Maut-Debakel der Union: Scheuer-Andi bereut nichts
Die Idee einer „Ausländer-Maut“ kostet die Steuerzahler 243 Millionen Euro. Jetzt nimmt Andreas Scheuer wahrscheinlich Abschied von der Politik.
W as treibt eigentlich Andreas Scheuer so? Im Mai besuchte der Nur-noch-Abgeordnete aus Passau den homophoben republikanischen Ultrarechtsausleger und Klimawandelleugner Ron DeSantis in Florida. Vor wenigen Wochen lobte er nach dem ewiggestrigen Auftritt von Claudia Pechstein in Bundespolizei-Outfit beim CDU-Konvent einen seiner „großen Erfolge“: Kostenloses Bahnfahren in Uniform. „Als Bundesverkehrsminister konnte ich erreichen, dass unsere #Soldatinnen und #Soldaten so ein Zeichen der Anerkennung und der Wertschätzung erhalten“, twitterte Scheuer.
Viel zu tun scheint der Scheuer-Andi, wie man ihn im Süden nennt, gerade nicht zu haben. Den Ball total flach gehalten hat der Niederbayer am Donnerstag anlässlich seiner 243 Millionen Euro teuren Hinterlassenschaft an alle deutschen Steuerzahler: kein Kommentar zum Schadenersatz, den der Bund an die Betreiber der Pkw-Maut zahlen muss.
Das ist die Quittung für das Bierzeltprojekt „Ausländer-Maut“. Damit gingen Scheuer und sein nicht minder unseliger Amtsvorgänger Alexander Dobrindt in den 2010er Jahren auf Stimmenfang. Doch die Billiglogik der CSU-Granden, nach der auch mal die aus dem Ausland für die Nutzung der weltbesten deutschen Autobahnen zahlen müssten, wurde 2019 vom Europäischen Gerichtshof jäh gekippt.
Urpeinlich für Scheuer: Er hatte die Betreiberverträge zuvor überhastet abgeschlossen – bevor es Rechtssicherheit gab. Die damalige Opposition rüffelte im Bundestags-Untersuchungsausschuss seine Verstöße gegen Haushalts- und Vergaberecht – und ahnte bereits die nun präsentierte Rechnung voraus. Kein Tempolimit, kein Bahn- und Radwegeausbau, Formfehler in einer Straßenverkehrs-Verordnung – und trotzdem will er immer recht gehabt haben. So hat sich Scheuer als Minister der Unsäglichkeiten einen Namen gemacht.
Nun geht seine politische Laufbahn wohl zu Ende. Endlich. Am Wochenende gibt der einstige Generalsekretär den Vorsitz in seinem CSU-Bezirk ab. Dann dürfte Scheuer, 48, in die Privatwirtschaft wechseln. Also direkt für jene arbeiten, denen er bislang immer nur zugearbeitet hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Israelis wandern nach Italien aus
Das Tal, wo Frieden wohnt