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Krieg in der UkraineRusslands dröhnendes Schweigen

Kyjiw erklärt seine Bereitschaft zu einer Waffenruhe, die US-Militärhilfe läuft wieder. Wie reagiert Putin? Das offizielle Moskau hält sich bedeckt.

Putin hat sich noch nicht zu den Plänen der Waffenruhe geäußert Foto: picture alliance/dpa/Sputnik/Pool Kremlin/AP | Mikhail Metzel

Moskau taz | Maria Sacharowa gibt sich am Mittwoch verklausuliert. „Die Festlegung der Haltung der Russischen Föderation“, sagt die Sprecherin des russischen Außenministeriums bei Radio Sputnik, „findet nicht im Ausland aufgrund irgendwelcher Vereinbarungen oder Bemühungen einiger Parteien statt. Die Festlegung der Haltung der Russischen Föderation findet innerhalb der Russischen Föderation statt.“ Es klingt so wie immer im Außenministerium von Moskau: „Ihr, auf der anderen Seite des diplomatischen Ozeans“, wie es Sacharowa formuliert, „könnt irgendwas hinausposaunen. Wir machen das, was wir machen.“

Zu dem Zeitpunkt sind bereits einige Stunden vergangen, seit die Ukraine nach neunstündigen Gesprächen mit den USA in Dschidda in Saudi-Arabien ihre Bereitschaft zu einer 30-tägigen Waffenruhe entlang der gesamten Frontlinie erklärt hatte. Zu der Absicherung gibt es bislang keine Einzelheiten. Die US-Militärhilfe für Kyjiw läuft wieder, auch nachrichtendienstliche Informationen sollen weiter fließen. Der Vorschlag setzt Moskau unter Zugzwang. „Der Ball ist in ihrer Hälfte“, hatte US-Außenminister Marco Rubio in Dschidda erklärt.

Moskau aber hält sich bedeckt. „Man sollte nichts überstürzen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch. „Wir studieren die abgegebenen Erklärungen sorgfältig und machen uns mit dem Text der gemeinsamen Vereinbarung vertraut.“ An diesem Freitag, so hieß es aus Washington, soll ein Gespräch zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Trump stattfinden. Moskau hat dieses Gespräch bislang nicht bestätigt. „Sollte Bedarf bestehen, wird ein Anruf sehr schnell organisiert“, sagte Peskow.

Was die Waffenruhe angeht, so hatte Putin in aller Deutlichkeit bereits am 20. Januar geantwortet: „Das Ziel sollte kein kurzfristiger Waffenstillstand sein, nicht eine Art von Ruhepause zur Umgruppierung der Kräfte und Wiederaufrüstung, um den Konflikt anschließend fortzusetzen“, hatte er bei einer Sitzung des Sicherheitsrats in Moskau gesagt.

Völlige Kontrolle

„Das Ziel sollte ein dauerhafter Frieden sein, der die legitimen Interessen aller Menschen achtet, die in dieser Region leben.“ Die Interessen Russlands betont Moskau seit seiner Invasion in der Ukraine immer wieder: „Entnazifizierung und Demilitarisierung der Ukraine“.

Letztlich geht es um die Zerstörung der Ukraine in ihrer jetzigen Form und die völlige Kontrolle durch Russland über das Land. Putin sagt immer wieder, für einen Frieden müssten die „anfänglichen Gründe“ ausgemerzt werden. Das sind in den Augen Moskaus die Ausdehnung der Nato und die angebliche Missachtung der Rechte von Russischsprachigen in der Ukraine. Friedenstruppen in der Ukraine hält Moskau für „inakzeptabel“.

„Inakzeptabel“ ist in Moskau denn auch das Wort des Tages zu den Gesprächen von Dschidda. Der Duma-Abgeordnete Viktor Sobolew meint, eine Waffenruhe „können wir nicht zulassen. Das spielt den ukrainischen Faschisten in die Hände“. Alexander Koz, einer von Russlands bekanntesten Militärbloggern, schrieb: „Steckt euch eure Friedensinitiativen in den Arsch.“ Im Telegram-Kanal von „Zwei Majore“ heißt es: „Fahr zur Hölle, Amerika!“ Vor einigen Tagen noch feierten die russischen Propagandisten Amerika als „Russlands Zwillingsbruder“ und Trump als „Großmeister“.

Russland sieht sich derzeit militärisch in einer starken Position. Nach dem Vorrücken über eine Pipeline, die bis Januar noch russisches Gas nach Europa transportiert hatte, soll in der russischen Stadt Sudscha im Gebiet Kursk wieder die russische Flagge wehen.

Wie eine Falle

Über Monate hinweg hatten ukrainische Truppen Gebiete auf dem russischen Territorium gehalten. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Insider aus dem Kreml, wonach der Waffenruhe-Vorschlag wie eine Falle aussehe. Ohne konkrete Garantien oder Zusagen werde sich Moskau nicht auf einen Waffenstillstand einlassen.

Bereits im Juni 2023 hatte Putin seine „einfachen Bedingungen für den Frieden“ formuliert: Die Ukraine soll alle Truppen aus den Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson abziehen, diese und auch die Krim sollen im Völkerrecht als zu Russland gehörig anerkannt werden. Die Ukraine soll für immer auf einen Nato-Beitritt verzichten. Die Sanktionen gegen Russland sollen vollständig aufgehoben werden.

