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Landgrabbing in OstdeutschlandAldi-Erben greifen nach Agrarland

Immer mehr Großinvestoren steigen in ostdeutsche Landwirtschaftsbetriebe ein. Agraraktivisten sprechen sogar von illegitimer Aneignung von Land.

Wer macht hier in Thüringen Kasse? Die reichen Erben aus dem Westen? Foto: imago images/Steve Bauerschmidt

Das Landgrabbing in Ostdeutschland geht ungebremst weiter – trotz aller Kritik. Denn immer mehr Äcker und Wiesen gelangen in die Hände von ortsfremden Großinvestoren, und immer mehr Gewinne fließen von armen Regionen im Osten in wohlhabendere im Westen.

Die Behörden schauen meist untätig zu. So verhinderten die Ämter in Sachsen-Anhalt zum Beispiel nicht, dass jetzt auch eine Stiftung der Aldi-Erben in ein Landwirtschaftsunternehmen eingestiegen ist. Ende Juni nahm die Genossenschaftsversammlung des Agrarbetriebs Kayna in Sachsen-Anhalt drei Firmen mit dem Namen Boscor im Titel als Mitglieder auf, wie aus dem Sitzungsprotokoll hervorgeht, das der taz vorliegt. Alleiniger Gesellschafter dieser Unternehmen ist laut Handelsregister die Lukas-Stiftung, eine der drei Eigentümerinnen des Discounters Aldi Nord. Die nunmehr acht Genossen wählten zwei Geschäftsführer der Boscor-Firmen zu ihren alleinigen Vorstandsmitgliedern. Die Aldi-Leute haben also die Führung des Agrarbetriebs übernommen. Es ist die erste bekannt gewordene Investition einer Aldi-Stiftung in einen Agrarbetrieb.

Die Firma erhielt laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im vergangenen Jahr ungefähr eine halbe Million Euro Agrarsubventionen von der Europäischen Union, davon 350.213 Euro Basisprämie. Diese betrug dem Bundesagrarministerium zufolge in Sachsen-Anhalt pro Hektar 179 Euro. Der Betrieb bewirtschaftete also etwa 2.000 Hektar. Das ist sehr viel, selbst in Sachsen-Anhalt, wo der Flächendurchschnitt der Agrarbetriebe mit 273 Hektar im Vergleich zu Westdeutschland schon sehr hoch ist.

„Das ist ein Privatinvestment der Lukas-Stiftung“, sagte Florian Scholbeck, Sprecher der Unternehmensgruppe Aldi Nord, der taz. Er könne aber ausschließen, dass der Agrarbetrieb ein Zulieferer von Aldi werden solle. Eine Kontaktmöglichkeit der Stiftung für Nachfragen gebe es nicht. Deshalb bleibt zum Beispiel der Kaufpreis unbekannt. Der Agrarbetrieb selbst wollte sich auf taz-Anfrage nicht äußern. Aldi Süd ließ die Frage unbeantwortet, ob auch seine Stiftungen in landwirtschaftliche Betriebe investiert haben.

Agrarsubventionen versprechen sichere Rendite

Wahrscheinlich wollen die Aldi-Nord-Eigentümer ihr Milliardenvermögen nun auch in Agrarflächen investieren, weil Staaten und Banken kaum noch Zinsen etwa auf Anleihen zahlen. Wegen der Niedrigzinsphase kaufen zunehmend sogar Konzerne Äcker, die dank der größtenteils je Hektar gezahlten EU-Agrarsubventionen eine sichere Rendite versprechen.

Eine Studie des bundeseigenen Thünen-Forschungsinstituts für Ländliche Räume zeigt, dass immer mehr ostdeutsche Agrarunternehmen Ortsfremden gehören. Das traf Anfang 2017 auf 34 Prozent der 853 untersuchten Firmen in allen neuen Bundesländern zu. 2007 waren es nur 22 Prozent gewesen.

