Klimastreik global: Ein Freitag für die Verkehrswende
In Deutschland streiken Verdi-Beschäftigte und Klimaaktivist*innen zusammen für Klimaschutz und ÖPNV. Insgesamt verliert die Bewegung an Zulauf.
Hinter den gemeinsamen Aktionen steckte eine gemeinsame Strategie: Unter dem Motto „#Wirfahrenzusammen“ forderten FFF und Verdi gemeinsam eine sozial gerechte und nachhaltige Verkehrspolitik, also die Verkehrswende: Bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV, mehr Personal, bezahlbare Tickets, Ausbau der Streckennetze und höhere Taktung – aber alles zu höheren Löhnen und guten Arbeitsbedingungen.
Eine der größten Locations in Deutschland war der Invalidenplatz in Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Hier füllte es sich vormittags nur langsam. Das hatte im vergangenen September beim letzten Klimastreik noch ganz anders ausgesehen. Damals zelteten die Klimaaktivist:innen von Extinction Rebellion bereits Tage vor dem Streik auf dem kleinen Fleckchen Grün im Herzen Berlins. 36.000 Protestierende wurden damals von den Fridays gezählt. An diesem Freitag hatten die Veranstalter nur 5.000 Personen angemeldet. Es war ungewöhnlich kalt. Nicht jeder verlässt bei 0 Grad gerne das warme Klassenzimmer, um für Klimaschutz zu protestieren.
„Wir haben uns international für das Motto #Tomorrowistoolate entschieden, weil die Klimakrise schon jetzt katastrophale Folgen hat und Menschen schon jetzt ihr Zuhause verlieren. Gleichzeitig verschiebt die Politik die Maßnahmen immer weiter in die Zukunft“, sagte Darya Sotoodeh, 25, Sprecherin von Fridays for Future der taz. Sie betonte, die Zusammenarbeit von Verdi und ÖPNV werde weitergehen: „Verkehrspolitik ist ein wichtiger Teil von Klimapolitik.“
Olaf Scholz als Frère Jacques
Zum offiziellen Auftakt des Streiks um 12 Uhr mittags ertönte die Melodie von Frère Jacques, zu Deutsch Bruder Jakob. Der Liedtext war aber umgedichtet: „Olaf Scholz, Olaf Scholz, schläfst du noch, schläfst du noch, hörst du uns nicht streiken, hörst du uns nicht streiken, Klimastreik, Klimastreik!“
In Hamburg war der halbe Jungfernstieg voll mit Klimaschützer*innen. Auf den Schildern, die die Teilnehmer*innen in die Luft hielten, stand „No more empty promises“, es sei „genug geredet“ worden. Deshalb war auch die Hamburger Studentin Kim Rosebrock zum Streik gekommen: „Im Zuge des Krieges sehen wir, dass die Politik wieder mehr auf fossile Energien setzt, während das Verkehrsministerium nur Politik für Autos macht. Ich bin hier, um ein Zeichen dafür zu setzen, dass Klimaschutz endlich durchgesetzt wird.“
In Bremen sprachen die Veranstalter*innen von etwa 3.500 Teilnehmenden, im vergangenen September waren 4.000 Protestierende gezählt worden. Auffällig war, dass der Demozug noch jünger war als vorherige Streiks. Redebeiträge kamen unter anderem von der Gruppe Students for Future und der Stadtteilgewerkschaft Solidarisch in Gröpelingen.
Die Protestthemen der Fridays waren national verschieden. In Neuseeland forderten die Protestierenden nicht nur, dass keine fossilen Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle abgebaut werden, sondern auch die Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre und mehr Meeresschutzgebiete.
„Zeit, Versprechen einzulösen“
Im indischen Delhi prangerten rund 50 Leute an, dass sich die Lokalregierung während der Coronapandemie nicht um Klimaschutz gekümmert habe. „Die Pandemie ist jetzt vorbei“, sagte eine 20-jährige Aktivistin. „Es ist Zeit, Versprechen einzulösen.“ Die Studentin steht mit einem Megafon vor dem Gebäude der Stadtverwaltung Delhis. Auf ihrem weiß-grünen Umhang ist der Schriftzug „Youth for Climate India“ zu lesen.
Auch in neun Städten in Österreich gingen mehrere zehntausend junge Menschen auf die Straße. Zentrale Forderung war hier ein neues Klimaschutzgesetz: „Das bisherige ist ein Greenwashing-Gesetz der Sonderklasse und somit völlig wirkungslos“, sagte eine Sprecherin von FFF Austria.
Die spanische Klimabewegung hatte sich wegen des internationalen Frauentages am 8. März dieses Mal den Ökofeminismus auf die Fahne geschrieben. „Die Herrschaft über die Frau und die Natur haben einen gemeinsamen Ursprung“, heißt es in einem Aufruf zu einem Dutzend Kundgebungen im ganzen Land. In Madrid mobilisierte die „Jugend für das Klima“ (JxC) – der spanische Friday for Future-Ableger – zu einem Sit-In vor dem Parlament.
Laut JxC ist der Ökofeminismus „wesentlich“ für die Klimabewegung, da es unmöglich ist, „die Klimakrise ohne eine inklusive Perspektive zu bekämpfen“.
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