Linkspartei streitet über Migrationspolitik: Nach Wagenknecht-Rede wird's hitzig
Hilfe für Flüchtlinge ja, aber eine harte Linie bei der Arbeitsmigration. Sahra Wagenknecht bekommt für ihre Forderungen viel Gegenwind.
Wagenknecht hatte zuvor in ihrer Rede für Flüchtlinge Position ergriffen, aber Arbeitsmigration in Frage gestellt. Diese nütze der Wirtschaft, weil so die Löhne gesenkt werden könnten. „Warum können wir nicht sachlich streiten, ohne Diffamierungen“, fragte sie. Sie berief sich auf den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und Labour-Chef Jeremy Corbyn, die eine ähnliche Position hätten wie sie. „Das sind keine Leute, die den Rechten hinterherlaufen.“ Ihr sei eine „AfD-light“-Position aus der Partei vorgeworfen worden. „Damit rückt man Genossen in die Nähe eines Alexander Gauland“, sagte sie. „Ich finde das infam.“
Nach ihrer Rede klatschte vielleicht etwas mehr als die Hälfte der Delegierten. Anschließend stellten Delegierte Nachfragen an Wagenknecht – ein satzungsgemäßes, aber unübliches Vorgehen auf Linkspartei-Parteitagen. Noch vor Breitenbach meldete sich die Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig, eine Verbündete von Parteichefin Katja Kipping und fragte, warum Wagenknecht ihre Position nicht auf dem Parteitag zur Debatte gestellt habe. Die Stimmung war aufgeheizt, Erinnerungen an den Göttinger Parteitag 2012 wurden wach, bei dem Gregor Gysi vom „Hass in der Fraktion“ gesprochen hatte.
Schließlich diskutierte der Parteitag außerplanmäßig eine Stunde über Migrationspolitik. Schon die knappe Mehrheit von 250 zu 249 Stimmen, die diese Debatte durchsetzte, machte deutlich, wie gespalten die Partei ist. Die Diskussion blieb hitzig.
Schließlich ein Kompromissvorschlag von Fraktion und Partei: Wagenknecht, Kipping, Dietmar Bartsch und Bernd Riexinger verkündeten gemeinsam eine Klausur sowie eine Fachkonferenz zum Thema. Sonderlich glücklich sahen sie nicht dabei aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett