Klimastreik an der Freien Universität: No Future für von Storch
Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch wollte eine Klima-Diskussion an der FU besuchen. Nach Protesten sagte die Uni-Leitung die Veranstaltung ab.
Nach der Ankündigung von Protesten gegen einen Besuch der AfD-Politikerin Beatrix von Storch an der Freien Universität Berlin ist die Veranstaltung von der Uni-Leitung abgesagt worden. Das teilte die Universität am Mittwochnachmittag zunächst ohne Angabe von Gründen mit. Rund 150 Studierende hatten sich am Nachmittag vor dem Lateinamerika-Institut der FU in Wilmersdorf postiert, um die Teilnahme der AfD-Politikerin an der Veranstaltung „Klimawandel & Gender“ der Protestbewegung Fridays for Future zu verhindern.
Die christliche Fundamentalistin Storch hatte ihren Besuch am Montag per Twitter angekündigt. „Mich interessiert brennend, was Klimawandel mit Geschlechterverhältnissen zu tun hat und ob Frauen und Männer unterschiedlich von den Folgen betroffen sind“, schrieb sie ironisch – und versah ihren Tweet mit dem Hashtag #irre.
Daraufhin forderte die Studierendenvertretung (Asta) von der Universitätsleitung ein „klares Zeichen gegen rechte Hetze“ und verlangte ein Hausverbot. Gleichzeitig rief der Asta zum Protest auf. Man begrüße „alle Aktionen, die sich gegen den Auftritt von Storchs richten“.
Uni-Präsidium hatte eigene Pläne
Nach Angaben des Asta sei die Veranstaltung nach der Ankündigung von Storchs von der DozentIn abgesagt worden. Laut Universität stand die Absage allerdings nicht in Zusammenhang mit der Ankündigung der AfD-Politikerin, an der Diskussion teilnehmen zu wollen. Vielmehr habe der Ausfall gesundheitliche Gründe gehabt.
Das Präsidium der Universität habe daraufhin entschieden, die Veranstaltung dennoch durchzuführen, „unter massivem Polizeiaufgebot“, wie der Asta berichtete. Die Uni-Leitung erklärte, man habe so lediglich FFF unterstützen und den Ausfall der angeblich erkrankten DozentIn kompensieren wollen: „Damit die Lehrveranstaltung trotz des Ausfalls stattfinden kann, wurde eine Vertretung gefunden“, so der Pressesprecher des FU-Präsidenten.
Die Klima-AktivistInnen widersprachen am Mittwochnachmittag dieser Darstellung: „Wir hatten die Universität nicht um Hilfe gebeten“, so Roberto Sanchiño Martinez, ein FFF-Sprecher. „Das Präsidium hat uns ihre Pläne einfach vorgesetzt.“ Daraufhin habe man sich, auch angesichts der Positionierung von Storchs als profilierte Klimaleugnerin, dazu entschieden, die Veranstaltung aus dem Programm der Klimastreikwoche zu streichen.
„Wir von FFF verstehen nicht, wieso das Präsidium es mit der Krankmeldung der Dozentin nicht einfach hat gut sein lassen“, sagte Sanchiño am Mittwoch.
Hans Georg, Studierendenvertreter
Überfordert mit dem Protest?
Die FU beharrte der taz gegenüber darauf, man habe die Klima-AktivistInnen nur unterstützen wollen und die Veranstaltung schließlich abgesagt, als diese sich von dem Event distanzierten. Warum die Absage erst mehrere Stunden nach dieser Distanzierung seitens FFF erfolgte, erklärte die Uni-Leitung nicht. „Ich denke, die Uni ist mit dem großen Protest der Studierenden überfordert“, mutmaßte Sanchiño.
Der Asta ging indes in seiner Kritik am Vorgehen des Präsidiums noch weiter: „Durch die Einladung legitimiert die Uni Storchs Position im gesellschaftlichen Diskurs“, so der Referent für Antifaschismus Hans Georg. Der Umgang des Präsidiums mit der Situation sei außerdem extrem instransparent gewesen.
Am späten Mittwochnachmittag äußerte sich Beatrix von Storch schließlich selbst auf Twitter zur Absage und bezeichnete die Klima-AktivistInnen als „erbärmlich“. Sie habe sich angemeldet, „nur um zu zu hören“, so von Storch.
Nach der Verkündung der Absage skandierten die anwesenden Demonstranten am Breitenbachplatz in strömendem Regen, „Klimaschutz ist Antifaschismus“. Aus dem Megafon tönte es: „Wir haben hier an der FU einen besetzten Hörsaal und wir haben Veranstaltungen zum Klima. Das lassen wir uns nicht nehmen!“
(mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen