Krieg und Klimakrise: Habeck startet Energiespar-Kampagne
Der Wirtschaftsminister will die Menschen auch wegen des Kriegs für Energieeffizienz begeistern. Kritik kommt von der Deutschen Umwelthilfe.
Nahbar und auf Augenhöhe – so stellt sich Habeck die Kampagne vor. „Es ist keine Kampagne eines Ministeriums für Deutschland, sondern eine Kampagne von Deutschland für Deutschland“, sagte er.
Damit meint er, dass verschiedene Verbände die Kampagne unterstützen. Darunter sind Industrie-, Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen, der Städtebund und der Deutsche Gewerkschaftsbund.
„Liebe Unternehmen, liebe Läden, danke, dass ihr eure Klimaanlage 2° höher dreht“, steht auf einem weiteren Plakat. Auch das Wirtschaftsministerium setze diesen Tipp schon um, hieß es. Zudem sei die Beleuchtung des Hauses am Abend abgeschafft worden.
„Nicht nur individuelle Konsumentscheidungen“
Die Kampagne ist die Antwort auf einen Vorwurf, der vor allem von Klimaschützer:innen seit Beginn von Russlands Krieg immer wieder kam: Die Bundesregierung suche zwar neue Quellen für fossile Kraftstoffe, aber vernachlässige das Energiesparen als klimafreundliche Option, um sich von Russland unabhängig zu machen.
Typisch für Habeck: Er kommuniziert das ruckelige Entstehen der Kampagne gleich mit. „Ich selbst habe an verschiedenen Stellen in Interviews gesagt, wir alle müssten jetzt Energie sparen und 10 Prozent gehen eigentlich immer – das klingt in vielen Ohren wie blanker Hohn, wenn viele Menschen schon ihre Wohnung teils nicht mehr heizen können“, räumte der Minister ein. „Das habe ich gelernt.“ Dass alle 10 Prozent Energie sparen sollen, sei deshalb nun nicht mehr Teil der Kampagne.
Angestoßen hat diesen Lernprozess Verbraucherzentralen-Chefin Jutta Gurkmann, die die Kampagne auch unterstützt. „Klar ist für uns aber auch, die Abhängigkeit von fossilen Energien können wir nicht nur mit individuellen Konsumentscheidungen lösen“, merkte sie kritisch an.
„Wir lassen enormes Einsparpotenzial auf der Straße liegen, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem Verbrenner zur Arbeit fahren, weil der Bus auf dem Land nur zweimal am Tag fährt. Oder wenn sie buchstäblich zum Fenster heraus heizen, weil eine energetische Sanierung sich nicht lohnt.“
Kritik kommt von der nicht beteiligten Deutschen Umwelthilfe. „Die Einsparpotenziale durch optimiertes Nutzerverhalten liegen bei wenigen Prozent“, so Chefin Barbara Metz. „Was hingegen wirklich viel Energie spart, ist die Sanierung von Gebäuden, ist die Wärmewende.“ Dazu brauche es aber keine Appelle, sondern starke staatliche Vorgaben und mehr Förderung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett