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Klimaschädliche DienstwagenAndersrum umverteilen

Nanja Boenisch
Kommentar von Nanja Boenisch

Dienstwagen sind ungerecht und schlecht für die Ökobilanz. Deswegen sollten sie auch nicht steuerlich begünstigt werden.

Steuervorteile für Dienstwagen mit Verbrennermotor helfen nicht bei einer klimafreundlichen Verkehrswende Foto: Sabine Gudath/imago

D ie Bundesregierung könnte viel mehr Geld in die Verkehrswende stecken. Doch statt im großen Stil neue Radwege, Angebote im Nahverkehr, Bahnschienen oder E-Autos zu bezahlen, investiert sie fleißig weiter in Steuervorteile für Dienstwagen mit Verbrennermotor. Mit stolzen 13,7 Milliarden Euro subventioniert Deutschland jedes Jahr fossil betriebene Firmenautos, wie die Klimaschutzorganisation Transport & Environment ausgerechnet hat.

Der Verkehr hierzulande heizt die Erde so sehr auf wie kaum ein anderer Sektor. Deshalb will die Ampelkoalition eigentlich eine klimafreundliche Verkehrswende. Trotzdem lässt sie sich Milliarden durch Privilegien für Fahrzeuge entgehen, die dem Klima – und damit auch den Menschen und der Gesundheit – schaden. Das dürfte schon längst nicht mehr sein.

Außerdem bedeutet das Dienstwagenprivileg ungerechterweise eine Umverteilung der Steuergelder von unten nach oben. Laut Umweltbundesamt kommt die Hälfte des Subventionsvolumens bei Dienstwagen den reichsten 20 Prozent der Bevölkerung zugute. Je größer das Auto, desto mehr klimaschädliche Steuervorteile, wie die Zahlen von Transport & Environment zeigen. Bald sollen Arbeitgeber auch bei E-Dienstwagen Steuern sparen können, die bis zu 95.000 Euro kosten. 95.000 Euro, so viel kosten meist schwere Luxus-E-Autos, die sich Privatpersonen kaum leisten können. Von einer sozial gerechten Mobilitätsförderung fehlt in den aktuellen Plänen der Regierung jede Spur. Dabei bräuchte es die dringend.

Verbrenner könnten, so wie in Großbritannien, deutlich höher besteuert werden als E-Firmenwagen. Damit nicht nur Besserverdienende profitieren, könnte es für E-Autos, so wie in Frankreich, günstige Leasingangebote für Menschen mit niedrigem Einkommen geben. Radwege, Nahverkehr und Schienen könnten ausgebaut und preiswerte Tickets angeboten werden. Wenn die Verkehrswende gelingen soll, muss der Bund das Geld, das ihm durch das Dienstwagenprivileg entgeht, endlich umverteilen – aber eben von oben nach unten.

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Nanja Boenisch
Redakteurin
Schreibt im Ressort Wirtschaft und Umwelt über Mobilität und Verkehrswende.
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18 Kommentare

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  • Leasing ist sehr teuer.

  • Die meisten Pflegekräfte im ambulanten Bereich haben auch Dienstwagen und müssen 1% des Listenpreises versteuern.



    Und der am meisten gekaufte Dienstwagen ist der Focus gefolgt vom Passat - hie von Luxuskarre zu sprechen ist ja wohl etwas übertrieben-



    Die meisten Dienstwagen werden von Pflegekräften, Handwerkern und Aussendienstmitarbeitern genutzt, die das Fahrzeug mit nach Hausen nehmen dürfen. Wenn diese erst in die Firme fahren und dann nach Hause ist es aber auch kein Gewinn für die Umwelt.

  • Putzig, wie bei diesem Thema in Auto-Germanien in den Kommentaren sogleich die Abwehrreflexe funktionieren.



    Im Übrigen: Steuervorteile sind sehr wohl indirekte Subventionen.

  • Auch der gefuehlt 100erste Versuch zum Thema ging mal wieder aufgrund fehlender Kenntnisse in die Hose.

