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Leben ohne Smartphone und ComputerRecht auf analoge Teilhabe

Konto, Bahn-Card, Arzttermin – nur noch digital? Ein Gutachten stärkt nun die Ver­fech­te­r für das Recht, ohne Smartphone oder Computer zu leben.

Auch das Gesundheitswesen wird zunehmend digitalisiert – zum Beispiel mit der elektronischen Patientenakte Foto: IMAGO/Joseffson

Berlin taz | Menschen haben ein Recht auf analoge Teilhabe am Leben. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens des Netzwerks Datenschutzexpertise. „Es fehlt vielerorts das Bewusstsein, dass Digitalisierung nicht die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme ist“, erklärt Thilo Weichert, einer der Au­to­r:in­nen des Gutachtens und ehemaliger Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein.

„Digital only“ könne diskriminierend, undemokratisch und unsozial sein. In dem Gutachten fordern er und seine Mitautorin Karin Schuler, ein „Recht auf analoge Teilhabe normativ festzuschreiben“.

Das Gutachten ist eine Reaktion darauf, dass das Leben ohne Internet, ohne E-Mail-Adresse, ohne Computer oder Smartphone immer schwieriger wird. Firmen und mitunter auch staatliche Akteure setzen zunehmend voraus, dass Menschen digital erreichbar und versiert sind. So setzen beispielsweise Banken auf digitale Kontoverwaltung, bauen Filialen ab und verteuern die Kontoführung auf Papier. Die digitale Kontoführung braucht meistens ein Smartphone, um via App Transaktionsnummern (TANs) für Überweisungen und andere Aufträge zu generieren.

Die elektronische Patientenakte, die im kommenden Jahr für alle gesetzlich Versicherten Standard wird, lässt sich im vollen Umfang nur per App verwalten. Die Terminvereinbarung bei Arztpraxen läuft immer stärker über Online-Plattformen. Die Deutsche Bahn hat die Bahn-Card nicht mehr als Plastikkarte im Angebot, sondern drängt ihre Kun­d:in­nen in die App.

Und auch der Staat zwingt mitunter zum Digitalen: Studierende, die im vergangenen Jahr ihre staatliche Energiepreispauschale beantragen wollten, mussten sich dafür ein Nut­ze­r:in­nen­kon­to bei BundID einrichten. Das bewertete die Datenschutzbeauftragte von Sachsen-Anhalt später als unzulässig.

Petition gegen Digitalzwang

Als Reaktion auf den insgesamt zunehmenden Digitalzwang hatte der Bürgerrechtsverein Digitalcourage im Frühjahr eine Petition gestartet. Die Forderung: Das Recht auf analoge Teilhabe soll ins Grundgesetz. „Dieses juristische Gutachten bestärkt uns in unserem Bestreben, das Recht auf ein Leben ohne Digitalzwang im Grundgesetz zu verankern“, erklärt Rena Tangens von Digitalcourage nun.

Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zufolge waren im vergangenen Jahr gut 5 Prozent der Menschen in Deutschland im Alter zwischen 16 und 74 Jahren sogenannte Offliner. Das heißt, sie haben noch nie das Internet genutzt. Das entspreche 3,1 Millionen Menschen in Deutschland.

Für sie könnte ein Grundrecht auf analoges Leben die Situation verbessern. Eine entsprechende Verankerung im Grundgesetz hätte laut dem Gutachten zur Folge, dass der Anspruch von Betroffenen einfacher eingeklagt werden könne. Öffentliche Stellen würden explizit und grundsätzlich zu einer analogen Alternative verpflichtet. Ein Vorgehen wie bei der Energiepreispauschale für Studierende wäre dann wohl schon im Vorfeld klarerweise unzulässig.

Aber auch gegenüber Privatunternehmen könnte ein entsprechendes Grundrecht helfen, so das Gutachten. Und zwar dann, wenn ein „überlegener Vertragspartner ein solches Gewicht hat, dass er faktisch einseitig die Beziehung bestimmen kann“. In solchen Fällen komme dem Staat eine „Schutzpflicht“ zu. Wie weit die Deutsche Bahn oder Banken gehen dürften mit ihrer Einschränkung analoger Möglichkeiten, müssten dann Gerichte entscheiden.

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45 Kommentare

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  • Ich stimme nicht zu.

    Ganz im Gegenteil kann Digitalisierung Menschen mit Behinderungen die Teilhabe ganz erheblich vereinfachen, weil sie beispielsweise Geschäfte online erledigen können, statt persönlich an einem nicht-barrierefreien Ort reisen zu müssen.

    Statt entweder/oder-Denken in Absoluten, sollten wir die Beherrschung des Digitalen nicht als Kulturtechnik verstehen und den genannten ca. 3 Mio. "Offlinern" andere Hilfe zukommen lassen? Zum Vergleich: ohne Lesen und Schreiben zu können kann man spätestens seit der Industrialisierung auch nicht mehr vollständig an der Gesellschaft teilhaben.

    Sollten wir statt ein rückwärtsgewandtes "Recht auf alles bleibt wie früher" nicht lieber ein allumfassendes Recht auf Bildung in unser GG aufnehmen?

    Schönen Advent, streitet nicht so viel ❤️

  • Merkwürdige Diskussion. Üblicherweise wird hier eine rückwärtsgewandte Politik bemängelt, während das einzig Heilbringende in der progressiv-fortschrittlichen Zukunft liegt.

    Nur wenn es um die persönlichen Befindlichkeiten geht, scheint dieses Mantra auf einmal nicht mehr zu gelten :D

  • „Digital only“ könne diskriminierend, undemokratisch und unsozial sein. In dem Gutachten fordern er und seine Mitautorin Karin Schuler, ein „Recht auf analoge Teilhabe normativ festzuschreiben“.



    ----



    Bin nicht sehr "Digital-Affin". löte & schraube aber seit 1968 in/an EDV&IT rum! :-) (1. Computer; Siemens 2002, Turnhallenversion)

    Neulich bei der Justiz-NRW! Landesweites Terminportal!

    Für einen Termin beim örtlichen Amtsgericht musste ich 2/3 der Sicherheitstools des Browsers/Mailprogramms abschalten, um DORT einen Termin machen zu können.



    Telefon-Nr.: "Die übliche Warteschleife, "Sind ÜBERLASTET, rufen Sie doch später einmal an!" :-(

    Btw. Wie DAS einfache Menschen, Ott*Ilie Normaluser*In, ohne IT Hintergrund geregelt bekommen sollen, ist mir schleierhaft!

    Gerade öffentliche Dienstleistungen müssen mMn. sehr niederschwellig & sicher sein, gerade wenn DIE, um zu sparen, digitalisiert werden.



    Und als Backup MUSS eine analoge Infrastruktur weiter bestehen.



    .



    Was der IT Chrash in "Westfalen Süd", der N Kommunen arbeitsunfähig machte, an dem über 1 Jahr geschraubt werden musste, & jetzt noch nicht ganz überwunden ist, wohl eindrücklich belegt!

  • Digitalzwang ist für mich Übergriffig...

    • @etc:

      Zwangsweise eine analoge Zweitlösung anbieten zu müssen aber auch. Sollen sich die Leute für analoge Lebenswerte entscheiden. Sollen sie aber auch die Konsequenzen tragen. Insbesondere die Kosten an Zeit und Geld.

  • ePA, Bahncard, Parktickets, Konto: Nur für Google- und Apple-Kunden.



    Wer den übergriffigen AGB von Google oder Apple nicht zustimmen will hat Pech gehabt.

    Eine Webseite? LOL!



    Gar eine API? Doppel-LOL!

    Das ist keine Digitalisierung, das ist Enshitification.

  • Weniger die Digitalisierung ist das Problem, sondern eher der digitale Wildwuchs, wo jeder Anbieter versucht, die Nutzer in die eigene App zu zwingen. Die auf dem Handy ohnehin schon mangelhafte Kontrolle durch die Nutzer wird in der App in noch engere und übermächtigere Strukturen überführt.



    Es ist nichts gegen Digitalisierung einzuwenden, wenn sie offen und anbieterunabhängig geschieht und der Nutzer nicht nur zu einem machtlosen Konsumenten degradiert wird. Ein Handy als bloßes Tippgerät zwischen vorgegebenen Wahlmöglichkeiten ist bestens dafür geeignet.



    Das, was jetzt gerade abläuft, ist Kapitalismus pur, der Versuch Nutzer in Abhängigkeiten zu zwingen bei maximaler Inkompatibilität zu Konkurrenten. Und staatliche Anbieter machen da mit, in dem auf die Strukturen der monopolisierten großen Anbieter aufgebaut wird.

    • @nutzer:

      Ja, in die eigene App zwingen und auch zur Übermittlung nicht nötiger Daten zu zwingen oder sie ganz ungefragt abzugreifen.

  • Das muß doch nicht unbedingt ins Grundgesetz.



    jeder wichtige und auch unwichtige Bereich hat doch mittlerweile seinen eigenen Minister oder den entsprechenden Passus in irgendeinem Gesetz. So könnte der Gesundheitsminister, wenn er denn wollte, einfach ein Gesetz ausarbeiten lassen, das Rezepte grundsätzlich analog und digital angeboten werden müssen. Ohne unterschiedliche Gebührensätze. oder das Verkehrsministerium, das alle Fahrkarten in Deutschland grundsätzlich in beiden Varianten erhältlich sein müssen. Ebenfalls ohne Mehrkosten für den Erwerber. Sie könnten schon, aber sie wollen nicht. Auch weil die Lobby es nicht will.

  • Die digitalisierung ist weder aufzuhalten noch rückgängig zu machen, wird nicht passieren, nächstes Thema.

  • E R muss lediglich die richtigen Satelliten ausschalten, dann wird das Leben wieder recht analog.

  • Was soll denn noch alles ins Grundgesetz?

    Draußen nur Kännchen?

    • @Suryo:

      Aber unbedingt!

      Das ist ein deutsches Kulturgut, das das in vielen Bereichen, nicht nur der Gastronomie, "gepflegte" Serviceverständnis in diesem, unserem Lande repräsentiert.

      Das gilt es zu schützen und zu bewahren.

      Wundert mich, dass die Blaubraunen da noch nicht drauf angesprungen sind ;-)

  • Das ständige Geschrei der Mächtigen nach totaler Digitalisierung schließt Leute aus, die keine Lobby haben. Arme, Alte, Behinderte. Außerdem hilft es, Personal zu sparen. Gespräche fallen weg, die De-Empathisierung der Menschheit schreitet voran. Wer Angst bekommt, den Anschluss zu verlieren, wird beim Meistern der Automatenkasse mit einem Endorphin-High belohnt. Der Energiebedarf steigt, darüber freuen sich die Energiekonzerne.

    Wäre umfassende Digitalisierung wirtschaftlich oder gewünscht, bekämen alle, die hier leben, ein Smartphone geschenkt. Statt dessen: Wer ökonomisch relevant ist, wird gläsern. Die übrigen sind dem Staat egal.

    Wer mit dem Handy zahlt, verliert leichter den Überblick über Ausgaben und Kontostand. Alle Kreditnehmende in spe.

    It's not a bug, it's a feature.

    • @Patricia Winter:

      Ob ich mit dem Smartphone, dem Laptop oder in der Filiale mein Bankkonto in Anspruch nehme, der Überblick ist immer derselbe. Es gibt halt Menschen die sehen in allem ein Problem, während andere eine Chance darin erkennen ;-)

    • @Patricia Winter:

      Ich hatte noch nie so einen guten Überblick über meine Finanzen, seitdem alles digital läuft.

      • @Peter Rabe:

        Und Google auch.

        • @Dorothea Pauli:

          Unwahrscheinlich, da ich nur die Banking App meiner Bank nutze und die - laut Datenschutzerklärung - die Daten nicht mit Google teilt.

  • Halte ich bei unserer alternden Bevölkerung und trägen Verwaltung für eine gefährliches Feigenblatt, nix ändern zu müssen.

  • Seien wir ehrlich!



    Auf dem Weg sind wir bereits gut 2 Jahrzehnte. Die Digitalisierung führt zu Rationalisierung, wie üblich teilweise auf beiden Nutzerseiten. Und die Entwicklung ist gar nicht mehr aufzuhalten!



    Deswegen fällt nun "plötzlich" auf, dass wir auf dem Weg dabei sind, einige Mitmenschen zu "vergessen", sie abzuhängen!



    Stimmt aber so nicht! Den Verantwortlichen ist durchaus bewusst, dass es noch viele Menschen gibt, die da mehr oder weniger nicht mitkommen. Letztlich wird man das ignorieren, ausweichend und fadenscheinig erklären und der Gewinner ist klar die stärkere Seite. Den Ausgleich haben die Kinder für ihre Eltern zu leisten. Ebenfalls ein Zukunftsmodell in vielen Lebensbereichen. Die kapitalistische Wirtschaft interessieren nur die Gewinne. Wen man dabei opfern muss, spielt absolut keine Rolle!

  • "Menschen haben ein Recht auf analoge Teilhabe am Leben (...) „Es fehlt vielerorts das Bewusstsein, dass Digitalisierung nicht die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme ist“ (...) „Digital only“ könne diskriminierend, undemokratisch und unsozial sein."



    Als alternder Best Ager kurz vor Silberlocke fällt es mir auch nicht mehr leicht am Puls der Zeit zu bleiben. Bei jeder Neuerung frage ich mich: 'macht das nochmal Sinn oder bleib ich jetzt stehen und warte auf die Kiste'⚰️



    Aber Mensch will ja voranschreiten... - deswegen muss man nicht jeden Trend mitmachen, aber analog leben?



    Das "Recht" auf analoge Teilhabe sehe ich nicht - zumindest nicht mehr dauerhaft. Die Zeit lässt sich nicht aufhalten, wer sich erinnert wie wir vor 30 Jahren noch den Partner vom Schnurtelefon gescheucht haben um zu checken ob wir eine Email bei AOL haben - oder wie wir vor 50 Jahren vorm schwarz-weiß Bildschirm hingen und 'Pong' gezockt haben... - da braucht man wenig Phantasie wie die Welt in 30 oder 50 Jahren aussehen wird.



    Also keine Ahnung wie genau, aber definitiv digital, wahrscheinlich mit WLAN samt Browser direkt auf der Retina...



    Manchmal ist die Gnade der frühen Geburt doch ein Segen🤭😉

  • " wenn ein „überlegener Vertragspartner ein solches Gewicht hat, dass er faktisch einseitig die Beziehung bestimmen kann“



    das ist faktisch bei allem gegeben, was übers Handy läuft. Auf dem Handy hat man keine Kontrolle über das was geschieht, da ist man Konsument. Einfach im Internetz surfen, so wie auf einem Rechner, Werbung blockieren, Tracking verhindern, Alternativen finden, auf dem handy geht das nicht.

    • @nutzer:

      Natürlich geht das. Einfach z.b. den Brave Browser installieren. Vodafone/Telekom Opfer sollten noch utip deaktivieren. consenthub.utiq.com/

  • Beides hat ein Argument:



    Effizienz, Digitalisierung und Kosteneinsparen sind keine Freunde von zwei verschiedenen Prozessen parallel.



    Teilhabe ist aber auch wichtig. Zumindest auch möglich sollte es bei zentralen Dingen bleiben. Datenschutz ist ohne mitlaufendes Smartphone übrigens meist auch einfacher sicherzustellen, das kommt dazu.

  • Doppelstrukturen vereinfachen natürlich nichts. Hinterher wird sich über zu große Bürokratie oder höhere Kosten beklagt.



    Recht auf analoge Teilnahme bedeutet vielleicht nicht ein Recht auf gleiche Kosten. Dann kostet plötzlich die Anfertigung einer seltenen Hardcopy der Bahncard 50€ Gebühr. So wie jetzt schon Bankauszüge und Überweisungen vor Ort teurer sind.



    Anderseits nimmt man zB den Banken mittlerweile alles Mögliche ab und macht es selber und trotzdem kostet das Konto noch….

  • Ein gesetzlich fixierter Anspruch wegen meiner, nur muss es dann auch möglich sein, die Mehrkosten des Analogservices in Rechnung zu stellen.

    Eine analoge Terminbuchung, ein analoges Rezept, ein Bahnticket oder der Schalterbesuch bei der Bank kostet dann halt etwas.

    • @DiMa:

      Klar - hat meine Mutter doch selbst schuld wenn mir die Hände frieren!



      Sollse mir doch Handschuhe stricken!

      Da ich mal mit Fortran & Algol beschäftigt hatte. Stieg ich bei dem Pilotprojekt Digitalisierung Justiz NRW via Verwaltungsgerichtsbarkeit wg sozialer Verwerfungen ein.



      Nur mal zB meine geschätzte Verwaltungsleiterin - ein Digi-Freak!



      Schickte von heut auf gleich - alle Umläufe nur noch per intranetz mail!



      Als ich ihr klar machte - daß etliche Kollegen den PC gar nicht anschalteten!



      Ihre Anwort hatte etwa ehra Qualtät!



      UND ein Kammerkollege (& nicht nur er) mit Segment-Sehen gesegnet sei!



      (alle meine Versuche über digi-Veränderungen etwas zu ermöglichen waren gescheitert!)



      Es selbst bei gutem Willen das nicht liefe! Knirschend rollte sie ein. So far.

      unterm—-



      Im übrigen habe ich seit längerem aufgrund von Erfahrungen in ganz unterschiedlichen Bereichen den Eindruck: Daß hinter den Mauern zudem die wandelnde Überforderung Inkompetenz & “die rechte weiß nicht was die linke tut“ herrschen •



      Btw Die Versicherungen hatten bis auf den Sachbearbeiter runtergebrochen:



      Wg Regresshäufungen wieder retour!

      So geht das

  • aus guten gründen habe ich kein handy. hatte mal eines, es brachte mir keinerlei vorteile.



    mittlerweile habe ich dadurch nachteile, z.b. d-ticket-nutzung, öffi-nutzung (hvv hat fahrkarten im bus abgeschafft + prepaid-karten eingeführt, auf die ich keine lust habe).



    viele anbieterInnen (restaurants z.B.) geben nur noch diese pixel-codes an, sparen sich 1 speisekarte. sonstige kontaktdaten werden auch von vielen anbieterInnen auf diesen pixel-code beschränkt.



    könnte noch mehr aufführen, ist mir jetzt zu mühsam.

    bin also keine off-linerin, nutze nur die technik so wie es für mich sinnvoll ist. fühle mich unter druck gesetzt, meinen lebensstil zu ändern. 0-bock auf sowas.



    habe ja auch keinen tv - ärgere mich bereits schwarz wegen des rundfunkbeitrags, der einfach von einer allgemeinen tv-nutzung ausgeht.



    so groß wäre der aufwand nun auch nicht, demokratischerweise auf offliner + handy-verweigernde einzugehen + deren bedürfnissen entgegenzukommen, statt millionen einfach hinten runter fallen zu lassen. sind wir outcasts? oder was?

    was soll dieser technik-wahn allenthalben?



    weniger papier in büros hat er uns schon mal nicht gebracht.

    • @Brot&Rosen:

      Menschliche Anrufbeantworter oder Speiekartenaktualisierer zu beschäftigen, statt Personal, dass die Patienten oder Gäste betreut, die da sind, ist Aufwand. Es ist auch niemand gezwungen, sei analoges Einsiedlerleben aufzugeben. So wie ich nicht gezwungen bin, dieses zu unterstützen.

  • Am Anfang fand ich es ganz praktisch, aber inzwischen ziemlich nervig. Vor allem hat man mittlerweile fast nur noch mit Bots zu tun, denen man nichts wirklich erklären kann und die niemals weiterhelfen, wenn das Anliegen nicht 100%ig Standard ist. Das wird auch mit KI nicht besser werden, wetten?

  • Es wird oft anscheinend digitalisiert, einfach weil es möglich ist, ohne zu sehen, ob es sinnvoll ist.

    • @Ciro:

      Doctolib erspart uns mindestens eine Angestellte. Dass eine Digitalisierung sich ohne Wohlfahrtsgewinne groß durchsetzt, halte ich nach meiner Erfahrung für eher unwahrscheinlich.

      • @Peter Rabe:

        Wenn sie das das Wort Wohlfahrt aus Wohlfahrtsgewinne streichen dann gebe ich Ihnen recht.



        Natürlich führt die Digitalisierung zu massiven Gewinnen, sonst würde sie nicht so vorangetrieben, nur sind das keine für die Gesellschaft (Wohlfahrtsgewinne) sondern Privatgewinne für Unternehmen und ihre Aktionäre oder Privateigentümer. Die Gesellschaft muss dann die Kosten der negativen Auswirkungen tragen.



        Es gilt auch hier: Gewinne privatisieren, Kosten sozialisieren.



        Wenn Doctolib ihnen eine Angestellte spart, stellen sie der Krankenkasse dann weniger in Rechnung oder erreichen sie dadurch einen höheren Gewinn zu Lasten ihrer Patienten, die ihre privaten Daten mit einem Datenkraken (Big Brother Award 2021) teilen müssen, um bei Ihnen einen Termin zu bekommen?

        • @Ressourci:

          Patienten können heute schneller einen Termin buchen, da sie online alle freien Slots ihres Wunscharztes – nach Fachrichtung, Sprachkenntnissen oder Standort – einsehen und reservieren können. Dies spart Zeit und erspart das mühsame Telefonieren mit Praxen, wie es früher notwendig war. Der daraus entstehende Wohlfahrtsgewinn nutzt sowohl Patienten als auch Praxen, da die Abläufe effizienter werden.

          Die Unterscheidung zwischen „gutem Gewinn“ für die Gesellschaft und „schlechtem Gewinn“ für private Anbieter ist schwer nachzuvollziehen. Private Anbieter sind Teil der Gesellschaft, und digitale Optimierungen nützen allen.

          Die Behandlungskosten bleiben gleich, da Krankenkassen nach festen Tarifen zahlen. Patienten sind zudem nicht gezwungen, persönliche Daten online zu teilen. Sie können Termine telefonisch oder persönlich vereinbaren, was zwar datensparsamer, aber zeitaufwendiger ist. Auch der Terminservice der gesetzlichen Krankenkassen bietet Unterstützung.

          Digitale Lösungen bieten mehr Komfort, ohne die klassischen Optionen zu verdrängen. So wird ein breites Spektrum an Bedürfnissen abgedeckt.

        • @Ressourci:

          Guter Hinweis auch zum Datenschutz. Wenn man online einen Termin bucht ohne weitere Maßnahmen, finde ich das auch eher praktisch. Aber bei manchen Anbietern ist man gezwungen, einen Account dafür anzulegen.

          • @Ciro:

            Termine buchen ohne personenbezogene Daten zu übermitteln ist schon mal unmöglich. Woher soll ich wissen, wer warum wann erscheinen will? Datensparsame Alternative: Vorbeilaufen oder hoffen, dass eine der Mitarbeiter gerade Zeit hat, das Telefon zu bedienen.

            • @Peter Rabe:

              Klar, Name und Geburtsdatum und ob man schonmal Patient war, ist wohl zur Identifikation nötig. Aber dafür muss man (bei einigen Anbietern) keinen Account beim Buchungsanbieter haben. Sichere Verschlüsselung reicht.

            • @Peter Rabe:

              Klar, Name und Geburtsdatum und ob man schonmal Patient war, ist wohl zur Identifikation nötig. Aber dafür muss man (bei einigen Anbietern) keinen Account beim Buchungsanbieter haben. Sichere Verschlüsselung reicht.

              • @Ciro:

                Kann sein. Ich finde Doctolib bietet das beste Paket. Und ob die Patienten einen Account anlegen müssen, ist für mich unerheblich. Es gibt zudem noch die Alternativen (GKV Terminservice, analog).

                • @Peter Rabe:

                  Für Sie mag sein, aber Sie sind nicht der einzige Beteiligte. Und die Aussage spricht nicht für Kunden-/Patientenorientierung...

                  • @Ciro:

                    Das sehen die Patienten offensichtlich anders. Die kommende Woche ist voll mit Terminen aus Doctolib und einigen aus dem GKV-Terminservice. Die paar versprengten analogen Termine muss man erst mal suchen.

                    • @Peter Rabe:

                      Ist keine neue Erkenntnis, dass viele Menschen unreflektiert oder gleichgültig mit ihren Daten im Netz unterwegs sind.

                      Zudem gibt es ja gerade in Ihrem Metier Fachkräftemangel, das steigert die Bereitschaft nochmal, auch Nachteile in Kauf zu nehmen, um die Dienstleistung zu bekommen.

                      • @Ciro:

                        Erstens kann man die Dienstleistung trotz bekannter Nachteile wie Zeit- und Bequemlichkeitsverlust rein analog nutzen. Alternativ steht das Angebot der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur Verfügung, das je nach individuellen Bedürfnissen andere Vor- und Nachteile bietet. Die Nutzung solcher Dienste bedeutet jedoch nicht, dass Nutzer unreflektiert handeln, nur weil sie Datenschutzbedenken weniger stark gewichten. Viele wägen Vorteile wie Zeitersparnis und Benutzerfreundlichkeit bewusst gegen mögliche Risiken ab. Manche entscheiden auch, sich nicht zusätzlich mit Datenschutzfragen zu belasten.

                        Ein Vergleich: Menschen nutzen Autos oder Flugzeuge trotz Risiken, weil die Vorteile für sie überwiegen. Ähnlich verhalten sich Nutzer digitaler Dienste. In Ländern wie Schweden oder Estland werden die digitalen Möglichkeiten im Gesundheitswesen schon lange erfolgreich genutzt und verbessern Effizienz und Zugang zu Leistungen. In Deutschland fördern jedoch kritische Stimmen oft Unsicherheit, statt auf Chancen hinzuweisen. Ein sachlicher und ausgewogener Diskurs könnte hier dazu beitragen, Innovationen voranzubringen, ohne legitime Bedenken zu ignorieren.

                        • @Peter Rabe:

                          Stelle ich ja nicht grundsätzlich in Frage, nur dass es auch datensparsamer geht.



                          Hier im konkreten Beispiel als einfache Buchung mit den für die Praxis notwendigen Daten ohne Erstellung eines Nutzerkontos.

                          • @Ciro:

                            Gibt es. Den GKV Dienst. Trotzdem scheint Doctolib erheblich attraktiver zu sein. Was nicht verwunderlich ist. Wenn man mal versucht hat, den Service in Anspruch zu nehmen. Ich kann auf dem iPhone nicht mal die Registrierung abschließen.