Fridays for Future in Berlin: Wütend und ausgelassen

Zehntausende Menschen demonstrieren am globalen Klimastreiktag in Berlin. Es sind viel mehr als erwartet.

Zu sehen sind junge Demonstrierende auf der Straße die auf die Kamera zulaufen. Sie halten Regenbogenflaggen. Eine hat einen grünen runden Aufdruck auf dem Fridays for Future steht.

Am Klimastreiktag demonstrieren viele Schü­le­r*in­nen: Doch auch Erwachsene sind dabei Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

BERLIN taz | Es sind Hunderte von Menschen, die an diesem Freitagmittag in Richtung Invalidenpark in Mitte strömen. Sie tragen Schilder mit Aufschriften wie „Ändere die Welt. Sie braucht es“ und „There is no Planet B“. Es sind Schüler*innen, Senior*innen, Lehrer*innen, viele andere: Sie alle sind auf dem Weg, um sich der Kundgebung und dem anschließenden Demozug von Fridays for Future (FFF) anzuschließen.

Sina Nowikow ist eine von ihnen. „Ich will meinen Kindern keine Zukunft im Chaos überbringen“, sagt sie. Es gäbe leider noch genug Menschen, die ihr Eigenwohl über das ihrer Kinder stellen würden.

8.000 Menschen waren bei der Polizei für die Versammlung im Rahmen des globalen Protesttags angemeldet. Doch es kommen mehr: Bald drängen sich Tausende vor einem aufgebauten Podium, verteilen sich bis auf die angrenzenden Straßen. Die Polizei spricht am Ende von mehr als 20.000 Personen. Fridays for Future hingegen nennt am Nachmittag die Zahl von 36.000.

In der Mittagssonne beginnt das Programm der Ak­ti­vis­t*in­nen auf dem Platz. Für die nächste Stunde werden hier vor allem Reden gehalten, Mu­si­ke­r*in­nen treten auf. Auf dem Podium sprechen bekannte Personen wie Klimaschutzaktivistin Luisa Neubauer und der Autor Marc-Uwe Kling.

Die Ak­ti­vis­t*in­nen von FFF haben klare politische Positionen für diesen Streik formuliert. „Wir fordern ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro von der Bundesregierung für mehr Klimasicherheit, etwa durch kostenlosen ÖPNV, sowie Reparationszahlungen an jene Länder, die schon jetzt besonders unter der Klimakrise leiden“, sagt Darya Sotoodeh, Sprecherin von FFF, die neben dem Po­di­um steht. „Die Länder, die heute am stärksten unter der Klimakrise leiden, müssen entschuldet werden.“ Ihre Begründung: Viele litten unter den unverhältnismäßig hohen Emissionen der Länder des globalen Nordens und jahrhundertelanger kolonialer Ausbeutung.

Die Ungerechtigkeiten hängen zusammen

Antonia Friedrich bleibt an diesem Tag der Schule fern, gemeinsam mit ihrem Kurs ist sie zum Klimastreik gekommen. Es sei ihr wichtig, heute hier zu sein und darauf aufmerksam zu machen, dass alle Ungerechtigkeiten irgendwie zusammenhängen, sagt die Demonstrantin, und spielt damit auf die globale Klimaproblematik an.

Auch in der Menschenmenge geht es aktivistisch hoch her. Vor allem das Volksbegehren Berlin 2030 klimaneutral hat an diesem Freitag viele Un­ter­schrif­ten­samm­le­r*in­nen vor Ort und versucht, neue Un­ter­stüt­ze­r*in­nen zu mobilisieren. Streiktage wie diese würden zeigen, dass die Klimabewegung in Berlin riesig sei und es eigentlich kein Problem sein sollte, genug Unterschriften für ein klimaneutrales Berlin zu sammeln, sagt ein Redner.

Nach gut einer Stunde sind die Ak­ti­vis­t*in­nen durch mit der Startkundgebung, die Menge wärmt sich mit dem lauten Rufen von Demoparolen weiter auf. Von hier wird der Demozug durch das Regierungsviertel laufen und später für die Schlusskundgebung zum Invalidenpark zurückkommen. „Es läuft alles nach Plan. Ich bin begeistert, wie viele Menschen hier sind“, sagt Sotoodeh.

Die Stimmung in der Menge der Demonstrierenden ist aufgeladen: Einerseits sind viele wütend auf die Politik und sich nicht bessernde Umstände, andererseits ausgelassen, was sich in lautem Jubel als Reaktion auf Redebeiträge zeigt. „Gerade jetzt nach Corona ist es so wichtig, dass wir alle wieder sehen, dass wir viele sind“, sagt Demonstrantin Seyna Diene.

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