Katholik*innen-Treffen in Frankfurt: Segen für homosexuelle Paare
Bei der fünften Synodalversammlung wurde für Segensfeiern für alle Paare gestimmt. Der Text ist für viele Reformbewegte ein starker Kompromiss.
Am Freitagnachmittag dann erleichtertes Klatschen im Saal. Der Text wurde mit 176 Ja-Stimmen (92 Prozent) zu 14 Nein-Stimmen von der Versammlung angenommen. Zwölf Personen enthielten sich. Auch bei den Bischöfen gab es eine Zustimmung zum Text von 80 Prozent. Alle Beschlüsse des Synodalen Wegs müssen von den 67 deutschen Bischöfen mit Zwei-Drittel-Mehrheit abgesegnet werden. Ab März 2026 kann es nun also in der katholischen Kirche in Deutschland offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare geben. In der
Um eine positive Abstimmung des Textes auch unter den Bischöfen zu erreichen, wurden im Vorfeld der Versammlung einige Textpassagen geändert. Die „sakramentale Ehe“ zwischen Mann und Frau wird in dem verabschiedeten Text klar abgetrennt von der Segensfeier für alle Paare. Junge Synodale forderten auch die „Ehe für alle“ und sehen in dem Text bereits einen großen Kompromiss. Ursprünglich hatte der Text außerdem die direkte Forderung enthalten, Segensfeiern einzuführen. Der von der Synodalversammlung verabschiedete Text enthält nun nur noch die Empfehlung, dies zu tun.
In der Debatte zum Grundtext äußerten sich auch viele der Delegierten zu ihrer persönlichen Situation in der katholischen Kirche. Die Religionslehrerin Mirjam Gräve etwa heiratete im Sommer ihre Frau Sabine Hengmith. Beide wirkten auch in der ARD-Doku zur Initiative „Out in Church“ mit. Sie entschieden sich gegen einen kirchlichen Segen zu ihrer Hochzeit, weil sie „keine Bittstellerinnen“ sein wollten, die von Priestern abgelehnt werden könnten: „Unsere tiefe Überzeugung war es: Wir als Eheleute schenken uns selbst den Segen. Unsere Ehe ist ein Segen und von Gott gewollt.“ Mit klaren Worten appellierte sie daher an die Versammlung des Synodalen Wegs: „Holen Sie Segensfeiern aus der Grauzone raus. Segen schenken ist die ureigene Mission von Kirche.“ Denn Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare finden bereits auch in der katholischen Kirche statt. Bisher haben sie nur keinen lithurgischen Rahmen.
Kompromisse, damit es nicht scheitert
Im Gegensatz zu vorangegangenen Diskussionen um Texte meldeten sich bei der Diskussion um den Segen für alle auch mehr konservative Bischöfe zu Wort. Insbesondere bayrische Bischöfe wie Rudolf Voderholder, Bischof im Bistum von Regensburg, äußerten sich kritisch. Er befürchtet, nach diesem Schritt könne auch der Wunsch nach dem Recht auf die sakramentale Ehe für queere Paare entstehen.
Ähnlich formulierte es Bischof Herwig Gössl vom Erzbistum Bamberg. Anders als sein Vorredner sagte er aber, dass er mit einer Enthaltung den Weg frei machen wolle für den Text, da so die Segensfeiern in der Grauzone beendet werden könnten. Ein Scheitern der Texte, so formulieren es bei der Versammlung viele Redner*innnen, müsse unbedingt verhindert werden.
Zuvor waren bei der Synodalversammlung die Texte zur Öffnung des Pflichtzölibats für Priester und die zur „Verkündung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament“ ebenfalls mit einer Mehrheit der Versammlung verabschiedet worden. Allerdings kritisierten einige Synodale, dass die Veränderungen durch die Bischöfe die Texte deutlich abgeschwächt hätten und wenig konkrete Forderungen enthielten.
Bei einer Pressekonferenz am Freitag verteidigte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf diese Abschwächung. „Es ging wirklich jetzt auch darum, möglichst Texte zu retten – bei aller Schwierigkeit, wenns am Ende dann ein weichgespülter Kompromisstext ist“, sagte Kohlgraf. „Die Frage ist: Was ist die Alternative? Die Alternative wäre wahrscheinlich bei einigen Texten auch gewesen, dass die dann überhaupt nicht durchkommen.“ Andere Synodale sahen in den Äußerungen, dass die Bischöfe die Texte bei Ablehnung ihrer Änderungen durchfallen lassen, eine Erpressung. Dies sah Bischof Kohlgraf nicht so.
Die Synodalversammlung ist das zentrale Gremium des Reformprozesses Synodaler Weg, der Ende 2019 begonnen wurde und nun in Frankfurt am Main vorerst zum Abschluss gebracht werden soll. (mit dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil