Kursrutsch in den USA: Nicht mehr so kreditwürdig
An der Wall Street purzeln die Aktien in die Tiefe. Fairerweise müssten Rating-Agenturen auf den Börsensturz reagieren – und die USA herabstufen.
D ie US-Wirtschaft befindet sich im freien Fall. Bei Amtsantritt von Präsident Donald Trump frohlockte die Börse noch, Aktionäre freuten sich auf weniger Steuern und Deregulierung. Doch jetzt ist die Angst vor Trumps brachialer und widersprüchlicher Wirtschaftspolitik an der Wall Street angekommen. Sein Hin und Her in Bezug auf die Zölle, sinkender Konsum, weitreichende Kürzungen und Entlassungen und die Angst vor der Rezession: Die US-Aktien purzeln an der Börse.
Es trifft nicht nur den E-Auto-Konzern von Tech-Milliardär und Berater des Präsidenten, Elon Musk, der gerade Milliarden verliert. Immerhin hat Trump angekündigt, einen Tesla zu kaufen. Wer jetzt nachziehen müsste, sind die wichtigsten Kredit-Rating-Agenturen S & P, Moody’s und Fitch. Die sitzen alle in den USA und tun sich schwer damit, Industrieländer herabzustufen. Die Ratingagenturen bewerten, wie hoch das Risiko von Staaten ist, dass sie mit den Zins- und Tilgungszahlungen von ihren Schulden in Verzug geraten.
Dabei spielt nicht die Höhe der Schulden eine Rolle, sondern die Wirtschaftskraft und wie hoch das Defizit zwischen Staatseineinnahmen und Ausgaben ist. Die Ratings entscheiden darüber, zu welchen Konditionen Staaten Kredite bekommen. Entwicklungsländer zahlen dadurch viel höhere Zinsen für Kredite und verwenden oft einen großen Teil ihrer Budgets zur Schuldentilgung.
Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien, die eine Voreingenommenheit von Ratingagenturen auf Entwicklungsländer beschreiben. Das wurde besonders in der Covidpandemie deutlich, die weltweit Staaten in die Rezession schickte, Ratings stuften jedoch vor allem afrikanische Länder herunter. Selbst bei Weltbank und IWF spielt das zunehmend eine Rolle.
Die USA wurden schon einmal heruntergestuft. Grund waren sinkende Einnahmen bei steigenden Schulden – und politisches Gezerre um die Aufhebung der Schuldenbremse, das laut Fitch „das Vertrauen in die Haushaltsführung untergraben“ haben. Dagegen ist die aktuelle Lage weitaus dramatischer – und ein reines Chaos. Also bitte, ihr seid am Zug Ratingagenturen!
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