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Krieg in der UkraineUSA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern

Die USA will der Ukraine Landminen liefern. Ziel ist wohl, dass Russland bis zu Trumps Amtseinführung wenig Gelände gewinnt. Die Lieferung ist umstritten.

Russland setzt in der Ukraine bereits Anti-Personen-Minen ein, wie dieser Ukrainer am eigenen Leib erfuhr Foto: Wolfgang Schwan/picture alliance

Berlin taz | US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine die Lieferung von Anti-Personen-Minen zugesagt, um den russischen Vormarsch im Osten des Landes aufzuhalten. Die Minen sollen nur auf ukrainischem Territorium und nur in dünn besiedelten Gebieten eingesetzt werden dürfen, hieß es in Presseberichten. Zuerst hatte die Washington Post über den Schritt berichtet.

Wie viele Minen exakt geliefert werden sollen, ist nicht bekannt. Die USA verfügen laut Medienberichten über ein Arsenal von rund drei Millionen Stück. Geliefert werden soll jetzt eine Sorte, die nur mit den eingesetzten Batterien funktionieren soll. Sobald diese alle sind, könnten die Minen nicht mehr explodieren, heißt es aus Washington, deshalb sei die langfristige Gefahr für die Zivilbevölkerung gering – und jedenfalls viel kleiner als bei jenen Landminen, die die Ukraine selbst herstelle, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Washington.

Die Entscheidung Washingtons stieß sofort auf Kritik. Die Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen (ICBL), die am Mittwoch einen neuen Bericht über die Folgen von Landminen weltweit vorgelegt hatte, nannte es „eine schreckliche Entscheidung“ und forderte die US-Regierung auf, diesen Schritt nicht zu gehen. Auch die Ukraine müsse „deutlich machen, dass sie diese Waffen nicht akzeptieren kann und will“, forderte die ICBL.

Der Einsatz, die Herstellung und die Weitergabe von Landminen sind nach der sogenannten Ottawa-Konvention von 1997 verboten. Dem Abkommen sind bislang 164 Länder beigetreten – die USA und Russland gehören nicht dazu, die Ukraine aber schon.

23 Prozent ukrainisches Territorium vermint

Allerdings setzen sowohl Russland als auch die Ukraine in diesem Krieg schon seit Jahren Landminen im großen Stil ein. Nach einem Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) vom Oktober gelten rund 23 Prozent des ukrainischen Territoriums als potenziell vermint. Bis August diesen Jahres seien 1.286 Zivilisten Opfer von Minen und Blindgängern geworden.

Auch große Teile der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche sind vermint – und die Räumung dauert. Die USA haben im Zuge der Lieferung erklärt, die Ukraine nach dem Krieg auch bei der Beseitigung der Minen zu unterstützen. Schon vor vielen Monaten hatten die USA der Ukraine auch Streumunition geliefert – Geschosse also, die kurz über dem Boden Dutzende Sprengköpfe einzeln freisetzen, von denen immer ein Prozentsatz als Blindgänger und also Quasilandmine verbleibt und später Zivilisten gefährdet. Auch Streumunition ist nach der Ottawa-Konvention geächtet.

In dem lang andauernden Stellungskrieg im Osten der Ukraine haben zunächst Russland, dann auch die Ukraine, weite Teile des Geländes vermint, um schnelle Vorstöße der Gegenseite zu verhindern – oder den jeweils feindlichen Kräften nur den Weg über recht freies Gelände zu gestatten, wo sie Ziel von Artillerie- und Drohnenangriffen sein können.

Die Entscheidung Joe Bidens ist insofern keine, die diese eigentlich geächteten Waffen erst in den Ukraine-Krieg einführt. Gleichwohl ist es zum jetzigen Zeitpunkt, zwei Monate vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Donald Trump, ein politisches Zeichen, nur zwei Tage nach der Entscheidung, der Ukraine den Einsatz von US-Raketen vom Typ ­ATACMS auch auf russischem Territorium zu gestatten.

Biden will offenbar verhindern, dass Russland vor Trumps Amtseinführung allzu große Geländegewinne macht. Verwundernd ist allerdings, dass die Minen nicht auf russischem Territorium eingesetzt werden sollen – hat die Bidenregierung doch die Entscheidung zu den ­ATACMS-Raketen gerade mit der Abwehr der sich formierenden Angriffstruppen aus russischen und nordkoreanischen Soldaten in der Region Kursk begründet, wo die Ukraine seit dem Sommer einige Quadratkilometer russischen Territoriums besetzt hält. Die ATACMS dürfen von der Ukraine ausschließlich im Kursker Gebiet eingesetzt werden.

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9 Kommentare

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  • Die Ukraine setzt diese Waffen ausschließlich auf eigenem Territorium ein. Zur Abwehr eines Aggressor, der seit 1000 Tagen beweist, dass ihm die gegnerische Zivilbevölkerung völlig schnuppe ist, und der vermutlich die Standorte der von ihm ausgelegten Minen nicht dokumentiert.



    Aber schon jetzt ist absehbar, dass sich über diese, aus der Not geborene Entscheidung eines souveränen Staates in erster Linie jene echauffieren werden, die seit Jahr und Tag gegen jede militärische Unterstützung der Ukraine sind, über die völkerrechtswidrige Kriegsführung Russlands aber nie ein Wort verloren haben. Die ebenso tränenreich wie verlogen die vielen Toten beklagen, dafür aber ausschließlich den bösen Selenskyj und die Nato verantwortlich machen.

    • @Schalamow:

      Es geht hier doch eher um ein unterschiedliches Recht- und Demokratieverständnis. So sind Sie zb der Meinung, dass Völkerrecht nur selektiv anzuwenden ist. Die Ukraine hat die Ottawa-konvention unterzeichnet und verstößt damit gegen Völkerrecht. Verständlich ist diese Entscheidung natürlich, aber letztendlich funktioniert Recht nur wenn es gültig für jeden ist. Ein verbrecherischer Staat wie Russland sollte da kein Maßstab sein.



      Ich finde es übrigens befremdlich, wenn Menschen auf der einen Seite die These aufstellen, dass es um Recht und Demokratie in der Ukraine geht, aber auf der anderen Seite auch bereit sind im Kampf und für Recht und Demokratie genau diese Punkte zu verletzen.



      Ich sehe zwar die gute Intention möchte aber auf Problematik und die fehlende Glaubwürdigkeit hinweisen.

  • Aus meiner Sicht hat die Ukraine faktisch wenig Auswahl bei den Mitteln, die nötig sind, um die Angreifer und Besatzer wegzumachen.



    Landminen sind nicht schön, aber in dieser Situation unvermeidlich.

    • @Carsten S.:

      Unvermeidlich also..

    • @Carsten S.:

      Ich verstehe Ihre Argumentation, aber Recht und Gesetze sind eigentliche keine Empfehlungen, sondern Vorgaben.

  • Die für mich spannende Frage ist, erfolgt die Eskalation der bisherigen US-amerikanischen Regierung mit Zustimmung Trumps (oder sogar auf seine Bestellung) um sein eigenes "Kursk" als Faustpfand zu generieren oder gegen seinen Willen?

  • Da wird Otto Bock zum Gärtner gemacht. (scnr)



    de.wikipedia.org/wiki/Ottobock

  • Ich glaube, das Ziel ist ein Anderes. Trump will Diplomatie, der Wähler hat entschieden. Aber der alte Mann im Weißen Haus sieht seine "Legacy" davonschwimmen und will diese Lösung torpedieren, indem man eskaliert.

  • Tja, was will und Biden damit sagen? Hat er vergessen, dass diese widerlichen Dinger international geächtet sind? Soll es ein verstecktes Angebot an Israel sein "schaut her, was es noch für schönes Spielzeug gibt, um Kriegsverbrechen zu begehen"?



    Die USA, die Bewahrer von (so einer Art) Demokratie und Freiheit und Menschlichkeit?