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Michael Moore for PresidentMeine Wahlversprechen

Kommentar von Michael Moore

Werde ich nominiert, werde ich kandidieren. Werde ich gewählt, werde ich den USA dienen. Und zwar mit diesem Programm.

Michael Moore hat am Freitag die taz besucht und ihr zu ihrem 36. Geburtstag gratuliert. Bild: Wolfgang Borrs

I ch will nicht offiziell meine Kandidatur für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika verkünden. Ich sage lediglich: Sollte ich mich dazu entschließen, meinen Hut in den Ring zu werfen, würde ich die folgenden Maßnahmen vorschlagen – wenn ich denn gewählt werden würde:

1. EIN LADEKABEL! Ich werde eine Verordnung unterzeichnen, die verkündet, dass es nur noch ein Ladekabel für alle Marken und alle Elektrogeräte – Telefone, Computer, Tablets, Musikanlagen, Kameras und alles andere – geben wird. Allein das wird dafür sorgen, dass ich gewählt werde. Aber ich habe noch ein paar weitere Versprechen.

2. Ich werde ein Gesetz erlassen, mit dem das Wahlalter auf 16 Jahre gesenkt wird. Ein Teenager, der mit 18 Jahren in der Lage ist, für sein Land zu sterben, sollte mit entscheiden dürfen, wer ihn in den Krieg schicken wird.

3. Sollte es Krieg geben und müssten wir in einem Land einmarschieren, werde ich als oberster Befehlshaber dafür sorgen, dass zuerst die erwachsenen Kinder aller Kongressabgeordneten, des Präsidenten und des Kabinetts eingezogen werden (und dann, in dieser Reihenfolge, die Kinder der CEOs der Reichsten 500, alle Hersteller von Waffen und Kriegsgeräten und die Führungsebene aller wichtigen Medien). Das sollte die Zahl der Kriege drastisch reduzieren.

4. Ich werde dafür sorgen, dass HBO für jeden frei zugänglich ist.

Michael Moore

Filmregisseur und Autor Michael Moore, der der taz für die Recherche zu seinem neuen Film einen Besuch abstattete, hat diesen Text für die US- Wochenschrift The Nation verfasst. Hier erscheint er in gekürzter Fassun.

5. Ich werde alle Studienkredite erlassen. Wir werden wieder zu einem System der Werkstudenten, Förderung, Stipendien und kleinen zinslosen Darlehen zurückkehren.

6. Ich werde das Budget des Pentagons um 75 Prozent kürzen. Wir werden trotzdem noch einen der weltweit größten Militärapparate haben – und die Möglichkeit, diesen um ein Vielfaches in die Luft zu sprengen. Nur eben nicht mehr ganz so oft wie zuvor.

7. Alle Amerikaner werden dieselbe kostenlose Krankenversicherung erhalten, die auch den Kongressabgeordneten zusteht.

8. Diese universelle Krankenversicherung wird kostenlose Psychotherapien und Zahnarztbehandlungen anbieten. Wenn die meisten Amerikaner bei Bedarf ihre Zähne und ihren Kopf reparieren lassen können, werden die Kosten (und der Bedarf) von Arztbesuchen sinken.

9. Die Reichen werden prozentual einen ebenso hohen Anteil an Sozialabgaben von ihrem gesamtem Einkommen zahlen wie jeder Angehörige der Mittelschicht auch.

10. Wir werden zu der Einkommensteuer zurückkehren, die wir hatten, als der große Republikaner Gerald Ford Präsident war. Das war’s. Wir müssen nicht zurück in die Eisenhower-Zeit, als die Reichen mehr als 90 Prozent der Einkommensteuer entrichteten. Gehen wir nur zurück zum letzten Republikaner vor Reagan, als die Elite etwa 70 Prozent zahlte.

11. Hochgeschwindigkeitszüge. Mehr gibt es nicht zu sagen.

12. Ein Verbot von Maissirup mit hohem Fruchtzuckergehalt. Dieses billige „Gift“ (Juristen haben mich gezwungen, den Begriff in Anführungsstriche zu setzten) ist aus einer Reihe von Gründen in der zivilisierten Welt sehr selten. Das mag der Grund sein, warum diese Staaten eine niedrigere Diabetesrate haben als die Vereinigten Staaten.

13. Jede/r, der dabei erwischt wird, wie er oder sie ihr Mobiltelefon im Kino benutzt, wird zu „rektaler Rehydration“ verurteilt (vielen Dank, liebe CIA, für diese Empfehlung!).

14. Machen wir es so wie die Kanadier: ein Nahezu-Verbot von Handfeuer- und halbautomatischen Waffen. Eine achtwöchige Wahlsaison. Eine Rückkehr zum Stimmzettel. Keine Fernsehwerbung für Medikamente. Strenge Regeln für Banken und Finanzmärkte. Ein Verbot, bürgerliche Freiheiten nach einem terroristischen Anschlag zu beschneiden. Handel mit Kuba. Und eine Reduzierung der Downs beim Football auf drei.

15. Alle Schulen werden wieder Staatskunde unterrichten. Wenn junge Menschen mit 16 wählen, sollten sie wissen, wie das alles funktioniert und wie sie Ärger machen können.

16. Alle Schüler sollen Schreibschrift lernen. Schaffen wir doch nicht eine Sache ab, die wir alle beherrschen, die uns alle einzigartig macht. Das ist unser kreativer Fingerabdruck. Wir sind keine Maschinen. Wer bekommt nicht gerne eine handgeschriebene Nachricht?

