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Kommentar Antisemitismus„Ich habe nichts gegen Juden, aber …“

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Antisemiten von links bis rechts sind derzeit überzeugt, keine Antisemiten zu sein. Das macht ihren Judenhass besonders gefährlich.

Geschichte wird zum Schaden der Opfer relativiert: Das ist nichts anderes als Judenhass Foto: dpa

E s gibt keinen neuen Antisemitismus. Was in Deutschland und darüber hinaus um sich greift, ist eine neue Dimension des längst grassierenden Judenhasses. Dieser ist dadurch gekennzeichnet, dass seine Träger alles sein wollen, nur keine Antisemiten. Sie sehen sich selbst als die wahren aufklärenden Menschenfreunde.

Dass es Antisemitismus auch ohne Juden gibt, ist nach der Schoah keine neue Erkenntnis. Nun müssen wir konstatieren, dass Antisemitismus auch ohne Antisemiten ganz prima funktioniert. Oder haben Sie schon einmal gehört, dass Vogelschiss-Gauland von der AfD etwas gegen Juden zum Besten gegeben hat? Nein, der Mann hat ja nur die Bedeutung des Nationalsozialismus in der deutschen Geschichte interpretiert. Ist Ihnen je zu Ohren gekommen, dass es Muslime gibt, die gegen Juden hetzen? Nein, sie finden nur den Staat Israel nicht so dolle und mögen es nicht, wenn Israelis durch deutsche Großstädte laufen.

Selbiges gilt selbstverständlich auch für Linke, darunter die der britischen Labour-Partei, denen ausschließlich das Schicksal der Palästinenser am Herzen liegt, und für die Bewegung BDS, die in Deutschland den jüdisch geprägten Staat boykottiert, auf dass der sich bitte zurückziehe – ja, wohin eigentlich? Das ist nicht so genau definiert. Vielleicht doch ins Mittelmeer?

Geschichte zum Schaden der Opfer relativieren, Feindseligkeit gegen Israel als jüdisches Kollektiv propagieren und Menschen attackieren, die vorgeblich diesem Staat angehören: Das ist nichts anderes als Judenhass. „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die im Hass auf Juden Ausdruck finden kann“, so lautet die auch von der Bundesregierung anerkannte Definition des Judenhasses. Und weiter: „Manifestationen können die Fokussierung auf den Staat Israel sein, wenn er als jüdisches Kollektiv wahrgenommen wird.“ So viel zu der leidigen Frage, wo Antisemitismus beginnt.

Ja, es laufen weiter Neonazis in erschreckender Zahl herum, die jüdische Friedhöfe schänden, den Holocaust leugnen und ihren Führer anhimmeln. Antisemitismus wird nicht harmloser, wenn er im Gewand der historischen Aufklärung, des reli­giösen Hasses oder der Israel-Kritik erscheint. Er wird gefährlicher, weil er vermeintlich ohne rassistische Stereotype daherkommt und damit kein unausgesprochenes Tabu bricht – und sich so quasi in der Mitte der Gesellschaft breitmachen kann.

Die Antisemiten von links bis national werden dies alles weit von sich weisen. Denn sie eint die Überzeugung, keine zu sein.

Sie irren.

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taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
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61 Kommentare

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  • Bruno , Moderator

    Die Kommentarfunktion für diesen Artikel wurde geschlossen.

  • ich habe nichts gegen hillenbrand

  • Keiner muss Israel "dolle" finden, genauso wie man die USA, China oder Deutschland "dolle" finden muss. Der Massstab sollte für alle Staaten der gleiche sein. Zudem ist Israel nicht ein jüdisch "geprägter" Staat, sondern versteht sich als jüdischer Staat, was nicht dasselbe ist, aber vollkommen legitim. Nicht legitim ist, dass Israel in Kriegen besetzte Gebiets annektierte und deren Bewohner vertrrieb. Man sollte daran denken, wie die Weltgemeinschaft reagierte als Russland die Krim annektierte. Auch hier sollte der Masstab für alle Länder gleich sein. Judenfeindlichkeit ist ein Problem, dass weit mehr Menschen betrifft als die Israelis, denn die Mehrheit der Juden lebt nicht in Israel. In vielen Ländern Europas ist der Antisemitismus wieder laut aus allen Löchern gekrochen, seit Nationalismus und die Rechten sich ausbreiten. Vorher hat er im Stillen die Jahrzehnte nach 1945 überlebt oder wir haben ihn nicht wahrgenommen. In der SU war er immer da. Die Juden waren die einzigen die ausreisen durften, denn man hielt sie für illoyal gegenüber dem Staat. Eine amerikanische Freundin, die seit Jahrzehnten in Ungarn lebt, erzählte mir, "kaum war der Kommunismus zusammengebrochen, erinnerte man mich daran, dass ich Jüdin sei." Vorher war das kein Thema. Oder vor ein paar Monaten der alte Mann aus einem Ost-Bundesland, der die Frau, die sich als Reporterin des RBB vorstellte mit den Worten begrüsste: "Kommen'se von de Juden." Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Die Übergriffe und Hassmails auf Männer mit Kippa und Menschen die einen Davidsstern tragen sind die nächste Eskalationsstufe des Antisemitismus. Wir müssen uns als Zivilgesellschaft nicht für Israel stark machen, das Land kann sich selber helfen, sondern für unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen, diese benötigen aktive Solidarität. Davon ist aber nur in bescheidenem Ausmass etwas zu spüren. Lippenbekenntnisse, Zeitungsartikel und Erinnerungskultur nützen nichts, handeln wäre angesagt.

  • Dieses "aber" ist wie das Meiste, was von rechts kommt: Klappe aufreissen und dann Schwanz einziehen. Und dazwischen ist nicht viel.

    Die Meisten, die "Juden" ablehnen, wissen nicht mal was das ist. Aber in gewissen Kreisen gehört das zum guten Ton, in die Richtung zu blöken.

    Sehr gern wird auch israelische Politik mit Judentum gleichgesetzt und gemeinsam angeprangert - solche Simplifizierungen sind ein Zeichen für verzerrte Realitätswahrnehmung, mit der man sich das Leben vermeintlich leicht macht auf der Suche nach Feindbildern, die man braucht, um sich selber besser zu fühlen.

    Leider reagieren gerade israelische politische Kreise sehr gerne mit Antisemitismus-Vorwürfen auf Kritik an ihrer Politik - was beweist, dass sie die Religion missbrauchen für ihre Zwecke.

  • Wenn Ihnen die Antisemitismuskeule nicht gefällt, sollten Sie vllt. weniger über Sonderstatus phantasieren.

  • Ich glaub es hackert...



    Wenn ich mir die Kommentare in den Beiträgen zum Antisemitismus der letzten Zeit ansehe, wird mir übel.



    Brechmittel 1:



    ´Wenn Juden mit ihrem Judentum hausieren gehen´...So, so also sind auch Langbunthaarige angeraten sich zu glatzen oder zumindest Lederhosn anzuziehen, wenn sie in gewissen Gegenden rumlaufen? Gibt es ´Bayernkritik´, sobald irgenwas abgesödert oder versehofert wird?Mentalkotze 2:



    ´Religion ist scheisse, deswegen gäbe es ohne jüd. Religion keinen Judenhassproblem´ - als wäre jüdischsein nur eine Frage der Religion!



    Vomitzin 3:



    Das Nahost Problem ist ein jüdisches. Kenne aber keinen Fall in dem Sternsinger wegen der christlich fundamentalistischen frauenverachtenden Abtreibungsverbote in gewissen mittelamerikanischen Ländern hier dafür eins auf die Fresse bekommen.