    Was den Ausbau und Modernisierung des oeffentlichen Verkehrsnetzes betrifft, das wollte man doch nicht. Lieber war das Deutschlandticket, also das Subventionieren der Priviligierten, die die Bushaltestelle vor der Tuer haben. Zahlen tuns ueber die Steuern aber alle - Umverteilung von Land zu Stadt - ganz im Sinne der gruenen Waehlerschaft.

  • "Der Verkehr hierzulande heizt die Erde so sehr auf wie kaum ein anderer Sektor", nunja das statistische Bundesamt sieht das etwas anders. Auch die weiteren Behauptungen im Artikel sind nicht so wirklich stimmig, die 13Mlrd. "Subventionierung" zum Beispiel (ein Vielfaches des Fahrzeugwertes bei 5.7m gewerblichen PKW in DE, von denen auch nicht alle Bonzen-Dienstwagen sind - der Klempner muss ja auch zum Kunden).

    Auch sollte man sich informieren wie solche Fahrzeuge denn tatsächlich besteuert werden, E-Autos nämlich nur ein Viertel so hoch wie Verbrenner (Mensch, offenbar so wie in Großbritannien).

    Also, schon richtig über Ungerechtigkeit zu sprechen, aber das hier ließt sich eher wie die in DE altbekannte Neiddebatte. Auch ein Kommentar sollte einem Fact Check standhalten, oder ist das nicht mehr relevant heute?

  • "Bald sollen Arbeitgeber auch bei E-Dienstwagen Steuern sparen können, die bis zu 95.000 Euro kosten"

    Damit sparen zukünftig mehr Arbeitnehmer Steuern und nicht Arbeitgeber. Die Lohnsteuer ist eine Steuer des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers.

    Hier liegt wenig Verständnis für das Thema vor. Viele Aussagen ergeben keinen Sinn.

    • @sneaker:

      Ein Fundstück aus dem WWW:



      "Unternehmen können die monatlichen Leasingraten als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen und dadurch ihre steuerliche Belastung verringern."



      Und wenn ich das richtig interpretiere, ist der Satz



      "Bald sollen Arbeitgeber auch bei E-Dienstwagen Steuern sparen können, die bis zu 95.000 Euro kosten"



      irgendwie nicht ganz ohne Sinn.

      • @0 Substanz:

        Nein, das interpretieren Sie tatsächlich falsch.

        Die Leasingraten sind Betriebsausgaben und mindern die Steuerlast, das ist zwar vollkommen richtig - aber sie müssen ja erstmal bezahlt werden.

        Ähnlich verhält es sich, wenn der Unternehmer das Fahrzeug kauft, das er dem Angestellten überlassen will: Er muß es etstmal bezahlen; anschließend wird es abgeschrieben und die Abschreibungen sind Betriebsausgaben, die den Gewinn und damit die Steuer mindern.

        Die Fahrzeuggestellung ist ein Lohnbestandteil und muß als geldwerter Vorteil wie der eigentliche Lohn vom ArbN versteuert werden - nur daß es für diese Art der Entlohnung eine steuerliche Vereinfachung gibt: Dem ArbN werden auf sein Gehalt 1% vom Bruttolistenpreis aufgeschlagen, darauf wird die Steuer berechnet, und anschließend wird dieser fiktive betrag wieder abgezogen. Das Resultat ist, daß er diesen Betrag mit seinem persönlichen Grenzsteuersatz versteuert.

        Bei E-Autos ist dieser Satz unter bestimmten Umständen bei 0,5 oder 0,25%, weil der Gesetzgeber diese Autos fördern will.

  • "Doch statt im großen Stil neue Radwege, Angebote im Nahverkehr, Bahnschienen oder E-Autos zu bezahlen, investiert sie fleißig weiter in Steuervorteile für Dienstwagen mit Verbrennermotor. "

    "Verbrenner könnten, so wie in Großbritannien, deutlich höher besteuert werden als E-Firmenwagen."

    1. Es gibt kein Dienstwagenprivileg. Es ist eine Pauschale, die den Wert des Autos gut abbildet. Wie es bei Pauschalen üblich ist, treffen diese nicht exakt den Betrag. Bei den typsichen Dienstwägen trifft die es aber ziemlich genau. Es nervt etwas, dass immer der gleiche falsche Mist erzählt wird.

