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Kabinettsentscheidung zu SchlachthöfenHauptsache, das Steak ist günstig

Kommentar von Wolfgang Mulke

Bloß nicht die WählerInnen verärgern: Arbeitsminister Heil ergreift halbherzige Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten in der Fleischindustrie.

Mastschwein Lotta entging der Schlachtung und lebt auf einem Gnadenhof Foto: Uwe Anspach/dpa

D amit die Bundesregierung auf die Missstände in der Fleischindustrie regierte, bedurfte es offenkundig erst Nachteilen für die eigene Bevölkerung: Mit jedem neuen Ausbruch einer Coronainfektion im Schlachthaus geraten auch die Lockerungen für die Bewohner der Umgebung in Gefahr.

Die Verlagerung des Zerlegegeschäfts an Subunternehmer und deren ausbeuterische Methoden bis hin zu Stundenlöhnen von wenigen Euro – all das war der Regierung bisher ziemlich egal. Die Zustände in der Branche sind seit Jahren bekannt, doch niedrige Preise für das Nackensteak oder Rippchen stehen höher im Kurs als Gefahren für GastarbeiterInnen.

So fällt auch das ansonsten vernünftige Maßnahmenpaket des Arbeitsministers in Bezug auf die Fleischindustrie nur halbherzig aus. Im Grunde müssten die geplanten Regelungen nicht nur auf dem Schlachthof gelten, sondern überall, wo WanderarbeiterInnen in Deutschland die Arbeit erledigen, für die sich keine Einheimischen mehr finden.

Vor allem in der Landwirtschaft dürfte es ebenfalls schwierig sein, Mindeststandards bei der Unterbringung der Zehntausenden ErntehelferInnen zu garantieren. Auch hier wären entsprechende Kontrollen angebracht. Doch auch hier gilt, dass günstige Lebensmittelpreise wichtiger sind als faire soziale Bedingungen.

Billigfleisch verkauft sich immer

Das Kaufverhalten der VerbraucherInnen zeigt leider, dass die PolitikerInnen mit ihrer Einschätzung richtig liegen. Das Billigfleisch mit erkennbar miesen Haltungsbedingungen wird gekauft wie immer, auch wenn die Konsumenten in Umfragen angeben, dass ihnen das Tierwohl am Herzen liege. Auch deshalb wird es keine Revolution in der Tierproduktion geben.

Eine künstliche Verteuerung über Abgaben, wie es die Grünen fordern, könnte die amtierenden Regierungsparteien die Machtoption kosten. Es sind intelligentere Wege zu einem Umdenken gefragt, damit Forderungen nach politischen Maßnahmen wie einem Veggieday oder 5-Euro für den Liter Benzin nicht erneut von entrüsteten WählerInnen hinweg gefegt werden.

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84 Kommentare

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    Reiche sind dafür. Es geht um Abgrenzung und Status. So war es schon immer. Wer es sich leisten kann, der zeigt das auch gerne und immer wieder. Denn Neid ist die beste Form der Bewunderung!



    ...

    • @Hartz:

      "Fleisch nur noch für Reiche!"

      Unfug! Aber ja. Jeden Tag Fleisch gibt es dann nicht mehr.

    • @Hartz:

      Wenn dafür bei den s.g. Reichen pp. andere Dinge kippen, die zB Umwelt und Gesellschaft belasten, bin ich dafür, sie können ihr Fleisch haben :-).

      • @Gerhard Krause:

        Da "kippt" gar nichts.



        Das ist nur Wunschdenken.

  • Der Ruf nach Verteuerungen des Fleischs spielt letztlich immer nur den Sklaventreibern in die Hände. In einer Welt, in der die höheren Preise eins zu eins an die Beschäftigten weitergereicht werden, mag das durchaus einen Sinn ergeben - aber diese Welt müsste doch vorher erst noch geschaffen werden. Ansonsten bezahlen wieder nur die mehr, die sich ohnehin nur preiswertes Essen leisten können und ansonsten ändert sich genau gar nichts in den Schlachthöfen.

  • Die Idee, über Appelle an das Verbraucherverhalten die Produktionsweise zu verbessern, entspricht der altbekannten Strategie, möglichst nichts zu verändern.

    Natürlich kann der Gesetzgeber Einfluss nehmen auf Tierwohl, Gesundheit, Qualität usw. Nur will oder kann er das nicht, weil der Einfluss der jeweiligen Lobby die demokratische Umsetzung einer Mehrheitsmeinung ad absurdum führt.



    Im Gegensatz zur CO2 Steuer, wo der ärmere Teil der Bevölkerung mit dem niedrigsten CO2 Fußabdruck am härtesten bestraft wird, weil keine Reserven vorhanden sind, würden Preiserhöhungen bei Fleisch infolge drastischer Tierschutzmaßnahmen zwar den Fleischkonsum bei diesem Teil der Bevölkerung deutlich reduzieren, jedoch zugunsten der Qualität und Gesundheit.

    Die Idee der Grünen, Fleischpreise einfach zu erhöhen (z.B. durch Sondersteuer), ist ähnlich unsozial wie die CO2 Steuer.

    • @Rolf B.:

      Ähm. Sie sind nicht up to date.

      Die C02 Steuer soll aber laut den Grünen unter ökologischen und sozialen Gesichtspunkten wieder an die Bevölkerung zurückfließen. Dieser Standpunkt ist doch schon seit Monaten/Jahren bekannt.

      Was ist daran unsozial wenn eine Steuer für soziale Zwecke verwendet wird?

      • @Rudolf Fissner:

        Aha, die CO2 Steuer ist also eine Steuer für soziale Zwecke.

        Wissen Sie, was Ideologie ist?

        • @Rolf B.:

          "ist" funktioniert schon mal gar nicht. Die Grünen sind nicht an der Regierung. Wenn schon, dann müßten es heißen "Aha, die CO2 Steuer wird ...."