    Natronwasser 4:



    Das Paläsitinenserproblem ist nur israelisch. So, so ignorieren wir mal schlichtweg unseren christlich-muslimischen Euroasiatischen Kulturkreis, dessen längste, völker- und zeitenübergreifende Gemeinsamkeit die Durchführung von Pogromen ist, sobald die Herrschenden und ihr Pöbel es für opportun halten. 800 Millonen Menschen, die halbe Weltwirschaftleistung, Millonen an km2 und die Lösung sollen ein paar Israelis in einem auf Globen fast unauffindbaren Landstück finden? Seien wir mal ehrlich - Ohne unsere traditionell notorischen und Massakrieranfälle wäre Israel wie es ist, nie notwendig geworden.



    Abschliessend die Feder im Rachen:







    ´Bin Jung und habe niemanden vergast, deswegen braucht es mich nicht zu scheren, ist Vergangenheit und damit weg.´ Interessanterweise kommt dieses Argument nie am Deich, oder schon mal gehört, man bräuchte ihn nicht, kostet blos Geld und verschandelt die Landschaft, das letzte Hochwasser war 62 und Schuld an den Abgesoffenen waren das Wetter und Leute die lange tot oder uralt sind.



    Merkt ihr nicht, wie wieder die braune Flut steigt und wir eifrig Dämme brechen, statt sie zu schützen?

    • @Euromeyer:

      Das Problem besteht doch auch darin, dass ständig alles nach Belieben vermischt wird. Gerade rechte Nationalisten, deren Herz für Israel schlägt, spielen gerne mit den Begriffen Jude und Israel herum und verknüpfen diese.



      Solange man Juden nicht mit Stigmata belegt und mit angeborenen, im rassischen Denken verankerten Attributen verknüpft ( geschäftstüchtig, verschlagen, heuchlerisch...), kann ich keinen Antisemitismus erkennen. Antisemitismus folgt den Maßstäben der Rassismusdefinition, eine andere Auslegung kann man auch als positiven Rassismus bezeichnen.



      Es gibt leider tatsächlich Kommentatoren, die zumindest zweifelhaft in der Logik ihrer Denke und ihrer Motivation sind. Das sind aber nicht annähernd alle.



      Dass man aber jeden, der etwas an einem Staat, an dem dort herrschenden Militarismus, an Besatzungszonen und ethnisch begründeter Ungerechtigkeiten als Partner einer faschistischen Agenda tituliert, ist schon ein Ding.

      Soldaten sind scheiße - israelische aber nicht, weil...



      Unterdrückung ist scheiße, muß aber sein, weil die Palästinenser...



      Faschisten sind scheiße - aber nicht Netanjahu, Sharon, etc., weil Notstand und so



      Nationalismus und Natinalstolz, nichts gutes - .....

      Diese Kritik gilt übrigens für alle Nationalisten und Rassisten, ob Kurden, Israelis, Deutsche, Russen usw.

      Der braune Sumpf dehnt sich übrigens spätestens seit 1990 kontinuierlich unf rapide aus und Juden sind nicht alleiniges Feindbild. Solidarität unter allen Betroffenen wäre angebracht. Schwierig, wenn sich doch jeder einbildet zur Gruppe der gerechten und auserwählten Paladine zu gehören.

  • "Die Antisemiten von links bis national werden dies alles weit von sich weisen. Denn sie eint die Überzeugung, keine zu sein."

    ja. sind alles nur kritische kritiker, die sich nicht ihre meinung verbieten lassen wollen. wie die rassisten ja auch.

    im zweifelsfall können die allesamt mit ner tortengrafik belegen, dass ihre israel- oder migrationskritik nix mit antisemitismus bzw fremdenfeindlichkeit zu tun hat, sondern allein an den verbrecherischen machenschaften israels / der ausländerschaft hängt. das lässt sich mit uns hier doch gar nicht vergleichen...



    also hinfort mit der nazikeule, naiver gutmensch grünlinks medial indoktrinierter open-borders antifant!

    ---



    guter kommentar, herr hillenbrand.

  • Guter Artikel.

  • Danke, Herr Hillenbrand!

  • Brillant Herr Hillenbrand. Besser kann man es kaum schreiben!

  • Ich habe nichts gegen Juden, aber......



    Ja, viele Juden sind Deutsche wie Du und Ich. Aber wer Sonderstatus beansprucht kann damit auch anecken. Und dann ist das Geschrei groß. Dann kommt sofort die Antisemitismus-Keule. Es ist also viel herbeigeredet. Ob gezielt oder nicht ist fraglich.

    • @Gerdi Franke:

      im übrigen habe ich nichts gegen chinesen, finde aber die besetzung von tibet scheiße.



      und war da nicht noch was mit+in der sahara?



      habe ich deshalb was gegen marokkanerinnen?

    • @Gerdi Franke:

      Welchen Sonderstatus beanspruchen die Juden denn?

    • 9G
      99710 (Profil gelöscht)
      @christine rölke-sommer:

      Auch von mir : Vielen Dank für den lesenswerten Link!

  • 7G
    75026 (Profil gelöscht)

    Dank an Herrn Hillenbrand für diesen Kommentar! Da hat er ja mitten ins Wespennest gestochen.

    Die spannende Frage, die sich jetzt ergibt, ist natürlich: Wie geht die taz um mit (offensichtlich zahlreich vertretenen) Foristen, auf die der letzte Absatz von Hillenbrands Kommentar zutrifft,oder mit solchen, die sogar dazu stehen, Antisemiten zu sein?

    • @75026 (Profil gelöscht):

      Harte Nummer, die du hier abziehst. Ich verstehe dass so, dass die Taz die von dir als Antisemiten beleidigten Foristen sperrt oder deren Aussagen zensiert.



      Du schießt damit den Vogel ab. Gratulation dazu.

      • @Hampelstielz:

        Dass die Taz dies tun soll, wollte ich aussagen.

  • Die hier im Kommentar vertretene Definition von Antisemitismus ist m.E. sehr autoritär. Demnach wäre quasi jeder Kritik an der israelischen Regierung Antisemitismus. Schlimmer noch: dass hier linke Kritik und rechte Kritik in einem Atemzug genannt wird, entsetzt mich. Ich kenne keine linke Kritik an der jetzigen israelischen Regierung, die einen rassistisch geprägten Hintergrund hat. Aber ich kenne Versuche, linke Kritik in die Ecke des Antisemitismus zu rücken. Da frage ich mich, was sich da im Hintergrund abspielt.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Wenn jemand Antisemit ist, weil er die israelische Politik kritisiert... bitteschön, dann nennt mich so. Nur zur Erinnerung es ist nicht verboten, eine Meinung zu haben.

    • @97546 (Profil gelöscht):

      Mashallah

  • Ich bin überzeugt davon, dass in unserem Land eine Kampagne läuft, deren Wurzel in Israel ist. Die Kampagne verfolgt das Ziel, jedwede Kritik an Israel als Antisemitismus verächtlich zu machen.



    So soll im konkreten die Kritik an den fortlaufenden Menschenrechtsverletzungen der Israelis und der fortlaufenden Landraubpolitik Israels als Antisemitismus an den Pranger gestellt werden. Israel-Kritik = Antisemitismus, dass ist nach meiner Meinung das Ziel der Israel-Lobby in Deutschland. In den USA hat man eine ähnliche Gehirnwäsche fabriziert. Seit dem meinen irrig viele US Bürger, dass der Antizionismus Judenhass oder Antisemitismus sei. Der langjähriger israelische Botschafter in den USA Ron Dermer bezeichnete diese Propaganda, als einen „großartigen Erfolg für Israel“.

    Wer die Verbrechen der Israelis verurteilt, so wie es die UN Generalversammlung tut, der schürt keine Feindseligkeit gegen Israel.



    Auch ist Israel entsprechend seinen Gründungsstatuten (Ben-Gurion Staatsgründungsrede) kein



    jüdisches Kollektiv.



    Fast alle Politiker und das Establishment befürworten Sanktionen gegen Russland. Nur das sei ein wirksames Mittel, Russland wieder auf den rechten Weg, auf die Einhaltung des Völkerrechtes zu bringen.

    Israel wurde durch die UN wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Völkerrecht so oft verurteilt wie kein anderer Staat auf der Erde.



    Wenn also die Logik der Sanktionen bei Russland Wirkung zeigen soll, wieso nicht bei Israel? Wieso muss Israel eine „Extrawurscht“ sein?

    Ich bin ein großer Anhänger der Bewegung BDS die ich persönlich mit Geld – und Sachleistungen unterstütze. Ich bin mir sicher, dass bei harten Sanktionen gegen Israel, sich eher was in der Situation der Palästinenser zum Guten ändern wird, als wenn man noch weitere 70 Jahre so dahin wurschtelt.

    • @Nico Frank:

      (geheimen) Kampagen..Gehirnwächen..zum Glück für Sie, dass die Taz "solche peinlichen Kommentare" zulässt.

      Welche anderen Staaten boykotieren Sie den sonst? Oder nur den jüdischen? Sanktionen für Russland ≠ kompletter Boykott Israel. Warum erzählen Sie hier solche Unwahrheiten?

    • @Nico Frank:

      "Ich bin überzeugt davon, dass in unserem Land eine Kampagne läuft, deren Wurzel in Israel ist."

      "Ich bin ein großer Anhänger der Bewegung BDS...."

      Die BDS Kampagne ist wohl bekannt. Unter welchen Namen operiert die von ihnen erwähnte Kampagne aus Israel? Oder existiert sie nur in ihren Kopf?

      • @Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch:

        Na das ist doch eigentlich klar, die Organisation hat ihren Sitz in der Henrietta-Szold-Straße in Tel Aviv, im Hadar-Dafna-Gebäude und ist hier unter dem Namen Namen Mossad bekannt, Sarkasmus off.

  • 8G
    81622 (Profil gelöscht)

    Herr Hillenbrand teilt hier ziemlich undifferenziert gegen linke Kritiker der israelischen Palästina-Politik aus, indem er sie gleichsetzt mit Antisemiten aus der rechten oder islamistischen Szene. Das ist unlauter und falsch, da immerhin auch israelische Linke und Friedensorganisationen wie „Breaking the Silence“ und „Peace Now“ die rechte Politik eines Netanyahu und Liebermann angreifen. „Israel als jüdisches Kollektiv“ ist ein Staat, der sich an internationales Völkerrecht zu halten hat. Diese simple Tatsache zu verneinen, ist falsch, gefährlich und Wasser auf die Mühlen des Antisemitismus, der Teil eines immer mehr um sich greifenden fremdenfeindlichen Rassismus ist.

    • @81622 (Profil gelöscht):

      Es gibt sogar in Israelis eine Partei, die in ihrem Wahlprogramm Frieden mit den Palästinensern und mit den Nachbarn Israels vorsieht. Nur diese Friedenspartei Meretz wählt gerade mal 3,93% der Wähler, sodass sie im Jahr 2015 5 Sitze von 120 Sitzen in der Knesset errang. Alle anderen Sitze, also 115 gingen an die Hardcore–Israel-Parteien.



      Selbst Benjamin Netanjahu, der von der Staatsanwaltschaft krimineller Machenschaften bezichtigt wird, darf man nicht mehr kritisieren um nicht unter Antisemitismus-Verdacht zu geraten. Soweit sind wir schon.

      • @Nico Frank:

        Ihnen scheint die Zusammensetzung der Knesset, die israelischen Parteienlandschaft und deren Programme unbekannt zu sein.

        Trotzdem was dazu geschrieben, kann man machen.

        Die Zionistische Union, die Vereinte Liste, das sind übrigens die arabischen Israelis als drittgrößte Partei, die als "Hardcore-Israel-Parteien" zu bezeichnen ist soweit daneben, die Jesch Atid und Kulanu sind für eine Zweistaatenlösung.



        Das sind zusammen 49,52% aller Stimmen, kleinere Parteien und unabhängige Kandidaten habe ich nicht mal mitgezählt.

        Ihre Behauptung, 115 Sitze in der Knesset seien von Feinden des Friedens mit den Palästinensern besetzt, ist einfach erfunden.

        • @Sven Günther:

          Die arabischen Bürger Israels leben in einer Realität, in der sie Diskriminierung durch systematische und intentionellen Rassismus als Araber erleben. Dadurch, dass Israel wenigen Arabern das Etikett „Du bis jetzt Knesset – Abgeordneter“ aufklebt, wird Israel nach unseren zivilisierten europäischen Wertevorstellungen, weder eine Demokratie noch ein Rechtstaat. Israel ist davon sehr weit entfernt davon.

          • @Nico Frank:

            "unseren zivilisierten europäischen Wertevorstellungen"

            Da hab ich schallend angefangen zu lachen.

            Diese europäischen Werte, sind das die, die in Griechenland die Selbstmordrate um 36 Prozent steigen ließ, weil aufgrund der Sparmaßnahmen es für sie keinen anderen Ausweg gab? Oder werden diese Werte von Salvini oder Seehofer vorgelebt?

            • 6G
              60440 (Profil gelöscht)
              @Sven Günther:

              So ziemlich alles Über der Welt kam aus Europa.

  • 9G
    99710 (Profil gelöscht)

    Kommentar entfernt.

    Die Moderation

    • @99710 (Profil gelöscht):

      Der Hinweis auf die Seite H. Broders, der ähnliche Argumentationsweisen nutzt, nur mit mehr Hass gewürzt, war doch nicht so verkehrt in diesem Zusammenhang.



      Zumindest kann man sehen, dass Juden rechts im Sinne einer AfD sein und Rechte auch sehr prosemitisch auftreten können. Eine begriffliche Definition ist also weder leidige, noch überflüssig.

  • „Manifestationen [des Antisemitismus] können die Fokussierung auf den Staat Israel sein, wenn er als jüdisches Kollektiv wahrgenommen wird.“

    Kein Widerspruch gegen Herrn Hillenbrands besorgtes Mahnen. Ich würde mir jedoch wünschen, dass das eine Möglichkeit anzeigende Modalverb KÖNNEN genauso ernst genommen wird wie die von mir geteilte Sorge um das jüdische Leben in Deutschland.

    Ich bin ganz offen: eine größere Ausgewogenheit des Beitrags von Herrn Hillenbrand hätte ich mir auch gewünscht. Die berechtigte Kritik am Antisemitismus wird ja durchs Zündeln mit anti-muslimischen Klischees nicht etwa aufgewertet, und auch nicht durch karrikaturhafte Verkürzungen der Position der Labour Party. Zugegeben, ich kenne nur israelische Wissenschaftler_innen und "Professionals", aber die, die mit mir über das Thema freiwillig reden, also es von sich aus aufbringen, sagen ziemlich einhellig, dass die Besatzung Israel selbst schadet. Von einem Nur-palästinensisches-Leid-zählt kann man meiner Erfahrung nach bei den meisten reflektierten Kritiker_innen israelischer Politik nicht ausgehen.

  • „Manifestationen können die Fokussierung auf den Staat Israel sein, wenn er als jüdisches Kollektiv wahrgenommen wird.“ So viel zu der leidigen Frage, wo Antisemitismus beginnt.

    Hoffentlich ist dem Autoren bewusst, dass Israel sehr viel tut, um den Charakter des Staates als jüdisches Kollektiv aufrechtzuerhalten. Staatsbürgerschaftrecht, Eherecht, Situation der arabischen Minderheit u.v.m. Es gibt wenige Staaten die Israel in ihrem Nationalismus das Wasser reichen können...

  • Wenn man als BDS-Unterstützer als "Antisemit" gilt, na dann bin ich eben einer.



    Müsst Ihr dann aber auch als Meinungsfreiheit ertragen.