Kampf gegen die Inflation: Leitzinserhöhung der EZB ist fatal

Die geplante Leitzinserhöhung der EZB birgt das Risiko einer wirtschaftlichen Rezession. Auch gegen die Inflation ist sie derzeit das falsche Mittel.

Das Gebäude der EZB am Main

Die Europäische Zentralbank erhöht den Leitzins Foto: imago

Die EZB wird diese Woche beschließen, die Leitzinsen zu erhöhen. Das Anleihekaufprogramm wurde bereits heruntergefahren. Beide Entscheidungen sind zum jetzigen Zeitpunkt ein großer Fehler. Sie beruhen auf der Hoffnung, die Inflation wieder auf ein erträgliches Maß drücken zu können. Doch genau dieses Ziel wird verfehlt. Stattdessen droht eine wirtschaftliche Rezession bei weiterhin hoher Inflation.

Höhere Leitzinsen machen Kredite teurer. Also investieren Firmen weniger. Zudem muss der Staat mehr Geld für seine Schulden aufwenden. Es werden insgesamt weniger Jobs geschaffen und weniger Menschen angestellt. Auch das eigentliche Ziel wird verfehlt, weil eine moderate Leitzinserhöhung die Geldentwertung kaum beeinflusst, da es sich vor allem um eine importierte Inflation handelt: Die Preise steigen vor allem durch Lieferkettenprobleme und die hohen fossilen Energiekosten, aber auch aufgrund höherer Profitmargen einiger Firmen.

Diese Faktoren lassen sich nicht durch höhere Leitzinsen steuern. Nur wenn die Zinsen so stark angehoben würden, dass die Ökonomie schrumpft, lässt auch die Inflation nach. Leidtragende wären die unteren Einkommensgruppen. Gleichzeitig führte die angekündigte Zinswende dazu, dass die Risikoprämien für die Staatsanleihen der einzelnen Euroländer auseinanderdriften. Die Stabilität der Eurozone ist damit in Gefahr. So muss zum Beispiel Italien jetzt deutlich mehr Zinsen zahlen als Deutschland.

Die Eurozone schwächelt, Zinserhöhungen wären fatal

Leitzinserhöhungen können sinnvoll sein, um eine überhitzte Wirtschaft abzukühlen. Doch derzeit schwächelt die Eurozone. Zinserhöhungen wären daher fatal, denn sie würden die Krise vertiefen und zugleich staatliche Konjunktur- und Sozialprogramme verteuern.

Gut 50 Prozent der Inflation geht auf die fossilen Brennstoffe zurück. Wir sollten uns von ihnen unabhängig machen, indem wir Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig umbauen. Die EZB sollte diese Politik durch den Ankauf von Staatsanleihen unterstützen.

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ist Professor für Politische Ökonomie und Nachhaltigkeit an der Universität Witten/Herdecke. 2021 erschien bei Suhrkamp sein Buch „Zentralbankkapitalismus“.

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