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Linke und SocialMediaDürfen Linke Twitter nutzen?

Ulf Schleth
Kommentar von Ulf Schleth

Musk kauft Twitter und die Benutzer fliehen. Das hätten sie längst tun sollen – auch von Facebook: hin zu nichtkommerziellen Alternativen.

Der Trend geht weg vom Planeten der kommerziellen Plattformen Foto: CC-BYDavid Revoy

N un hat es auch die Twitter-Benutzer ereilt: Die Gesetze der Marktwirtschaft sind in Form des reichen und mächtigen, aber mit bescheidener sozialer Kompetenz ausgestatteten Elon Musk in die sozialen Netzwerke eingeschlagen. Der hat Twitter gekauft und aus Angst vor seinen Reformen suchen Twitter-User nun verzweifelt nach Fluchtwegen.

In den vergangenen Wochen wurde viel darüber geredet und geschrieben, was kein Wunder ist, da Journalisten eine der größeren Benutzergruppen der in Deutschland eher kleinen Plattform Twitter sind. Da werden dann als Alternativen gern auch andere kommerzielle Plattformen oder einfach auch die Kneipe nebenan vorgeschlagen.

Aktivisten des Datenschutzes und der digitalen Selbstbestimmung lächeln müde angesichts dieses blinden Aktionismus. Jeder Facebook-Skandal war bisher von Fluchtreflexen begleitet, die aber nach ein paar Monaten wieder verebbten, wenn es den Flüchtigen nicht gelang, ihre Peergroup mitzuziehen. Gleichzeitig ist die Hoffnung groß, dass diesmal etwas hängen bleibt und es scheint tatsächlich so, dass die Völkerwanderungen von Skandal zu Skandal stärker und nachhaltiger werden.

Die Einsicht in den Kern des Problems wächst: Es ist weder Musk noch Zuckerberg. Das Problem ist der Kapitalismus. Genauso wenig wie man politische Problematiken wie Klimaschutz, Gleichstellung und soziale Verträglichkeit von Konzernen lösen lassen kann, die durch Ausbeutung Geld verdienen, kann man erwarten, dass Konzerne digitale Kommunikation anders behandeln als auch den letzten Cent aus den Daten ihrer Nutzer zu pressen.

Davon, dass das linke politische Spektrum sich die Inhalte der digitalen Graswurzelbewegung zu eigen macht und neben die anderen wichtigen Themen unserer Zeit stellt, sind wir noch weit entfernt. Möglicherweise, weil sich alles Digitale noch abstrakter und komplizierter als die Klimaerwärmung anfühlt. Es ist nichts Neues, dass die Politik der sozialen und ökonomischen Realität um Jahrzehnte hinterherhinkt.

Die Merkmale der Alternativen sind überschaubar: Sie sind dezentral organisiert; die Daten liegen nicht an einem Ort, der unter Kontrolle eines einzelnen Unternehmens ist, sondern auf einem von vielen Servern und im Idealfall beim Benutzer selbst. Sie sind transparent, sodass Menschen mit technischem Know-how nachvollziehen können, was mit den Daten geschieht. Also komplett und nicht nur in Teilen Open Source.

Echte Alternativen legen den Fokus darauf, dass private Daten sicher und verschlüsselt übertragen und gespeichert werden. Und zu guter Letzt: Sie sind nicht kommerziell. Nun könnte man sagen, dass doch auch Unternehmen mit einem schlüssigen Geschäftskonzept, das nicht auf dem Verkauf von Daten beruht, gute Alternativen bieten können. Doch Unternehmen arbeiten gewinn- und wachstumsorientiert.

Die Erfahrung zeigt, dass ihre schönsten Versprechungen sich schon Morgen in Schall und Rauch aufzulösen pflegen. Die gute Nachricht: Die Alternativen sind schon da. Sie werden als Fediverse bezeichnet. Das Universum der föderierten Netzwerke. Es besteht aus verschiedenen, potentiell weltumspannenden, nichtkommerziellen und dezentralen Plattformen. Es gibt kleine und große und es gibt für jede kommerzielle Plattform eine oder mehrere Entsprechungen.

Alternativen zuhauf

Manche dieser dezentralen Plattformen kommunizieren zudem untereinander, manche weniger. Es gibt das ehrwürdige Diaspora, eines der ältesten Netzwerke, das gezeichnet ist von eleganter Schlichtheit und technisch solider Konsistenz, es gibt das quirlige und featurereiche Mastodon, es gibt Pixelfed, die Entsprechung von Instagram, PeerTube, das Äquivalent zu Youtube, Friendica, das kommunikationsfreudigste von allen und noch mehr. Eine Übersicht gibt es auf the-federation.info oder fediverse.party.

Wer sich ein Zuhause im Fediverse sucht, kann dies über fediverse.observer tun. Besonderen Zulauf erhält derzeit Mastodon, das dank Jan Böhmermann und anderen stark an Bekanntheit gewonnen hat. Der berufsjugendliche Experte für Selbstdarstellung Sascha Lobo sagt dazu: „Mastodon ist eher eine Nerd-Plattform, die man auf eigenen Servern hosten muss“ und selbst Georg Diez, der Chefredakteur von The New Institute, die nichtkommerzielle Plattformen fordert, schreibt, Mastodon funktioniere nur “sehr holprig“.

Beides Falschaussagen, aber woher kommen sie? Dezentrale, föderierte Netzwerke funktionieren anders als die bekannten Plattformen, Nachrichten können mal eine Weile brauchen, bis sie einmal um die Welt sind, wenn sie nicht auf einem Server liegen. Auch füllt sich der eigene Stream nicht automatisch mit Nachrichten, die zu einem passen. Diese Kritik hat auch etwas mit linksetablierter Boomerbequemlichkeit zu tun.

Man möchte nichtkommerziell sein, aber es möge doch bitte schön alles so funktionieren wie bei den millionenschweren kommerziellen Plattformen. Auch die Vorteile der Dezentralität und der Vielfalt des Fediverse scheinen nicht überall angekommen zu sein: Viele melden sich auf demselben Server an, der „Mastodon“ im Namen trägt, wenige versuchen die anderen Plattformen.

Kritische Inhalte brauchen Reichweite

Das geht so nicht. Wer den Komfort politischer Korrektheit haben möchte, muss ein Stück Bequemlichkeit aufgeben und wenn das nur bedeutet, das eigene Gehirn ein bisschen anzustrengen. Die Wohnung auf 19, statt wie bisher auf 21 Grad zu heizen geht ja auch. Nicht nur “Linke“, sondern De­mo­kra­t:in­nen und ihre Institutionen ganz generell sollten ihre Inhalte nicht auf datenkapitalistischen Plattformen teilen. So einfach ist es leider nicht.

Wer Inhalte hat, braucht Reichweite. Und es macht keinen Sinn, kritische Inhalte nur in der eigenen Blase zu verteilen. Stattdessen sollte die Verantwortung verinnerlicht werden, Inhalte nicht ausschließlich dort zu teilen, wo das Zielpublikum ausgebeutet wird. Sie müssen reichweitenunabhängig auch dort geteilt werden, wo es sich emanzipatorisch vernetzen kann. Das ist zurzeit das Fediverse.

Ein guter und zeitsparender Start wäre es, sich einen Friendica-Account zuzulegen, mit dem mehrere Netzwerke des Fediverse und sogar Twitter gleichzeitig bespielt werden können. Eine große Hilfe wäre zudem, wenn Anbieter professioneller SocialMedia-Tools wie Falcon Social die Fediverse-Netze in ihre Software mit aufnehmen würden. Ein Traum, wenn es einen öffentlichen Fördertopf für die Entwicklung nichtkommerzieller Plattformen gäbe.

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Ulf Schleth
Autor & Online-Entwickler
*1968. Studierte Publizistik, Linguistik, Physik, Informatik und Informationswissenschaft, brach den akademischen Weg ab und wechselte zur Autodidaktik. Seit 2010 bei der taz. Lebt in Berlin, schreibt als Autor, freier Journalist und Entwickler Texte und anderen Code. U.a. Ziehvater von taz.zahl-ich-unterm-artikel, taz.kommune, taz.portal, taz.bitcoin und taz.diaspora*. Seit 2015 geprüfter Forschungstaucher. Seit Beginn der Corona-Pandemie FPV-Pilot.
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44 Kommentare

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  • Sicher gibt es Gruppen, die sich bei Twitter ausklinnken. Doch andere bleiben weiter erreichbar, wie Mera25.



    Es gibt sie auf Twitter: twitter.com/mera25bremen



    auf facebook: m.facebook.com/MERA25Bremen/



    und sogar auf youtube: www.youtube.com/@MERA25_de



    Das Problem sind die Altparteien. Im Bereich kapitalismuskritischer Beiträge versagen viele Parteien total. Nur eine Neuorientierung kann hier Besserung bringen.

  • Schimpfe über apple, aber ein iphone nutzen. Meckern über Milliardär Jeff Bezos, aber bei amazon einlaufen, das Lied von der sauberen Landwirtschaft singen, aber Billiggemüse beim Discounter einkaufen.



    Da kommt es dann auch nicht mehr darauf an, wenn man als Linker bei Twitter postet. Am besten zum Thema "#EnteignetMilliardäre"

    • @Rudi Hamm:

      Was sie schreiben ist populistisch! In einer komplizierten Welt mit dutzenden Zwängen gibt es nie einfache Ja/Nein-, Schwarz/Weiß-Antworten, wie sie es sich vorstellen.

      Es gibt im realen Leben zahlreiche Gründe, ein Produkt eines bestimmten Herstellers zu nutzen oder bei einem bestimmten Händler zu kaufen, trotzdem verliert man dadurch nicht automatisch sein Recht auf Meinungsfreiheit und darf diese Firmen sehr wohl auch kritisieren!

      Ihre Sicht ist also nicht nur populistisch vereinfacht, sondern hat auch etwas von Fundamentalismus, der jede Abweichung als Todessünde ansieht. Nein, so funktioniert die Welt nicht!

  • Hi, ich bin an sozialer Selbstdarstellung in Form von Videos, Fotos, Tweets und Trollkommentaren nicht interessiert. Ich nutze Facebook seit Jahren als Newsfeed allerleier Zeitungen (auch taz), folge Bands, Locations, NGOs und bin Teil einer lokalen Foodgruppe. Mehr nicht. Ich würde gern wechseln: Welche andere Plattform leistet genau das?

    • Ulf Schleth , Autor Moderator des Artikels, Autor & Online-Entwickler
      @Frrritz:

      Ihnen empfehle ich einen Friendica-Account. Damit kann man Inhalten aus Diaspora und Mastodon folgen und wenn ich es richtig verstanden habe, das ganze sogar als RSS-Reader verwenden.

      Wer Twitter und die Art der Kommunikation dort mag und wem viele Features wichtig sind, dem:der würde ich Mastodon nahalegen, wer eher auf elegantes Design und gechilltes Macroblogging (längere Texte) steht, ist bei Diaspora gut aufgehaben, das als Fediverse-Äquivalent zu facebook gehandelt wird.

      • @Ulf Schleth:

        nur eine kleine Anmerkung: "Wer Twitter und die Art der Kommunikation dort mag und wem viele Features wichtig sind, dem:der würde ich Mastodon nahelegen"



        Ersteres stimmt wahrscheinlich (wobei ich Twitter nicht kenne), aber "viele Features" hat Mastodon damit dann gerade nicht, sondern kann eben nur Microblogging ala Twitter.



        Sehr viele Features, die Friendica bietet, wie geschlossene Gruppen, offene Foren, usw. hat es dagegen nicht: friendi.ca/about/features/



        Das mit dem RSS-Reader ist mit Friendica auch problemlos möglich: einfach eine Feedadresse reinkopieren und dieser dann "folgen".

        • Ulf Schleth , Autor Moderator des Artikels, Autor & Online-Entwickler
          @caos_:

          hej, ich meinte das microblogging und seine auswirkungen auf den sprachgebrauch. daß die negativen seiteneffekte auf die zwischenmenschliche kommunikation, das ewige wetteifern um den originellsten kommentar und die beste selbstdarstellung auf kleinstem raum, die provokationen etc. längst nicht so stark ausgeprägt sind wie auf twitter, ist klar und ich hoffe das bleibt so, wenn noch mehr menschen dauerhaft von twitter umziehen sollten. geben tut es diese dinge und auch hatespeech natürlich auf allen plattformen, in verschiedener konzentration, aber das ist wieder ein anderes thema.

  • Ulf Schleth , Autor Moderator des Artikels, Autor & Online-Entwickler

    Hallo. Danke fürs Lesen. Ein paar Antworten: Der Online-Titel ist ein ironischer Bezug auf die "Man darf gar nichts mehr sagen" / cancel culture Debatte, der entlarvende Kommentare provozieren und klarstellen soll, daß dieser Text (der selbst ein Kommentar ist) nicht rein sachlich verfasst ist. Natürlich dürfen "Linke" genauso viel wie alle anderen. Alles was erlaubt ist. Sie dürfen sich auch ihre sexuellen Neigungen und das Lieblingsessen auf die Stirn tätowieren bevor sie rüber zum Nachbarn gehen und sich deren Urlaubsfotos ansehen. Ob das dann eine gute linke/emanzipatorische Idee ist, steht auf einem anderen Blatt. Titel der Print-Version war übrigens "Soziale Netzwerke und Linke".

