Kommentar US-Klimapolitik: Der Klimawandel wird abgeschafft
„Wetterextrem“ ersetzt „Klimawandel“ – denn den gibt es laut Trump nicht. US-Wissenschaftler haben als Reaktion darauf ein Gutachten geleakt. Gut so.
D onald Trump hält den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen. Seine Kohle-, Öl- und Umweltpolitik ist ein Rückfall in die Steinzeit. Und er macht munter weiter: Vor wenigen Tagen haben die USA offiziell ihren Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen eingereicht.
Von den Webseiten des Weißen Hauses, des Innenministeriums und der US-Umweltbehörde sind sämtliche Hinweise auf den Klimawandel verschwunden. Und Klimaforschung ist „junk science“ (Schrottwissenschaft), sagt Sam Clovis, der Mann, den der US-Präsident im Agrarministerium (USDA) installiert hat.
Nun wurde bekannt, dass die Mitarbeiter des Agrarministeriums den Begriff „Klimawandel“ künftig meiden und durch „Wetterextreme“ ersetzen sollen. Auch „Reduktion von Treibhausgasen“ und „CO2-Speicherung“ stehen auf dem Index. Dann wird es mit wissenschaftlichen Publikationen zum Thema natürlich schwierig – und genau das will Trump.
Ein 550-Seiten-Gutachten, an der 13 verschiedene US-Behörden beteiligt waren, kommt – wie Tausende Studien zuvor – zu dem Schluss, dass die Veränderung des Weltklimas zum großen Teil durch den Menschen verursacht wird. Eine weitere nicht ganz neue Erkenntnis: Extreme Wetterphänomene werden vom Klimawandel begünstigt.
Das Gutachten muss vor der Veröffentlichung allerdings noch vom Weißen Haus abgesegnet werden. Das scheint in der jetzigen Atmosphäre eher unwahrscheinlich, deshalb wurde das Gutachten anonym der New York Times zugespielt und dort online veröffentlicht.
Die aktive Zensur von Forschung durch einen Mann, dessen restriktive, wissenschafts- und objektivitätsfeindliche Politik immer skurrilere Blüten treibt, stellt nicht nur eine große Gefahr für den Kampf gegen den Klimawandel dar. Ein Korrektiv – auch seitens der eigenen Bundesbehörden –, das solche Gutachten leakt, ist deshalb nicht nur wichtig, sondern unerlässlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja