K.-o.-Spritzen in britischen Clubs: Gefährliches Feiern im Patriarchat

In Großbritannien bekamen Frauen in Clubs Spritzen mit betäubendem Inhalt injiziert. Doch die Ursache dieser Straftaten liegt viel tiefer.

Die Nadel einer Spritze

Wo cis Männer einen Raum betreten, ist Vorsicht geboten Foto: Christoph Soeder/dpa

Es ist so eine Sache mit der Vorsicht. Sie ist immer geboten, wenn cis Männer einen Raum betreten. In Großbritannien haben verschiedene Frauen jüngst unter anderem dem Guardian und der New York Times berichtet, wie sie beim Feiern benommen und bewusstlos wurden und hinterher Einstichstellen am Körper bemerkten. Der Grund: Drogen-Spritzen, deren Inhalt wie K.-o.-Tropfen wirkt.

Seit Anfang September berichten vor allem junge Frauen in Universitätsstädten, wie ihnen beim Besuch eines Clubs irgendwann schwindlig wurde. Dem BBC erzählte eine 19-jährige Studentin, dass sie erst nicht mehr sprechen konnte, dann umgekippt sei und im Krankenhaus eine Einstichstelle an der Hand bemerkte.

Laut Guardian sei eine andere 19-Jährige nach einem Abend in einem Nottinghamer Club mit „null Erinnerung“ aufgewacht. Nachdem sie eine Einstichstelle im Bein entdeckte, sei sie ins Krankenhaus gegangen. Da sie trotz achtstündigen Aufenthalts nicht untersucht wurde, ging sie ohne Untersuchung wieder. In anderen Fällen ist von Ketamin die Rede – einem Stoff, der sowohl zur Betäubung als auch zur Berauschung verwendet wird.

Boykott von Clubs

Wie nach der Einnahme von K.-o.-Tropfen wissen die Betroffenen nicht, was in der Zwischenzeit passierte. Mittlerweile sind 15 dieser Fälle allein in Nottingham bekannt. Kathryn Craner von der Polizei in Nottinghamshire rät zur Vorsicht: „Auch wenn Angriffe mit Nadeln sehr selten sind, bitten wir Menschen in überfüllten Räumen, wachsam zu sein und das Personal oder die Polizei über verdächtiges Verhalten zu informieren.“

Momentan ist eine Petition in Großbritannien sehr erfolgreich, die Vorsichtsmaßnahmen nicht potenziellen Opfern, sondern den Tür­ste­he­r:in­nen überantworten möchte: Über 160.000 Menschen unterschrieben, dass Tür­ste­he­r:in­nen noch sorgfältiger kontrollieren sollen. Anderen gehen die Vorsichtsmaßnahmen nicht weit genug:

Die Initiative Night In fordert den Boykott von Clubs. Pryzm, ein betroffener Club in Nottingham, beteiligt sich temporär daran. Mittlerweile wurden drei verdächtige Männer festgenommen und wieder freigelassen.

Solange das Patriarchat Bestand hat und das Auftreten einzelner Menschen so aggressiv ist, dass sie sich sicher genug fühlen, um Frauen ohne Zustimmung Drogen zu verabreichen, bleibt weiterhin Vorsicht geboten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.