    Alles andere, auch in Bezug auf "Usability" steht bereits im Text. Das Fediverse funktioniert nicht weniger gut, sondern anders. Reine Gewöhnungssache. Vielleicht sogar besser, wenn man so an die regelmässig auftretenden Pannen der kommerziellen Netzwerke denkt. Und dann ist da ja noch der nicht ganz unwichtige Punkt mit den Daten.

    Gruppenzwang ... Ja na klar, gibts, es ist ein fortwährender Kampf sozialem Druck zu widerstehen, wenn er eine:n dazu bringt, Dinge zu tun, die man eigentlich lieber nicht möchte. Ist ein altes Thema, nicht nur in Deutschland.

    Gutes Aussehen: Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters, aber ich finde Diaspora ganz erträglich.

  • Interessant, der Artikel, und meine Gedanken fliegen.



    Also ist das Printmedium futsch, selbst wenn es digital ist, weil es zu sehr in einer kleinen bubble bleibt und zu wenig interaktive, weltweite Kommunikation hat, Twitter zu kapitalistisch zentralisiert und Mastodon zu sehr intellektuell dezentralisiert, und jetzt? Ich bleib doch erst mal bei Twitter und guck mal überall.

  • Frage eines digitalen Höhlenmenschen:

    Wenn ich jetzt das ZDF des Internets verlasse und zu einem der nicht-kommerziellen Plattformen wechsle, dann muss ich mir dort neue Freunde suchen?

    Oder komme ich darüber auch an die anderen Höhlenmenschen auf Facebook ran?

    • @Jim Hawkins:

      Ein ZDF des Internets gibt es nicht, da alles Große Privat ist.



      Aus dem Wunsch nach Reichweite, Rechts- und Datensicherheit und sogar demokratischer Teilhabe wäre es tatsächlich eine Überlegung wert, ob ein Öffentlich-rechtliches Angebot nicht überlegenswert wäre.



      Allerdings mindestens auf EU-Ebene.



      Und was das Gemaule über ÖR angeht, im Vergleich zu privaten Angeboten gibt es ja überhaupt irgendwelche demokratisch legitimierte Kontrollgremien.

    • Ulf Schleth , Autor Moderator des Artikels, Autor & Online-Entwickler
      @Jim Hawkins:

      Hallo. Nein. Zumindest bei Diaspora und friendica ging das mal, bis facebook die Nutzung seiner API nur noch zu untragbaren Bedingungen gestattete. Auf Twitter posten geht noch. Es empfiehlt sich beim Umzug die eigene Peergoup mitzunehmen. Wenn das nicht gelingt, muss man sich neue Freunde suchen. Man muß ein bisschen was dafür tun, aber es lohnt sich.

      • @Ulf Schleth:

        Danke für die Antwort.

        Allerdings bin ich einem Alter, in dem man nicht mehr groß nach neuen Freunden sucht, nicht virtuell und auch kaum real.

        Aber ich schaue mir die anderen Welten mal an.

        • @Jim Hawkins:

          Ich bin auch sowas von Höhli.



          Natürlich bin ich schon auf Mastodon gestoßen. Dann dachte ich schau in der Tube nach einer wirds dir schon erklären. Dann ballerte der mir in Sekundenschnelle Klicks um die Ohren. Hab ich abgebrochen.



          Muß ich neuen Versuch wagen.

          • @Ringelnatz1:

            Und wenn man sich dann mal halbwegs in eine Plattform eingefuchst hat, kommt schon die nächste, neuere, bessere, heißere um die Ecke.

            In der digitalen Welt altert man schneller.

            Meine Nichte hat 900 Facebook-Freunde, bei mir sind es 50. Und mit jeder und jedem habe ich schon mal ein Bier getrunken.

      • @Ulf Schleth:

        "aber es lohnt sich"

        Freunde hat man, auch ohne soziale Blase. Sie sind auch noch da, wenn gerade mal der Strom ausfällt.

        Das Heilsversprechen, man würde "neue Freunde" bei einen dieser geschwätzigen Plattformen finden, ist pures Marketinggedöns. Wenn sich ne Plattform dann auch noch "friendica " nennt, bekomme ich das Gruseln.

        Diese "sozialen" Plattformen bewirken das Gegenteil. Jugendliche verdaddel Stnden täglich im Netz, statt Freundschaften im RL zu pflegen

    • @Jim Hawkins:

      Sie müssen die Blasen platzen lassen.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Das ist nicht lustig.



        de.wikipedia.org/wiki/Tycho_Brahe#Tod

        • @95820 (Profil gelöscht):

          Was hat das nun wieder mit Mr. Hawkins zu tun???

  • Nö keiner braucht das wirklich. Ich nutze andere Apps um mit Freunden über die Ferne ein paar Worte zu wechseln. TikTok Twitter Gesichtsbuch sind zu offen und werden schnell mal von Leuten angeschaut die es nichts angeht. Mich zum Beispiel wenn sich jemand auf eine Stelle bewirbt. Ich selbst lerne Menschen lieber direkt kennen und nehme sie dann in die Kommunikation auf als andersrum.

  • Der artikel macht es sich etwas zu einfach!



    Hier fehlen so relevante wörter wie NORMATIVITÄT, GRUPPENZWANG und kollektive organisation und soziale kompetenz. das alles ist relevant, wenn es darum geht, wie social media funktioniert und wie die masse sich bewegt!



    Was zur selben reaktion füht, wie die aktionen der linkspartei ... nämlich erheblich wenig.

    Immerhin gut, das ihr alternativen vorschlagt. Dennoch ändert das nichts an der tatsache, das politische korrektheit/vielfalt, normative/populäre anhäufungen/verhaltensweisen und die unvereinbarkeit dessen mit komfort und funktion ein anderes und weiteres problem ist und nicht einfach mit "ist halt so" abgetan werden sollte.



    Es ist teil des problems!!!



    Teil der kapitalistischen und vor allem der allgemeinen sozial ineffizienten logik!!!

    Des weiteren MÜSSEN "linke" sogar twitter und facebook nutzen!!! Denn das die gegenkultur allein und unabhängig, den mainstream so beeinflussen kann wie die subversive teilnahme und beeinflussung an sozial ineffizienten medien, ist eher fragwürdig!



    Es ist notwendig, kritische stimmen überall zu liefern!!!



    Selbst wenn man nur auf facebook ist, um zu sagen, das es noch andere social media plattformen gibt!

    der autor macht es sich also etwas zu einfach hier. SO ist das verhalten von menschen nicht gut vorherzusehen oder zu bestimmen. da brauch es schon etwas mehr an normativer erkenntnis und transformation.

    warum können journalisten und medienunternehmen also nicht mal eine social media plattform entwickeln, die gut/sozial funktioniert, gut aussieht und sich einer normativen beliebtheit erfreuen kann. die weiter auch das kommerzielle nicht vollständig ausschließt, sondern eben soziales unternehmertum stärker fördert???!!!

    nein, es ist nicht die alleinige schuld von musk und zuckerberg, obwohl sie auch teil des problems sind. es ist aber auch nicht die alleinige schuld der nutzer oder des kapitalismus!



    das alles wirkt zusammen und man sollte die dinge nicht zu sehr vereinfachen!

  • Klar dürfen Linke Twitter benutzen! Linke dürfen auch ein iPhone besitzen, von Apple, einem börsennotierten 2 Billionen USD schweren US-amerikanischen Konzern. Und in Deutschland dürfen Linke auch Porsche fahren, Klaus Ernst von den Linken hat den eindeutigen Nachweis erbracht. Die Ausgangsfrage lässt sich daher ohne große Diskussion in vollem Umfang mit 'Ja' beantworten.

  • Etablierte Boomerbequemlichkeit hätte gereicht, falls das auf Sascha Lobo abzielt oder er an der Stelle maßgeblich sein soll. Manchmal kommt es einem vor als hielten Journalisten in Deutschland einander automatisch für links, weil sie Journalisten sind. Auch so schafft man erst Establishments, nicht unbedingt boomende, und schließt Tür und Pforte für alles, das das liebe Gewohnte und Gestattete auch nur mal hinterfragen könnte. Aber genau darum sollte es ja hier eigentlich gehen. Das find ich prinzipiell gut. Nur wenn man schon und aus guten Gründen die sichere Übertragung privater Daten und Verschlüsselung anmahnt, und dann direkt in's Fediverse abbiegt, kann man eigentlich nicht so übergehen, wie sich das gerade bei Mastodon etwa verhält. Nämlich nicht so gut, nämlich gar nicht und spätestens daran merkt man ja sofort, dass es mit den paar Jahren in puncto Design auch schon nicht mehr ganz neu ist. Das ist lange Selbstverständlichkeit, ja "selbst" bei Whatsapp und wenn auch in der Form nicht bei Twitter, ist man als 0815-Nutzer was das betrifft trotzdem besser dran, das ist einfach so. Kapitalismus hin oder her, riesige Unternehmen haben riesig zu verlieren, riesig Verantwortung und dazu auch riesige Möglichkeiten, Ressourcen, wo's darum geht, Nutzerdaten zu schützen. Jedenfalls haben die seriösen unter ihnen - dazu zählt Twitter - eine unstrittige und auch rechtlich unbestreitbare Identität. Das ist bei irgend einem privaten Serverbetreiber nicht unbedingt so, wenn überhaupt Ausnahme. Und soviel Gutes man auch über Mastodon und co sagen kann, ihr versendet und empfangt dort Klartext, auch wo es "privat" gedacht ist oder so aussieht. Wer die entspr. Instanzen kontrolliert (möglw. auch mal unbefugt), kann alles mitlesen und hat sämtliche Daten, die ihr dort angebt. Das muss absolut nicht dagegen sprechen, aber sollte man wissen.

    • @Tanz in den Mai:

      "ihr versendet und empfangt dort Klartext, auch wo es "privat" gedacht ist oder so aussieht."



      Die Verbindung selbst ist wohl TLS-gesichert, also kein Klartext. E2E ist es allerdings nicht, richtig, wobei es aber eben schon auch eine Plattform ist die ja ohnehin eher auf die/eine Öffentlichkeit als Empfänger*innen ausgelegt ist.

      • @Ingo Bernable:

        Eben. Es gibt null Garantien auf Datenschutz bei diesen vielen selbst aufgesetzten Servern wie z.B. Mastodon. Da ist jeder kleine Betreiber auch der Server Admin mit Vollzugriff auf alles.

        Und der ist immer auch neugierig,

        Und gewisse Sachen sind eben nicht dafür ausgelegt, bekannt zu werden: Email-Verkehr im Rahmen von Mastodon, E-Mail-Adressen, IP-Mitschnitt.

        Diese Vertrauensbasis reicht gerade mal für persönlich Bekannte. Für eine größere Öffentlichkeit ist das zu wenig.

        • @Rudolf Fissner:

          "Da ist jeder kleine Betreiber auch der Server Admin mit Vollzugriff auf alles."



          Die Frage ob das ein Problem sein muss hängt aber wesentlich davon ab was "alles" ist. Wenn so ein Tweet mehr oder weniger das Gleiche ist wie den selben Text per Aushang an einem Laternenpfahl mit der Öffentlichkeit zu teilen, sollte schon naheliegend sein, dass man da eher nicht die PIN für sein Bankkonto drin widergibt. Dort wo Vertraulichkeit gefragt ist muss man dann eben zu den dafür geeigneten Tools greifen, aber die gibt es ja auch.

          • @Ingo Bernable:

            Das sind Webanwendungen. Da gibt es keine Tools für alternative Zugriffe. Mastodon funktioniert nur mit Mastodon.

            • @Rudolf Fissner:

              Ob die Anwendung auf Clientseite als Webanwendung oder nativ läuft ist für die serverseitige Sicherheit völlig unerheblich. Was ich versuchte ihnen zu erklären ist der simple Umstand, dass es für verschiedene Zwecke verschiedene Tools gibt. Also etwa Mastodon, wenn man es denn nutzen möchte, für Tweets, Microblogging, etc. also Dinge die eh an eine öffentliche Zielgruppe gerichtet sind und Privacyaspekte deshalb auch nur eine untergeordnete Rolle spielen. "Email-Verkehr im Rahmen von Mastodon" ist nach meinem Verständnis einer solchen App ohnehin keine Option weil das eben überhaupt kein E-Mailservice (POP3/SMTP/IMAP) ist. Dafür kann man sich dann aber für seine Mailkorrespondenzen eben einen vertrauenswürdigen Provider suchen und bei Bedarf den Inhalt per RSA (gpg, S/MIME) sichern.

  • Was die Qualität bzw. die Inhalte angeht, so mag man gern unterschiedlicher Meinung sein. Aber in Sachen Quantität nebst finanzieller und technologischer Rahmenbedingungen dürften alle hier genannten Twitter-Alternativen zusammen weltweit lediglich einen Bruchteil des Originals abdecken.

    Eigentlich brauche ich Twitter nicht; und hat mich bislang auch nicht interesssiert. D'rauf gekommen bin ich eigentlich nur wegen diesem Rummel um Elon Musk; der doch noch bis vor rund einem Jahr ein Guter war, zumindest auch Sicht von Berlin und Brandenburg.

    Und ob Musk wirklich "free speech" diesseits einer eindeutigen rechtlichen Relevanz (die ja abschließend im Grunde nur ein ordentliches Gericht definieren kann) wieder einführt, einführen kann und gar darf, das zu verfolgen finde ich schon interessant.

    Aus dem Grunde habe ich mir dort vor einigen Wochen einen Account angelegt und spiele damit nun etwas rum. Die (für mich) vollkommen sinnlose Werbung in meiner Timeline nervt schon, da ich lediglich vier Leuten folge; und deren Tweets, Retweets, Likes und Comments natürlich sehen möchte; mehr unaufgefordert aber eben nicht. Ob man sich für acht USD und inclusive Identifizierung zukünftig davon freikaufen kann, das will ich ebenfalls mal testen.

    Nicht zuletzt und was ich bei anderen gesehen habe, kann man Twitter als ein mit größerer Reichweite versehenes Verlinkungs-Frontend für eigene Websites nutzen; soweit dort freie Verlinkungen gestattet sind.

  • @LEE MA

    Ist verboten?

    Wird es Ihnen jetzt von Journalisten -- oder von linken Kreisen verboten? Oder von beiden?

    Eieiei.

    • @tomás zerolo:

      Das war Ironie und bezog sich auf die Fragestellung des Artikels. Weil: Schon die ist Quatsch. Weder Journalisten noch linke Kreise bestimmen über mein Handeln – das schöne an einer Demokratie ist ja, dass man selbst entschieden kann, darf und auch soll. Und konkret: Ich habe eine Twitter und seit kurzem auch ein Mastodon-Account, nicht weils woke ist, sondern für den Fall, das Twitter Pleite geht. Aber aber kein Privataccount, sondern ein Bot zu einer Website. Und ja, es ist ein linkes Projekt. Für unsinnige Überschriften kann man die TAZ ja trotzdem kritisieren und an der TAZ im Jahre 2022 gibt es viel zu kritisieren. Trotzdem können die natürlich machen, was sie wollen – und ich darf sie dann dafür kritisieren – das ist ja das Schöne an der Demokratie.

  • Ich glaube, dass das Problem bei den im Text genannten 'Alternativen' genau darin besteht, dass die Usability oft einfach schlecht ist. Der Text verweist selbst darauf, wenn er sagt, dass man "Bequemlichkeit" aufgeben müsse. Doch wieso muss man das? Letztlich muss der Wurm dem Fisch (den Nutzenden) schmecken und nicht der Seite der Anbietenden - wenn diese eine Alternative schaffen, die vielen nicht gefällt oder zu umständlich, kompliziert, schwierig etc. zu bedienen ist, dann haben vor allem diejenigen Pech gehabt, die ihr Angebot als Alternative etablieren wollen.



    Viele der Alternativen setzen voraus, dass sich User*innen da erstmal reinfuchsen sollen bzw. müssen, nur, das wollen (und teilweise können!) die wenigsten. Das hat oft nichts mit "Gehirn anstrengen" zu tun, wie im Artikel suggeriert.

    Das ist das gleiche Problem wie mit Linux. Seit Jahrzehnten als Alternative gepriesen und hat sich eigentlich im Mainstream nie wirklich durchgesetzt, selbst, wenn es unterschwellig in vielem drinsteckt. Aber es ist und bleibt ein Nischenprodukt (und ich meine damit nicht per se schlecht). Und das wird in absehbarer Zeit auch so bleiben.

    • @White_Chocobo:

      Es sind nicht nur die Anwendungen die etwas kosten. Und die gibt es als Open Source mittlerweile für lau.

      Eine Plattform will auch moderiert und gepflegt werden. Das kostet Zeit, Personal und Geld. Facebook z.b. soll allein in den USA 15.000 Content Moderatoren haben ( onlinemarketing.de...ks-content-manager )

    • @White_Chocobo:

      Der Wettbwerb zwischen Multimilliarden-Dollar-Konzernen auf der einen Seite und ehrenamtlich nach Feierabend FOSS codenden Idealist*innen auf der anderen ist eben ein höchst ungleicher. Entsprechend schwierig ist die Erwartungshaltung, dass von diesen Leuten etwas geliefert werden müsste das den proprietären Anwendungen gleichwertig oder überlegen sei.

