piwik no script img

Klimaschutz und Migration„Warum ist die Klimabewegung so sichtbar weiß?“

Eine Klimaaktivistin hilft in einem Geflüchtetenlager in Calais. Sie meint: Dort kann man sehen, wie Rassismus und Klimakrise zusammenhängen.

Im Einsatzort: Die Aktivistin, die sich Zade Abdullah nennt, in der Küche in Calais Foto: privat
Celine Weimar-Dittmar
Interview von Celine Weimar-Dittmar

taz: Frau Abdullah, schon lange bilden sich in Calais in Frankreich an der Grenze zu Großbritannien inoffizielle Geflüchtetenlager. 2015 wurde der sogenannte „Jungle“ mit 8.000 Geflüchteten geräumt. Trotzdem campen in Calais weiterhin Menschen, um von dort über Lastwagen oder den Seeweg nach Großbritannien zu gelangen. Wie haben Sie die Situation vor Ort erlebt?

Zade Abdullah: Seit der Räumung damals ist Calais total aus den Medien verschwunden. Dabei verschlimmert sich die Lage stetig. Hier sind tägliche Räumungen und Polizeigewalt zu sehen. Die Leute sind hier sehr dezentral in Zelten auf der Straße verteilt. Sie versuchen, sich im Wald oder in Büschen vor Wind und Wetter zu schützen. Man sieht, dass hier ganz viele Flächen gerodet wurden, ganz viel aufgebaggert worden ist, damit man da nicht mehr zelten kann.

Warum sind Sie als Kli­ma­ak­ti­vis­tin vor Ort?

Wir sind hier als Ak­ti­vis­t:in­nen von Ende Gelände und Seebrücke, haben uns der Refugee Community Kitchen angeschlossen und kochen fast jeden Tag für die Leute hier warmes Essen. Zum anderen versuchen wir, über die Instagram- und Twitter-Accounts unserer Gruppen über die Lage vor Ort zu berichten und zu zeigen: Wo sind eigentlich gerade die ganzen Medien? Außerdem klären wir darüber auf, was das hier alles mit der Klimakrise zu tun hat. Wir zeigen, dass der gemeinsame Nenner dieser beiden Krisen – der rassistischen Krise an den EU-Außengrenzen und der Klimakrise – die White Supremacy ist.

Im Interview: Zade Abdullah

Die 22-jährige Politikstudentin engagiert sich seit eineinhalb Jahren bei der Klima-Gruppe Ende Gelände und der Bewegung Seebrücke. Vor Ostern hat sie Menschen im Camp in Calais unterstützt. Sie heißt eigentlich anders, will aber nicht mit ihrem echten Namen in der Öffentlichkeit stehen, seit sie Erfahrungen mit rechter Hetze im Netz gemacht hat.

Also die sozial konstruierte Vorherrschaft der Weißen. Wie meinen Sie das?

Die weiße Vorherrschaft basiert darauf, dass das Leben von People of Color und Schwarzen Menschen (BIPoC) weniger wert ist, dass sie abgewertet werden. Das kann man hier in Calais ganz klar sehen. Also, wir können uns ja nicht vorstellen, dass hier kleine weiße französische Mädchen monatelang in Zelten leben müssen und Polizeigewalt und Tränengas abkriegen.

Und was hat die Situation in Calais mit der Klimakrise zu tun?

Genau dasselbe passiert auch in der Klimakrise. Die konnte überhaupt nur durch die Ausbeutung von BIPoC im kolonialen Kontext entstehen. Heute ist es ganz eindeutig, dass die meisten Schäden durch die Klimakrise im globalen Süden passieren. Dort sind die meisten Menschen schon betroffen und werden trotzdem nicht ernst genommen. Wenn wir in einem System leben würden, das nicht weiß beherrscht wäre, würden wir die Menschen jetzt schon ernst nehmen.

Thematisiert die Klimabewegung diese Zusammenhänge ausreichend?

