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Kündigungen bei TwitterEnde des Ultimatums

Elon Musk forderte ein klares Bekenntnis der Twitter-Beschäftigten. Die Folge: Massenkündigungen. ­User*in­nen fürchten nun das Ende der Plattform.

Viele Mitarbeitende von Twitter haben sich gegen den Hardcore-Weg von Elon Musk entschieden Foto: Brendan McDermid/reuters

Berlin taz | Das Ultimatum lief bis Donnerstagabend. Bis dahin sollten die Beschäftigten von Twitter sich entscheiden – so forderte es ihr Chef Elon Musk – ob sie „Twitter 2.0“ beim Durchbruch unterstützen wollen mit härterer, längerer, intensiverer Arbeit. Dafür „werden wir extrem Hardcore sein müssen“, schrieb Musk in einer Mail an alle Mitarbeitenden. Wer das wolle, solle das per Klick bestätigen, wer nicht, der bekäme eine Abfindung. Nun haben sich wohl viele der Mitarbeitenden entschieden, allerdings für einen anderen Hardcore-Weg, als sich der Milliardär überlegt hatte: Sie haben gekündigt.

Auf Twitter und anderen Plattformen gaben einige der Angestellten bekannt, dass sie ihre Arbeit für das Unternehmen einstellen würden. Laut der Nachrichtenagentur ap diskutierten andere auch schon in einem privaten Forum, ob sie wirklich eine Abfindung bekommen würden. Die Nachrichtenagentur reuters zitiert eine Umfrage der App Blind, derzufolge 42 Prozent der 180 Teil­neh­me­r*in­nen das Unternehmen verlassen wollen.

Auf Twitter teilen zudem unterschiedliche Use­r*in­nen Videos von der Twitterzentrale in San Franciso am Donenrstagbend, an deren Fassade im News-Ticker-Stil Mitteilungen projiziert wurden. „Elon Musk“ steht dort, und dann laufen Beschreibungen durch wie „ranghöchster Parasit“, „Arschküsser des Diktators“, „gesetzloser Oligarch“ und „belangloser Rassist“. Wer hinter dieser Aktion steckt, ist bisher unklar, aber die Botschaft dürfte angekommen sein, nicht nur beim „bockigen Pickel“.

#RIPTwitter – wie das wohl aussieht?

Musk hatte bereits kurz nach seiner Übernahme von Twitter Anfang November vielen Menschen gekündigt, Ex­per­t*in­nen schätzen, dass rund die Hälfte aller Mitarbeitenden betroffen war. Die erste Entlassungswelle hatte er, wie die aktuelle, einen Tag zuvor per Mail verkündet. Auch ließ er diesmal wieder die Büros von Twitter sperren, sodass vorerst kei­ne*r der Angestellten Zutritt hatte. Eine Mutmaßung ist, dass er auf diese Weise verhindern will, dass Mitarbeitende dort Vandalismus betreiben. Musk hatte bereits vor der Übernahme Twitters Ende Oktober angekündigt, rund 75 Prozent der Belegschaft zu entlassen.

Wegen der vielen Entlassungen in unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens, wie dem Management, der Moderation und der Technik, sowie der aktuellen Kündigungswelle steigt bei manchen Use­r*in­nen die Angst, dass die Plattform bald „sterben“ wird. Unter dem Hashtag #RIPTwitter malen sie sich einige aus, wie dieses Ende aussehen könnte (vor allem technisch) und wie sie selbst damit umgehen werden.

Elon Musk selbst reagierte auf die Mutmaßungen um den Niedergang der Plattform mit einem Tweet. Es ist ein Foto von einer Beerdigung. Auf dem Grabstein prangt ein reinmontierter Twitter-Vogel, ebenso auf dem Gesicht eines Mannes, der mit Peace-Zeichen daneben kniet. Offenbar der Versuch eines Witzes.

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25 Kommentare

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  • Ich würde gerne mal erklärt bekommen, was der Unsinn bezwecken soll.



    Musk ist ja kein Idiot, dafür ist er zu erfolgreich.

    • @Sonntagssegler:

      Schauen Sie sich mal den Las Vegas Loop an. Musk ist ganz klar ein Idiot, denn nur ein Idiot kann sich sowas idiotisches ausdenken.

    • @Sonntagssegler:

      Musk hat sich in einer Branche verirrt, in der autoritäre Führung weitgehend abgelehnt wird. In seiner egomanen Selbstbesoffenheit bekommt er nicht mit, dass Wirtschaft seiner Couleur bei Twitter eben nicht zum Erfolg führt. Musk zerstört Twitter.

    • @Sonntagssegler:

      Soweit ich es sehe, hat er zum einen das Ziel, Twitter profitabel zu bekommen. Es war schon seltsam, dass man dort immer Verluste schreib. Zum anderen weiß er, dass er mit illoyalen Mitarbeitern Risiken eingeht. Wer aus politischen Gründen die Übernahme ablehnte, wird jetzt nicht unbedingt herausragende Arbeit leisten.

      Schöner Nebeneffekt für ihn: plötzlich liest man nicht mehr, dass Twitter doch bitte pleite gehen soll, sondern wie wichtig twitter ist und dass es nicht sterben soll....

  • Sollte Musk tatsächlich Twitter ruinieren, hätte er tatsächlich die Welt zweifach positiv beeinflusst. (1) E-Autos massentauglich gemacht, (2) die Welt von Twitter befreit.

  • Eine Frage in Bezug auf BRD Recht, die ich bisher in diesem Zusammenhang noch nirgendwo beantwortet gesehen habe: Nach deutschem Recht muss Twitter als große Plattformen auf einige Meldungen nach NetzDG innerhalb von 24h antworten. Wie das funktionieren soll, wenn keine Mitarbeitenden mehr Zugang haben, kann ich mir nicht vorstellen.Muss Twitter hier mit Konsequenzen rechnen?

    • @Hudute:

      Die Frage ist wohl eher wie das mit der allseits propagierten Alternative Mastodon aussehen soll,wo es keinen Ansprechpartner mehr gibt, da dezenentral organisiert mit jeweils eigenverServerbetreibern.

      • @Rudolf Fissner:

        Meine Gewinnerzielungsabsicht: Kein NetzDG

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "­User*in­nen fürchten nun das Ende der Plattform."



    Hoffentlich geht jetzt nicht die Welt unter. (Der Versuch eines Witzes.)

  • So gesehen wäre es vielleicht gut, wenn Musk noch andere soziale Netzwerke kaufen würde.

    Er ruiniert sie einfach. Ich kann da nicht viel Schlechtes erkennen.

    • @Jim Hawkins:

      Ich kann da sogar nur gutes erkennen. Wenn elon Twitter abwickelt ist einer der reichsten Menschen des Planeten ca. 50 Milliarden Dollar ärmer, ein asoziales Netzwerk weniger und 10 Tausende gut ausgebildete Personen aus der Tech Industrie können die Personalnot anderer Unternehmen lindern.

      Insofern eine win win win situation.

      Besser ginge es ja kaum.

      • @Kriebs:

        wahrscheinlich ist er schon dabei ein mastodon universum aufzubauen, kostet ihm ja nichts, da frei.

  • Twitter, ich werde dich nicht vermissen.

  • Da heißt es immer, käme der Kommunismus in den Besitz der Sahara, gäb‘s wegen Misswirtschaft übermorgen keinen Sand mehr. Musk beweist, dass es anders geht. Arme Streusandbüchse!

    • @Jürgen Vogt:

      Warten wir es ab - wie es um Twitter in 2 Jahren steht.

  • User*in­nen fürchten nun das Ende der Plattform???

    Mag ja sein. Aber ich bin nicht der einzige, der sich auf das Ende dieses dämlichen Gezwitschers freut.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Der Macher ist laut eigener Aussage überlastet. Lasst ihn zur Ruhe kommen ... Niemand braucht eine Plattform, zu der es keine Alternative gibt. Das kann nicht gut sein.

  • Eigentlich sollte sich der Staatsanwalt mit einer Mail beschäftigen, in der Menschen von die Alternative gestellt werden, völlig absurd hohe Arbeitsleistungen zu erbringen oder gefeuert zu werden. Was Musk verlangt, ist selbst für amerikanische Verhältnisse völlig überzogen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Twitter hat hoffnungslos zu viele beschäftigte bzw. zu viele Manager und Leute mit unklaren Aufgaben. Ein radikaler Schnitt wäre unter jedem Management erfolgt. Zu begrüßen wenn diese Firma überleben will.

      • @Wombat:

        "Twitter hat hoffnungslos zu viele beschäftigte..."

        Und deshalb sollen die Verbliebenen jetzt mindestens 60 Stunden die Woche arbeiten.

        Fällt Ihnen der Fehler auf?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Wer sagt denn das sie 60h pro Woche arbeiten sollen (ist übrigens für einen Coder in D auch eine ganz normale Arbeitszeit).

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Mails ist ja inzwischen öffentlich. Zitieren Sie doch einfach mal bitte die Stellen die Sie da für justiziabel halten. Außer der einen Formulierung mit der extremely hardcore work culture werden Sie da allerdings kaum fündig werden. Working long hours at high intensity ist bei uns der IT halt sowieso Standard. Hier geht keiner unter 60 Stunden die Woche raus. Das ist keine außergewöhnliche Anforderung würde ich sagen außer natürlich ich lese das als Angestellter des ÖD in Deutschland.

      • @Šarru-kīnu:

        "Hier geht keiner unter 60 Stunden die Woche raus."

        Dann schauen Sie doch bitte mal aufs Arbeitsrecht. Eine Firma, die solche "Leistungen" dauerhaft aus ihren Angestellten presst, gehört geschlossen. Mal abgesehen davon, dass bei solchen Arbeitszeiten auch nicht wirklich mehr rauskommt. Die menschliche Leistungsfähigkeit hat Grenzen.

      • @Šarru-kīnu:

        Da verweise ich mal auf's Arbeitsrecht und gutes Management. Anscheinend nichts, wovon Sie etwas verstehen. Sage ich nach 30 Jahren IT, 10 davon als selbständiger Berater.

  • Ich hoffe es kommt so. blöder turbokapitalismus.