          Und ja, finanziell soziale Unebenheiten lassen sich durch ebendiese Steuer auch wider glätten.

        • @Rolf B.:

          Da kann ich helfen. Ideologie ist, wenn man glaubt "der freie Markt allein wird's richten". Ideologie ist, wenn man glaubt, dieser Markt sei frei.

    • @Rolf B.:

      "...weil der Einfluss der jeweiligen Lobby die demokratische Umsetzung einer Mehrheitsmeinung ad absurdum führt."

      Das halte ich für eine Legende - ebenso wohlfeil übrigens wie die "Ausrede", ohne Verbraucher gehe es nicht: Mit dem Verweis auf die übermächtige Lobby entlastet man sich doch vor allem von der unbequemen demokratischen Kernenerarbeit, die Mehrheit überzeugen zu müssen. Oder noch besser: Man hat eine Ausrede, ihre möglicherweise gegenläufige Meinung autoritär zu übergehen - "Alles Hirnwäsche, und nur WIR haben es kapiert...".

      Aber auch so wird nichts passieren, denn die Mehrheit ist gar nicht da: Wenn das Problem der Mehrheit halbwegs wichtig wäre, könnte sich die Lobby den Mund fusselig reden - es gäbe die Regeln. Und besagte Mehrheit WÜRDE bewusster einkaufen - und die Angebotsseite würde hocherfreut mitziehen.

      Warum hocherfreut? Erinnern Sie sich noch, wie schnell die Handelsketten seinerzeit bereit waren, verbotene Batterieeier aus ihren Regalen zu nehmen? Ist ihnen vielleicht auch aufgefallen, dass die - völlig kommentarlos - nie durch legale Voliereneier ersetzt wurden (die immer noch billger wären als die Bodenhaltungseier, die jetzt die Einstiegspreistufe darstellen)?

      Meinen Sie, das geschah den Batteriehennen zuliebe? Oder lag es vielleicht doch eher daran, dass sie an einem Ei aus Bodenhaltung bei gleichem Nährwert deutlich mehr verdienen als an einem Käfigei, und die Gelegenheit günstig war, den ganzen Markt eine Qualitäts- und Preisstufe nach oben zu verlegen?

      Niemand in der ach so übermächtigen Wirtschaft hat wirklich ein Interesse daran, schlechte Margen zu forcieren - außer dem Endverbraucher, der die Margen bezahlen muss. Und Produkte, die einen relativ konstanten Bedarf auf unterstem Qualitätsniveau ausschließlich unter Preiswettbewerb abdecken, haben naturgemäß ganz miserable Margen.

      • @Normalo:

        Hat man für eine harte demokratische Kernarbeit die erforderlichen Mittel und Informationen?! Dagegen u.a. gut organisierte, insbesondere finanzierte Reichweite, Parteifreunde in Behörden pp., Desinformation. Und der Zeitfaktor, d.h. Kenntnis, Durchsetzung (der anderen Erfordernisse), Zustandsänderungsbeginn, Zustandsänderungsende?!

        • @Gerhard Krause:

          Wen man es mitsamt Ressourcen und medialer Unterstützung auf dem Silbertablett serviert bekäme, wäre es keine Kernerarbeit. Die Grünen hatten auch zunächst nicht "die Mittel". Heute sind sie die zweitbeliebteste Partei des Landes und ein Teil ihrer ursprünglichen, revolutionären Thesen etablierte Staatsräson. Aber das hat eben gedauert.

          So und nicht anders funktioniert ein demokratischer Umdenkprozess auf nationaler Ebene. An dem Traum, ein Bevölkerung mit der "richtigen" Idee einfach um Polen zu können, sind schon andere Projekte gescheitert.

          • @Normalo:

            Es bleibt Kernarbeit. Die "Härte" entschärfen Sie mit Ihrem Beispiel nicht. Die GRÜNEN sind gleichfalls ein Hinweis darauf, dass, unterstellt Ihre allgemeine Logik sei hier zutreffend, die rund 50 Jahre währenden Mühen eben nicht für Ihre Demokratieerzählung taugt - zB der Planet "verbrennt" immer noch, Atomwaffen existieren noch immer und stehende Heere bzw Berufsarmeen tragen nach wie vor die Interessen am Ergebnis von Arbeit von Wirtschaftssektoren in die Welt.

            Ihre Wertung über revolutionäre Ideen, die nun Staatsräson wären, hätte ich doch sehr gern untersucht belegt. Da meine ich eher, dass der Eintritt wünschenswerter Veränderungen, wie zB zunächst der Katalysator für Kraftfahrzeuge, anderen Ursprungs waren. Hier flechte ich, dieses Mal breit selbstgefällig, aber ohne Schadenfreude, denn das Thema ist zu ernst, erneut ein, dass der Planet noch immer "brennt" (zB Klimawandel).

            Danke für das Stichwort "umpolen". Ich wäre gespannt zu erfahren, wie die Welt beschaffen wäre, wären die Menschen nicht schon rund 200 Jahre menschen- und gesellschaftsfeindlichen Erzählungen der Vermögenden und schließlich Neoliberalen ausgesetzt worden.

            • @Gerhard Krause:

              Es nicht so, als hätte es in den vergangenen 150 (oder mehr) Jahren Erzählern von Alternativszenarien gefehlt. Nur verfangen eben manche Erzählungen (bzw. Argumente) besser als andere. Das liegt nicht notwendigerweise an der Boshaftigkeit der Erzäher sondern häufiger als Alles andere daran, dass die populäreren Erzählungen die tatsächliche Bedürfnislage der Menschen besser erreichen. Die wissen, was sie wollen, und lassen sich nur ungern erklären, was sie stattdessen wollen sollten.

              Dagegen Beispiele für tiefgreifende grüne Erfolge: Eingeleiteter Atomausstieg, Ressourcenschonung als anerkanntes Gesellschaftsziel, ein immer noch geltendes "Wir schaffen das." in der Migrationspolitik...

              Sie mögen enttäuscht sein, dass das Alles nur Teildurchsetzungnen sind. Aber eben genau darauf wollte ich hinaus. Das "einzig Richtige" ist in einer Demokratie relativ. Wenn Sie das ihre ohne Wenn und Aber durchgesetzt sehen wollen, schaffen sie sich eine hübsch gefügige Diktatur (was natürlich AUCH in Kernerarbeit ausarten könnte...). Demokratien reagieren äußerst selten auf Probleme wirklich konsequent und einheitlich - und das in der Regel auch nur auf plötzlich veränderte Umstände, nicht auf allmähliche Prozesse. So ist das ahlt, wenn man einer Vielzahl von Menschen die gleiche Entscheidungsmacht gibt. Die Diktatur der Vernunft gibt es in der Demokratie ebensowenig wie die Diktatur der Vernünftigen (schon weil es ihr wesensfremd ist, die Vernünftigen als solche hervorzuheben).

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Den Verbraucher umzuerziehen klappt ja scheinbar nicht.



    Dann muss man an das andere Ende der Wurst ran. Die Fleischproduktion lässt sich leichter regulieren, als 80 Millionen zum Veganismus zu bekehren.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Dazu braucht es aber wieder politischen Willen, und der wieder kommt in einer Demokratie ultimativ vom Wähler (der wieder sehr häufig seine Rolle als Verbraucher bei der Wahlentscheidung im Kopf hat - siehe Veggie-Day und 5€-Sprit).

      • @Normalo:

        Besserer Tierschutz und gerechte Löhne verkauft sich beim Wähler aber bestimmt besser, als ein Veggie-Day.

        Die Verpackung ist wichtig.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Solange am Ende auf der Verpackung ein Preis steht, kommt es leider immer auch massiv auf DEN an. Schon mal was im Regal gefunden und richtig Lust gekriegt (bzw. vernünftig gefunden), es aber nach einem Blick aufs Preisschild doch wieder zurückgestellt? Das passiert jeden Tag millionenfach und die Verpackung tut zwar ihren Teil, aber eher wenn sie Genuss verspricht als ein reines Gewissen.

          • @Normalo:

            Viele Menschen schwanken. Tierschutz ist ja nicht unbeliebt. Bessere Verpackung hilft da schon, die Entscheidung zu Gunsten der Tiere ausfallen zu lassen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Normalo irrt an der Stelle: Es braucht nicht oder nicht mehr den Wähler. Die Entscheidungsträger sind bereits gewählt.

          • @Gerhard Krause:

            "Die Entscheidungsträger sind bereits gewählt."

            Ja. Aber offensichtlich nicht die Richtigen, um beim Thema voran zu kommen.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Nein, das mit den "Richtigen" gehört zur Erzählung. Der (wiss.) Kern ist, dass es Gewählte gibt. Dies ist die hinreichende Bedingung.

              Die erforderliche, das meinen Sie, braucht jemanden, der die beabsichtigte Maßnahme einbringt, damit sie zur Abstimmung gelangt.

              Bis dann!

              • @Gerhard Krause:

                Wie gesagt, dass es Gewählte gibt, bedeutet nicht, dass Leute gewählt wurden, die in der Lage sind, Zukunftsthemen anzupacken. Man muss sich also dafür einsetzten, dass das nächste Mal Bessere gewählt werden.

                • @warum_denkt_keiner_nach?:

                  Stimmt leider nicht. Wenn icv es so sagen darf, keine Angst, ich weiß, was Sie meinen. Dies ist aber eine subjektive Sicht. Sie gehört nicht zum objektiven Befund.

                  Der ist zunächst, dass es 'Gewählte' gibt, und die zB von Ihnen gewünschte Veränderung nicht gibt.



                  Zum objektiven Befund gehörte noch, ob das von Ihnen Gewünschte in den Entscheidungprozess eingebracht wurde.

                  Ein wenig lehnt sich daran an, dass es allen vor "1899" Geborenen langsam einmal auffallen sollte, was einem wie genau zersplitterten Prozess überlassen wird und nicht zB zum Selbstverständlichen gehört, zB Transparenz.

                  • @Gerhard Krause:

                    Die Welt verändert sich aber. Auch die Sicht der Wähler auf bestimmte Themen.

                    • @warum_denkt_keiner_nach?:

                      Ich muss doch aber nicht das Thema wählen, damit es im objektiven demokratischen Prozess entschieden wird.

                      Tier-, allg. Menschen- und besonderer Verbraucherschutz können entschieden werden, weil der parlamentarische, soweit man ihn braucht, zB weil es keine Verordnungsermächtigung in einem Gesetz gibt, Prozess in Land und Bund intakt ist.

                      Es steht nicht in der Verfassung, dass ich zB Tierschutz erst gemeinsam mit einer Partei wählen muss.

                      • @Gerhard Krause:

                        Ich kann Ihnen nicht mehr folgen.

                        Wenn ich etwas durchsetzen will, muss ich eine Partei wählen, die mein Anliegen umsetzen will.

                        Steht das Anliegen schon in Gesetzen und/oder in der Verfassung, klage ich.

                        Ist doch alles klar.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Ach, ich finde, der Verbraucher also Wähler hat nichts gegen Tierwohl und gegen bessere Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen.



        Da kann die Politik im Moment mehr machen. Das es was kostet ist ihm auch klar. Nur, das Argument, wenn es teurer wird, ist es besser, ist ihm zu blöd. Mir auch.

        • @4813 (Profil gelöscht):

          ...aber am Ende wird das Billigste gekauft, nicht das, wofür man sich idealistisch ausspricht, wenn man an einer Umfrage teilnimmt.

          Es gibt doch überall die Alternativen zur industriellen Nahrungsmittelproduktion zu kaufen, und die Hersteller verdienen an diesen Alternativen auch besser. Es gibt also keinen Grund, der Verbraucher daran hindert, "ihrem Gewissen zu folgen" - nur den Preis und eben möglicherweise die Tatsache, dass sie für sich selbst gar nicht wollen, was sie abstrakt für "richtig" erklären.

          • @Normalo:

            Das ist viel mehr eine Gestaltungs-, u.a. Einkommens- und Regelungsfrage, als es Ihrem neoklassisch geprägten Menschen- und Gesellschaftsbild entspricht.

            • @Gerhard Krause:

              Wenn für Sie demokratische Grundfunktionen neoklassischer Humbug sind, über den man sich um der richtigen Sache willen halt mal hinwegsetzt - Ihre Sichtweise. Ich kann nicht sagen, dass es mich verwundert.

              Dass Verbraucher auch im weiteren Sinne "Wähler" sind - nur halt welche, die mit dem Gang zur Kasse abstimmen - sollte eigentlich logisch sein. Und die Realität ist, dass diese Verbraucher sowohl im Warenverkehr als auch an der Wahlurne bislang ganz klar den Impetus vermissen lassen, solchen Regelungen, wie Sie sie Sich vorstellen, prioritär ihren demokratischen Segen zu geben: Es werden weit überwiegend Parteien gewählt und Produkte gekauft, die eben NICHT solche menschen- und tierfreundlichen Gedanken umsetzen.

              Wenn man an einer Umfrage teilnimmt oder vom gutmenschelnden Mitbürger spitzt gefragt wird, wie man es denn mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen, Tierrechten etc. hält, dann kommen natürlich herrlich idealistische Gefühlslagen aus dem Mund gesprudelt. Aber echte Opferbereitschft sollte man da nicht ohne weiteres reininterpretieren. Und kategorische Imperative, die keiner weiteren Legitimation bedürfen, sind so eine Sache in der Demokratie. Für Sie mögen die gelten, für Ihre Mitmenschen aber nicht notwendigerweise.

  • Ich denke es Zeit, dass die Bevölkerung für generelle Preiserhöhungen im Lebensmittelhandel auf die Straßen geht. :-)

    • @Rudolf Fissner:

      Aber nur wenn das Geld bei den Erzeugern ankommt, Lidl, Edeka, usw. brauchen keine noch höheren Gewinne

      • @Günter Witte:

        Ich denke schon, dass die Angestellten dort ne menge mehr verdienen könnten. Wo sollen die den sonst einkaufen, wenn es selbst im Aldi, wo man arbeitet dann zu teuer geworden ist?

  • Aldi will bei Wurst eine weitere Preissenkung durchsetzen.

    "Ungeachtet der aktuellen Diskussion um die Fleischbranche fordert Aldi nach LZ-Informationen rasche Preissenkungen für Wurstprodukte. Begründet wird dies mit der Marktlage. Das bisher übliche Ausschreibungsprozedere stellen Aldi Nord und Süd zur Disposition. Gegenüber der LZ unterstreichen die Discounter ihre Position als verantwortungsvolle Kaufleute."

    www.lebensmittelze...-fuer-Wurst-146361

    Wie sehen denn die "intelligentere Wege zu einem Umdenken" aus Herr Mulke?

    • @Sven Günther:

      Wir sind in den händen von Kaufleuten, die ihrerseits in den händen von Kaufleuten sind...

    • @Sven Günther:

      Intelligent wäre, Aldi gleich eine Strafe aufzubrummen. Schließlich ist es unmöglich, Fleischwaren so billig zu produzieren, ohne dabei Vorschriften zu verletzen. Aldi fordert also zur Begehung von Straftaten auf...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Die wäre nicht gerichtsfest und würde sofort kassiert werden, das ist bei der aktuellen Gesetzeslage kein Weg.

        • @Sven Günther:

          Ja. Die entsprechenden Gesetze müsste man anpassen. Aber vielleicht könnte man sich bis dahin mit "Anstiftung zu einer Straftat" behelfen?

        • @Sven Günther:

          Nach gegenwärtiger Gesetzeslage dürfen Lebensmittel aber nicht unter Entstehungspreis verkauft werden. Zumindest dies liese sich kontrollieren.

          • @Hans aus Jena:

            Das ist ja richtig, nur scheint mir das ein äußerst stumpfes Schwert zu sein und die Kontrolle ist extrem aufwendig.

  • Natürlich gibt es Maßnahmen, die auch ohne Verteuerungen greifen würden. Exemplarisch nennen möchte ich hier eine Förderung des bio-veganen Landbaus, Bildungs- und Beratungsmaßnahmen zum Erzielen eines nachhaltigen Ernährungsverhaltens, ein reichhaltiges Angebot an rein pflanzlichen Speisen in Restaurants sowie jeden Tag ein veganes Gericht in öffentlichen Einrichtungen wie Mensen, Kantinen oder Krankenhäusern zur Auswahl, wie dies in Portugal übrigens bereits der Fall ist.



    Ohne Preiserhöhungen, die z. B. auch durch den Abbau tier- und umweltschädlicher Subventionen erfolgen würden, wird man im Hinblick auf die dringend benötigte Förderung einer pflanzenbasierten Ernährung allerdings nicht über Kosmetik hinauskommen.

    • @Christina de Havilland :

      Die Fördeung des bio-veganen Landbaus würde zunächst mal nichts an den Konsumgewohnheiten ändern, und ein reichhaltiges Angebot, das niemand kaufen will, landet nach Ablauf des Verfallsdatums im Mülleimer. Bevor man mehr Bildungs- und Beratungsmaßnahmen schafft, sollte man vielleicht erstmal nachschauen, wie gut die bestehenden ausgelastet sind und wie viele "Konvertiten" sie erzeugen.

      Und ja danke, am Ende sehen Sie ein, dass es eben DOCH nur über Repression (im Wege der Verteuerung) ginge. Für die braucht man aber diese verflucht-korrumpierende "Machtoption" (wie es im Aktivistendeutsch wohl heißt, wenn eine Demokratie und ihre Repräsentaten nicht so wollen wie man selbst).

      • @Normalo:

        Auch hier liegt der Kern der Sache in der Gestaltung des bzw eines Transformationsprozesses. Und selbst wenn es zu einem Nebeneinander von Produkten alten und neuen Herstellungsprozesses käme, dann wäre das auch nicht neu und schon gar kein Hinderungs- und Verhinderungsgrund für eine bessere, weil u.a. der Gesundheit von Mensch und Natur förderlicher, Produktionsweise.

    • @Christina de Havilland :

      Das sehe ich ähnlich. Wenn mensch schon nicht aus tierethischer Sicht Tierausbeutung abschaffen will, so sollte mensch doch nach dem Motto "Vor der eigenen Tür kehren" und des Eigeninteresses wie Existenzerhaltung in Zeiten der Klimakatastrophe und Massenaussterben der Tiere sich dafür einsetzen, dass Futtermittel nicht importiert werden dürfen sondern Vorort im (tierausbeutenden) Betrieb zu erzeugen sind. So würde zumindest für hiesiges Fleisch kein Regenwald für das Futtermittel Soja gerodet werden.

    • @Christina de Havilland :

      Deutschland ist Vegan - Spitzenreiter und Hauptmarkt dafür in Europa. 1-2 % der Deutschen leben Vegan, dazu noch 5-6 % Vegetarier, also über 90 % der Bevölkerung ernährt sich mit Tierprodukten. Warum sollen sich jetzt alle einer Minderheit unterordnen ?



      Vegan wird mit religiösen Eifer seiner Anhänger gepredigt, und wie bei alle Religionen muss man andersdenkenden erstmal ein schlechtes Gewissen machen.

      • @Günter Witte:

        Sich Veganer*innen unterordnen? Sie, Günter Witte, stellen die Verhältnmisse auf den Kopf. Hoher Fleischkonsum ist ein Teil des großen ökologischen Fußabdruckes der Deutschen, der über die Maßen zur Klimaerhitzung und Massenaussterben von Tieren beiträgt (Stichwort Imperiale Lebensweise). Aktuell ist hoher Fleischkonsum/Billigfleisch also auch ein Teil des Unterordnens ärmerer Menschen durch reichere Deutsche, um auf Ihre Formulierung zurückzukommen. Verkürzt (!!) und auf Ihre Forumulierung gemünzt ausgedrückt, könnte mensch sagen: omnivor lebende Deutsche ordnen Andere unter.



        Und wieder einmal kann mensch beim Anti-Veganer*in-Bullshit-Bingo ein Kreuz machen. Fällt Ihnen etwas schlaueres als Ihre dumpfe Religions-Assozation nicht ein?

        • @Uranus:

          Wenn ich für „Imperiale Lebensweise“ auch einen Haken auf der Bullshit-Bingo Karte mache, wären dann Ihre religiösen Gefühle verletzt?



          Und definieren doch bitte einmal „Reichere Deutsche“ auf Euro und Cent, damit man weiß, ab wann man offiziell ein schlechter Mensch ist, exklusive Ihnen natürlich.

          • @Weidle Stefan:

            Also, wenn Sie von Ihrem Glauben (ich nehme an, Sie ernähren sich omnivor und halten vorherrschenden Speziesismus für legitim, richtig?) abfallen, könnten wir darüber nochmal reden ... ;-)



            Global gesehen sind die meisten Menschen in Deutschland im Vergleich zu Menschen in anderen Ländern reicher. In diesem Punkt wollte ich auf Klimagerechtigkeit hinaus. Ein Begriff der bzw. eine Position die insbesondere von Aktivist*innen aus ärmeren Ländern verwendet/vertreten wird. Die, die in der Vergangenheit übermäßig vom mit gigantischen CO2-Emissionen und Umweltzerstörung einhergehenden Wohlstand profitiert haben, sollten nun auch entsprechend Veranwortung für die Klimakatastrophe übernehmen und entsprechend handeln.

        • @Uranus:

          Fleisch essen, kein Fleisch essen, Vegan, Vegetarisch, Bio oder Konventionell, sind alles nur Bestandteile des Systems VERKAUFEN.



          Glauben Sie wirklich das auch nur eine Firma vegane Lebensmittel herstellt/verkauft um die Welt zu retten ? es geht um Gewinn, und wenn ich was neues verkaufen will, muss ich dem Käufer suggerieren das alles was er zuvor konsumiert hat Sch… war.



          Und was Bullshit-Bingo betrifft, sind ja Vegane auch kein Kind von Traurigkeit.

          • @Günter Witte:

            Nein, das glaube ich im Gro auch nicht - auch wenn es da idealistische Kleinproduzent*innen wie bspw. Tofu- und Aufstrichmanufakturen und biovegane SoLaWis gibt. Deswegen bin ich für einen politischen Veganismus bzw. Tierbefreiung und Antikapitalismus. Reine Konsumkritik hilft da wenig. Darum ging es auch Christina de Havilland nicht. Auch wenn sie*er zunächst einmal auf der realpolitischen Ebene blieb, indem sie*er Ansätze für eine ökologischere, tierethisch bessere Politik vorschlug. So habe ich ihn*sie zumindest verstanden.

  • Indem man verpflichtende Standards auch in der artgerechten Tierhaltung einführen würde, käme man automatisch zu gravierenden Preiserhöhungen, die richtig wären, um den überhöhten Fleischkonsum zu bremsen. Da braucht es nicht den von den Grünen geforderten Mindestpreis, denn der Mindestverkaufspreis kommt weder den Tieren noch den Arbeitern zugute, sondern landet in den Taschen des Betriebes, der die niedrigsten Standards pflegt und beim Fiskus.

  • Es liegt nicht am Kaufverhalten des Verbrauchers! Was ist das denn für eine Argumentation.



    Denn es wird immer einen billigeren Preis geben. Der entsteht durch den Wettbewerb der Unternehmen. Es sei denn, es wird irgendwann Einheitspreise geben.



    Für den Rest sind bitte die Menschenrechte zu beachten.



    Wenn sich jetzt für die Saisonarbeiter hierzulande für eine bessere Behandlung eingesetzt wird, dann bitte schön auch an die Saisonarbeiter in diesen Ländern denken. Die werden auch ausgebeutet. Wir sind doch eine vereinte EU mit gemeinsamen Werten. Oder?



    Der Erzeugung von Nahrungsmitteln muss der höchste Wert in unserer Gesellschaft beigemessen werden und dementsprechend muss auch bezahlt werden. Dann hört vielleicht auch diese unsägliche Menschenverschickung auf, die eh nur den Kapitalinteressen dient.

  • Der Knackpunkt steht in der Überschrift: "Die WählerInnen" - also wir alle - haben offenbar andere Prioritäten als den Schutz von Arbeitern.



    Was bedauerlich ist - die Arbeitskosten für Schlachtung und Zerlegung liegen bei wenigen Cent pro Kilogramm Fleisch. Wenn wir die Löhne verdoppelten, würden wir es an den Fleischpreisen im Supermarkt nicht einmal merken.

  • Das Billigfleisch kannte bisher mindestens zwei Arten von VerliererInnen: Die gequälten Kreaturen, das Tierwohl von Millionen von Schweinen, Rindern und Geflügel; und die von SubunternehmerInnen mit Werksverträgen ausgebeuteten LohnsklavInnen. Vermutlich müssten sogar jene KonsumentInnen des Billigfleischs als VerliererInnen gelten die vom (übermäßigen) Verzehr schlicht krank werden.

  • Fremdarbeiter aus dem Osten mit Werkverträgen als Scheinselbständige, überteuerte Massenunterkünfte - unseren Rassismus lassen wir uns von Corona nicht nehmen. Und SPD und Union vollziehen des Deutschen Willen. Der Herr hat Knechte... ein vielfältiges deutsches Bild. Wer mag, kann ein "4.0" dranhängen.

    • @Lieblich:

      Das als Rassismus zu bezeichnen, ist eine Nebelkerze. Es geht hier um Ausbeutung im Kapitalismus. Damit Arbeit und Kapital leichter für die Maximierung von Profit wandern können, wurden doch Grenzen weitmöglichst abgeschafft. Vergessen sollten wir aber auch nicht Deutsche, die unter miserablen Bedingungen arbeiten müssen.

      • @resto:

        Wieso Nebelkerze? Kapitalismus funktioniert mit komplexen Unterdrückungsmechanismen und hierarchisiert in Menschengruppen. Einer dieser Unterdrückungsmechanismen ist neben Sexismus auch Rassismus, wie im obigen Artikel aufgezeigt wird. Da lassen sich viele Beispiele anführen. Wer liefert bspw. Ihre Pakete aus? Wer verkauft Ihnen das kühle Getränke bis in die späte Nacht hinein? Wer putzt Toiletten?... im Kapitalismus wird nicht nur Produktion in andere Länder ausgelagert, da dortige Löhne einfacher zu drücken sind, sondern, wie hier, u.a. Arbeitskräfte aus anderen Ländern angeworben, um deren Abhängigkeit, geringe Rechts- und Sprachkenntnisse auszunutzen. Und so diese hier Fuß fassen, schafft nur ein Teil derer Kinder es in besser bezahlte Jobs. Der Fakt, dass unter Niedriglohnarbeiter*innen viele People of Color sind, ist (auch) Ausdruck von Rassismus.

        • @Uranus:

          Genau, am Ende ist alles Rassismus - auch dass helle Brötchen weich und dunkle "immer" hart sind. Passen Sie auf, dass Sie nicht der Logik eines Zirkelschlusses aufsitzen.

          Gäbe es auf der Welt nur "Chinesen" - es gäbe trotzdem eine ökonomische Hierarchie. Diese aufzuweichen sollte unser Ziel sein - dem wir in Deutschland schon recht nahe kommen.

          Rassismus ist in ökonomischen (!) Fragen nur eine grobe Keule, die (fast) immer missbraucht wird.

          • @TazTiz:

            Ich schrieb in meinem Kommentar explizit vom Kapitalismus. Ich denke allerdings, dass die Hauptwiderspruch/Nebenwiderspruch-Sichtweise veraltet bzw. falsch ist. Antikapitalistischer Feminismus und Antirassismus u.a. haben ihre Berechtigung und Notwendigkeit. Weder geht/ging es NUR um die Befreiung des männlichen Arbeiters noch NUR um die Befreiung des weißen.

  • "Das Kaufverhalten der VerbraucherInnen zeigt leider, dass die PolitikerInnen mit ihrer Einschätzung richtig liegen."

    Ich warte nur noch darauf, das noch die soziale Frage aufgemacht wird, wenn die Fertigfrikadellen mehr als 4 EUR das Kilo kosten sollen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Ihr Post tangiert mein Hauptthema 'Soziales und Gerechtigkeit'.

      Deshalb von meiner Seite aus (Sozialromantiker plus Fleischesser) eine 'happy pill' für Sie:

      Es gibt für mich keine soziale Frage, die mir auferlegen würde, Woche für Woche pfundweise schlechtes, billiges Fleisch einzuverleibergen. Lieber einmal im Monat gesundes, das die Blutfette hochtreibt ... Dann aber gib' ihm.

      Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: die Verlangsamung von Stoffwechseln im Alter hat auch etwas Gutes. Nicht umsonst gibt es in manchen Lokalen ... Seniorenteller.

      Mit den üppigen Bestandteilen eines früheren Tagesmahls komme ich heute von Montag bis Freitag aus. Die Samstage verschlafe ich (fastend). Die Sonntage sind für Gelage reserviert ....

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Auch ich bin tangiert und lasse natürlich schreiben.

        Fruchtfleisch ist auch keine Lösung (Deutsch) Taschenbuch



        von Heiko Werning (Autor), Volker Surmann (Autor), Stefan Gärtner (Autor), Jakob Hein (Autor), Wiglaf Droste (Autor), Ahne (Autor), Leo Fischer (Autor)

        ..... Unterdessen folgt Lebensmittelskandal auf Lebensmittelskandal, und im Fernsehen wird zeitgleich alles verbraten, was nicht bei drei aus der Küche ist. Noch nie hat die moralisch korrekte Grundverorgung unsere Wohlstandsgesellschaft derart bewegt....



        ....in die vor sich hin brodelnde Debatte Geschichten über Fleischkonsum und Vegetarismus, über Wildschweinjagd und Zartgemüse.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ich hatte ehrlich gesagt auch nicht Sie dabei im Sinn oder Stimmen aus dieser Richtung.

        Ich dachte eher an geheuchelte Krokodilstränen von Tönnies oder der Schwarz-Gruppe.

        Und siehe da, ich hab da gerade mal geblättert, die haben sogar schon angefangen.

        Tönnies hat an Heil einen Brief geschrieben, daraus zitiert die Neue Osnabrücker Zeitung.

        "Ein generelles Verbot von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft hätte massive, strukturell-negative Veränderungen für die Agrarwirtschaft zur Folge." Tierhaltung, Schlachtung und Veredlung würden "durch die europäischen Wettbewerber substituiert.

        www.presseportal.de/pm/58964/4601644

        Etwas offtopic, aber nur um mal zu zeigen was da gerade läuft.

        "Ungeachtet der aktuellen Diskussion um die Fleischbranche fordert Aldi nach LZ-Informationen rasche Preissenkungen für Wurstprodukte. Begründet wird dies mit der Marktlage. Das bisher übliche Ausschreibungsprozedere stellen Aldi Nord und Süd zur Disposition. Gegenüber der LZ unterstreichen die Discounter ihre Position als verantwortungsvolle Kaufleute."

        www.lebensmittelze...-fuer-Wurst-146361

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Sven Günther:

          Ich hatte einfach Lust zu schreiben. Und mein Gedächtnis funktionierte auch gut genug, um Ihnen nichts Falsches zu unterstellen.

          Meine ersten Schwiegereltern waren übrigens Kaufleute. Nachdem ein großer Teil von Verliebtheit und Liebe aufgebraucht war, hat sich bei meiner Ex der Wesenskern der Krämerseele durchgesetzt.

          Mir hat dies geholfen, meinen eigenen - holprigen und dornenreichen - Weg zu finden. Für mich zählt das mehr als alles Andere. :-)

          Als ich die ALDI-Meldung las, war klar: heute kein Gramm Fleisch.

          Das haben die jetzt davon!!!

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Das ist leider in vielen Beziehungen so, ich sag Ihnen die ganze Zeit, AWO Frankfurt, das wäre ihre Ecke gewesen, Krämerseele und soziale Ader in einem Paket.

  • "Die Verlagerung des Zerlegegeschäfts an Subunternehmer und deren ausbeuterische Methoden bis hin zu Stundenlöhnen von wenigen Euro – all das war der Regierung bisher ziemlich egal."



    Leider weicht das Selbstbild vieler Deutschen oftmals davon ab. Ausbeuter*innen? Das sind DIE Anderen - z.B. China! Und hierzulande gäbe es bloß eine "Marktwirtschaft", der teils die Adjektive frei oder sogar sozial angedichtet werden.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Uranus:

      Anschließe mich.

      Das internationale Ranking ist Gift für Verbraucher. Mit dem Hinweis darauf, dass im Lande ABC der Faktor XYZ in der Bewertung noch schlechter abschneidet, ist diese Kuh vom Eis.

      Wichtiger wäre, um bei diesem Bild zu bleiben, die Kuh mitsamt der Eisscholle zu versenken ...

    • @Uranus:

      Ich muss gesteht, dass ich China auch schonmal "unfaire Geschäftspraktiken" vorgeworfen habe. Ein Vorwurf der in unsere kapitalistischen Welt im allgemeinen und auch konkret in Bezug auf die BRD und die von uns mit Dritteweltländern geschlossenen Handelsverträgen mehr als lächerlich ist.

      • @BluesBrothers:

        @BLUESBROTHERS & WOLGANG LEIBERG



        Um das konkretisierend zu ergänzen:



        Jepp, von Eurozentrismus, Nationalismus, Rassismus ist mensch, mich eingeschlossen, nicht gänzlich frei - ohne das entschuldigen zu wollen. Umso wichtiger ist es, dies bei der Formulierung von Kritik im Hinterkopf zu behalten. Vom linken Standpunkt aus, sollte zudem weder Historie noch der Kapitalismus vergessen werden ...

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Uranus:

          Wer wollte - und vor allem: wer könnte - Ihnen da widersprechen? Vom linken Standpunkt aus bestimmt nicht ...

  • Wenn man gegen Hygienemissstände etwas unternehmen will, sollten endlich die Stellen für z. B. Veterinäre und Lebensmittelkontrolleure aufgestockt und nicht abgebaut werden. Die Kontrollen sollten ausschließlich unangemeldet stattfinden. Aber was das anbelangt, ist es scheinheilig still, nicht nur bei Herrn Habeck. Die vielen kleinen Schlachthöfe mussten wegen der EU Vorgaben zu gemacht werden. Fliesen bis an die Decke, Wassertemperatur, Raumtemperatur usw. Von den kurzen stressarmen Transportwegen ganz zu schweigen. Übrigens der Wert des Warenkorbes ist gekoppelt an das Durchschnittliche Einkommen. Er sollten/muss erst mal drüber nachdenken, bevor er neue Steuern erfindet. Die bezahlt der Kunde, nicht der Verkäufer oder der Hersteller. Ist halt wie bei den Kobolden und der Entfernungspauschale.