Agraraktivisten sprechen von Landgrabbing, also der illegitimen Aneignung von Land. Die Gewinne aus der Nutzung des Bodens und milliardenschwere Agrarsubventionen fließen aus den Gemeinden ab. So wird der Wohlstand immer ungleicher verteilt. Das trägt zur Frustration von Menschen auf dem Land bei, vor allem im Osten. Sie merken zum Beispiel: Die reichen Erben aus dem Westen machen hier Kasse und schaffen das Geld in den Westen. Den Gemeinden gehen Einnahmen verloren, denn überregionale aktive Kapitaleigentümer zahlen keine Ertrags- oder Einkommensteuer am Sitz ihrer Tochterunternehmen.

Zudem tragen die Käufer von außerhalb dazu bei, dass die Bodenpreise noch weiter steigen. Seit 2007 haben sich die Verkaufswerte von landwirtschaftlich genutztem Land laut Statistischem Bundesamt im Schnitt mehr als verdoppelt. Gerade kleine Bauern können in diesem Bieterkampf nicht mithalten. Dabei bieten ihre Höfe durchschnittlich mehr Arbeitsplätze pro Hektar und eine größere Vielfalt von Pflanzen und Tieren.

Die Kleinen kommen kaum zum Zuge

Selbst wenn ein Großinvestor in Schwierigkeiten gerät und Land wieder verkaufen muss, kommen die Kleinen kaum zum Zuge. Das belegt das Beispiel der Unternehmerfamilie Steinhoff aus Niedersachsen. Sie ist einer der größten Agrarlandbesitzer Deutschlands und an dem Möbelkonzern Steinhoff International Holdings beteiligt, der angibt, 12.000 Geschäfte in über 30 Ländern zu besitzen.

Ab 2017 wurde der Konzern von einem Skandal um milliardenschwere Bilanzmanipulationen erschüttert. Nun bestätigen Eintragungen im Handelsregister nach Recherchen der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, dass die Familienholding drei Tochtergesellschaften mit insgesamt rund 2.700 Hektar verkauft hat. Nicht an viele Kleinbauern, sondern an einen einzelnen Investor beziehungsweise sein Firmengeflecht: an den Milliardär Ludwig Merckle, Erbe von Adolf Merckle, der den Arzneimittelhersteller Ratiopharm gegründet hat.

Eigentlich können die Behörden laut Grundstücksverkehrsgesetz Käufe von Agrarland verhindern, wenn der Erwerber nicht Landwirt ist und ein Bauer die Fläche­ benötigt. Aber diese Regeln werden umgangen, wenn der Käufer nicht das Land allein, sondern Anteile einer Firma kauft, der die Fläche gehört.

Die Behörden erlaubten den Deal

Genau so einen Share Deal fädelten Steinhoff/Merckle ein. Hinzu kommt, dass der Käufer bei solchen Verträgen die Grunderwerbsteuer in Höhe von je nach Bundesland 3,5 bis 6,5 Prozent spart, wenn er nur maximal 94,9 Prozent der Firma erwirbt. Der Rest geht typischerweise an einen Strohmann.

Doch auch wenn die Flächen zunächst nicht per Share Deal verkauft werden, schaffen es die Behörden zuweilen nicht, diese Geschäfte zu verhindern: 2015 verkauften mehrere Tochterfirmen der Holding KTG Agrar an eine weitere Tochter namens ATU rund 2.800 Hektar Acker. Das mussten sie sich von den jeweiligen Landkreisen nach dem Grundstücksverkehrsgesetz genehmigen lassen. Die Behörden erlaubten den Deal, denn die ATU war ja tatsächlich ein Agrarbetrieb. Nachdem aber das ganze Land der ATU gehörte, wurde die Firma von dem weltgrößten Rücksicherungskonzern Munich Re gekauft – per Share Deal, der nicht genehmigt werden musste. Als die Behörden das merkten, fühlten sie sich getäuscht und hoben die Erlaubnisse für die Verkäufe an die ATU auf.

Der in Sachsen-Anhalt zuständige Landkreis Börde begründete das damit, dass ein 1.453 Hektar großer Betrieb aus der Region das Land dringend benötige. Die Munich Re zog daraufhin vor das Amtsgericht Magdeburg – und gewann. Im Juni urteilten die Richter, dass der Verkauf an die ATU legal war. Denn der 1.453-Hektar-Betrieb zähle „zu den größten Betrieben des Bundeslandes“, schrieben sie. Rund 45 Prozent des Landes seien sein Eigentum, also nicht nur gepachtet – eine überdurchschnittlich gute Quote in der Region. Der Landkreis hat gegen das Urteil innerhalb der gesetzten Frist keine Rechtsmittel eingelegt, wie das Gericht der taz mitteilte. Er hat also aufgegeben.

Die Brandenburger Behörden dagegen haben nach Angaben des Agrarministeriums in Potsdam vor dem Amtsgericht Neuruppin gegen die Munich Re weitgehend gewonnen, doch geht der Fall jetzt in die nächste Instanz. Egal wie er ausgeht: Die Munich Re wird das meiste KTG-Land behalten dürfen. Denn Brandenburg hatte laut Ministerium die Verkaufsgenehmigungen nur für 463 Hektar der dortigen 2.263 Hektar aufgehoben. Lediglich für diese 20 Prozent der Gesamtfläche hätten sich Bauern gefunden, die das Land benötigen. Dem Vernehmen nach waren die Preise einfach zu hoch.

Und was tut die Politik?

Der Deutsche Bauernverband schweigt zum Thema Landgrabbing meist, offenbar auch, weil mehrere aktuelle oder ehemalige Funktionäre der Organisation vom Ausverkauf der Landwirtschaft profitieren, wie die taz im April 2018 aufdeckte. Aber Kurt-Henning Klamroth, Präsident des Deutschen Bauernbunds, kritisiert: „Die Länder sind häufig mit der Aufgabe überfordert, das Grundstücksverkehrsrecht durchzusetzen oder zu reformieren.“ Sie sollten laut Bauernbund vorschreiben, dass auch für Share Deals von landwirtschaftlichen Unternehmen Genehmigungen von den Behörden erforderlich sind.

Die Länder sind häufig damit überfordert, das Grundstücks­verkehrsrecht durchzusetzen

Kurt-Henning Klamroth, Präsident des Deutschen Bauernbunds

Und was tut die Politik? Sachsen-Anhalts grüne Landwirtschaftsministerin Claudia Dalbert will handeln, doch hat sie den Widerstand ihrer Koalitionspartner SPD und CDU bisher nicht brechen können. „Ich warte täglich auf den geeinten Entwurf des Agrarstrukturgesetzes“ der Fraktionen, sagte sie der taz. Auf die Frage, ob Sachsen-Anhalt im Fall Munich Re versagt habe, antwortet sie nicht. Neue Hoffnung gibt es in Brandenburg, wo bald über die künftige Regierung verhandelt wird. „Ein Agrarstrukturgesetz ist eine wichtige Kernforderung in unseren letzten beiden Wahlprogrammen“, sagte Grünen-Fraktionschef Axel Vogel der taz. „Es wird in möglichen Verhandlungen eine wichtige Rolle spielen.“ Die Grünen würden sich nicht mit Prüfaufträgen oder den Verweis an den Bund abspeisen lassen, „in der Erwartung, dass es nie zu einem Landesgesetz kommen wird“.

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34 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ihr alle wollt ja keine Bauern mehr haben. Mit dämlichen Demo´s und Volksbegehren mit Kuschelfaktor gibt es dann eben nur noch Konzernlandwirtschaft.

    • @Farmer:

      Klar wollen "wir" Bauern.



      Die meisten sind aber auch konventionell, und wie Vandana Shiva so richtig festgestellt hat, lässt sich eine Ernährung der Weltbevölkerung auf Dauer nur über biologische, nachhaltige und kleinteilige Landwirtschaft sicherstellen. ^^Monokultur auf riesigen Feldern hat ja schon immer am besten geklappt.^^ (Stichwort „Permakultur“…)



      Deutschland sollte *!eigentlich!* Vorbildfunktion haben, aber die Großbauern (bes. im Osten) kassieren die höchsten Subventionen, ohne dass daran Nachhaltigkeits-Bedingungen geknüpft wären, dann muss eben z. B. ein Land wie Indien zeigen wie's geht (einzelne Bundesstaaten sind bereits zu 100 % auf Bioanbau ausgerichtet – die haben kapiert, dass ihnen nur die Selbsttötung bleibt, wenn sie auf „den Westen“ hören und sich versklaven lassen).



      Das wird wohl zu noch mehr Trotz der "großkopferten" Kleingeister führen, und es ist vielleicht bald zu spät, die Böden in D zu retten und flächendeckend auf Bio umzustellen.



      Und was an den "Wünschen" bzw. den Forderungen, "kein Gift auf meinem Teller", "keine Bodenverdichtung", "kein Nitrat ins Grundwasser", "tier- und artgerechte Haltung", großzügige Blühstreifen für Insekten" dämlich sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis vollkommen. Landwirtschaft in D und in der Eu ist ein Bereich, den der Verbraucher m. E. durch sein (Kauf)Verhalten nur sehr minimal beeinflussen kann.



      Hier geht's doch nur um Gewinnmaximierung. Ein Bauer, so Sie denn einer sind, sollte in der Lage sein, zu begreifen, dass Gewinnmaximierung auf nachhaltig bewirtschafteten Feldern und Ställen nichts zu suchen hat. Denn das kann schon aus rein logischen Gründen nunmal nicht funktionieren.



      Wollen wir den Planeten als Lebensgrundlage für Menschen retten, wird uns ALLEN nichts anderes übrig bleiben, als uns selber wieder die Hände schmutzig zu machen, Ansprüche runterzufahren, Fleischkonsum fällt aus wegen „Is-nich“, usw. …. – alles hinreichend bekannt…



      Also, wer kuschelt bzw. trollt hier rum?

  • 2012 lagen die landwirtschaftlichen Betriebsgrößen in Sachsen-Anhalt noch bei durchschnittlich 286 ha. mobil.bauernverban...sen?layout=gallery

    Wenn dieser Wert wie im Artikel beschrieben Auf 273 ha gesunken ist, dann spiegeln die im Artikel vorgestellten Groß-, besser noch Größstbetriebe nicht die Entwicklung hin zu insgesamt kleineren Betrieben wieder.

  • Das alles wundert wen?!



    Keine Vermögenssteuer, Eigentum verpflichtet offenbar doch nicht, den Kleinen wird alles sofort abgezogen, Erbschaftssteuer praktisch abgeschafft, Armut ist gesetzlich verordnet (Rentner, AlG2-Bezieher, Alleinerziehende), Konzerne zahlen einfach mal gar nichts – der "Steuergestaltung" sei dank, usw..



    Wo sollen Gemeinden, Kommunen, das Gemein"wohl" oder diese über welchen Finanzierungsausgleich auch immer, denn das Geld für das Vorkaufsrecht hernehmen?



    Im Osten gibt es riesige Landflächen. Die sind zwar unökologisch und auch unökonomisch in ihrer riesigen oft Monokultur, und von der Umweltzerstörung erst gar nicht zu reden, aber jetzt, da es bei "Betongold" immer schwieriger werden könnte, abzuzocken, ist der Landbesitz das neue Gold für die Besitzenden, also alle, die sowieso schon viel zu viel besitzen.



    Das ist Macht. Richtige, echte Macht, mit der Kraft zur Demokratie-Vernichtung.



    Worüber regen wir uns auf?



    Wir wählen diese Leute und dieses menschenverachtende System doch seit über 70 Jahren immer und immer wieder.



    Obwohl wir (fast) nichts davon haben – denn es müsste allen schon viel besser gehen, und Arme und Obdachlose dürfte es überhaupt keine geben, wenn die Versprechen, die die Wähler ständig bei der Stange halten, wirklich umgesetzt werden würden.



    Also, das alles wundert wen?!



    Ein Problem werden die Besitzenden aber vielleicht bekommen: die weltweiten Wasserrechte gehören dann schon Nestlé…



    Also, alles wie immer.



    Worüber aufregen?



    Ach so, richtig!



    Das dient zur Belustigung der Besitzenden, dass wir "Gekröse" uns auch noch über unsere eigene Dummheit immer wieder aufregen – die da oben klopfen sich vor Lachen auf die Schenkel und wenden sich dann einfach gelangweilt ab.^^

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Frau Kirschgrün:

      ergänzende Maßnahme:



      www.mdr.de/sachsen...kturgesetz-preisex



      Politikeraussagen:



      Wir als Politik sind dringend gefordert gegenzusteuern.........