Nein. Meine Forderung an die Klimabewegung in Deutschland ist, einfach mal kurz zu pausieren und sich zu fragen: Warum ist die Klimabewegung so sichtbar weiß? White Supremacy muss auch innerhalb der Bewegung viel mehr thematisiert werden. Wie kann es eigentlich sein, dass der Klimakampf erst seit Fridays for Future so eine mediale Aufmerksamkeit hat, obwohl es eigentlich schon ein so langer Kampf von BIPoC im globalen Süden ist? Das hat einfach nie Aufmerksamkeit bekommen, und jetzt schreibt man die Klimagerechtigkeitsgeschichte im globalen Norden neu.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
  • Mich würde interessieren, wie viele afrikanische Zeitungen Frau Abdullah gelesen hat, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Klimabewegung "weiß" ist. Natürlich ist sie in Europa "weiß". Hier wohnen überwiegend Menschen dieser Hautfarbe. Und es wird nun mal erst im Umfeld berichtet. In der Lokalzeitung stehen Meldungen, die es nicht mal in die Landeszeitung, geschweige den die großen Tageszeitungen schaffen, da sie nur lokal interessant sind. Wie viele Meldungen von FFF findet man den in der NYT? Vergleicht man das mit Meldungen in der Süddeutschen, wird man zum Schluss kommen, dass FFF in den USA kaum Resonanz gefunden haben.

    • @Strolch:

      Man muss keine Afrikanische Zeitung lesen um zu wissen das nur wenige Afrikaner sich aktiv und kontinuierlich an der Klimabewegung beteiligen können. Das liegt nicht am fehlendem Bewusstsein für das Thema, sondern daran das die breite Masse damit beschäftigt ist, irgendwie finanziell über die Runden zu kommen. Das bindet zeitliche und geistige Ressourcen. Sich aktiv an der Klimabewegung zu beteiligen muss man sich auch leisten können.

  • Mal ganz praktisch gefragt: Angenommen, ich bin ein alter, weißer Hetero-Mann. Wo muss ich um Erlaubnis bitten, wenn ich gegen einen Braunkohletagebau demonstrieren will?

  • Warum niemand darüber berichtet in den Mainstream-Medien scheint mir offensichtlich: Es ist kein Geld damit zu verdienen. Weder als Journalist noch als Werbeträger.



    Ob schwarz oder weiss ist den Profiteuren letztendlich egal. Hauptsache der Gewinn stimmt.



    Und Rassismus gab es z.B.in Afrika schon vor dem "weissen Mann" durch die arabischen Männer, die sich in Subsahara Sklaven holten.



    Wer die Macht hat benutzt die Ohnmächtigen.



    Also heisst es, die Mächtigen entmachten ohne selbst mächtig zu werden. Natur in Ruhe zu lassen ohne zu versuchen, den Lebensstandard zu halten. Ich halte es für eine Illusion, daß das in "unserer" Gesellschaft oder in anderen ähnlichen Gesellschaften mit Oben und Unten im großen Stil machbar ist.

  • Es entsteht ein bisschen der Eindruck, als würden von den Gegnern kritischer Bewegungen bestimmte Personen eingeschleust, nur um die Bewegungen und deren Inhalte der Lächerlichkeit preiszugeben und somit dafür zu sorgen, dass sie in der Öffentlichkeit keine ernstzunehmende Rolle mehr spielen.

    Die BGE-Gruppem wurden von Esoterikern infiltriert: Goldene Krönchen aufsetzen und in den Fußgängerzonen herumtänzeln reicht nun mal nicht…

    Zahlreiche autonome Gruppen, Projekte und Hausbesetzungen wurden von Personen der Queer-Szene dahingehend gekapert, dass alle sonstigen politischen Inhalte in internen Diskursen und der Öffentlichkeitsarbeit quasi keine Stimme mehr bekamen und ausgegrenzt wurden, was am Ende zum Scheitern von Projekten und Zerwürfnissen zwischen engagierten Menschen führte.

    Nun werden also Klima- und Naturschutz sowie Engagement für Geflüchtete von Identitätspolitischen Aktivist*innen in Frage gestellt und somit ausgebremst - super! Frau Ministerin Klöckner und die Lobbyisten hinter ihr wird's freuen!

    Ich bin selber hauptberuflich in der Flüchtlingshilfe tätig. Wir unterstützen die geflüchteten Menschen beim Ankommen und auf ihrem Weg durch die Instanzen und erarbeiten gemeinsam mit ihnen Perspektiven und Zukunftskonzepte. MIt anderen Worten: Wir arbeiten lösungs- und nicht problemorientiert.

    Die Schreihälse aus der Empörungsecke, die immer nur lauthals Schuldige suchen und durchs Dorf treiben, können mir, den Geflüchteten und der Natur gestohlen bleiben!

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Khaled Chaabouté:

      Danke dafür. Man fragt sich manchmal, ob man im falschen Film ist.



      Ich jedenfalls habe keine Lust mehr auf solche Diskussionen.

  • "Die weiße Vorherrschaft basiert darauf, dass das Leben von People of Color und Schwarzen Menschen (BIPoC) weniger wert ist, dass sie abgewertet werden." Immerhin ist die Quote der Menschen, die weltweit in absoluter Armut leben müssen, trotz White Supremacy von 42,2% (1981) auf ca. 10% (2015) gesunken (Quelle: Wikipedia). Was die Rechte von Migrant*innen und Geflüchteten angeht, habe ich eine klare Haltung: Sie haben das Recht, z. B. aus dem Mittelmeer geholt zu werden. Sie haben das Recht, menschenwürdig untergebracht und versorgt zu werden. Sie haben das Recht auf ein faires Asylverfahren. Sie haben das Recht auf persönlichen Respekt und Anerkennung. Sie haben aber kein Recht auf die Haltung: "Ich gehe nach UK, und zwar um jeden Preis! Ich blockiere dafür Straßen, beteilige mich an Massenschlägereien, lehne alternative Unterkünfte des französischen Staates ab und mache mit Hilfe meiner aktivistischen Freund*innen die White Supremacy für alles Elend auf der Welt verantwortlich" (Quelle: Wikipedia). Was ich wiederum akzeptiere, ist der Vorwurf einer zu geringen medialen Präsenz der Klimabewegung des globalen Südens. Wenn die einzige Schwarze FFF Aktivistin aus einem Foto herausgeschnitten wird, das anschließend weltweite Verbreitung findet (wie vor einiger Zeit geschehen), ist das ein Unding! Wir leben in einer Welt der Grautöne. Deshalb hilft Schwarz/Weiß Malerei nicht weiter.

    • @Running Man:

      Ihnen ist schon klar das die Grenze für absolute Armut bei 1,90 Dollar liegt? Selbst in Entwicklungsländern kann man sich davon weder ausreichend gut ernähren noch Schulgeld für die Kinder oder eine ärztliche Versorgung bezahlen. Von ordentlichem Wohnraum und Energie ganz zu schweigen. Ich bin alle zwei oder drei Jahre in Abidjan und jedes mal merke ich das dort die Preise wieder gestiegen sind, während die Einkommen der Ärmsten seit langen stagnieren. Deshalb halte ich von dieser vermeidlich tollen Nachricht das weniger Menschen in absoluter Armut leben rein garn nichts, weil es nicht die Realität widerspiegelt. Immer mehr Menschen geht es immer schlechter dort, weil die Preise zu hoch sind. Ja ein Paar mehr geht es besser sie schaffen den sozialen Aufstieg, aber die breite Masse jedoch nicht.

  • Ich mit meinen Depressionen bin in der Arbeit such immer am kürzeren Hebel, denn wenn ich mich mal kritisch selbst hinterfrage bleibt beim Arbeitgeber nur hängen dass ich schlecht bin, während andere, die schlechtere Qualität liefern aber dich lauthals dafür selbst loben von e Arbeitgeber gefördert werden.



