Lieferdienste für Lebensmittel: Unprofitable Ausbeutung
Lebensmittel-Lieferdienste stehen wegen schlechter Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik. Nun zeigt eine Studie: Sie sind nicht kostendeckend.
„Sie erzielen keine hohe Profitabilität und ihre Finanzierungssituation sowie Liquiditätsausstattung verdeutlichen, dass sie maßgeblich von der Kapitalzufuhr durch Investoren beziehungsweise Wagniskapitalgeber abhängen“, schreiben Forschende des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Sie durchleuchteten die wirtschaftliche Situation von sechs Onlinelieferdiensten.
Die Branche boomte insbesondere während der Coronakrise. Der Lieferdienst Gorillas etwa schaffte es seit seiner Gründung im Juni 2020 innerhalb weniger Monate zu einem milliardenschweren Unternehmen. Allerdings ist die Branche immer wieder auch wegen schlechter Arbeitsbedingungen in den Schlagzeilen. Geringe Lohnkosten seien anscheinend „ein essenzieller Bestandteil der aktuellen Geschäftsmodelle“, heißt es in der Studie.
Trotzdem ist es bisher keinem Anbieter gelungen, mit dem operativen Geschäft einen Gewinn zu machen. Dies liegt offenbar auch daran, dass die Bestellungen meist zu gering sind. Diese haben laut Studie im Schnitt einen Wert von 15 bis 25 Euro. Um wirtschaftlich zu sein, müssten es rund 30 Euro sein.
Profitabilitätsdruck steigt
So stützt sich ihr bisher rasantes Wachstum auf die Investitionsbereitschaft von Risikokapitalgebern. Doch diese sind laut Studie seit 2022 bei der Bereitstellung frischen Kapitals zurückhaltender geworden, was den Profitabilitätsdruck auf die Branche weiter erhöhe.
Die Studienautor*innen gehen davon aus, dass nur wenige Anbieter überleben werden. Vor allem sei es ein Problem, die Auslieferung an die Endkund*innen kostendeckend zu gestalten. Für die Beschäftigten seien das schlechte Aussichten. Sie müssten damit rechnen, dass Niedriglöhne Teil der Geschäftsmodelle blieben.
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