      Es wird diskutiert, wir sind in Gesprächen......



      Frau Klöckner wird sich natürlich dem entgegenstellen, wir werden gemeinsam eine Lösung finden.....

  • Möge man mir den deftigen Zornesausbruch nachsehen: Dieser Agrar-Subventions-Augias-Stall gehört schon längst gründlich ausgemistet. Und zwar derart, dass den landwirtschaftlichen Großgrundbesitzern endlich die Lust an dem sogenannten Landgrabbing vergeht.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @noevil:

      Wer soll es machen?



      Wer soll ausmisten?



      Die üblichen Verdächtigen-würde zu nichts führen?!



      Vorschläge:

  • Vermögenssteuern und Erbschaftssteuern werden aus Neid geleiteter Diebstahl von Eigentum gegeißelt; niedrige Zinsen als Vernichtung von Vermögen. Subventionen als gottgegebenes Recht der Vermögenden. VW, Bayer und anderer "Landwirtschafts-Konzerne" kassieren Milch- und Flächensubventionen der EU. Ist alles nicht neu oder unbekannt!

    Die durch Staats-, Landes-, Landkreis- und Stadtgrenzen begrenzte Flächen, darf man sich ruhig als das begrenzte Monopoly-Spielbrett vorstellen. Mit dem Unterschied, dass die Ereigniskarten und Spielregeln nach Bedarf angepasst werden dürfen, wenn denen auf der Schlossallee der Raum zum Aufstellen neuer Häuser und Hotels nicht mehr ausreicht. Die Auslagerungsflächen (Panama, Caiman-Inseln, Schweiz...) sind knapp geworden, die "Cum-Ex und Cum-cum-Ex" Ex-Spezialisten suchen nach Ersatzflächen für ihre Vermögen.

    Wer nicht mehr zahlen kann, wird vom Brett geworfen. Mit ihnen wird Herstellung eines neuen Spielbretts ("Volk ohne Raum 2.0") vorbereitet.

    Das Spiel muss ja weiter gehen! Auf dem neuen, frischen auf den Trümmern der Vergangenheit gebauten Spielbrett. Nur noch schöner, größer und reicher als zuvor.

  • Vielen Dank für den interessanten Artikel!



    Eine Anmerkung: Kann es sein, dass der Rechtsstreit in Sachsen-Anhalt vor das Verwaltungsgericht und nicht vor das Amtsgericht ging? Habe in (zugegeben kurzer) Recherche den Streit nicht finden können, es erscheint mir aber außergewöhnlich, dass die Abwehr einer staatlichen Maßnahme beim Amtsgericht verhandelt wird.

    Zur Sache: Im Grundstücksverkehrsrecht wird sicher Änderungsbedarf bestehen, um Umgehungskonstruktionen zu verhindern. Allerdings sollte man zuvor prüfen, ob die Ausnahme von Share Deals vom Gesetz nicht auch einen legitimen Anwendungsbereich hat. Einen weiteren Grund als Vergesslichkeit des Gesetzgebers dürfte es schon geben. Gleiches gilt für die Regelung bei der Grunderwerbssteuer.

    Eine vielleicht noch wichtigste Stellschraube wäre das (berüchtigte) EU-Agrarsubventionsrecht. In Zukunft weniger nach Fläche subventionieren, sondern nach der Art deren Nutzung, und (sorgfältig, um nicht gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz zu verstoßen) vielleicht auch eine zur Fläche umgekehrt proportionale Förderung, um kleinzellige Landwirtschaft zu fördern und regionale landwirtschaftliche Unternehmen im Wettbewerb zu stärken. Sprich, so, dass die "Großen" auf Nachhaltigkeit setzen müssen, um wirklich zu profitieren.

    • @Fratercula:

      Der Grund für die "Vergesslichkeit" des Gesetzgebers ist ein ganz einfacher:



      Das Gesetz stammt aus dem Jahr 1961 und war für die Gegebenheiten des Grundstücksverkehrs in der damaligen Bundesrepublik Deutschland gedacht. Share Deals waren damals einfach kein Thema.