  • Nichtkommerzielle Anbieter haben prinzipbedingt eine nochmals weitaus lausigere Inhaltskontrolle. Wer will schon freiwillig und unbezahlt durch einen Extremistensumpf waten? Das fällt nur noch nicht auf, weil diese Anbieter noch im Vergleich zu den Platzhirschen winzig klein sind.

  • „Das Problem ist der Kapitalismus.“ Genau der Satz, der mal wieder das Totschlagargument herhalten muss. Als alter kalter Krieger kann ich nur den Kopf schütteln. Wie würde den ein Sowjet- oder DDR-Twitter aussehen? Oder mal ganz aktuell: China, Venezuela oder Cuba?

    • @Andi S:

      Wer sagt denn bitte dass es nur zwei Wirtschaftssysteme gibt und darüber hinaus ist nicht möglich? Sie erwähnen doch selbst schon ein drittes System, China. Erzkapitalistisch. Ich kann doch wohl Aktien von chinesischen Konzernen kaufen. Da sollte doch klar sein, dass entweder Kapitalismus oder SowejtKommunismus und sonst geht nichts fehl am Platze ist. China hat die Symbiose aus beiden Systemen geschafft, dann sollte Mensch doch auch mal darüber nachdenken, ob es nicht ein System gibt, welches weder Kapitalistisch noch Kommunistisch ist.

    • @Andi S:

      Also alles Super weil die Kommunikationsplatform nicht von einer Partei, sondern von einem Konzern kontrolliert wird? Oder könnte es sein, dass es hier inährente Zielkonflikte zwischen Demokratie und Kapitalismus gibt?

  • "Dürfen Linke Twitter nutzen?" - Nein, ist verboten! Wieso meinen Journalisten immer, anderen sagen zu müssen, was sie tun und lassen sollen. Die anderen können doch selber denken und entscheiden. Das ist jetzt kein Problem der TAZ allein, aber in linken Kreise schon immer beliebt.

    • @Lee Ma:

      Also ich lese da eine Frage, nicht etwa ein Verbot. Und auch im Artikel werden lediglich verschiedene Kritikpunkte an den großen Platformen und deren Alternativen diskutiert, keineswegs aber jenen Linken Strafen angedroht die sich beim Gebrauch von Twitter erwischen lassen sollten.



      Wie kann/soll eigentlich noch ein gesellschaftlicher oder auch nur inner-linker Diskurs stattfinden, wenn schon das Nachdenken darüber wie man sich verhalten sollte als autoritäre Anmaßung verstanden wird?

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Sie wissen doch, dass Unlinke sich freuen, wenn sie Linken „autoritäre Anmaßung“ unterstellen können. Vor Erregung versagt dann schon mal das Textverständnis. Wort-Ejaculatio praecox.



        „Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht.“ (Mark Twain)

        • @95820 (Profil gelöscht):

          @Mondschaf: In Anbetracht der Tatsache, dass Du mich nicht kennst, ist das ja wohl eher eine Unterstellung. Die Fragestellung in der Überschrift ist entweder Clickbait oder Quatsch: Warum sollten sie es nicht dürfen? Ich nutze Twitter sein vielen Jahren via Newsbot für eine umfangreiches, eher linkes Projekt im Menschenrechtsumfeld. Bisher gabs damit auch keine nennenswerten Probleme. Und seit kurzem bespielen wir auch Mastodon, aber die weitaus meisten Follower gibt es bei Twitter und nicht bei Mastodon. Insofern stellt sich eher die Frage, ob Linke Twitter nicht derzeit nicht eher nutzen müssen, wenn sie die Leute erreichen wollen (falls sie einen Newskanal brauchen, der die Leute auch erreicht). Bisher ist das Fedivers doch noch eine Nische. Wenn auch eine deutlich wachsende. Und das verdanken wir ausgerechnet dem Twitterchef - man sollte ihm diesbezüglich also eher dankbar sein.

          • 9G
            95820 (Profil gelöscht)
            @Lee Ma:

            Meine Antwort ging an @INGO BERNABLE und bezog sich auf "Unlinke" allgemein. Er interpretierte ihre Zeilen (u.a.) "... in linken Kreise schon immer beliebt." als Unterstellung von "autoritäre[r] Anmaßung".



            Wie ich das empfinde, habe ich geschrieben. Ich mache mich gern über Menschen lustig, die genau wissen, wie Linke "so sind".



            Natürlich können - und dürfen - alle selber denken und entscheiden.

    • @Lee Ma:

      Ich würde ihren Kommentar als "Volltreffer" bezeichnen.