  • "Im Grunde müssten die geplanten Regelungen nicht nur auf dem Schlachthof gelten, sondern überall, wo WanderarbeiterInnen in Deutschland die Arbeit erledigen, für die sich keine Einheimischen mehr finden."

    Richtig. Dazu wirkliche Standards in der Tierhaltung. Und sie müssen wirklich durchgesetzt werden. Dann braucht es auch keine Sondersteuern und Abgaben. Die Lebensmittel werden von ganz allein so teuer, wie sie eigentlich sein müssten.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Es gab eine Zeit, da hätten die Grünen diese Forderung durchaus vertreten können. Nur sind inzwischen Veganer und Tierethiker immer lautstärker geworden, die das als ganz falschen Schritt ansehen, weil aus deren Sicht die ganze Tierhaltung abgeschafft werden muss. Und um für letztgenanntes Ziel mehr und mehr Anhänger zu gewinnen, sind Schreckensbilder aus der Massentierhaltung eindeutig nützlicher als die "glückliche Kuh auf der grünen Wiese"...

      • @Ewald der Etrusker:

        Es wäre aber sehr unklug von den Grünen, bei Wahlen auf eine extremistische Minderheit zu setzen.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Sehe ich auch so. Ob sie es trotzdem tun werden? Ich wage keine Prognose...

      • @Ewald der Etrusker:

        Um einen veranschaulichenden Vergleich zu bemühen: Würden Sie von Antikapitalist*innen behaupten, dass diese alle konsequent die Verelendungstheorie nicht nur für zutreffend halten sondern dieser noch aktiv zu arbeiten? Um auf Ihren Kommentar konkret zurückzukommen: Ihre Darstellung Tierrechtler*innen/-befreier*innen hat den faden Beigeschmack, dass diese Tierleid taktisch ausnutzen würde, ja quasi bräuchten. Der Sachverhalt ist aber ein anderer. "Bio" wird auch kritisiert, da es aus Tierbefreiungssicht noch perfider erscheint, ein vermeintlch glückliches Tier zu töten. Zum anderen werden sogenannte Tierwohllabels kritisiert, da diese ebenso Augenwischerei sind wie die Biohaltung, bei der zumeist der Platzzuwachs im Vergleich zur "konventionellen Haltung" gering ausfällt - von anderen gleichbleibenden Aspekten wie Transport und Tötung mal abgesehen. Für "Bio"-Schweine bis zu einem Gewicht von 125 Kilo (!) sollen 2,3 qm gegenüber 0,83 qm in "konventioneller Haltung" "artgerecht" sein.

        • @Uranus:

          Was sagen Sie dann zu dem Argument von @Warum_denkt_Keiner_nach?

          Wie realisiert man politisch die Vorstellungen jener "extremistischen Minderheit", ohne die Mehrheit entweder in mühevoller Kleinarbeit zu überzeugen - oder um ihr demokratisches Wahlrecht zu betrügen?

          • @Normalo:

            Extremismus ist eine Frage der (Macht)perspektive. Würden Sie Menschenrechtler*innen/Antisklaverei-Aktivist*innen ebenso als Extremist*innen bezeichnen?



            Wie auch imner - in einem Perspektivwechsel kann bezüglich von vorherrschenden Tierausbeutung/Anthropozentrismus/Speziesismus auch von einer extremistischen Position gesprochen werden. Es ist eine Position, die die Interessen der Tiere ignoriert.



            In der Tat ist es schwierig, einen abolitionistischen Ansatz bei aktuellen Verhältnissen in Realpolitik umzusetzen. Generell würde ich da auch nicht auf parlamentarische Ansätze hinauswollen, sondern auf Protest, Initiativen, direkte Aktionen/ziviler Ungehorsam ...

            • @Uranus:

              "In der Tat ist es schwierig, einen abolitionistischen Ansatz bei aktuellen Verhältnissen in Realpolitik umzusetzen."

              Ok, das klingt schon realistischer. Ich würde mich nicht so lange daran aufhalten, was "extremistisch" ist und was nicht. In einer Demokratie ist aus meiner Sicht wichtiger, inwieweit eine Meinung konträr zur Mehrheitsmeinung verläuft oder nicht und was man daran eventuell ändern kann. Das entscheidet über ihre Umsetzungschancen.

              Alles weitere ist eher eine Frage für den Elfenbeinturm und ohnehin fast immer streng subjektiv (z. B.: Sie fordern, dass die Rechte der Tiere geachtet werden - ich frage: "Welche Rechte?". Ihnen reichen die Rechtfertigungen für menschliches Handeln gegenüber der Umwelt nicht - ich frage: "Seit wann brauchte ich denn eine?" etc.). Nur zum Verständnis: Ich bin nicht gegen Tierschutz und weiß auch, was wir an unsererm Lebensraum haben. Ich lasse mich nur nicht von irgendwem ideell in die Pflicht nehmen, der auf Teufel komm raus ein sehr speziell menschliches Konzept ("Individuelle" Rechte") den nichtmenschlichen Tieren überstülpen will.

  • "intelligentere Wege zu einem Umdenken gefragt" ...

    Also besser gar nichts mehr fordern? Sich still fügen?



    Eine Forderungspause?



    Oder was will der Autor uns mit seinem letzten Satz sagen?

    • @Rosmarin:

      Ich würde den Autor so verstehen, dass der Widerspruch zwischen billig und tierlieb zu Gunsten der Tiere schwer aufzulösen ist und genannte, vergangene Vorschläge diesem Sachverhalt nicht genügend Rechnung trugen. Etwas darüberhinaus, was Sie in IhrenFragen formulieren, beschreibt er nicht.