      Seit das Gesetz auf die landwirtschaftlichen Flächen der ehemaligen DDR angewendet wird, ist eigentlich allen Beteiligten (sowohl Landwirten als auch Behörden) klar, dass hier neue Vorschriften notwendig wären. Allerdings kommt es einfach nicht dazu, weil sich immer wieder jemand findet, der den Gesetzgebungsprozess abwürgt. Hier in Sachsen-Anhalt lag schon ein komplettes "Agrarstruktursicherungsgesetz" vor, dass viele der erkannten Probleme adressiert hätte. Allerdings haben sich die großen Agrarverbände dagegen gesträubt, also ist es kurz vor der Landtagswahl 2016 in der Schublade verschwunden. Und seit wir hier eine grüne Landwirtschaftsministerin haben, arbeiten Bauernverband & Co. grundsätzlich gegen alles, was da kommt ...

    • @Fratercula:

      Nein, der Rechtsweg ist schon richtig. Die Landwirtschaftsgerichte sind in Sachsen-Anhalt bei den Amtsgerichten angesiedelt. Nächste Instanz wäre dann das Oberlandesgericht, dann der Bundesgerichtshof - obwohl ich bisher noch nicht erlebt habe, dass es tatsächlich mal bis dahin gegangen wäre.

  • Gutes Beispiel für die Sogwirkung der zunehmenden Konzentration von Kapital. Durch die exponentiale Steigerung von Reichtum, bleibt immer weniger für andere. Geld muss Geld machen. Die Politik sieht tatenlos zu. Krank!

    • @Andreas J:

      Lieber Andreas,



      dem ist nicht so, wenn die Zentralbank und Bankengewinne nationalisiert sind.



      Denn dann muss das Geld auch dem sozialem Sektor bzw. Volk/Klasse zukommen.

      • @marxscheEffizienz:

        Mag ja sein, aber das Land ist dann trotzdem in den Händen weniger Investoren die damit spekulieren.Wüste nicht das die Aldi-Erben Landwirte sind. Hier helfen nur Gesetze die verhindern das das ganze Land in die Hände der Großinvestoren fällt. Generell muss ein Steuersystem her, das große Vermögen so versteuert, dass es nicht mehr zu einer zu hohen Kapitalkonzentration kommt. Vermögen müssen von oben nach unten verteilt werden und nicht umgekehrt wie es zu Zeit der Fall ist. Nur so ist ein friedliches und gerechtes Zusammenleben in unserer Gesellschaft möglich. Das ist die Basis für eine funktionierende Demokratie.

  • Da sind reichlich verschiedene Probleme versammelt. Ob es mit Korrekturen beim Grundstücksverkehrsrecht, oder beim Steuerrecht, oder beim Stiftungsrecht getan ist, darf man bezweifeln. Die Share Deal Regelungen (gilt ja auch wohl Wohneigentum) sind jedenfalls einfach nur absichtliches Politikversagen. Mein Vorschlag wäre ja, Agrarland komplett zu verstaatlichen und dann zu verpachten. In den Pachtverträgen könnte man zum Beispiel bestimmte Anforderungen fixieren, die Biolandwirtschaft fördern etc.. Jedenfalls sollte man sich etwas einfallen lassen. Der Landkauf ist kein vorrübergehendes und zufälliges Phänomen. Überall auf der Welt wird Land gekauft, nicht nur in Afrika und nicht nur von den Chinesen. Aber auch bei Aldi und in Sachsen- Anhalt geht es natürlich überhaupt nicht darum Geld zu parken, sondern Ressourcen zu kontrollieren.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Genau ! Diebstahl ( verstaatlichen ) ist die Lösung für alles.



      Die Technische Revolution frisst ihre Kinder : alles was Deutschland auf das Niveau gebracht hat, wo wir heute sind, Stahlbau, Kohle, Autos, Landwirtschaft wird verteufelt und abgeschafft ohne einen Plan B zu haben. Andere Nationen lachen über die Deutsche Arroganz, weil sie dann die freien Märkte bedienen können.



      Es ist natürlich für aussenstehende die leichteste Lösung noch mehr Auflagen zu fordern, ohne über den Preis für die Produkte zu reden.



