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Jette Nietzard gibt sich kämpferisch„Die Grüne Jugend wird auf die Barrikaden gehen“

Die Grüne Jugend hat auf einem Delegiertentreffen neue Grundsatzpositionen zu Krieg und Frieden beschlossen. Sie fordert mehr Waffen für die Ukraine.

Die Grüne Jugend will, sagt deren Bundessprecherin, dass die Grünen nicht mehr der gesellschaftlichen Debatte hinterher rennen Foto: Sebastian Willnow/dpa
Tobias Schulze
Interview von Tobias Schulze

taz: Frau Nietzard, haben Sie eigentlich gedient?

Jette Nietzard: Als Erzieherin habe ich gedient, in der Kindertagesstätte und in einer Unterkunft für geflüchtete, unbegleitete Minderjährige.

taz: Die Grüne Jugend hat am Wochenende neue Positionen zu internationalen Konflikten beschlossen. Für die Ukraine fordern Sie Waffenlieferung, bis Kiew „das gesamte Staatsgebiet wieder selbstbestimmt verwalten kann“. Das klingt ja schon wie bei Toni Hofreiter.

Nietzard: Das ist auf jeden Fall eine Veränderung zu dem, was wir bisher gefordert haben: Wir priorisieren endlich die Sicherheit der Menschen. Wir sollten priorisieren, dass Ukrainer in Sicherheit leben können. Und das können wir nur tun, wenn die Ukraine ihr Gebiet selbst verwaltet.

Bild: Michael Kappeler/dpa
Im Interview: Jette Nietzard

geboren 1999, steht seit Oktober 2024 als Bundessprecherin gemeinsam mit Jakob Blasel der Grünen Jugend vor. Die gebürtige Leverkusenerin kam über das Studium nach Berlin und ist seit 2019 Mitglied der Grünen.

taz: Glauben Sie wirklich, dass dieses Ziel noch realistisch ist?

Nietzard: Bei allen kriegerischen Konflikten geht es um Männer, die ihre Macht ausbauen wollen und Ressourcen zu ihren Gunsten neu verteilen. Darunter leidet immer die Zivilbevölkerung, allen voran Minderheiten und Frauen, wenn sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt wird. Es muss realistisch sein, das zu ändern.

taz: Haben Sie in der Ukraine-Frage denn noch irgendeinen Dissens zur Mutterpartei?

Nietzard: Mir ist keiner bekannt. Wir entwickeln Haltungen aber auch nicht, damit wir auf anderer Linie sind als die Partei, sondern weil wir finden, dass es das Richtige ist.

taz: Verstehe ich richtig, dass der Weg zu diesen Positionen für die Grüne Jugend länger war als für die Grünen?

Nietzard: Ihnen ist sicherlich die Neuaufstellung der Grünen Jugend in den vergangenen Monaten nicht entgangen. Und genauso wie für Personal und Strukturen gilt das natürlich auch bei einigen Inhalten.

taz: Hat Außenpolitik unter dem alten Vorstand einfach nur eine geringere Rolle gespielt oder gab es inhaltlichen Dissens?

Nietzard: In einem Verband mit 16.500 Mitgliedern gibt es immer Dissens. Was fehlte, ist eine aktuelle Beschlusslage – gerade zu kriegerischen Konflikten, die erst im letzten Jahr hochgekommen sind. Die Situation in Syrien hat sich verändert und genauso gab es Entwicklungen in Israel und den palästinensischen Gebieten. Zum Sudan fehlt jegliche Form der Positionierung, obwohl sich dort zurzeit die größte Flüchtlingskrise der Welt abspielt. Das wollen wir ändern.

taz: Die Grünen haben zuletzt auch unter jungen Wäh­le­r*in­nen stark verloren. Auch wegen Krieg und Frieden?

Nietzard: Das Thema bewegt meine Generation sehr stark. Wir haben ein großes Bedürfnis nach Gerechtigkeit und erleben die Weltlage heute in Echtzeit auf unseren Bildschirmen. Allen Parteien, nicht nur den Grünen, würde es guttun, das mehr anzuerkennen und diese Perspektiven stärker wahrzunehmen. 50 Prozent der jungen Menschen sagen zum Beispiel, dass sie sich wünschen, dass das Leid in Gaza stärker anerkannt wird.

taz: In ihrem Antrag kritisieren sie die Hamas in scharfen Worten und die israelische Regierung in etwas sanfteren – ein ähnlicher Ton wie bei der Bundesregierung. Wo sind Sie deutlicher?

Nietzard: Es gab in Deutschland die Debatte, wie man mit dem Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs umgehen sollte, falls Netanjahu deutschen Boden betritt. Wir finden: Man kann sich nicht aussuchen, in welchen Konflikten man den Gerichtshof achtet und in welchen nicht. Wir fordern auch, dass keine weiteren Offensivwaffen nach Israel geliefert werden dürfen, bis Gerichte geurteilt haben, ob Kriegsverbrechen begangen werden.

taz: Wie oft sagen Sie das Annalena Baerbock?

Nietzard: Wir sind vor allem mit der Bundestagsfraktion im Austausch, wo wir junge Abgeordnete haben, die Außenpolitik machen und auf den Werten der Grünen Jugend stehen. Was ich aber allen sagen möchte ist, dass ich mir Menschlichkeit in die Debatte zurückwünsche. Wir sollten nicht aus Angst vor einer Debatte die Zerstörung und Unterversorgung der Zivilbevölkerung in Gaza ignorieren, wir sollten nicht aus Angst vor Nazis Abschiebungen fordern und wir sollten nicht aus Angst vor Autokraten die Unterdrückung von Kur­d*in­nen mittragen.

taz: Die Rüstungsexporte an die Türkei sind während der Regierungsbeteiligung der Grünen auf den höchsten Stand seit 2006 gestiegen.

Nietzard: Erdoğan ist ein Autokrat und kein vernünftiger Verhandlungspartner. Ich finde nicht alles gut, was die Bundesregierung macht. Surprise.

taz: Was fordern Sie darüber hinaus in der Syrienpolitik?

Nietzard: Syrien wurde von der Diktatur befreit. Das ist sehr gut. Wie es dort weitergeht, ist aber unklar. Gerade deshalb ist es wichtig, jetzt nicht als allererstes nach Abschiebungen zu schreien. Ich würde mir wünschen, dass Menschen in ihre Heimat zurückgehen können. Und ich würde mir wünschen, dass Deutschland hilft, vor Ort die Bedingungen dafür zu schaffen. Aber das ist ein langer Prozess mit ungewissem Ausgang und solange können wir Menschen nicht in Unsicherheit entlassen und müssen ihre Anträge auf Schutz weiter genehmigen.

taz: Angenommen, die Grünen regieren weiter, womöglich mit der Union. Wie lange dauert es dann, bis sie Abschiebungen nach Syrien „unter Bauchschmerzen“ mittragen?

Nietzard: Ich erwarte, dass sie das nicht machen werden. Sollte sich so etwas andeuten, kann ich hier das Versprechen abgeben: Die Grüne Jugend wird für Menschen- und Asylrechte auf die Barrikaden gehen.

taz: Das ändert ja nichts, wenn sich der Rest der Partei und vor allem der linke Flügel mal wieder nicht am Aufstand beteiligen.

Nietzard: Die Parteilinken haben in der Vergangenheit Gesetze und Richtungsentscheidungen mitgetragen, die negative Auswirkungen auf Asyl- und Menschenrechte hatten, das stimmt. Aber die Vergangenheit darf keine Ausrede für Mutlosigkeit sein. Menschenrechte, Frauenrechte und Kinderrechte sind mit Schwarz-Grün nicht vereinbar. Die grüne Basis ist klug genug, das zu erkennen, wenn es eine Urabstimmung über einen Koalitionsvertrag gibt.

taz: Am Dienstag kommt erst mal der Entwurf fürs grüne Wahlprogramm. Was sollte zur Migrationspolitik drinstehen?

Nietzard: Keine weiteren Asylrechtsverschärfungen mit uns.

taz: Daran glauben Sie wohl nicht ernsthaft?

Nietzard: Wir haben auf dem letzten Parteitag einen guten Beschluss für die Asylpolitik verhandelt und ich hoffe, dass die Partei auch jetzt eine entsprechende Formulierung findet. Die gesellschaftliche Debatte hat sich weit nach rechts verschoben und die Grünen würden gut daran tun, dem nicht mehr hinterherzurennen. Überhaupt würde ich mir gerade für junge Menschen wünschen, dass Parteien wieder den Mut haben, Konflikte zu benennen und zu Positionen zu stehen – auch wenn es gerade ungemütlich ist.

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32 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Die Grüne Jugend gefällt mir mit ihrer klaren Aussage zur Ukraine.

  • Was ist das Kerngeschäft der Grünen, wofür haben wir sie jahrelang unterstützt - um Kriege anzuheizen?

  • Nur Frau Jette Nietzard,



    ist die deutsche Regierung in der Ukraine mit keiner demokratischen Regierung verbündet, noch steht in Aussicht in der Ukraine mit einer demokratischen Regierung verbündet zu sein.



    Das ist der Sachstand.



    Man ist nicht mit Nationalsten und Nationalismus verbündet, um dann zu behaupten mit Nationalisten und Nationalismus, Nationalismus und Nationalisten zu besiegen.

    Auch erst 1999 Geborene können nicht einfach historische Prozesse ,internationale Kräfteverhältnisse erfinden, Analyse und Begriff verweigern umdeuten, Nur weil das schöner in die Selbstwahrnehmung und Aussendarstellung passt.

    Die NATO ist das grösste Militärbündnis der Welt mit den höchsten Rüstungsausgaben der Welt. War nie ein Brauchtumsverein zur Brauchtumspflege Sie dient der Dominanz, der Kontrolle, der geostrategischen, -politischen -ökonomischen -militärischen Macht. Also der Märkte. der Rohstoffe, der Handelswege und Regeln.



    Das muss der Rest der Welt nicht einfach akzeptieren.



    Da können die Grünen noch so der "liberalen Moderne" dem "grünen Kapitalismus" Ralf Fücks´scher Prägung nachlaufen. Noch so sehr die eigentliche "Zeitenwende" vor mehr als 30 Jahren ignorieren.

  • "Zum Sudan fehlt jegliche Form der Positionierung, obwohl sich dort zurzeit die größte Flüchtlingskrise der Welt abspielt."

    DANKE!

    Frau Nietzard zeigt sich als eine für ihr Alter ungewöhnlich harte, aber interessante und gutinformierte Person. Mal schauen, was aus der noch so wird. Als Bundespräsidentin kann ich sie mir nicht vorstellen, aber beim UNHCHR (Abteilung CRC) durchaus. Aim high, queen!

  • Krass wie offen einige Leute ihren Chauvinismus raushauen und dafür noch erwarten gefeiert zu werden.

    Nochmal zum mitschreiben für die Kolleg*in: Alle Menschen haben das unantastbare Grundrecht mit gleicher Würde und gleichem Respekt behandelt zu werden, unabhängig von ihrem Geschlecht.

    Alles andere ist ein Bruch mit der Aufklärung und verstößt nebenbei gegen alle geltenden pädagogischen Leitlinien in der BRD und der EU.

    • @Thomas O´Connolly:

      "There is no justice in the world. Not unless we make it."

  • Die Grüne Jugend auf Linie mit Hofreiter bei den Verteidigungsausgaben. Ab 2028 heißt das 20 Mrd. Euro jährlich mehr für Verteidigung aus dem Haushalt, dazu müssen die Kredite für den Haushalt bedient werden. Und dann keine Kürzungem im Sozialen, wer es glaubt wird selig.

    • @Lindenberg:

      Warum stellen Sie die Sozialausgaben über die des Militärs?



      Sind diese wirklich wichtiger oder dient diese Einstellung eher zur Beruhigung des eigenen Gewissens. Auch wenn ich lange in diesem sozialen Staat lebe, und diesen auch voll und ganz unterstütze, muss ich mich über manche sozialen "Geschenke" doch wundern.

    • @Lindenberg:

      "Ab 2028 heißt das 20 Mrd. Euro jährlich mehr für Verteidigung aus dem Haushalt"

      Falls Putin bis dahin durchhält...

  • Ironischerweise sind die weltfremd-abgehobenen Grünen in der Sicherheitspolitik (unfreiwillig) noch die am wenigsten unrealistische Bundestagspartei.

    Wie auch die hiesigen Kommentare immer wieder zeigen, leben viele Deutsche geistig noch in einer Welt, in der Krieg und Frieden alleine vom Agieren der Deutschen bzw. des Westens (oder modern: "der alten weißen Männer") abhängig ist.

    Die Machtverhältnisse sind aber schon länger nicht mehr so, dass der Zustand der dritten Welt, nur vom Eingreifen oder Nichteingreifen (je nach Kontext und politischer Weltsicht) des Westens den Frieden bestimmt wird.

    Erdogan z.B. gebietet über ein Deutschland überlegenes Militär und ist außenpolitisch deutlich einflussreicher als ein deutscher Kanzler (egal welcher Partei). China, Iran, Russland, Türkei oder auch das kleine Katar besitzen die harten Machtmittel, Deutschland jederzeit auszustechen oder sogar direkt zu schaden, wenn Papa USA nicht mehr da sein sollte.

    Auch die Oppositionsparteien (AfD, Linke, BSW völlig egal) wollen nicht wahrhaben, dass ihre jeweiligen außenpolitischen Vorstellungen nicht gegen den Willen des (nichteuropäischen) Auslands durchsetzbar sind.

    • @Chris McZott:

      Ein wahres Wort.

      Die Realitätsferne durch die Bank weg ist erstaunlich.

      Da treffen sich Leute mit unterschiedlichster politischer Ausrichtung.

  • Es verwundert natürlich nicht, dass, wenn alle stabilen Mitglieder die GJ verlassen, nur noch die Karrieristen übrig bleiben.



    Und um Karriere bei den Grünen zu machen, ist inzwischen klarer Militarismus Grundvoraussetzung.



    Sowohl die Mutterpartei als auch die Jugend haben inhaltlich nichts mehr gemein mit dem, wofür die Grünen einst standen.



    Schade eigentlich. Eine ökologische Partei für Frieden und Menschenrechte wäre in diesen Zeiten notwendiger als je zuvor.

  • Warum dann nicht Wehrpflicht für alle?



    Nicht in der Kita, an der Front.



    Warum nicht ehrlich sein?



    Rüstung und E-Autos, statt mehr Geld für Arme.

    • @Octarine:

      Wehrpflicht für alle würde bedeuten, dass auch Kinder der CDU Klientel evtl. in den Krieg müssten, dabei sind die mit steuerfreiem Erben, Mietenerhöhen und Nahrungsmittelhandel auf dem Aktienmarkt beschäftigt.

      Ein Friedrich würde Bürgergeldempfänger hinschicken und mit diesem Wahlversprechen Deutschland für sich gewinnen, zumindest die 35%, die eben vermieten, erben und spekulieren, sowie unsere übermenschlich fleißigen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und die Beamten. Solange das Volk in tausend Parteien zersplittert ist, haben es diese Leute leicht zu regieren und sich weiterhin die Taschen vollzuschlagen, bevor sie dann Deutschland und den Haufen Sch...verlassen, den sie allen anderen eingebrockt haben. Patriotisch oder am Gemeinwohl interessiert sind diese Menschen jedenfalls größtenteils nicht. Und nicht zu vergessen unsere christlichen Senioren, die seit Jahrzehnten auf diesen betrügerischen Parteinamen reinfallen, selbst wenn sie durch erneute Versteuerung der Renten,ihres bereits damals versteuerten Einkommens doppelt und dreifach enteignet werden. Geld versickert im CDU-System und ein Friedrich lacht sich ins Fäustchen.

  • „,Die Grüne Jugend wird auf die Barrikaden gehen' [...]



    Sie fordert mehr Waffen für die Ukraine. "

  • "Bei allen kriegerischen Konflikten geht es um Männer, die ihre Macht ausbauen wollen und Ressourcen zu ihren Gunsten neu verteilen."

    Schon mal von Maggie Thatcher gehört?



    Queen Elizabeth I.?



    Katharina der Großen?



    Oder Maria Theresia?

    Die Verengung auf die Geschlechterfrage ist doch langweilig, billig und .... nunja, falsch. Daran krankt heute der gesellschaftliche Diskurs gewaltig.

    Besser hat mir dieses Versprechen gefallen:

    "Die Grüne Jugend wird für Menschen- und Asylrechte auf die Barrikaden gehen."

    Mir ist jedoch gerade keine "felsenfeste" Position bekannt, welche die grüne Partei, einmal regierend, nicht abgeräumt hätte.

    • @Stavros:

      Habe ich auch oft gedacht. Eigentlich liegt hier eine Chance, immerhin werden Frauen beispielweise seltener straffällig und gewalttätig und sind wohl (oder Klischee?) tendentiell mitfühlender.



      Andererseits - siehe Ihre Beispiele, auch mächtige Frauen haben sich kaum von Männern unterschieden (wobei, glaube ich, Katharina die Folter abgeschafft hat, wenn auch wohl nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern aus der Einsicht über ihre Unzuverlässigkeit)

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    „Wir fordern auch, dass keine weiteren Offensivwaffen nach Israel geliefert werden dürfen, bis Gerichte geurteilt haben, ob Kriegsverbrechen begangen werden.“

    Auch der Neo-Fundamentalismus entpuppt sich als weltfremd. Wohlfeile Worte sind fehl am Platze.

    Denn das Paradigma offensiver und defensiver Waffen hat längst ausgedient. Dies liegt an der zunehmenden Dual-Use-Fähigkeit von Waffensystemen, der netzwerkzentrierten Kriegsführung und der asymmetrischen Konstellation heutiger Konflikte. Pagers, nicht die modernsten Kommunikationsgeräte, können offensiv und übrigens auch chirurgisch eingesetzt werden. Leicht gepanzerte Fahrzeuge können gebraucht werden, um schwerbewaffnete Spezialkräfte ans Kampfziel zu bringen.

    Israel kämpft ums Überleben, und viele westliche Länder profitieren vor allem in puncto Sicherheit davon. Die historische Verantwortung Deutschlands macht die pro-israelische Ausrichtung zu einem unverzichtbaren Fundament der bundesrepublikanischen Staatsräson. So wäre es schön, wenn auch und gerade eine Nachwuchsorganisation wie die GJ nicht darauf bedacht wäre, Israels Gegenoffensive zu beargwöhnen.

    • @Michaela Dudley:

      "Denn das Paradigma offensiver und defensiver Waffen hat längst ausgedient."

      Ah, Sie haben also gedient?

      "Israel kämpft ums Überleben"

      Israel hat ein Nukleararsenal.

  • Grüne Jugend fordert mehr Waffen

    Wäre in meiner Jugend bei den Grünen undenkbar und unmöglich gewesen. Erst mit dem Jugoslawienkrieg wurden die Grünen "Kriegswaffen-toleranter". So ändern sich die Zeiten und Parteien.

    • @Hans Dampf:

      In der Tat!



      Die grüne Jugend bemängelt, dass die gesellschaftliche Debatte nach rechts gerückt ist und geht diesen Schritt mit.

    • @Hans Dampf:

      Ändern sich die Fakten ändern schlaue Menschen ihre Meinung.

      • @Machiavelli:

        Welche Fakten haben sich denn bitte geändert?



        Krieg ist genauso eine grausame Vernichtungsmaschine wie zuvor.



        Von daher sollte nach wie vor Frieden immer die höchste Priorität haben.

        • @TeeTS:

          Hat er auch und der beste Weg zum Frieden ist die Niederlage der Diktaturen.

      • @Machiavelli:

        Ja, nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Aber welche „Fakten“ haben sich eigentlich „geändert“? Die lange Nacht der 500 Jahre, welche Europa ab 1492 über nicht geringe Teile der „restlichen Welt“ gebracht hat?

        • @Earl Offa:

          Europa hat keine lange Nacht über den Rest der Welt gebracht, die Welt war genauso schlecht oder gut wie vorher. Wobei Europa so Dinge versucht hat wie Sklaverei abschaffen, zumindest nominell verbriefte Rechte einzuführen etc.

        • @Earl Offa:

          Geht es nicht etwas realistischer und weniger melodramatisch?

          Die "restliche Welt" war weder 1492, noch in den Jahrhunderten danach auch ohne Einmischung der Europäer ein paradiesischer Ort, wo alle friedlich und in gleichberechtigter Teilhabe gelebt haben.

          Weder das osmanische Reich, noch China, die Moghul-Reiche, die Mongolen oder die der Azteken oder des Inka waren das. Überall auf der Welt war man gerne bereit, seine Nachbarn zu überfallen und auszubeuten, wenn man die Gelegenheit dazu hatte.

          Den Angriffen der Osmanen hatten die christlichen Europäer bis ins 17. Jahrhundert nichts entgegen zu setzen, weil die Heere des Sultans ihnen von der Organisation und der Waffentechnik weit überlegen waren.

          Und wären die Mongolen 1242 nicht umgekehrt, um einen neuen Großkhan zu wählen, hätten sie vermutlich bis 1250 Europa weitgehend erobert, und den Weg ihrer Heere mit weiteren Schädelpyramiden "geschmückt."

          Das soll keine "Weißwäsche" der Europäer sein, aber diese Verklärung der nichteuropäischen Welt ist schlicht historisch falsch.

          • @ PeWi:

            Moment: die Mongolen hatten ein multikulturelles, multiethnisches, multireligiöses Reich - das erste tolerante Großreich der Post-Antike -, und Städte niederzubrennen die kapituliert und sich ihnen angeschlossen haben war auch eher nciht so ihr Ding. Massaker an Gelehrten ebenfalls nicht. Dafür musste man zu dieser Zeit ins christliche Abendland gehen: Novit enim Dominus qui sunt eius.

            • @Ajuga:

              Sorry, aber alle Großreiche sind multiethnisch, multikulturell und sehr oft multireligiös.

              Dieser Zustand kennzeichnet ein Reich.

              Die Mongolenreiche eignen sich übrigens wirklich nicht als Projektionsfläche für Antieuropäismus.

              Dazu haben die Mongolen dann doch zu viel massakriert.

              Die Riesenreiche wurden nicht bei Schachwettkämpfen erobert.

  • "dass die Partei auch jetzt eine entsprechende Formulierung findet"

    Es geht also nicht um eine andere Asylpolitik zur harten Realität der Ampelpolitik, sondern nur um andere Formulierungen, die dann jedem Grünen erlauben, in der Diskussion einfach seine Postition zur Position der Grünen zu erklären, damit er so oder so frein raus ist.

    • @CorinnaH24:

      Ist in der Konsequenz doch eh scheißegal, die Grünen können bei der Asylpolitik fordern was sie wollen - gemacht wird, was Union und AfD/BSW wollen!