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Kommentar US-KlimapolitikDer Klimawandel wird abgeschafft

Patrick Loewenstein
Kommentar von Patrick Loewenstein

„Wetterextrem“ ersetzt „Klimawandel“ – denn den gibt es laut Trump nicht. US-Wissenschaftler haben als Reaktion darauf ein Gutachten geleakt. Gut so.

Wird es bald nicht mehr geben. Ist dem Twitterer im Weißen Haus aber offenbar egal Foto: dpa

D onald Trump hält den Klimawandel für eine Erfindung der Chinesen. Seine Kohle-, Öl- und Umweltpolitik ist ein Rückfall in die Steinzeit. Und er macht munter weiter: Vor wenigen Tagen haben die USA offiziell ihren Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen eingereicht.

Von den Webseiten des Weißen Hauses, des Innenministeriums und der US-Umweltbehörde sind sämtliche Hinweise auf den Klimawandel verschwunden. Und Klimaforschung ist „junk science“ (Schrottwissenschaft), sagt Sam Clovis, der Mann, den der US-Präsident im Agrarministerium (USDA) installiert hat.

Nun wurde bekannt, dass die ­Mitarbeiter des Agrarministeriums den Begriff „Klimawandel“ künftig meiden und durch „Wetterextreme“ ersetzen sollen. Auch „Reduktion von Treibhausgasen“ und „CO2-Speicherung“ stehen auf dem Index. Dann wird es mit wissenschaftlichen Publikationen zum Thema natürlich schwierig – und genau das will Trump.

Ein 550-Seiten-Gutachten, an der 13 verschiedene US-Behörden beteiligt waren, kommt – wie Tausende Studien zuvor – zu dem Schluss, dass die Veränderung des Weltklimas zum großen Teil durch den Menschen verursacht wird. Eine weitere nicht ganz neue Erkenntnis: Extreme Wetterphänomene werden vom Klimawandel begünstigt.

Das Gutachten muss vor der Veröffentlichung allerdings noch vom Weißen Haus abgesegnet werden. Das scheint in der jetzigen Atmosphäre eher unwahrscheinlich, deshalb wurde das Gutachten anonym der New York Times zugespielt und dort online veröffentlicht.

Die aktive Zensur von Forschung durch einen Mann, dessen restriktive, wissenschafts- und objektivitätsfeindliche Politik immer skurrilere Blüten treibt, stellt nicht nur eine große Gefahr für den Kampf gegen den Klimawandel dar. Ein Korrektiv – auch seitens der eigenen Bundesbehörden –, das solche Gutachten leakt, ist deshalb nicht nur wichtig, sondern unerlässlich.

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Patrick Loewenstein
taz.de-Redakteur
Redakteur bei taz.de mit den Schwerpunkten Wissenschaft, Umwelt und Sport.
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29 Kommentare

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  • ● Energieminister Perry: «Kernenergie soll wieder cool werden».

     

    Der amerikanische Präsident Donald Trump und sein Energieminister Rick Perry sind der Ansicht, dass ein sauberer Energiemix nur mit Einschluss der Kernenergie wirklich umfassend ist und dass die USA bei der Entwicklung neuer Nukleartechnologien die Federführung übernehmen müssen.

    http://www.nuklearforum.ch/de/aktuell/e-bulletin/energieminister-perry-kernenergie-soll-wieder-cool-werden

  • Welche Gletscher sollen am Nordpol kalben? Wo kein Land da kein Gletscher...

  • Das Hauptproblem der Erde bleibt die Überbevölkerung und die Gier.

  • Ich bin wirklich tief beeindruckt, daß Sie im Gegensatz zu mir die absolute Ahnung haben! Die Meereisfläche der Antarktis wird größer weil die Gletscher dort schneller kalben? Wegen der Erwärmung? Habe ich Sie da richtig verstanden? Und in der Arktis wird dann die Meereisfläche kleiner, weshalb? Weil die Gletscher langsamer kalben? Und das tun Sie, weil es, im Umkehrschluß zu Ihrer Südpol-Theorie, kälter geworden sein müßte? Das ist mir wirklich zu hoch. ;-) Ihr Link vom Okt.2016 bezieht sich auf die Temperaturen bis 2015. Letzten Monat, sprich 2017, wurde der der bisherige Kälterekord von 2016 (-30,7°C) noch einmal mit -33°C unterboten. http://bazonline.ch/wissen/natur/ab-nach-groenland/story/28363255 Zum Stöbern: Grönlandtemperatur der letzten 4000Jahre: http://www.wetter-center.de/blog/?p=496 Und Grönlandeiswachstum: http://www.dmi.dk/en/groenland/maalinger/greenland-ice-sheet-surface-mass-budget/

    • 2G
      21272 (Profil gelöscht)
      @Egone:

      Danke fuer Ihre Kommentare. Ich bin froh, dass es auch unter den taz-Lesern naturwissenschaftlich gebildete Leute gibt, die den Rahmstorfs und Schellnhubers nicht auf denLeim gehen.

  • Klima ist: durchschnittliche Wetterdaten (Temperatur, Niederschläge usw.) in einem Zeitraum von 30 Jahren. D.h. Damit sich das Klima ändert, muß sich das Wetter ändern. Oder: Um zu wissen, wie am Ende des Jahrhunderts das Klima ist, muß man wissen wie dann das Wetter ist. Die Wettervorhersager können nicht mal genau sagen wie das Wetter in einer Woche ist, sie geben bestenfalls ein grobe Tendenz mit z.B. Niederschlagswahrscheinlichkeiten an. Und da wollen uns ernsthaft irgendwelche mit massenhaft Steuergeld alimentierten Weltuntergangspropheten weismachen, sie wüssten wie in 80 Jahren das Wetter ist? Seit 18 Jahren macht die globale Erwärmung ein Pause, trotz CO2-Anstiegs. Am 21.09.2014 hatte das Antarktische Meereis die größte jemals gemessene Ausdehnung mit 20.156 Mill qkm, am 23.09.79 waren es nur 18 Mill. (https://nsidc.org). Grönland verzeichnete laut DMI (Dänisches Meteorologisches Institut) mit –33 Grad Celsius die kälteste Juli-Temperatur, die in der nördlichen Hemisphäre je gemessen wurde (bisheriger Rekord –30,7 Grad) Gleichzeitig ist die Eisdecke auf fast ganz Grönland prächtig gewachsen. Die Klimafachkräfte des PIK erzählen doch immer, daß alles wegschmilzt, die Ostsee also demnächst vor meinem Haus ist und ich nicht mehr 200km nach Boltenhagen fahren muß, genau dahin, wo die Urlauber vor 100 Jahren auch schon hin fuhren. Hält sich die böse Realität einfach nicht an die hervorragenden Prognosen, der einzig wahrhaften Wissenschaftler?

    • @Egone:

      Hach, ich find das immer sooo nett, wenn offenkundig völlig Ahnungslose etwas über das Klima ezählen. Und offenkundig nicht mal die Unterschiede zwischen einem Grenzwert-Problem (Wetter) und einem Mittelwert-Problem (Klima) kennen.

      Die angebliche Pause ist eine Erfindung der Mietmäuler von Koch Industries, Exxon & Co. die wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen sind - in dieser Reihenfolge - 2016 - 2015 - 2014 - 2010 - 2013. NIX mit Pause. Das antarktische Meereis nimmt an Fläche zu, weil die Gletscher der Antarktis immer schneller kalben. Gerade vor ein paar Wochen wieder. In Grönland steigt die Temperatur an ALLEN Meßstationen seit Mitte der 80er dramatisch. https://notalotofpeopleknowthat.wordpress.com/2016/10/17/greenland-temperature-trends-1873-2015/

      die Eisdecke Grönlands steigt auch nicht, das ist einfach Quatsch.

      • @Kaboom:

        @kaboom,

        haben Sie sich mittlerweile beim Dänischen Meteorologischen Institut gemeldet und denen auch erklärt, daß sie in diesem Jahr auf Grönland „Quatsch“ gemessen haben? Sowohl bei der Temperatur als auch beim Wachstum Eisdecke auf der Insel? Das sind ja „offenkundig völlig Ahnungslose“ im Gegensatz zu Ihnen.

      • @Kaboom:

        Sie haben absolut Recht ! Vielen Dank für den guten Kommentar !

        Der Ahnungslose verwechselt regionale Wetterereignisse mit Klima.

        Man kann ihm zum hunderttausendsten Male physikalische Zusammenhänge erklären. Er will es nicht verstehen. Er hält sich für klüger als der Großteil seriöser Wissenschaftler weltweit und kann sich am Geklatsche aller ahnungslosen Klimaskeptiker erfreuen, die unangenehme Tatsachen einfach ignorieren, um ja bequem weitermachen zu können wie bisher.

  • Nun, die Grünen machen ja dasselbe in grün, sozusagen.

     

    Kernforschung, Gentechnikforschung etc. wird alles verboten, die Forschungsgelder gestrichen und Schulprojekte wie "Hannover-Gen" mit Regierungsantritt plattgemacht.

     

    Glashaus - Steine....

  • Der Klimawandel ist abgewendet. Wir sollten Trump dankbar sein. Für die Wetterextreme wird ihm sicher auch noch was einfallen.

     

    Im Ernst, wer sich über den Anteil der Stickoxyde in Autoabgasen Gedanken macht und den Kauf von CO2-extremen-SUVs fördern will, sollte sich über Trump nicht aufregen.

    • @A. Müllermilch:

      Wer will denn bitte SUV fördern? Und was ist falsch daran, sich über Stickoxide Gedanken zu machen?

      • @Earendil:

        Na zumindest die Dieselprämie der Autoindustrie fördert den Kauf von großen schweren Geländewagen mit hohem Spritverbrauch. begrüßt wird das von der deutschen Politik.

         

        Es ist zumindest fragwürdig, sich über den Anteil der Stickoxide - wegen des lokalen Klimas - Gedanken zu machen und den ganzen Rest der Abgase - wichtig für das globale Klima - außen vor zu lassen.

         

        Ich habe jedenfalls nicht mitbekommen, dass sich in der ganzen Dieselaffaire jemand für kleinere Autos mit weniger Verbrauch eingesetzt hätte.

  • Rein sprachlich

     

    So is Polletick:

    Da geht es um die sprachliche Entsorgung von Problemen...

  • Funfact: In der Steinzeit wurde mit Holz geheizt.

    Die Nutzung von Öl, Kohle oder Kernenergie ist ein Merkmal zivilisatorischen Fortschritts der Neuzeit, des Antropozäns :)

  • 2G
    21272 (Profil gelöscht)

    Ein solches Fake-Gutachten wird die sich nunmehr abzeichnende vernuenftige Sichtweise auf die Meteorologie zum Glueck nicht aufhalten koennen.

  • "Seine Kohle-, Öl- und Umweltpolitik ist ein Rückfall in die Steinzeit."

     

    Ziemlich undurchdacht der Satz.

     

    BTW, wieviel von dem CO2-Ausstoss werden wir eigentlich in 20-30 JAhren den Chinesen zu verdanken haben? https://sc.cnbcfm.com/applications/cnbc.com/resources/files/2013/05/31/carbon-dioxide-emissions.gif

    • @agerwiese:

      "BTW, wieviel von dem CO2-Ausstoss werden wir eigentlich in 20-30 JAhren den Chinesen zu verdanken haben? ...oder uns selbst?

    • @agerwiese:

      Chinesen können ziemlich viel - u.a. auch ziemlich gut rechnen. Das sind Attribute, die der derzeitigen US-regierung leider nicht unbedingt zuerkannt werden können, eher denen in den USA, die es auszubaden haben, wie bspw. die Landwirte.

    • @agerwiese:

      Naja - Hauptsache zu jedem Thema eine möchlichst banale, nichts-sagende Kurve oder Statistik.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "US-Wissenschaftler haben als Reaktion darauf ein Gutachten geleakt." "Ein Korrektiv – auch seitens der eigenen Bundesbehörden –, das solche Gutachten leakt, ist deshalb nicht nur wichtig, sondern unerlässlich."

     

    Mir scheint, da ist wer/was nicht ganz dicht und leidet an (verbaler) Inkontinenz.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Nö, ist schon ganz richtig was da steht. Fallst Sie's nicht verstanden haben: Gewisse Fakten und Begriffe dürfen einfach nicht mehr offiziell verbreitet werden. Deshalb braucht es "undichte Stellen" in den Bundesbehörden. Whistleblower also.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Artur Möff:

        Sie haben meinen Beitrag nicht verstanden. Ich finde es schlicht sprachlich unhygienisch, von "geleakt" zu sprechen. Für den Sachverhalt gibt es genug deutsche Entsprechungen. Wozu muss man hier auf dieses schwachsinnige Denglisch zurückgreifen?

        • @849 (Profil gelöscht):

          Na denn, was wäre denn eine Formulierung, die im gegebenen Kontext tatsächlich dieselbe Bedeutung wie "leaken" hätte? Zumeist setzen sich Anglizismen und dergleichen nämlich durch, weil es eben keine richtige deutsche Entsprechung gibt. Und in ein paar Jahren wird leaken sowieso zum deutschen Wort geworden sein, wenn es das nicht eigentlich schon ist. "Sprachliche Hygiene", my ass.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Earendil:

            "A Popo" ""sprachliche Hygiene", my ass". Da ist Ihnen aber wohl was geleakt? :-)

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Earendil:

            Z.B. "in Umlauf bringen", "lancieren", "durchsickern lassen". Es gibt fast immer eine "richtige" deutsche Entsprechung, deshalb spreche ich ja von mangelnder Sprachygiene. Diese Anglizismen setzen sich durch, weil die Autoren zu faul sind, herkömmliche deutsche Ausdrücke zu suchen oder weil sie es cool finden, mit Anglizismen um sich zu werfen (bei überwiegend ma mangelhafter Beherrschung der Sprache, aus der sie entlehnen) - oder beides.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Ah yes, of course, denglish, unser grösstes Problem.