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Journalismus und sexualisierte GewaltDas Wagnis, zu sprechen

Wer über prominente Männer und sexualisierte Gewalt berichtet, erntet Hass. Nicht die Fälle gelten als das Problem, sondern das Schreiben darüber.

Der Versuch, Journalist_innen mundtot zu machen, ist von Anfang an ein #Metoo-Begleitphänomen gewesen Foto: Brian Snyder/reuters

D ie unangenehmsten Reaktionen kommen immer zum Thema sexualisierte Gewalt. Egal, ob es sich um Vergewaltigungsvorwürfe gegenüber prominenten Männern handelt oder um den Umgang mit dem Thema Konsens und Sex in der linken Szene: Wer als Journalist_in über diese Fälle berichtet, sei es auch nur im Konjunktiv oder anonymisiert, wird mit so vielen und teilweise so hässlichen Zuschriften überhäuft, dass er_sie (meistens sie) es sich in der Folge dreimal überlegen wird, ob ein Artikel die Kopfschmerzen, die bereits vorprogrammiert sind, wert ist.

Je reicher der mutmaßliche Täter, desto schneller flattert dann auch die Post von dessen Anwälten herein. Aber verwundernd ist doch viel eher, wie Unbeteiligte häufig Partei ergreifen für Beschuldigte, als sei nicht die Allgegenwärtigkeit sexualisierter Gewalt das Problem, sondern das Sprechen und Schreiben darüber.

Natürlich geht es auch immer um das juristische Problem der Verdachtsberichterstattung. Beweislage und Zeug_innenaussagen müssen geprüft, Beschuldigte konfrontiert werden, um mit journalistischer Neutralität über solche Fälle berichten zu können. Wie aber steht es um die Kolumnenform oder den Meinungsbeitrag? Diese Formate leben ja nicht von investigativen Ansprüchen und Objektivität, sondern davon, Debatten, die sowieso in der Welt sind, genauer anzuschauen und zu bewerten. Sie wollen parteiisch sein, das ist in ihrem Kern angelegt. Und man kann durchaus eine Haltung formulieren, ohne falsche Tatsachen zu behaupten. Das ist ja das Interessante an Fällen von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch: Sie sind niemals Einzelfälle, wir alle sind in irgendeiner Weise in sie verwickelt. Die Frage ist nur, inwieweit wir bereit sind, uns damit auseinanderzusetzen.

Wenn es nach den Anwälten der Beschuldigten, aber auch nach den fleißigen Leser_innen und Kommentator_innen solcher Beiträge ginge, sollte man Vorwürfe sexualisierter Gewalt gar nicht erst öffentlich thematisieren dürfen, bis ein gerichtliches Urteil vorliegt. Das ist aus vielerlei Hinsicht völlig absurd, denn selten kommt es überhaupt zu einem Gerichtsverfahren, und noch viel seltener gibt es eine Beweislage, die es dem Gericht ermöglichen würde, einen Täter zu verurteilen. Was Berichterstattung aber möglich macht, gerade wenn es um prominente Beschuldigte geht: Es kommen neue Betroffene hinzu, die sich bislang nicht getraut hatten, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Scham überwinden

Weil ihr Umfeld ihnen vielleicht einredete, sie seien selbst schuld, wenn sie sich auf Aftershowpartys mit Rockstars herumtrieben. Weil sie sich vielleicht schämten, mit dieser Geschichte öffentlich assoziiert zu werden. Weil sie bereits wissen, dass niemand ihnen glauben wird. In den meisten Fällen aber ist es schlicht das Unsichtbarbleiben der Systematik dahinter: Niemand ahnt, dass auf jedem Konzert dieser hypothetischen Band jungen Mädchen K.O.-Tropfen verabreicht werden und sie schlicht nicht in der Lage sind, Einvernehmen zu formulieren, wenn der Frontsänger der hypothetischen Band sich ihnen sexuell nähert. Niemand weiß, dass sie sehr viele sind, bis auf Social Media erste Erfahrungsberichte auftauchen und Journalist_innen das Thema aufgreifen und nach weiteren Betroffenen recherchieren.

Der Versuch, Journalist_innen mundtot zu machen, ist nicht nur von Anfang an schon ein Begleitphänomen der #Metoo-Bewegung gewesen, er scheint auch nahtlos anzuknüpfen an die jahrhundertealte Praxis der Beschämung von Überlebenden sexualisierter Gewalt, die es wagen, über ihre Erfahrung zu sprechen. Die französische Schriftstellerin Virginie Despentes fasste dieses grundsätzliche Misstrauen einmal sehr treffend in diesem schlichten Satz zusammen: „Mein Überleben an sich spricht gegen mich.“

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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40 Kommentare

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  • Umgekehrt ist das Bekanntwerden auch nur eines Verdachts in der Regel mit beruflichen und gesellschaftlichen Folgen für die mutmaßlichen Täter verbunden.

    Ich bin auch bei der Autorin, solange die Kolumnisten sich ihrer Verantwortung bewusst sind dass bei aller Parteiergreifung das Unschuldsprinzip nicht vergessen werden darf.

    Wie schon hier im Forum anhand von KAIKAKU zu sehen ist das leider nicht immer der Fall.



    Neben der Fraktion die vorschnell die Anschuldigerinnen als Lügnerinnen diffamiert gibt es immer auch die Fraktion welche vorschnell mutmaßliche Täter abstempelt. Die Medien sollten dabei m.E. niemals eine der beiden Fraktionen bedienen, ganz egal ob Berichterstattung oder Meinungsartikel. Es geht nämlich um Gerechtigkeit, nicht ums Rechthaben.

    • 6G
      679115 (Profil gelöscht)
      @M.Liberus:

      Es ist auch möglich Verbrechen und ihre Art empirisch zu untersuchen.



      Ich bin Parteimitglied und habe Jura, Wirtschaft und Philosophie studiert, ihre herablassende Art setzt meine Argumentation nicht außer Kraft.



      Also, empirisch betrachtet weiß ich vor dem nächsten Oktoberfest bereits, dass dort jemand vergewaltigt werden wird. Die Unschuldsvermutung gilt ja gerade für die potentiellen Täter, es gibt keine Schuldvermutung für alle Oktoberfestbesucher.



      Natürlich gibt es auch mal Falschmeldungen in den Zeitungen, sollte dies ein solcher Fall sein wird es eine Gegendarstellung geben müssen. Die Unschuldsvermutung greift dann, wenn wirklich Anzeige erstattet wurde, das ist ja noch gar nicht passiert. Wenn Sie jedoch glauben, es habe diese Vorgälle nicht gegeben, halte ich Sie eben für naiv.

      • @679115 (Profil gelöscht):

        Sie widersprechen sich selbst.

        Zitat aus Ihrem Posting vom 5.6.2023 01.14 Uhr:



        "Es gäbe keine Berichterstattung zu diesen Vorfällen wenn nichts vorgefallen wäre."

        Zitat aus Ihrem Posting vom 5.6.2023 01.37 Uhr:



        "Natürlich gibt es auch mal Falschmeldungen in den Zeitungen ..."

        Was genau ist denn aber Ihre Argumentation und wo genau habe ich denn Unrecht?



        Ich habe mich nicht dazu geäußert ob ich glaube dass die Vorfälle passiert sind, weil das auch irrelevant ist.



        Ich habe auch niemanden Lüge vorgeworfen oder gesagt Medien dürfen nicht berichten. Ich habe mich nur dazu geäußert wie m.E. diese Berichterstattung aussehen sollte: Nicht wegsehend, aber auch nicht vorverurteilend.



        Nochmal: Was ist daran falsch?

        Im Gegensatz dazu schreiben Sie hier ziemlich direkt dass Sie der Meinung sind die Anschuldigung sind wahr und mindestens Till Lindemann hat strafbare Handlungen begangen. Wobei Sie aber eben keine Beweise haben, nur die Anschuldigungen und Empirische Belege aus vergleichbaren Fällen.



        Für mich ist das unnötig vorverurteilend, auch wenn es von mir aus mit der juristischen Detailbrille betrachtet nicht so sein mag. Mir ist auch nicht klar warum Sie das öffentlich so aussagen müssen, es hilft ja nicht in der Sache. Es ist keine Unterstützung für die Frauen die sich jetzt gemeldet haben, da würde es ausreichen wenn Sie sich entsprechend äußern dass diesen zugehört werden muss etc. Warum müssen Sie so darauf beharren dass Straftaten mit Sicherheit passiert sind? Das einzige was Sie damit zementieren ist eine Position von der Sie nicht mehr zurücktreten können, selbst im - von mir aus unwahrscheinlichen Fall - dass doch nichts strafbares passiert ist.

        • 6G
          679115 (Profil gelöscht)
          @M.Liberus:

          Ich widerspreche mir nicht selbst, ich diskutiere, ich habe auch nicht gesagt ihre Argumentation ist nicht stichhaltig oder falsch.



          Es wird geprüft und recherchiert, Falschmeldungen sind selten aber kommen vor, ich gehe davon aus dass überall auch Fehler gemacht werden. In der Regel wird also nicht haltlos drauf los geschrieben, wobei die Ausnahmen die Regel bestätigen.



          Ich war auf diversen Konzerten von kleineren und größeren (Rock)Bands etc, es ist unter Besuchern dieser Veranstaltungen bekannt, wie auch beim Oktoberfest, dass dort soche Straftaten vorkommen, jedes Jahr, darum ja auch Poizeipräsenz. Das ist keine Glaubensfrage oder Vorurteile sondern Realität. Leider ist es so dass Täter davonkommen und im Bezug auf Prominente immer wieder mit zweierlei Maß gemessen wird, deswegen beharre ich auf bzw. zementiere ich meine Position. Es wäre schön eine Unterstützung für betroffene Frauen wenn sie davon ausgehen könnten ihre Klagen waren von Erfolg gekrönt bzw führten zu Verurteilungen.

  • Die Gesellschaft schützt keine Täter. Die Gesellschaft schützt Unschuldige vor falschen Anschuldigungen. Deshalb muss der Wahrheitsgehalt von Opferaussagen hinterfragt werden, das ist der Unterschied zwischen Rechtsstaat und Lynchjustiz.

    Niemand sagt Medien dürfen sich nicht mit der Thematik befassen. Niemand sagt es gibt kein gesellschaftliches Problem.



    Es wird aber gesagt Medien sollten keine virtuelle Lynchjustiz betreiben.

    Mir ist auch unklar woher die Behauptung kommt die Medien würden in der Sache unterdrückt, das Internet ist voll mit Berichten dazu.

    • 6G
      679115 (Profil gelöscht)
      @M.Liberus:

      Falsch, der Rechtsstaat, und somit die Gesellschaft, schützen Täter, damit es eben nicht zu Lynchjustiz kommt. Das ist auch richtig so.



      Nur zu versuchen, aus dem Opfer den Täter zu machen und das Problem zu verschleppen bzw zu verklären, das ist ein Problem.



      Es gäbe keine Berichterstattung zu diesen Vorfällen wenn nichts vorgefallen wäre. Es wird aber voraussichtlich versanden, es sei denn, die Anwälte der Opfer halten Anzeige für lukrativ. Denn kein Opfer lässt sich gerne durch diese Manege treiben. Dennoch sind die Anschuldigen nicht falsch, das ist ja gerade das perfide.

      • @679115 (Profil gelöscht):

        "Es gäbe keine Berichterstattung zu diesen Vorfällen wenn nichts vorgefallen wäre. "



        Über diese Aussage kann Kachelmann inzwischen vielleicht sogar wieder lachen.



        Berichten, dass Vorwürfe da sind: Ja dringend. Bei Personen, die so stark in der Öffentlichkeit stehen, ist das sinnvoll.



        Doch eine Meinungsschlacht parallel zu oder sogar vor Gerichtsverhandlungen gehen gar nicht.



        Jede Berichterstattung muss so ablaufen, dass ein Gericht frei von medialer Beeinflussung ein rationales Urteil fällen kann.

        • 6G
          679115 (Profil gelöscht)
          @Herma Huhn:

          Das klingt nach schönem hohem Idealismus, nur leider nicht nach der Realität.



          Herr Kachelmann wurde wenigstens fürstlich entschädigt im Verhältnis zu den meisten Missbrauchsopfern. Doppelt so viel Geld wie das Opfer von Christiano Ronaldo circa.



          Die Fälle Lina, Bhakdi, Höcke, Lindemann etc aktuell sind und werden von der Öffentlichkeit diskutiert, sicherlich ist es die Aufgabe des Gerichts nicht in Hysterie zu verfallen.



          Ich bin ebensowenig begeistert wie Sie wenn es um falsche Verdächtigung, Verleumdung, Irreführung etc geht, nur hat Vergewaltigung und sexueller Missbrauch meist schon eine andere Qualität. Dennoch konnte und kann auch mit Herr Kachelmann nur Leidtun im Bezug auf die Vorwürfe und was er durchstehen musste. Allerdings bleibt er Millionär und ist körperlich unversehrt.

          • @679115 (Profil gelöscht):

            Die Entschädigung bekam er aber nicht wegen der Verleumdung durch die nicht missbrauchte Dame, sondern wegen der Berichterstattung über die fälschlich angestrengte Klage.



            Mit einer neutraleren Haltung statt einer Meinungsschlacht hätte er keine Entschädigung gesehen.

  • Wenn man ohne gültiges Urteil Schuldzuweisungen formulieren darf, warum darf man dann nicht auch der beschuldigenden Person nidere Motive unterstellen? Ohne Urteil ist "x hat y vergewaltigt" eine genauso legitime Behauptung wie "y beschuldigt x nur um sich wichtig zu machen"

    Ich für meinen Teil halte beide Behauptungen für unangemessen sofern keine hinreichenden Kenntnisse vorliegen - als Zuschauer behaupte ich nicht einen Sachverhalt mit lediglich meinem Bauchgefühl als Quelle. Wenn man das aber ausklammert und sich das Recht rausnimmt trotzdem Urteile zu fällen, dann bewegen wir uns in einem schmutzigen Bereich des Diskurses in dem das Rufen nach Mäßigung eher selbstironisch anmutet

    • 6G
      679115 (Profil gelöscht)
      @Questor:

      Das dürfen Sie selbstverständlich.



      Es handelt sich hier um Personen der Öffentlichkeit, die müssen das aushalten. Die Opfer bzw falls es erfunden sein sollte Nicht-Opfer sondern dann Verleumder, üble Nachredner etc sind aber eben keine Personen der Öffentlichkeit.



      Auf gut deutsch: Niemand hat ein Problem wenn Rammstein/Lindemann einvernehmlichen Sex mit namenlosen Groupies hat. Wenn die besagten jedoch unter Drogen gesetzt werden und Sex haben den sie ablehnen ist das strafbar. Sodann gibt es nun offensichtlich auch solche Fälle bei der Band/dem Mann. Sonst würden sich die Zeitung, Polizei und Juristerei auch nicht damit beschäftigen.

  • 6G
    679115 (Profil gelöscht)

    Nochmal: Es geht hier nicht um Verdachtsberichterstattung oder Vorverurteilung sondern um die fragwürdige gesellschaftliche Praxis, die Täter zu schützen, sich aber nicht um die Opfer zu kümmern.

    Ein paar Zahlen/Statistik:



    "2018 wurden laut der BKA-Statistik insgesamt 140.755 Personen (Vorjahr: 138.893) Opfer versuchter und vollendeter Gewalt (Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution) - 81,3% davon sind Frauen, 18,7% Männer. Somit waren insgesamt 114.393 (2017: 113.965) Frauen und 26.362 Männer (2017: 24.928) von Partnerschaftsgewalt betroffen.

    Bei Vergewaltigung, sexuellen Übergriffen und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu 98,4% weiblich, bei Bedrohung, Stalking, Nötigung in der Partnerschaft sind es 88,5%. Bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung sind es 79,9%, bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen sind 77% der Opfer Frauen." (Bundesministerium)

    Angesichts dessen und auch weil es de facto kaum Fälle gibt, in denen Frauen zu Unrecht behaupten missbraucht etc. Worden zu sein, liegt doch glasklar ein gesellschaftliches Problem vor auf das reagiert werden sollte. Weswegen sich (auch meinungsbasierende) Inhalte in Medien nicht mit der Thematik befassen sollten bleibt mir ein Rätsel.



    Offensichtlich sind die meisten zu feige auf den/die Täter zu zeigen und hinterfragen dann den Wahrheitsgehalt von Opferaussagen. Nach dem Motto: die arme Band, es war bestimmt ganz anders. Das ist absolut lächerlich. Rammstein ist wahnsinnig erfolgreich gewesen, auch international, die Bandmitglieder sind allesamt Millionäre, dennoch, auch Christiano Ronaldo ist ein verurteilter Vergewaltiger, der Status und die Rechtssprechung müssen sich nicht gegenseitig ausschließen.

    • @679115 (Profil gelöscht):

      In Scheidungs und Unterhaltsverfahren ist die Quote der fälschlich erhobenen Missbrauchsbeschuldigungen je nach Studie zwischen 20 und 40%. In der Praxis liegt die Quote laut vieler Gutachter bei etwa 30% der Anschuldigungen. Es gibt de facto kaum Fälle ist eine extrem dehnbare Formulierung nehme ich an.

      • 6G
        679115 (Profil gelöscht)
        @Šarru-kīnu:

        Dagegen geht man in der Rechtsmedizin davon aus, dass es sich bei 5-10% Prozent der Vergewaltigungen um Falschbeschuldigungen handelt, Tendenz allerdings steigend.



        Es ging zudem um Gewalttaten und nicht um Scheidungen, das ist mit Gütertrennung verbunden, ähnlich wie beim Erbrecht, wo Familienangehörige zu Feinden werden und ebenfalls falsches Spiel treiben, um an Erbschaften zu gelangen.



        Da ich davon ausgehe, dass Sie nicht die Zahlen des Bundesamtes bezweifeln: selbst wenn 10 Prozent der Anschuldigungen fälschlich erhoben wurden, oder sogar 20, ist es doch immernoch korrekt zu sagen in 80-90 Prozent war es Vergewaltigung/Missbrauch etc.

    • @679115 (Profil gelöscht):

      Solche Statistiken sagen absolut nichts über einen konkreten Einzelfall; dieser muss individuell untersucht werden, sonst würde es für einen angeschuldigten Mann keine Grundrechte mehr geben.

      • 6G
        679115 (Profil gelöscht)
        @resto:

        Es wird nicht individuell untersucht, es wird Recht gesprochen wenn zuvor Recht gebrochen wurde, in Gerichten geht es eben nicht um Individualität.



        Das Ziel dieser Statistik ist nicht, ihnen den individuellen Schaden im Einzelfall aufzuzeigen.

        Im Fall hier, der geartet ist wie jeder Fall, der sich mit nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen im Umfeld eines Rockkonzertes befasst, Stichwort Rockstars und Groupies, wird man also auf jeden Fall auch Vergleichsfälle aufzeigen können. Noch ist aber gar nicht Anzeige erstattet worden. Es handelt sich dennoch nicht um eine Vorverurteilung. Falls es zu Anklage oder Anzeige kommt, ich bin sicher der arme angeschuldigte Mann bekommt einen Anwalt.

    • @679115 (Profil gelöscht):

      Weil es schlichtweg so ist, dass Männer solche Gewalt von Frauen verübt in den seltensten Fällen anzeigen. Auch das ist wissenschaftlich belegt. Ein Mann der eine Frau wegen Vergewaltigung anzeigt hat im Grunde nie Erfolg und hat mit noch mehr Scham zu kämpfen als Frauen.

      Zum anderen, das Frauen immer die Wahrheit sagen ist auch eine Mär. Ganz prominentes Beispiel ist Amber Heard im Fall gegen Johnny Depp.



      Johnny Depp hat Fehler gemacht, aber Amber Heard war weder ein Unschuldslamm noch stimmten alle Vorwürfe (eher umgekehrt).

      Opferschutz ist wichtig und muss dringend verbessert werden, allerdings nicht durch Vorverurteilung des vermeintlichen Täters., denn auch dieser hat Schutz verdient vor Falschaussagen, welche ihn zum Opfer machen.

      • 6G
        679115 (Profil gelöscht)
        @Walterismus:

        Nein, allgemein ist die Dunkelziffer dieser Verbrechen höher, es wird von jeder Dritten Frau ausgegangen, die mindestens einmal im Leben eine Form von sexualisierter Gewalt erlebte. Nirgendwo steht es trifft nie Männer, niemals sind Männer in der Mehrheit betroffen. Also auch Frauen zeigen das in den seltesten Fallen an.



        Das ist eben keine Vorverurteilung eines vermeintlichen Täters, wenn Sie ernsthaft glauben, auf Rammstein-Konzerten gibt es keine Drogen und Sex im Backstage oder Aftershow oder wie auch immer haben sie einfach den Schuss nicht gehört. Es gibt noch gar kein strafrechtliches Verfahren, handelt sich aber um Fakten, darum geht es hier.



        Das sich hier viele meinen schützend vor dem armen unschuldigen Till stellen zu müssen, rhetorisch versteht sich, finde ich völlig lächerlich.

    • @679115 (Profil gelöscht):

      Erstens: Sie kämpfen gegen Strohmänner. Das die ganze Thematik nicht besprochen werden dürfe, sagt zumindest hier kaum jemand. Es ist hervorragend möglich, eine Thematik anzusprechen, ohne eine Vorverurteilung vorzunehmen. So viel Nuance darf man von professionellen Journalist*innen ja wohl erwarten.

      Abgesehen davon sagen Sie die Unwahrheit über Cristiano Ronaldo, und Sie können froh sein, dass dieser (vermutlich) nicht das Taz-Forum liest, denn es handelt sich bei Ihrem Statement um eine (in Deutschland potenziell justiziable) falsche Tatsachenbehauptung. Richtig ist: Cristiano Ronaldo wurde rechtskräftig in Spanien wegen Steuervergehen verurteilt. Die Verfahren gegen Ronaldo wegen Vergewaltigung endeten allesamt NICHT mit einer Verurteilung. Und alleine Ihre offensichtlich völlig fehlende Sorgfalt dabei, eine so leicht herauszufindende Info zu ermitteln, (en.wikipedia.org/w...Cristiano_Ronaldo) zeigt, wie gefährlich es ist, bei einer so sensiblen Thematik auf sein "Bauchgefühl" und Halbwissen zu hören.

      • 6G
        679115 (Profil gelöscht)
        @Agarack:

        Ich hatte bereits eine Antwort verfasst, möglicherweise dann doppelt...

        Dass die Besprechung möglich, ja gerade notwendig ist, habe ich ebenfalls, entgegen anderer Darstellungen, festgehalten.



        Ich bin nicht frei von Fehlern, sollte Ihnen Mal wieder ein solcher unterlaufen, denken Sie bitte selber an ihre fehlende Sorgfalt oder ihr Halbwissen. Ich schreibe auch nicht die Unwahrheit.



        Er ist also ein (noch) nicht verurteilter Vergewaltiger der sich dank Anwälten und Status außergerichtlich auf eine Art Schweigegeldzahlung mit seinem Opfer geeinigt hat.



        Entgegen Ihrer Annahme würde ich mich freuen er würde dies lesen, ebenso Rammstein/Lindemann sind herzlich eingeladen. Mein Anwalt wäre bereit und mit solchen Gebärden kommen Sie hier sicherlich nicht durch.



        Inhaltlich ging es mir um die Täter-Opfer Umkehr und den Fakt dass die Opfer eben nicht zu hören sind, weswegen Journalisten das übernehmen, sollten die Recherchen gut sein ist es demnach keine Vorverurteilung oder bloße Meinung. Ich kämpfe hier gegen niemanden und halte meine Beiträge für ungefährlich.

      • 6G
        679115 (Profil gelöscht)
        @Agarack:

        Ich kämpfe gegen Windmühlen.



        Kleiner Scherz, ich kämpfe natürlich gar nicht, ich schreibe.

        Außerdem bin auch ich fähig mich zu irren, sollte Ihnen demnächst Mal ein Versehen dieser Art unterlaufen denken sie doch bitte selbst an ihr "Halbwissen".



        Dann ist er eben kein verurteilter Vergewaltiger, sondern ein Vergewaltiger der sich außergerichtlich mit seinem Opfer geeinigt hat, was ihm dank vielen Anwälten und des Statuses möglich war.

        "Die Anwälte von Cristiano Ronaldo haben bestätigt, dass im Fall der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Fußballstar Geld an die Klägerin geflossen ist. Wie aus Gerichtsdokumenten der Anwälte hervorgeht, zahlte Ronaldo im Rahmen einer Vereinbarung aus dem Jahr 2010 insgesamt 375.000 US-Dollar an Kathryn Mayorga. Die Amerikanerin hatte in der Vergangenheit von einer Art Schweigegeld gesprochen, das an sie gezahlt worden sei." (Faz)

        Die Sache ist auch noch nicht vollständig abgeschlossen. Über eine Klage von Christiano würde ich mich demnach zwar tatsächlich wundern aber doch freuen, deswegen wäre ich eher froh er würde meinen Beitrag lesen.



        Auch Rammstein/Lindemann sind herzlich eingeladen mich zu verklagen. In beiden Fällen würde mein Anwalt mich liebend gerne vertreten.

        Zum inhaltlichen Bezug: dass hier die potentiellen Täter geschützt werden bzw. Kein Opfer je zu Wort kommt ist korrekt, und dass die Besprechung dennoch, auch in Kolumnen, möglich ist, stellte ich bereits fest, entgegen einiger anderen Kommentare. Die Täter-Opfer Umkehr ist zudem ein Problem. Es ging in dem Beitrag zudem auch um die Angriffe auf recherchierende Journalisten, die für die Opfer sprechen. Wenn also eine gut recherchierende Journalistin mit einem Missbrauchsopfer spricht, oder mehreren, und sie klingt dann etwas vorverurteilend, dann wohl weil es sich um korrekte Angaben handelt, unabhängig davon, ob der Täter verurteilt wird, dennoch wird sie dafür möglicherweise selbst angegriffen.



        Das ist sicherlich nicht unwahr und fehlende Sorgfalt verbitte ich mir

  • Eigentlich muss man nichts hinzufügen, nur - je mehr ich das selbst erleben muss - je mehr kann ich verstehen, dass es Kulturen gibt, die die Geschlechter trennt. Nur so können sich Frauen sicher sein, im Job, im Freibad, bei Shoppen und bei Behörden etc. Finde ich fortschrittlich.

    • @V M:

      Das soll die Konsequenz sein - getrennte Spären?



      Wie wäre es mit: Männer als lernfähig anzusehen, die es lernen zu lassen?

    • @V M:

      Meinen Sie Kulturen wie in Afghanistan oder Saudi-Araben? Da wird getrennt, aber fortschrittlich ist doch was anderes, oder?



      Sorry, wenn ich ich das falsche Beispiel herangezogen habe. Aber bitte dann um Erklärung dieser von Ihnen gemeinten fortschrittlichen Kulturen.

    • @V M:

      Ernst gemeint oder satirisch???

      • @Perkele:

        Was spricht z.B. gegen Schulen für Mädchen? Für mich macht das Sinn und hat nur Vorteile. So eine Schule wäre ein sicherer Raum für Mädchen.

    • @V M:

      In Gesellschaften, die Geschlechter trennen, haben Frauen Frauenräume und Männer haben sämtlichen anderen Raum.

      Nein danke.

      • @V. Ohneland:

        Als Frau kannst du in Deutschland schon längst nicht mehr in ein Freibad, eine Sauna oder Sportstudio gehen, ohne angemacht oder begrabscht zu werden. Von diesem widerlichen Fotografieren möchte ich gar nicht reden. Frauen müssen das Recht haben, sich sicher fühlen zu können.

  • "Was Berichterstattung aber möglich macht, gerade wenn es um prominente Beschuldigte geht: Es kommen neue Betroffene hinzu"

    Sehr guter Punkt. Aber:

    "Natürlich geht es auch immer um das juristische Problem der Verdachtsberichterstattung. [...] Wie aber steht es um die Kolumnenform oder den Meinungsbeitrag?"

    An der Stelle sollte man sich schon fragen, ob die genannten journalistischen Formate die richtigen für die Berichterstattung über Anschuldigungen sind.

    • @Fairchild670:

      Das ist, finde ich, eine sehr gute Frage. Es kann gewaltig nach hinten los gehen, wenn man an einzelnen Fällen immer gleich das große Ganze mitverhandeln möchte. Das wird auch den Betroffenen nicht gerecht, und zwar weder der einen, noch der anderen Seite.

  • Es ist gut, dass Kolumnen und Kommentare zu solchen Themen geschrieben werden. Bitte unbedingt weiter so!! Selbstverständlich dürfen sie keine Vorverurteilung sein, doch darüber zu schreiben/sprechen ist völlig in Ordnung. Kann es sein, dass diejenigen, die dazu Hasskommentare abgeben und die Journalist*innen anpöbeln, dass die ein schlechtes Gewissen haben? Wieviel häusliche Gewalt, wieviel Skandale der pädophilen Art bleiben verborgen, weil es -aus welchem Grund auch immer- nicht bekannt wird?? Sind da vielleicht viele der Absender von Hasskommentaren zu suchen?

  • Besser wären die Artikel nach dem Prozess zu schreiben.

  • @AGARACK

    Was Sie dabei übersehen ist die Omertà, die bei solchen Verbrechen herrscht. Frau spricht nicht darüber. Aus Scham, weil ihr nicht geglaubt wird. Unsere Gesellschaft versucht mit allen Mitteln, diesen Zustand aufrechtzuerhalten -- es ist ja auch sehr bequem für uns Männern, die wir da am längeren Hebel sitzen.

    Das Durchbrechen dieser Vereinzelnung, das Auflösen dieser Omertà: das ist die grosse Leistung von #Metoo.

    Insofern bin ich ganz bei der Autorin.

  • Ich sehe das Grundthema etwas zwiegespalten. Das Problem ist nämlich, dass gerade im Meinungsbeitrag und in der Kolumne häufig auch eine gewisse mediale Vorverurteilung stattfindet. Und in einem solchen Falle ist die Post vom Anwalt durchaus berechtigt. Wie z.B. die Vorwürfe gegen Joe Biden, die zufällig im Wahlkampf 2020 in den USA plötzlich auftauchten, zeigen, birgt so eine mediale Vorverurteilung durchaus Gefahren. Um mal auf dem Anonymisierungsniveau dieses Textes zu bleiben: Wenn ich der Ansicht bin, der (hypothetische) Lill Tindemann von der (hypothetischen) Band Stammrein sei ein Sexualstraftäter, dann reicht hierfür die Existenz von Anschuldigungen - und auch deren Häufung - aus meiner Sicht nicht aus, um einen Artikel zu schreiben, in dem im wesentlichen steht "Also, klar, Vorverurteilung finde ich blöd, aber meiner persönlichen Ansicht nach stimmt das alles höchstwahrscheinlich" (wie z.B. in dieser Zeitung im Kolumnenbereich geschehen).

    Meine Ansicht ist, dass es wichtig und richtig ist, über Anschuldigungen zu berichten. Man sollte sie aber als das darstellen, was sie sind: Bislang nicht bewiesene Behauptungen. Und auch als Kolumnist*in hat man durchaus auch eine Verantwortung, das so darzustellen, selbst wenn man persönlich eine klare Ansicht hat, weil man die Person oder deren Werke ohnehin nicht mag oder in der Vergangenheit schon manches Geraune wahrgenommen hat.

    Nur, damit eines natürlich ganz klar ist: Nichts davon rechtfertigt Drohungen oder den offenen Frauenhass, der sich an mancher Stelle immer Bahn bricht, wenn so ein Thema angesprochen wird

    • 6G
      679115 (Profil gelöscht)
      @Agarack:

      @ alle ... Entschuldigen Sie bitte meine etwas lässige Ausdrucksweise, es wird sehr stark gegen meine Person geschrieben, dass Vergewaltigungen und Missbrauch in Backstagebereichen schon vorgekommen sind und auch wieder vorkommen werden, kann allerdings ja scheinbar niemand einfach so stehen lassen. Es gibt auch jedes Jahr auf dem Oktoberfest Vergewaltigungen/Missbräuche beispielsweise.

      Ja, es gibt Sexualdelikte, ein Mensch aus Fleisch und Blut (oder mehrere) war das Opfer. Meistens Frau(en). Und wenn diese Opfer das zur Anzeige bringen wissen nach und nach Polizisten, Anwälte, Journalisten und dann die Öffentlichkeit, wer der Täter gewesen ist. Das meinte ich mit wir. (Mir ist bekannt dass Menschen mitunter falsch verdächtigt werden.)



      Um korrekt zu bleiben, wir befinden uns hier in einer Diskussion und nicht im Gerichtssaal, sich aufzuspielen als könnten Sie mich verurteilen ist unpassend. Ich argumentiere hier nicht auf unzulässige Weise und es ist Ihnen auch bewusst. Es geht mir auch nicht um Glauben, was denken Sie denn, was passiert ist? Ich finde noch immer, und ihre Reaktionen geben mir Recht, der Umgang mit diesen Verbrechen ist kompliziert, aber so zu tun als existierten sie nicht, oder zu hoffen alles falsche Verdächtigung oder möge der Täter doch verschont bleiben... Schwach. Was hilft denn den betroffenen nun?

    • @Agarack:

      Zwiespalt ist eine Haltung, die leider in unseren Zeiten nur noch selten ausgedrückt wird.



      Dies gilt sowohl für Kolumnen professioneller Journalisten, als auch für die Kommentare darunter.



      Ich bin nicht sicher, ob die Kolumne wirklich als so schützenswertes Gut journslistischer Arbeit gelten sollte. Früher gab es mal eine Kolumne über ein wirklich Meinungsspaltendes Thema in der Zeitung. Dies wurde dann durch ein begrüßenswertes Pro und Kontra erweitert. Inzwischen habe ich manchmal den Eindruck, dass manche Zeitungen ausschließlich oder zumindest zu großen Teilen aus Kolumnen bestehen.



      Vor allem aber gibt es Themen, bei denen zwischen den zahlreichen Kolumnen die faktenbasierte Berichterstattung deutlich zu kurz kommt.



      Dieses Phänomen kann kaum dem einzelnen Journalisten angelastet werden. Die Redaktionen wären hier in der Pflicht, eine Balance zu schaffen. Doch diese haben der Auflage wegen zahlreiche Kolumnisten zu wöchentlicher Abgabe verpflichtet und fordern damit die Meinungsschlacht geradezu heraus. Dass bei dieser Schlacht dann die Grenzen des ziviliserten Miteinanders überschritten werden, ist kaum verwunderlich. Noch mehr Meinung hilft da aber nicht gegen.

    • 6G
      679115 (Profil gelöscht)
      @Agarack:

      Es geht hier nicht um die Klärung von Täterschaft, sondern um den Umgang mit diesen Sexverbrechen. Darum, dass wir bereits wissen, wer der Täter ist, die Opfer allerdings schweigen bzw. nicht öffentlich in Erscheinung treten (wollen). Ein Missbrauchs- oder Vergewaltigungsopfer ist sicherlich keine "bislang nicht bewiesene Behauptung".

      Es gibt zwei, drei richtig gute Rammstein-Alben (finde ich), höre ich immernoch gerne, dennoch weiß "jeder" was da abgeht, im Detail wären es dann tatsächlich Mutmaßungen, aber so naiv zu sein Till Lindemann für ein unschuldiges Opferlamm zu halten, darauf kommt doch selbst unter eingefleischten Fans niemand.

      • @679115 (Profil gelöscht):

        "Dennoch weiß jeder, was da abgeht...", das ist doch die Frage. Ich erlaube mir nicht, mir ein Urteil zu bilden.

      • @679115 (Profil gelöscht):

        Ihr Kommentar illustriert für mich genau das Problem: Sie sprechen von "diesen Sexverbrechen" und von "Opfern", und, was noch viel schlimmer ist: Sie sagen, dass "wir" (wer sind wir?) bereits wissen, wer der "Täter" ist.

        Nichts davon wäre als Kommentar einer Journalist*in für mich in Ordnung (es ist, mit Verlaub, selbst als Kommentar eine*r einzelnen Forist*in ziemlich erschreckend). Bis zur Klärung der Vorwürfe handelt es sich um mutmaßliche Taten, mit einem mutmaßlichen Täter und mutmaßlichen Opfern. Wenn sie nicht selbst eine*r der Protagonist*innen sind, wissen Sie nicht mehr und nicht weniger als jede*r Andere auch.

        Mutmaßliche Opfer von Sexualstraftaten sind definitiv ernst zu nehmen. Ihre Vorwürfe sollen und müssen gründlich und möglichst unvoreingenommen untersucht werden. Auch darf gern auf die Existenz dieser Vorwürfe journalistisch aufmerksam gemacht werden. Das bedeutet aber NICHT, dass man alles automatisch glauben sollte, sondern NUR, dass man es gründlich untersuchen sollte.

        Vor einigen Jahren erhoben beispielsweise mehrere minderjährige Frauen den Vorwurf, der US-Sänger Brendon Urie habe sie auf seiner Südafrika-Tour in einem südafrikanischen Zug sexuell missbraucht. Nachdem das Ganze in den sozialen Medien sehr weit hochkochte, stellte sich schließlich heraus, dass die von den Frauen beschriebenen Züge von Urie gar nicht genutzt wurden, und einige der Vorwürfe wörtlich aus Fanfictions kopiert waren. Mit Vorverurteilungen tut man niemandem einen Gefallen, und ein Klima des Verschweigens sexueller Gewalt sollte von einem Klima abgelöst werden, indem solche Vorwürfe gründlich untersucht werden, ehe man sich eindeutig positioniert, und nicht von einem Klima, in dem jeder Vorwurf bis zum Beweis des Gegenteils automatisch wahr ist - sonst begünstigt man nicht die Wahrheitsfindung oder die Ahndung sexueller Gewalt, sondern letzten Endes lediglich Denunziation. Das hilft den betroffenen Frauen nicht, und auch sonst niemandem.

      • @679115 (Profil gelöscht):

        @KAIKAKU: Offensichtlich haben Sie sachdienliche Beweise, dann melden Sie diese bitte der Staatsanwaltschaft.



        Ach, Sie haben keine Beweise? Sie "wissen" also einfach nur dass Till Lindemann ein Vergewaltiger ist?

        Wenn es noch irgendein Argument braucht um aufzuzeigen, dass öffentliche Debatten über Missbrauchsvorwürfe ein schmaler Grat sind zwischen notwendiger Ermächtigung der Opfer und vorschneller Vorverurteilung der mutmaßlichen Täter, dann sind das Kommentare wie der Ihre.



        Plötzlich kommen Leute aus der Versenkung die halt einfach wissen was für Verbrechen passiert sind.