Medikamente für Gaza: Billiger Deal für die Hamas
Die Strategie der israelischen Regierung ist gescheitert, das Abkommen nur ein Versuch, darüber hinwegzutäuschen.

M an sollte meinen, dass alles, was Bewegung in den festgefahrenen Krieg zwischen Israel und der Hamas bringt, nur gut sein kann. Doch der Dienstagnacht von Katar und Frankreich vermittelte Deal, dass Medikamente für die Geiseln und humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen gebracht werden sollen, ist alles andere als ein Grund zum Jubeln.
Er zeigt nur einmal mehr, wie hoffnungslos die Situation der Geiseln ist. Der Unmut in der israelischen Gesellschaft wächst, je verzweifelter die Familienangehörigen werden – und mit jedem weiteren Tod einer Geisel, der vermeldet wird. Der einzige Weg, die Entführten frei zu kriegen, sei militärische Härte, heißt es weiterhin aus der Regierung. Doch nichts deutet auf die Richtigkeit dieser Aussage hin. Israel ist mit seiner bisherigen Strategie gescheitert. Der Medikamentendeal ist ein billiger Versuch, dies zu kaschieren.
Für die Hamas ist er ein Zugeständnis, durch das sie nichts verliert, aber einiges gewinnen könnte. Sie erhält Medikamente für die palästinensische Zivilbevölkerung – unter der Bedingung, dass im Gegenzug auch den Geiseln welche gegeben werden. Doch gibt es irgendeine Garantie, dass die Medizin tatsächlich zu den Geiseln gelangen wird? Darüber ist nichts bekannt.
Keine Garantie, dass Medikamente ankommen
Ebenso unsicher ist, ob ausschließlich Medikamente geliefert werden. Denn der Deal sieht vor, dass die Lieferung, die am Mittwochmorgen in katarischen Flugzeugen in Ägypten gelandet ist, ohne Sicherheitscheck durch Israel die Grenze in den Gazastreifen passieren darf.
Für die Hamas ist es wohl ein strategischer Versuch, Kompromissbereitschaft zu zeigen und Goodwill der internationalen Öffentlichkeit zu gewinnen. Denn die Hamas will auch am „Tag danach“ eine Rolle in Gaza und in der palästinensischen Politik spielen. Einer der zentralen Vorschläge von palästinensischer Seite für die Zeit nach dem Krieg ist die Wiederbelebung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) – mit der Hamas als Mitgliedspartei.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Protestaktion gegen CDU-Chef Merz
Alle Tassen im Konrad-Adenauer-Haus?
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
USA in der Ukraine
Geheime Verhandlungen mit der Opposition
Alleinerziehende in Armut
Kohlrabi gibt es erst später
Schuldenbremse und Sondervermögen
„Geht die Union auch heimlich kiffen?“