Letzte Generation in Berlin: Noch irriger als Autoblockaden

Erst das Brandenburger Tor, nun die Blockade des Berlin-Marathons? Mit den Orten ihrer Proteste macht sich die Letzte Generation nur noch mehr Feinde.

Brandenburger Tor von Letzter Generation besprüht

Berlin sieht orange: Zuletzt wurde sogar das Brandenburger Tor von der Letzten Generation besprüht Foto: Paul Zinken/dpa

Das Beschmieren des Brandenburger Tors am vergangenen Wochenende sei, so hat es die Letzte Generation zu erklären versucht, ein Teil des „Wendepunkts“ gewesen. Um den anzustoßen, seien hunderte Menschen nach Berlin gekommen. Auf diese Weise das Symbol der Freiheit zu attackieren, schien schon kaum vorstellbar – genauso wie Attacken auf einzigartige Kunstwerke.

Am Freitag nun hat die Gruppe angekündigt: „Ja, wir unterbrechen den Berlin-Marathon. Vor der Klimakatastrophe können wir nicht davonrennen.“ Tatsächlich ist der Marathon an diesem Sonntag bestens geeignet, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Der wegen der flachen Strecke fast ohne enge Kurven schnellste Marathonkurs der Welt, jedes Jahr erneut weltrekordverdächtig, mit dem besten Läufer des Planeten an der Startlinie: Es ist das Sportereignis des Wochenendes in Deutschland.

Nun sagt vielleicht die eine oder die andere: Was ist denn daran so schlimm, wenn die Läuferinnen und Läufer bei einer Blockade der Letzten Generation mal ein paar Minuten oder eine halbe Stunde anhalten müssen? Stehen die halt in der Sonne, quatschen ein bisschen und können sich erholen. Kann man oder frau sagen. Ist aber genauso richtig wie die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe.

Über 40.000 Menschen haben sich für den Berlin-Marathon angemeldet. Manche wollen nur ankommen, manche eine Bestzeit knacken, was eben nirgendwo so gut geht wie auf dem Berliner Kurs. Mehrere tausend dürften eine Zeit unter der Traummarke von drei Stunden anpeilen und seit Monaten, wenn nicht Jahren darauf trainieren, in Regen, Schnee und Hitze. In der Schlussphase sind das oft gut 100 Kilometer pro Woche gewesen. Aus der ganzen Welt kommen Läuferinnen und Läufer dazu nach Berlin.

Emotionalität ist der entscheidende Faktor

Doch eine Traummarke lässt sich nur mit einem gleichmäßigen Tempo erreichen. Wer nach dem Startschuss des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) am Sonntagvormittag zwischenzeitlich minutenlang stehen bleiben muss, der kann seine Traumzeit vergessen. Die Muskel verhärten, und Auf-der-Stelle-Trippeln als Gegenmittel zerrt auch an den Kräften.

Na und?, ließe sich entgegnen. Was ist schon eine Bestzeit? Das ist doch kein Weltuntergang, wenn die mal verfehlt wird? Stimmt, wenn so ein Traum zerplatzt, ist das nichts Existenzielles, sondern etwas hoch Emotionales. Und Emotionalität ist der entscheidende Faktor. Wer das verspielt, verspielt am Ende auch, mehr Leute von mehr Klimaschutz zu überzeugen. Sollte die Letzte Generation wirklich den Berlin-Marathon blockieren, macht sich die Gruppe auf einen Schlag zehntausende neue Feinde.

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