17. Wir werden keine Theokratien unterstützen. Ihr wisst, dass ihr gemeint seit. Hört auf damit. Und beendet euer schändliches, unmenschliches Tun. Da können wir gleich bei uns selbst anfangen. Nach 35 Jahren, in denen ich mich in diesem Land an von rechten Christen angezettelte Gesetze halten musste, reicht es mir. Um als Präsident meinen Teil beizutragen, werde ich einen beliebigen Homosexuellen heiraten, der dazu bereit ist.

18. Alle Amerikaner sollten verbindlich vier Wochen bezahlten Urlaub bekommen. Menschen arbeiten besser, wenn sie glücklich und ausgeruht sind.

19. Private Firmen werden keine Gefängnisse mehr besitzen oder betreiben; Gefängnisse werden von der öffentlichen Hand zur Sicherheit der Allgemeinheit betrieben. Sie werden nicht länger als Ort der Strafe dienen, sondern mehr als Trainings- und Entzugszentren. Sie werden nicht länger dazu missbraucht, um ethnische Minderheiten, die ohnehin nichts zu sagen haben, einzukerkern.

20. Wir Amerikaner werden versuchen, nett zu sein – zueinander, zur Welt und zu uns selbst. Als Präsident werde ich mit gutem Beispiel vorangehen. Ich werde Bildung und Aufklärung ganz oben auf jede Prioritätenliste schreiben. Und die Beseitigung der Ignoranz ernenne ich zu meinem wichtigsten Ziel. Ignoranz verursacht Angst, Angst verursacht Hass, und Hass verursacht Gewalt. Diese Gleichung galt in Amerika viel zu lange. Der Weg zur Besserung beginnt mit meiner Wahl.

Und jetzt lasst uns alle kanadischen Football auf HBO schauen.

(Übersetzung: Marlene Halser)

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16 Kommentare

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  • Man muss gar nicht "nominiert" werden, man kann sich einfach selbst um das Amt bewerben. Allerdings geht einem dann irgendwann das Geld aus, weil Wahlkampf sehr teuer ist, und dann gewinnt am Ende einer der "Nominierten". Auch Frank Zappa hat sich vor Jahrzehnten schon mal um den Job beworben, ein paar Wochen lang. Den hätte ich genauso gewählt wie ich Moore wählen würde. Nur die Gelegenheit dazu wird es nicht geben.

  • Ist mir auch unklar...

    Qualitativ sind die Ungerechtigkeiten hier dieselben, quantitativ können wir nicht immer ganz mithalten. Die Amerikaner machen halt keine halben Sachen.

    Aber mit TTIP können wir bald endlich auch näher zum American Dream kommen.

  • "und werden in irgendeiner Form mit dem Tode bestraft"

    In diesem Fall ist von Herzinfarkt aufgrund ungesunder, amerikansicher Lebensweise auszugehen, evtl. unterstützt durch Maissirup mit immensem Fruchtzuckergehalt...

  • Da er vernünftige Ideen hat, wird er nicht nominiert werden.

  • Solche Thesen laufen in den USA unter "Kommunismus" und werden in irgendeiner Form mit dem Tode bestraft, selbst dann wenn es ähnliche politische Rahmenbedingungen bereits schon unter einem republikanischen Präsidenten gab. Ich meine speziell das Thema Abrüstung. Damit machte sich einst der Republikaner Ronald R. unbeliebt. :-(

  • Hey Michael M. - Einbürgerung in D und Kandidatur für´n Dschänsler nominiert von "Die Partei" - Ich bin dabei !

  • Michael Moore ist so durchsichtig wie ein Glas Milch. Also passt er in den Politik-Klüngel. Ich würde ihn nicht wählen, weil ich keinem Politiker traue und folglich gar nicht wählen gehe. Hollywood besteht aus den unterschiedlichsten Köpfen, Michaels Moores Hollywood-Kennzeichen ist seine Penetranz, mit der er allein sich selbst nicht auf den Wecker geht.

  • Das ist viel zu schön, um wahr zu sein!!!

  • Er will also deutsche Verhältnisse in den USA. Es sind dort schon Leute für weniger verschwunden.

    • @Reiner Jung:

      Was ist denn an

      - Förderung und Stipendien für's Studium,

      - kostenloser Krankenversicherung, die Zahnarztbehandlungen einschliesst,

      - 70% Spitzensteuersatz,

      - strengen Regeln für Banken und Finanzdienstleister,

      - der Nichtunterstützung von Theokratien,

      - der Nichtprivatisierung des Strafvollzugs und

      - der Priorisierung von Bildung

      bitteschön "deutsche Verhältnisse"?

  • "(...) dass zuerst die erwachsenen Kinder (der) Führungsebene aller wichtigen Medien (eingezogen werden). Das sollte die Zahl der Kriege drastisch reduzieren."

     

    An dem Punkt musste ich schmunzeln, denn die werden sonst mit unrecht oft vergesssen.

     

    Ergänzen möchte ich noch:

    Jounalisten die noch keine Kinder im wehrfähigen Alter haben müssen selber los, ich denke da speziell (aber nicht ausschlielich) an Dominic Johnson.

    • @Waage69:

      Frau von der Leyen hat ja viele Kinder. Und Frau Merkel keine. Wo liegt da der Sinn?

      • @Gion :

        Wo der Sinn liegt, dass Frau von der Leyen so viele Kinder hat und Frau Merkel keins? - ich hab absolut keine Ahnung!

        • @Waage69:

          Da haben die Leute viele Kinder, weil sie zuviel schnackseln. Die von der Leyen schnackselt gerne.

          Hat glaub ich mal so eine Hochadlige ältere Dame mit einem Häuschen in Regensburg gesagt. Oder so ähnlich...

          • @LeSti:

            Danke: schnackseln könnte Sinn machen!

  • tja, so einfach wär´s - vernünftigte Forderungen mit einer sympathischen Prise Ironie :-)))