    Eier ich sehe geht es denn klimaaktivistem genauso. Wer kritisch zu Sich selbst ist, zeigt Schwächen , und diese muss man ausnutzen

  • Ich habe mir gerade aus anderen Gründen den Aralsee angesehen auf duckduckgo.com/?t=...C78.76744816848404

    Klickt mal auf Satellit und zoomt dann raus, bis ihr die ehemaligen Wasserflächen erahnen könnt.

    Das ist nicht der geographische Süden. Ich weiß nicht, ob es im Süden wirklich am schlimmsten ist, oder ob nicht doch im Norden mehr Menschen betroffen sein werden (da wohnen halt mehr). Nur so nebenbei.

    • @Cededa Trpimirović:

      Das liegt aber nicht am Klimawandel sondern am fehlenden Wassernachschub. Dem See wurden zwecks landwirtschaftlicher Bewässerung die Zuflüsse gekappt. Die Folgen für Ökosystem und die Bevölkerung drumherum sind krass, Wikipedia schreibt dazu:



      „Es wird davon ausgegangen, dass die gesundheitlichen Folgen der Austrocknung des Aralsees vom Ausmaß ähnlich den Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl sind, jedoch ist die Aufmerksamkeit für den Aralsee in der westlichen Welt sehr gering.“

  • " Warum ist die Klimabewegung so sichtbar weiß? "

    weil sie nicht sozial und antikapitalistisch genug ist.um die aus einer geschichte der rassistischen gewalt geerbten und vom markt perpetuierten sozialen ungleichheiten ernsthaft in frage zu stellen.

    in deutschland ist sie noch weisser und noch weniger sozial und antikapitalistisch und systemkritisch als in frankreich

  • "Heute ist es ganz eindeutig, dass die meisten Schäden durch die Klimakrise im globalen Süden passieren. Dort sind die meisten Menschen schon betroffen und werden trotzdem nicht ernst genommen"

    Wie genau könnte denn die Klimabewegung die Anliegen der Menschen im globalen Süden noch ernster nehmen, als sich mit Vehemenz gegen die größte Bedrohung zu stemmen, die eben jene -wie bereits erwähnt- direkt betrifft?

    FFF ist eine Protestbewegung von Jugendlichen und Schülern. Wie kann man erntshaft glauben, dass es irgendwas an den über Jarhunderte und zig Generationen gewachsenen Ungerechtiglkeiten dieser Welt ändert, wenn sie mit ihrem Protest mal pausieren? Ich behaupte mal ins Blaue, des Themas Rassimus und Privilgien sind sich die Klimaaktivisten sicher wesentlich bewußter, als der absolute Großteil der Gesellschaft.

    Wenn man denn jemand für das Nichtsichtbarsein der Protestbewegungen farbiger Menschen verantwortlich machen will, dann ja wohl die Generationen, die sich mit den den dringendsten Problemen dieser Welt kaum auseinader gestzt haben. Oder Medien, die der Arbeit nichtweiser Aktivisten ignorant begegnen.

    Seitdem Bestehen von FFF gibts die schärfste Kritik aus dem linken und alternativen Lager. Sie stellen die Sytemfrage nicht, sind nicht radikal genug, nicht divers genug, nicht unterpriviligiert genug.

    Wieso erwartet man eigentlich von denen, die sich schon in jungen Jahren mehr engagieren als die allermeisten ihrer Mitmenschen und die Generationen vor ihnen, dass sie alle Probleme beseitigen, die zig Generationen vor ihnen nicht mal im Ansatz lösen konnten?

  • Immer, wenn ich so etwas lesen, wie auch "Disability too white", lese ich "Weiße, zieht euch doch etwas zurück, lasst den anderen mehr Raum". Und wenn man das machen würde, würde wieder kritisiert, dass Weiße sich in dieser Sache nicht engagieren.



