Klimaschädliche Dienstwagen: Andersrum umverteilen
Dienstwagen sind ungerecht und schlecht für die Ökobilanz. Deswegen sollten sie auch nicht steuerlich begünstigt werden.
D ie Bundesregierung könnte viel mehr Geld in die Verkehrswende stecken. Doch statt im großen Stil neue Radwege, Angebote im Nahverkehr, Bahnschienen oder E-Autos zu bezahlen, investiert sie fleißig weiter in Steuervorteile für Dienstwagen mit Verbrennermotor. Mit stolzen 13,7 Milliarden Euro subventioniert Deutschland jedes Jahr fossil betriebene Firmenautos, wie die Klimaschutzorganisation Transport & Environment ausgerechnet hat.
Der Verkehr hierzulande heizt die Erde so sehr auf wie kaum ein anderer Sektor. Deshalb will die Ampelkoalition eigentlich eine klimafreundliche Verkehrswende. Trotzdem lässt sie sich Milliarden durch Privilegien für Fahrzeuge entgehen, die dem Klima – und damit auch den Menschen und der Gesundheit – schaden. Das dürfte schon längst nicht mehr sein.
Außerdem bedeutet das Dienstwagenprivileg ungerechterweise eine Umverteilung der Steuergelder von unten nach oben. Laut Umweltbundesamt kommt die Hälfte des Subventionsvolumens bei Dienstwagen den reichsten 20 Prozent der Bevölkerung zugute. Je größer das Auto, desto mehr klimaschädliche Steuervorteile, wie die Zahlen von Transport & Environment zeigen. Bald sollen Arbeitgeber auch bei E-Dienstwagen Steuern sparen können, die bis zu 95.000 Euro kosten. 95.000 Euro, so viel kosten meist schwere Luxus-E-Autos, die sich Privatpersonen kaum leisten können. Von einer sozial gerechten Mobilitätsförderung fehlt in den aktuellen Plänen der Regierung jede Spur. Dabei bräuchte es die dringend.
Verbrenner könnten, so wie in Großbritannien, deutlich höher besteuert werden als E-Firmenwagen. Damit nicht nur Besserverdienende profitieren, könnte es für E-Autos, so wie in Frankreich, günstige Leasingangebote für Menschen mit niedrigem Einkommen geben. Radwege, Nahverkehr und Schienen könnten ausgebaut und preiswerte Tickets angeboten werden. Wenn die Verkehrswende gelingen soll, muss der Bund das Geld, das ihm durch das Dienstwagenprivileg entgeht, endlich umverteilen – aber eben von oben nach unten.
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