    2. Tatsächlich gibt es ein Dienstwagenprivileg - beim E-Auto. Dort wird nämlich statt 1% des Listenpreises nur 0,25% des Listenpreieses versteuert. Also gibt es doch eine Förderung von E-Autos, wie in dem zitierten Satz gefordert.

    "Radwege, Nahverkehr und Schienen könnten ausgebaut und preiswerte Tickets angeboten werden. "

    Es gibt ein Deutschlandticket.

    Vielleicht wäre ein gut recherchierter langer Artikel besser als viele kurze mit viel Empörung und wenig Fakten.

    • @Strolch:

      1% aufgrund der Annahme, dass ein Dienstwagen nur 1% privat genutzt wird.



      Sind eher 80%, also doch, es gibt ein Dienstwagen Privileg.

      • @Littleneo:

        Diese Annahme gibt es im EStG nicht. Der ArbN kann das Auto auch zu 100%privat nutzen. Die Fahrzeuggestellung ist ein Gehaltsbestandteil. Davon profitieren beide: ArbN hat einen Neuwagen für weniger, als wenn er ihn privat least oder kauft, ArbG bindet den Mitarbeiter an sich.

      • @Littleneo:

        Klar, der Außendienstmitarbeiter, der 1400 km in der Woche dienstlich fährt, hat noch Zeit, um viermal soviel privat zu fahren und der Handwerker räumt jeden Abend Werkzeuge und Ersatzteile raus, um danach mit dem Sprinter auf Tour zu gehen - deswegen 80%. 🫣

        Nicht jeder ist Vorstand eines Verkehrsunternehmens aus dem Rheinland, bei dem die grüne Kommunalpolitik nichts dabei findet, wenn der Dienstwagen von der Ehefrau für den Arbeitsweg nach Frankfurt genutzt wird...

        Außerdem müsste der Begriff "Dienstwagenprivileg" eigentlich "Finanzamtsprivileg" heißen. Schließlich spart diese Regelung dem Finanzamt selbst bei Betriebskontrollen den Aufwand, Nachweise wie Fahrtenbücher prüfen zu müssen.

      • @Littleneo:

        >>1% aufgrund der Annahme, dass ein Dienstwagen nur >>1% privat genutzt wird.

        Nein, das stimmt so nicht, denn die 1%-Regelung funktioniert anders. Es ist nicht so, dass der Arbeitnehmer nur 1% des Wertes versteuern muss. Er muss 1% *pro Monat* versteuern. Und zwar nicht vom Einkaufspreis, sondern vom Listenpreis. Das bring z.T. erhebliche Steuerzahlungen mit sich.

  • Liebe Nanja Boenisch



    Das stimmt nicht ganz, es ist nicht pauschal "die Bundesregierung". Es ist die Lobbypartei FDP, die sich diese Fakten zu Gemüte führen sollte. Die SPD hält sich raus, der Kanzler sowieso, doch die GRÜNEN würden gerne genau das tun, was in dem Kommentar steht. Doch allein wird dat nix....

    • @Perkele:

      Daran sieht man, wie wichtig es ist, dass die FDP in der Regierung ist. Bei Abschaffung des Dienstwagenprivilegs durch die Grünen würden zwar eventuell ein paar Radwege gebaut, aber ob sich die Hauptnutzer von Dienstwagen (Pflegedienste, Handwerker etc) darüber freuen, darf bezweifelt werden

  • "..Mit stolzen 13,7 Milliarden Euro subventioniert Deutschland jedes Jahr fossil betriebene Firmenautos..."



    Leider zeigt sich schon am Anfang des Beitrags, dass die Autorin die Untersuchung entweder nicht richtig gelesen hat oder sie nicht verstehen wollte. Es sind eben keine 13,7 Mrd € Subventionen.



    Tatsächlich eine Subvention sind die monatlichen 0,5 % vom Bruttolistenpreise bei Hybriden. Über alles andere lässt sich trefflich streiten, weil eine nicht erhobene Steuer nicht zwangsläufig eine Subvention ist. Kein Mensch käme auf die Idee, von einer Subvention zu sprechen, weil wir keine Steuer auf verbrauchte Atemluft bezahlen.

  • Tja, vielleicht gelänge all dies mit einer spd geführten Bundesregierung.



    (Sarkasmus off)