    Kann man nicht andere Formulierungen dafür finden, die konstruktiver sind, z.B. warum sind POC in der Klimabewegung weniger medial präsent oder weniger bekannt und was kann man dagegen tun?

    Sonst werden sich jetzt wohlmeinende Klimakativisten vielleicht zurückziehen, weil sie das Gefühl haben, in der Klimabewegung eher andere zu behindern. Das sollte ja nicht Sinn der Sache sein, oder?

  • Geschichte einfach umgeschrieben? Warum fragt die interviewende Journalistin nicht mal kritisch nach?

    Historisch hat die Klimakatastrophe eher mit der Ausbeutung weißer Bergarbeiter durch weiße Kapitalisten begonnen. Später kamen andere fossile Energieträger dazu. Neben der Ausbeutung von Ölvorkommen in den USA kam dabei vor allem Saudi Arabien zum Zug, welches nie unter europäischer Kolonialherrschaft stand (allenfalls zeitweise unter osmanischer). Die Klimakrise zu einem rassistischen Konflikt zu stilisieren liegt also total neben den Fakten.

    Wenn heute die "Klimabewegung so sichtbar weiß" ist, dann sollte man sich über das Engagement der Menschen freuen, die in der Bewegung aktiv sind. Wenn PoC sich dort weniger engagieren und somit auch weniger sichtbar sind, ist das bedauerlich. Wie könnte man sie denn besser motivieren?

    • @Winnetaz:

      Recherchieren Sie doch mal Dreieckshandel/Sklaverei und schauen dann, ob Ihre These sich halten lässt. Es ist schon kein Zufall, dass die Ausbeutung der europäischen Arbeiter*innen ihren peak nach der Abschaffung der Sklaverei hatte. Und fossile Brennstoffe werden fast überall auf Kosten nicht-weißer Menschen abgebaut, die vertrieben werden und deren Widerstand gebrochen wird (googeln Sie mal Ken Saro Wiwa). Würden Sie Schwarzen Aktivist*innen zuhören, wüssten sie auch, dass es kein Motivationsproblem gibt, sondern dass diese sehr viel Rassismus erfahren, wenn sie sich in der weißen Klimabewegung engagieren. Da hätten Sie wahrscheinlich auch keinen Bock drauf.

  • @KARTÖFFELCHEN, @SCHUSTERS BERND

    Jetzt beruhigen Sie sich doch.

    Mit "pausieren" hat Zade Abdullah mit Sicherheit nicht "die Hände in den Schoss legen" gemeint, eher vielleicht "in sich gehen" -- und dass Klimawandel in eine grosse Ungerechtigkeit mündet, bzw. bereits jetzt ist dürfte ihr am bewusstesten sein.

    Engagieren Sie sich lieber ein Bisschen. Einen Bruchteil dessen, was Zade Abdullah tut wäre schon was.

  • "...dass der gemeinsame Nenner dieser beiden Krisen – der rassistischen Krise an den EU-Außengrenzen und der Klimakrise – die White Supremacy ist".



    Ich würde eher vermuten, dass der gemeinsame Nenner die "Supremacy" des Kapitals ist. Und dass Kapitalisten oft (aber nicht immer) weiße Hautfarbe haben, ein unwesentlicher Nebenaspekt ist. Und dass eine Fokussierung auf die Hautfarbe vom Kern des Problems ablenkt.

    • @sollndas:

      Sehe ich im Wesentlichen genauso. An Arbeit und Aneignung deren Ergebnisse hängt nahezu alles. Ich freue mich auf den Teil der Pandemie-Diskussion, der die Art und Weise, wie wir auf diesem Planeten leben positiv verändern wird, für alle Menschen.

  • ‘White supremacy’ ist im Westen allgegenwärtig, noch in den kleinsten Verästelungen des Denkens der Weißen, in all ihren Gefühlsäußerungen, in jedem ‘privaten’ Handeln, auch wenn es vorgibt, unpolitisch zu sein – und in allem politischen Handeln.

    Alle Politik in den sog. ‘Zivilisationen’ des weißen Westens ist von White Supremacy durchsetzt, alle Politik ist inhärent rassistisch, patriarchalisch-sexistisch und transphob. Niemand sollte sich hier Illusionen hingeben, insbesondere sog. ‘(Links-)Liberale’ nicht: Deren Liberalismus ist in Wahrheit reaktionär, deren Ideologie ist das größte Hindernis für eine klimagerechte Gesellschaft.

    ‘White Supremacy’ hat den Rassismus in die Welt gebracht, der vorher unbekannt war. Weiße Männer beuten seit Jahrhunderten rücksichtslos die Erde aus, während zuvor die indigenen Gesellschaft in Harmonie mit der Natur lebten. Das analytische Denken – einschließlich der weißen Mathematik – weißer Männer hat das holistische Denken der BiPoCs (und der Frauen) rücksichtslos verdrängt, hat die sanften Technologien, die im Einklang mit der Natur operierten, gnadenlos zerschlagen.

    Was hat die weiße sog. Zivilisation der Welt gebracht? Nichts als Zerstörung, Ausbeutung und Unterdrückung.

    Es ist an der Zeit, das zu stoppen. Die Weißen sollten dies erkennen und endlich zurücktreten, und Platz machen für eine Ära der ‘Black Supremacy’ (unter Einschluß von Brown und Red), eine ‘Supremacy’ der holistischen Sustainability; eine Supremacy der sanften Technologien und einer ganzheitlichen Natur-Medizin, die den weißen männlichen Reduktionismus überwindet; für eine nicht-weiße Mathematik; für das Ende von white-suprematistischer Datenhuberei und präszisionistischer Faktengläubigkeit.

    Typisch ist, daß selbst ein ‘progressives’ Projekt, wie die ‘Feminstische Gletscherkunde‘ (‘Feminist Glaciology’) von Mark Carey, M. Jackson und A. Antonello, das das Mensch-Eis-Verhältnis klimakritisch thematisiert, im weißen Paradigma verhaftet ist.

    • @Weber:

      Ach, nein @Weber.



      Immer wieder die Verwechselung von Korrelation und Kausalität.

    • @Weber:

      Nur so ein Aspekt: ":..während zuvor die indigenen Gesellschaft in Harmonie mit der Natur lebten. .:" Das ist schon fast wieder rassistisch. Weil es das Bild von einer edlen, harmonischen Indigenen stark überhöht.



      Kaum eine Gesellschaft hat über längere Zeit harmonisch mit der Natur gelebt. Überall auf der Welt finden sich Spuren untergegangener Kulturen, die die Karten überreizt haben.



      Nur wenn die Gesellschaften klein genug waren, bzw. von der Natur klein gehalten wurden, gelang manchmal ein langfristiges Bestehen.

  • "Wie kann es eigentlich sein, dass der Klimakampf erst seit Fridays for Future so eine mediale Aufmerksamkeit hat, obwohl es eigentlich schon ein so langer Kampf von BIPoC im globalen Süden ist?"

    Weil die bürgerlichen Medien in den bürgerlich-liberalen Staaten der "westlichen Welt" halt zu gern das Bild vom dummen Bimbo kultivieren, sei es durch Tun wie der Bayrische Rundfunk, sei es durch Unterlassen wie die meisten. Die meisten Klimaaktivist*innen sind nicht weiß, aber über Leute wie die von FFF Sierra Leone hört man in den deutschen Medien ja nix. (Einfach mal um eine FFF-Gruppe zu nennen, die mir in den letzten Wochen durch extrem hohe Aktivität aufgefallen ist.)

    Und weil diejenigen, die vor 35 Jahren in irgendwelchen Regenwaldprojekten in Mittelamerika waren, von ihren AltesgenossInnen, die stattdessen die Welt verseucht und sich am Leid anderer Menschen schamlos bereichert haben, beim Rattenrennen namens "Aufmerksamkeitsökonomie" gnadenlos an die Wand geklatscht wurden.

    Wer nur sehen will, dass die Welt heile ist, und der Liberalismus/Kapitalismus das überlegenste aller sozioökonomischen Systeme, der sieht halt nix anderes.

    • @Ajuga:

      "Wer nur sehen will, dass die Welt heile ist, und der Liberalismus/Kapitalismus das überlegenste aller sozioökonomischen Systeme, der sieht halt nix anderes."



      Es läßt sich zumindest nicht leugnen das der Kapitalismus das gegenwärtig einzige sozioökonomische System von Weltbedeutung ist. Andere Systeme ,wie der realexistierende Sozialismus,konnten sich a)nicht durchsetzen und haben b) die (Um)Welt noch heftiger ruiniert. Alle anderen Alternativen existieren nur in der Theorie bzw. im kleinen begrenzten Rahmen("Stammesgesellschaft").



      Das ist kein Plädoyer für den K.,sondern einfach die Beschreibung des Ist-Zustandes.

    • @Ajuga:

      D'accord mit den ersten Absätzen.



      Aus meiner Sicht bringt uns indes das Labeling 'Liberalismus/Kapitalismus-System kein Stück weiter. Auch sagt es mE so gut wie nichts aus.



      Überall sehe ich nur Mischsysteme.



      Wir müssen die Probleme/Fehler/Missstände und ihre Abhilfe konkret benennen und bearbeiten. Deshalb heißt es ja auch Tatsachen.

  • "Genau dasselbe passiert auch in der Klimakrise. Die konnte überhaupt nur durch die Ausbeutung von BIPoC im kolonialen Kontext entstehen."



    Ernsthaft? Wie viel Kohle gibt es auf der Nordhalbkugel? Und hat je ein Land sich geweigert, massenhaft Öl zu liefern, wenn es dadurch reich werden konnte?



    Und wie wurde Kohle gefördert? Durch die massenhafte Ausbeutung der ("weißen") Arbeiterklasse durch andere "weiße" reiche Leute im 19. Jahrhundert.



    Sorry, aber Fakten können nicht durch Ideologie ersetzt werden.

    "Meine Forderung an die Klimabewegung in Deutschland ist, einfach mal kurz zu pausieren und sich zu fragen: Warum ist die Klimabewegung so sichtbar weiß? White Supremacy muss auch innerhalb der Bewegung viel mehr thematisiert werden. "

    Sorry, aber die Klimabewegung versucht, den größten Massenmord gerade an PoC im globalen Süden zu verhindern (wie viele Afrikaner würden denn in einer 4 Grad-Welt sterben durch Hitze, Dürren und die daraus folgenden Konflikte?).



    Wir haben keine Zeit fürs pausieren. Und wir haben keine Zeit für solche Wahnideen, dass es eine Rolle spielt. Dem Klima ist es völlig egal, wie wer sich fühlt oder wie wer repräsentiert ist. Als Menschheit müssen wir da ZUSAMMENHALTEN. Und uns nicht in Hautfarben spalten lassen.

    • @Kartöfellchen:

      Da kann ich nur zustimmen... Pausieren?



      Hat sie nicht selbst gesagt, dass "im globalen Süden" jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels deutlich zu spüren sind?



      Eine Pause, um zu eruieren, warum man in Europa so weiß ist bei der Klimabewegung...? Genau die Einstellung, die man von privilegierten Weißen erwarten kann, die alles ganz korrekt ausdiskutieren wollen, weil sie es gewohnt sind, dass sie es können (zeitlich), dürfen und dann vielleicht sogar noch ernst genommen werden...

      Anstatt einfach mal zu machen und sich stärker mit den Gruppen die nicht in Europa und anderen "weißen" Regionen leben, zu vernetzen und deren Stimmen zu stärken... Dadurch, dass man geschlossen auftritt, ohne Differenzierung nach Hautfarbe, oder geographischer Herkunft...