      Aber wenigstenz gibt mir ihre Meinung recht : es geht nur Augenscheinlich darum, wie Produziert wird, sondern es geht um Besitz, der wenn auch bei vielen Höfen seit Jahrhunderten in Familienbesitz ist, halt wie bei jedem Besitz Neid hervorruft.

  • Nachdem sich der Pöbel mehr als 100 Jahre in der Indusrie, organisiert durch Gewerkschaften, gegen zu starke Ausbeutung wehrt, haben die Reichen beschlossen zurück zum Mittelalter zu wechseln, Leibeigene ohne Gewerkschaften zu schaffen, und somit die Grundversorgung komplett zu kontrollieren. Ein wohl durchdachtes Mittel um den Pöbel am Ende doch zu kontrollieren.

  • Wenn immer wer absurde Politische Blüten gegen Landwirte getrieben werden, wie die aus der Luft getriebenen Beschränkungen und Gesetzesvorlagen letzter Woche werden Familienbetrieb sterben wie die Fliegen. Die Menschen die nach einer "anderen" Landwirtschaft schreien aber diese beim Einkauf nicht unterstützen sind allein schuld am Ausverkauf der deutschen Landwirtschaft. Nur forder und schlaue Reden schwingen rettet keinen Landwirt. Das ist das was Ihr haben wolltet.

    • @Farmer:

      Entschuldigung. Aber das Problem liegt tief in den Eingeweiden des Kapitalismus. Dem haben die Landwirte auch nichts entgegenzusetzen vermocht. Dafür aber die Öko-Spinner ausgelacht und fleißig die Prosperitäts und Sicherheits Partei gewählt. Und somit ihren eigenen Metzger. Leider ist es oftmals zu spät, wenn man erkennt, dass man hinters Licht geführt wurde.

      • @Vollgut2000:

        Die hier heute Kasse machen sind genau die Postkommunisten die nach der Wende die LPG´s in Genossenschaften überführt haben. Oft Bereichert mit dem Vermögen der Zwangskollektivierten Bauern und mit viel Staats und Steuerhilfen - heute wird Kasse gemacht.



        Familienbetrieb von der Politik und Gesellschaft gerade abgeschlachtet. daher kommt es !!

      • @Vollgut2000:

        Lieber Vollglut2000,



        bitte erklär doch mal, warum Kapitalismus mit Kontrolle der Zentralbank und Banken, das heißt Ausgaben für die Proletariar oder das Volk schlecht sein soll.

        Der Sozialismus als zentralistischer Kapitalismus ist jeweils immer auch zum Egoismus bzw. kapitalistischen Dialektik unter großer Korruption der Organisatorenkommitees zurückgefallen, weil Effizienz mit kapitalistischem Denken einhergeht.

  • Kommentar entfernt. Bitte bleiben Sie beim Thema.

    Die Moderation

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Lars G:

      Nun ja, das Teil kostet schließlich 44,50 Euro.

      Da muss ein Hartz-IV-Haushalt eine Weile drauf sparen. Aber, das ist kein Problem, die haben eh keine Gärten.

      Ernähren sich schlecht und lesen in der Regel keine taz. Die lesen die einkommensstarken Akademiker-Haushalte und die können sich den taz-Shop leisten.

      Und wissen die Adels-Anspielungen zu goutieren.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Immer noch die selben hinaufgebuckelten KleinbürgerInnen, welche die Großbürger imitieren, die ihrerseits den Adel nachäffen. ...wow, den Preis hatte ich schon nicht mehr gelesen.

  • Unsere schlechten Löhne und enger geschnallten Gürtel haben sie zu Milliardären gemacht. Jetzt greifen sie nach unserer nackten Existenz, weil sie, einige Wenige, nun auch noch unsere Nahrung kontrollieren wollen, finanziert mit Agrar Subventionsmilliarden, die nahezu allein durch Steuern auf abhängige Arbeit entstanden sind. Da läuft etwas ganz und gar schief.

    • @Weidle Stefan:

      Lieber Stefan,



      schau dir historisch den Besitz der Zentralbanken und des Bankensystems an und überleg mal,



      woher das von denen geschaffene "Geld" kommt.



      Dann überleg mal, warum dessen Geld nicht dem Volk zukommen sollte in angemessener Höhe.

      Vielleicht kommst du dann zum Schluss, dass direkte Demokratie mit fähigen Arbeitern und Planern die einzige Lösung aus der Misere wäre.

    • @Weidle Stefan:

      Nicht Eure schlechten Löhne, nur Euer Geiz und Eure Geringschäzung von Nahrungsmitteln hat uns an diesen Punkt gebracht. Subventionen um für Euch die Nahrungsmittelpreise niedrig zu halten. Mittlerweile absurd verzerrt und und uns Landwirten große Gier vorgehalten. Das Ergebnis - wir sterben! Ich hoffe Ihr fühlt Euch dann Wohl mit Eurer Konzernlandwirtschaft. Was schlechter Lohn bedeutet wisst Ihr alle nicht!!

    • @Weidle Stefan:

      Nein, das ist ein Irrtum. Das Mikro-ökonomische verhalten wird von der Nutzungsoptimierung gesteuert. Und auch Wohlhabende, die teure Prestige-Objekte kaufen (vulgo: Protzen), kaufen gerne mal Artikel günstiger, wenn das ihren´m Status nicht schadet.



      Die Albrecht-Familie ist durch geschicktes Wirtschaften reich geworden. Die Brüder Albrecht haben konsequent Kosten und Kundennutzen optimiert. Natürlich auch auf Kosten der beschäftigten, zumindest eine Zeit lang. Aber wir sollten realistisch sehen, dass die beiden geschickte Kaufleute waren.



      Die Brüder Albrecht haben konsequent das gemacht, was schon Marx und Engels im manifest geschrieben habe: alle Sentimentalitäten abgelegt, alte Zöpfe abgeschnitten und stets ihre Vorgehensweise erneuert.



      Ab einer gewissen Größe waren sie dann die größten Warenkredit-Nehmer. Heute beliefert, morgen verkauft, übermorgen das geld auf der Bank und der Lieferant wird in Monaten bezahlt. Trotzdem drängten sich alle, Aldi beliefern zu dürfen...

  • Solange EU-Subventionen dafür fließen, dass jemand das Land "bewirtschaftet", geht diese üble Rechnung auf.



    Die Forderung aller Naturschutzverbände, Subventionen nur für Leistungen zu geben, die dem Allgemeinwohl, insbesondere dem Schutz der Natur und des Grundwassers dienen, würde vermutlich diesem Spuk schnell ein Ende machen.



    Wir leben ja nicht mehr in den hungrigen Nachkriegsjahren, wo man versuchte, genug Masse an Kalorien, Eiweiß, Fett usw zu erzeugen.

    • @Zeit und Raum:

      Subventionen ist nur ein Schlagwort der Anti - Landwirtschaft NGO`s und Parteien, es geht um Ausgleichzahlungen für niedrige Erzeugerpreise, welche sich teilweise noch auf dem Niveau wie vor 40/50 Jahren befinden.



      Die Ausgleichzahlungen für die Landwirtschaft ist die Finanzierung von Urlaub, Hobby, usw... für die Verbraucher, weil wenn er mehr für Essen ausgeben müsste, könnte er sich dies und das nicht leisten.

  • „Bauernland in Bauernhand“ hieß das früher einmal



    Und war gar nicht so verkehrt



    Bei uns zu Haus war Fielmann der erste (?) Sündenfall



    Der kaufte in den 70gern im Nachbardorf ein Rittergut



    Damals miste sowas noch genehmigt werden



    Er versprach „Öko“



    Das reichte für den Tabubruch

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    OK, das scheint eine üble Sache zu sein. Aber wie es im Artikel steht, es mag illegitim sein, ist aber nicht illegal.

    Wie so vieles im Kapitalismus. Und was die "Ortsfremden" anbelangt, lasse ich Methusalix sprechen:

    "Du kennst mich doch, ich hab' nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier!"

  • Danke für den informativen Artikel der u.a. erklärt, warum die AfD sich kaum anstrengen muss die Stammtische zu erobern.



    Bekannt sind und geredet wird über diese Missstände (z. B. Steinhoff, KTG).seit etwa 15 Jahren.......