch nix mehr unterstützen. Glück gehabt der Mann, so aus der Nummer rausgekommen zu sein! Zum Fremdschämen. Arme Ukraine!

  • Trump will Bodenschätze und am liebsten überall seinen Namen drauf gepappt sehen. Putin will Land und seine faschistische Agenda weiterbetreiben. Beide werden kriegen was sie wollen, weil Europa jahrelang gepennt hat und Geiz ist Geil die bestimmende Triebfeder war. Glückwunsch.

  • Gegen das Aufkeimen hegemonialer Großmächte, die die Welt nach ihren Vorstellungen neu ordnen und unter sich aufteilen wollen, hätte es geholfen, wenn die EU frühzeitig die Allianz mit anderen kleineren Staaten gesucht hätte, um eine internationale Gegenbewegung für eine faire Friedensordnung aufzubauen. Aber die EU und Deutschland haben sich lieber als Mitspieler im globalen Wettbewerb um Märkte und Einfluss gesehen. Sie haben ihre begrenzte Macht immer dann zum eigenen Vorteil ausgespielt, wenn es ihnen opportun und erfolgversprechend schien. Auch heute noch und auf der MSC reden die Europäer vor allem von der eigenen Stärke, die es (wieder) aufzubauen gilt. Sie träumen davon, ein starker, unentbehrlicher Partner der USA zu sein und dass nach Trump die transatlantischen Beziehungen wieder besser werden. Sie segeln weiter im Windschatten der USA, die schon lange ihren globalen Anspruch auf moralische, ökonomische und militärische Führung erheben. Die EU hat sich in blinder Selbstüberschätzung in eine Sackgasse manövriert: keine eigene globale Strategie und keine alternativen Partner.

  • Europa ist zu schwach, um ohne die Unterstützung durch die USA die Ukraine von Putin zu befreien. Sie ist auch deshalb zu schwach, weil sich viele EU-Länder einfach vor der Hilfe und den Kosten drücken. Deutschland ist monetär und was Waffen betrifft der größte Unterstützer.



    Aber wir haben auch nicht endlos Geld und der Ukraine noch mehr zu helfen. Entweder hält Europa jetzt endlich zusammen, oder die Ukraine bezahlt eine hohen Preis für den Diktatfrieden von Trump.



    Und sollt es so kommen, wer will dann verhindern, dass Putin sich einfach ein neues Land aussucht, Moldawien zum Beispiel.



    Dieser Krieg hat viel Tote und hunderte Milliarden gekostet, und nun soll er einfach gemäß Trumps Zwangsvorgaben, inklusive der Bodenschatzrechte für die USA zu Ende gehen?



    Pfui Trump und trauriges Europa, so wird das nichts mit Europa.