Kohlekonzern unter Druck: Mini-Investor mischt RWE auf
Der aktivistische Aktionär Enkraft attackiert RWE: Der Umbau zu Erneuerbaren sei zu langsam. Jetzt wehrt sich der Aufsichtsratschef.
Nicht schnell genug, findet Kormaier. RWE solle seine Tagebaue und Kohlekraftwerke, die zu den größten CO2-Emittenten Deutschlands gehören, abspalten. Eine rein auf erneuerbare Energien fokussierte RWE werde deutlich höher bewertet als der alte Kohlekonzern, meint der Investor.
Erst vor Kurzem attackierte Kormaier Vorstand und Aufsichtsrat erneut, weil sie die Umwandlung des Konzerns nicht schnell und transparent genug vorantrieben.
Nachdem dieses Schreiben an die Öffentlichkeit gelangte, antwortete RWE-Aufsichtsratschef Werner Brandt nun gereizt – und wieder über die Medien: „Ich weise Ihre Einschätzung entschieden zurück, dass der Aufsichtsrat sich primär auf formale Aspekte seiner Funktion beschränke“, schrieb Brandt. Die Unternehmensstrategie stehe im Fokus der Aufsichtsratstätigkeit, betonte Brandt in einem Reuters vorliegenden Brief eine Selbstverständlichkeit.
Kaum Expertise im Aufsichtsrat
Enkraft hatte verlangt, dass sich die Konzernstrategie „Growing Green“ auch im Aufsichtsrat widerspiegeln solle. Dass das Kontrollgremium in diesem Bereich „kaum über entsprechende Expertise“ verfüge, „halten wir für absurd“, so Kormaier. Tatsächlich sitzen im Aufsichtsrat keine VertreterInnen mit klarer Erneuerbaren-Expertise.
Auch der Vorstand kommt bei Kormaier nicht gut weg. Die RWE-Bosse schienen sich „noch mit vorgeschobenen und nicht wirklich überzeugenden Argumenten für einen Verbleib der Kohleaktivitäten bei RWE einzusetzen“, sagt der Investor.
Seine Vorstellung: Der Staat solle den klimaschädlichen Teil von RWE übernehmen. „Am Ende“, so Kormaier, „könnten Bund und Länder direkt oder über eine Stiftung die Kontrolle über die Restaktivitäten und die Renaturierungen übernehmen und damit Versorgung sichern, aber auch den Fahrplan der Einstellung der Kohleverstromung kontrollieren.“
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