Diese Positionen werden seitdem immer wieder bekräftigt. Eine Absage an die Waffenruhe würde allerdings Russland zu einem Friedensverweigerer machen. Dabei rühmt sich Putin stets als derjenige, der „nichts anderes als Frieden“ wolle. Und wird Moskau so schnell wieder die fragile russisch-amerikanische Annäherung gefährden? Viel eher dürfte der Kreml, wie so oft, auf Zeit spielen.

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8 Kommentare

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  • "Russlands dröhnendes Schweigen"

    Na ja, die Gespräche mit Russland und den USA fangen doch erst jetzt wirklich an. Jetzt sofort Ergebnisse zu erwarten ist vorschnell gedacht. Deshalb zügig aber gründlich verhandeln.

  • "...und die angebliche Missachtung der Rechte von Russischsprachigen in der Ukraine. " Ah ja. Und weil sie die russische Bevölkerung so lieben, deshalb bombardieren die Russen ja auch so gern Odessa und Charkiv, zwei in der Mehrheit von ethnischen Russen bewohnte Städte.

  • ""Russland sieht sich derzeit militärisch in einer starken Position.""



    ===



    Eine friedliche Koexistenz zwischen Ukraine als Teil der Europäischen Union und der Russischen Förderation wird späteren Generationen vorbehalten bleiben.

    Momentan funktioniert die Ukraine als Bollwerk gegen russische Angriffe auf Europa. Sollte es Putin & Trump schaffen die Ukraine zu pulverisieren müsste Europa noch viel mehr Resourcen nutzen um Europa vor russischen Angriffen zu schützen.

    Es gilt also nicht nur das Völkerrecht zu einem Sieg zu verhelfen sondern geostrategisch ist die Existenz & Kampfkraft der Ukraine für Europa genauso elementar & wichtig wie die Mitgliedschaft in der EU für die Ukraine.

    Und dafür sollte die Bundesrepublik zusammen mit anderen europäischen Ländern sehr viel mehr tun - und zwar so viel wie nötig ist damit russische Imperialisten nie wieder auf die Idee kommen den Westen Europas anzugreifen. Friedfertigkeit wird nur denjenigen vorbehalten bleiben die es schaffen sich vor Angriffen und Kriegen glaubwürdig zu schützen.

  • Es hieß doch, dass der amerikanische "Vermittler" diese Woche noch nach Moskau reisen will. Wäre doch eine gute Gelegenheit, um Dinge zu klären...

  • "Das Ziel sollte kein kurzfristiger Waffenstillstand sein, nicht eine Art von Ruhepause zur Umgruppierung der Kräfte und Wiederaufrüstung, um den Konflikt anschließend fortzusetzen."

    Das klingt schon mal ganz gut. Das interpretiere ich mal so, dass Putin langsam Leute und Material ausgehen, trotz Kriegswirtschaft und absurd hohen Prämien für neue Rekruten und Söldner. Langfristig wird er wieder aufrüsten, aber kurz- und mittelfristig wird es schwer noch einen Krieg gegen Europa zu starten, bspw. gegen die baltischen Staaten, oder die Ukraine erneut anzugreifen.

    Ich befürchte aber, er wird keinen Meter der eroberten Gebieten zurückgeben. Selbst der russischen Propagandamaschinerie wird es schwerfallen, der eigenen gebeutelten Bevölkerung einen Rückzug aus den besetzten Donbass-Gebieten als Sieg zu verkaufen. Seine Macht basiert auf ihm zugeschriebener Stärke, seiner Clique und einer eingeschüchterten, apathischen Bevölkerung. Wie schnell ein solches Kartenhaus zusammenfallen kann, falls zu viele Oligarchen-"Freunde" (oder die letzten noch lebenden politischen Gegner) Schwäche wittern, konnte man zuletzt anschaulich in Syrien beobachten.

    Slawa Ukrajini.

  • Mal sehen, wie Trump damit umgeht. Die Erzählung von Trump als Putinfreund kaufe ich noch nicht so ganz. Trump mag nur sich selbst.



    Wenn Putin jetzt bockt, wird Trump Druck aufbauen.



    Dies entspricht zwar nicht den aktuell gängigen Narrativen, aber mal sehen, jetzt vor Putin im Staub zu kriechen, weil der einfach noch mehr will... so reagieren Menschen wie Trump nicht. Wahrscheinlicher ist eine wutender Tobsuchtsanfall, mit wer weiß was für Konsequenzen....



    Vielleicht lieg ich aber auch falsch und Trump bettelt vor Putin...

    • @nutzer:

      Auf der persönlichen Ebene glaube ich, dass sowohl Trump als auch Putin um jeden Preis den Eindruck vermeiden wollen, dass sie in irgendeiner Weise dem jeweils anderen unterlegen sind.

      Bei Trump geht es dabei definitiv wie Sie beschreiben ums eigene Ego, bei Putin ums nackte Überleben: Er muss jederzeit als der starke Mann erscheinen, der alles unter Kontrolle hat.

      Sonst rollt sein Kopf ....

      (Trump lebt also etwas mehr in einem selbstgeschaffenen Gefängnis als Putin.)

      Darüberhinaus gibt es aber einfach langfristige strategische Interessen der USA und Russlands.

      Und hier sind beide einfach keine Freunde ....

    • @nutzer:

      Vorallem verlangt Trump ja im Grunde den Kniefall vor den USA. Nicht Russland-USA handeln etwas aus, sondern die USA sagen so wird ein Waffenstillstand gemacht, und Russland und die Ukraine haben ja zu sagen. Russland will aber als Weltmacht anerkannt werden nicht eine Regionalmacht die zu spuren hat wenn Uncle Sam pfeift. Aber trump will das die ganze welt so spurt wie er will.