Krieg in der Ukraine: Lügenmärchen aus Moskau
Die Waffenruhe zum orthodoxen Weihnachtsfest blieb wenig überraschend aus. In der Ukraine glaubt die russischen Verlautbarungen ohnehin niemand mehr.
3 6 Stunden Waffenruhe, um den Menschen in der Ukraine zumindest zu Weihnachten ein friedliches Fest zu bescheren? Von wegen. Stattdessen Angriffe mit Toten und Verletzen sowie landesweiter Luftalarm. Die Schuld dafür gibt die russische Propaganda, wie nicht anders zu erwarten, eindeutig der ukrainischen Regierung, die die barmherzige Ankündigung von Russlands Präsidenten Wladimir Putin abschlägig beschieden und als Heuchelei bezeichnet hatte.
Aus gutem Grund. Warum sollte Kyjiw ausgerechnet jetzt irgendwelchen Verlautbarungen aus dem Kreml Glauben schenken? Was diese wert sind, zeigen auch die jüngsten Äußerungen des früheren Präsidenten und Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew. Das Enfant terrible der russischen Politik greift bereits seit dem Ausbruch von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 rhetorisch immer wieder in die unterste Schublade und meint offensichtlich, sich damit für eine Nachfolge Putins zu prädestinieren.
Die Führung der Ukraine bezeichnete Medwedew als „Clowns und Schweine“, die keinen Glauben und kein Gefühl der Dankbarkeit hätten, nur rohe Gewalt verstünden und von ihren neuen Herren Futter verlangten. An dieser Dressur westlicher Schweinehirten sei auch die analphabetische deutsche Großmutter Annalena Baerbock beteiligt. Der Moskauer Patriarch Kyrill, der der Waffenruhe zuerst das Wort geredet hatte, ließ bei seiner Weihnachtsansprache erneut die Maske fallen.
Er beschwor ein Ende der „teuflischen Versuchungen“ bei dem Versuch, die kanonische orthodoxe Kirche in der Ukraine zu zerstören. Vielleicht sollte sich der Moskauer Oberhirte, der Putins Waffengang rechtfertigt, einmal die Frage stellen, warum der Krieg längst auch in den Kirchen Einzug gehalten hat und immer mehr ukrainische orthodoxe Christ*innen der Moskauer Filiale in der Ukraine den Rücken kehren.
Die weihnachtliche Waffenruhe, die keine war, macht erneut eins deutlich: Zerstört sind in der Ukraine nicht nur unzählige Leben Städte und Dörfer, sondern auch jegliches Vertrauen in Russland und das auf unabsehbare Zeit. Das lässt Rückschlüsse auf mögliche Friedensverhandlungen zu. Die sind für Kyjiw derzeit keine Option. Aus gutem Grund.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann