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Jannis Varoufakis in BerlinWeniger Hybris tut‘s auch

Der griechische Finanzminister wirbt mal wieder für seine Position. Jenseits der offiziellen Politik bilden sich bemerkenswerte Allianzen.

Gute Laune in Berlin: Jannis Varoufakis. Foto: dpa

Berlin taz | Die Veranstaltung mit dem griechischen Finanzminister Jannis Varoufakis ist fast vorbei – da steht Klaus-Peter Willsch auf. Der Hesse sitzt für die CDU im Bundestag und ist ein robuster Hinterbänkler, der schon 2010 gegen das erste Hilfspaket für Griechenland gestimmt hat. „Sie haben Wahlkampf gegen Merkel, gegen Schäuble, gegen Brüssel gemacht“, startet er seinen Frontalangriff. „Wie soll ich meinen Wählern erklären, dass sie Ihre Schulden übernehmen?“

Varoufakis bleibt ganz freundlich. „Sie müssen Ihren Wählern sagen, dass wir Griechen unsere Schulden nur zurückzahlen können, wenn unsere Wirtschaft wächst.“ Lächelnd versichert er dem CDU-Mann: „Wir sind Bündnispartner.“ Da Willsch etwas unwillig guckt, setzt Varoufakis mit einem Ratschlag nach: „Vergessen Sie einfach, dass ich der angeblich verrückte Linke bin.“

Varoufakis ist am Montag nach Berlin gekommen, um erneut für die griechische Position zu werben. Das Land ist Ende Juni pleite, wenn es keine neuen Kredite erhält, um alte Schulden zu bezahlen. Tagsüber hatte Varoufakis mit Finanzminister Wolfgang Schäuble gesprochen; abends war er von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung eingeladen, einen Vortrag im Französischen Dom am Gendarmenmarkt zu halten.

Griechenlands Verhandlungen mit seinen Gläubigern müssen spätestens nächste Woche abgeschlossen sein, wenn das Rettungspaket noch rechtzeitig durch die Parlamente der Euroländer geschleust werden soll. Doch momentan stockt der Dialog. Das Kernproblem sind „drei Variablen in drei Gleichungen“, wie es Varoufakis ausdrückte, dem man den einstigen Wirtschaftsmathematiker anmerkte.

Alle ärmer, auch die Gläubiger

Es geht um geschätzte Wachstumsraten, prognostizierte Steuereinnahmen und den sogenannten „Primärüberschuss“. Damit ist das Plus im Staatshaushalt gemeint, wenn man den Schuldendienst ausklammert. In der Summe verlangt die Troika von Athen, dass es noch einmal etwa fünf Milliarden Euro einspart. Varoufakis findet das grotesk: Die Kürzungen würden „den Privatsektor abwürgen, so dass er gar keinen Primärüberschuss erwirtschaften kann.“ Am Ende seien alle ärmer, auch die Gläubiger.

Varoufakis will daher die Logik umdrehen und die Schulden erst bedienen, wenn die griechische Wirtschaft wieder wächst. Dieser Vorschlag ist keineswegs revolutionär, sondern wird auch von deutschen Ökonomen vertreten, die entsetzt wären, wenn man sie zu den Linken zählen würde.

Jenseits der offiziellen Politik formieren sich bemerkenswerte Allianzen, wie auch der Abend im Französischen Dom zeigte. So war Michael Hüther vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft eigentlich eingeladen, damit auch die Kritiker vertreten sind. Doch Hüther hatte kaum Kritik an Varoufakis. Stattdessen schlug er gleich einen „30-Jahres-Plan“ für Griechenland vor – und forderte zudem eine europäische Verteidigungsgemeinschaft, die aus europäischen Steuern finanziert wird. „Das stabilisiert dann auch die Krisenländer“.

Unabhängige Steuerbehörde von Deutschen geleitet?

Hüther führte diesen Plan nicht näher aus, aber das Vorbild wäre die USA, wo die Armee dazu beiträgt, dass arme Bundesstaaten wie Missouri oder Alabama regelmäßige Einkünfte erzielen.

Auf dem Podium bildete sich eine Art Allparteien-Koalition. Es war Konsens, dass es Wahnsinn ist, ständig vom „Grexit“ zu reden, weil dann niemand mehr in Griechenland investiert und die Wirtschaft kollabiert. Genauso waren sich alle einig, dass sich Griechenland reformieren muss. Nur halb im Scherz bot Varoufakis an, eine unabhängige Steuerbehörde zu gründen, die „Deutsche bemannen und sogar leiten können“.

Überhaupt die Deutschen. Der grüne Finanzexperte Gerhard Schick kritisierte die Arroganz der Bundesbürger: Von anderen würden sie zwar gern Reformen einfordern, selbst aber keinerlei Veränderungen zustande bringen. Noch nicht einmal die Mehrwertsteuer würde angegangen, „die jeder Logik widerspricht“. Schick wurde geradezu streng: „Ein bisschen weniger Hybris in Deutschland fände ich nicht schlecht.“

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50 Kommentare

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  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Wetten, dass Varoufakis in der Eurozone mehr Befürworter haben dürfte als Schäuble lieb ist.

     

    Die sollten sich alle mal outen...

  • Die griechische Position in Deutschland zu erläutern, die nicht einfach deshalb falsch ist, weil alle anderen Länder dagegen halten, ist ein guter Schritt und sollte viel intensiver geschehen. Wenn Athen einen Beitrag dazu leisten kann, die unsägliche Austeritätspolitik in Europa wenn schon nicht zu stoppen, so doch wenigstens zu entschärfen, ist das für alle mehr als gut.

  • So oder so, Deutschland ist doch fein raus. Wieder einmal sind die anderen Schuld? Geht es schief, und Deutschland müsste zahlen, dann würde dank der Milliarden Zinseinsparungen der letzten Jahre usw. immer noch einen Gewinn von ca. 3 Milliarden bis heute ausweisen? Allerdings geht mir die Besserwisserei, Arroganz sowie die Kompromisslosigkeit in dieser Krise, sowas von auf die Nerven, dass ich mich frage, haben die Mehrheit der Deutschen vergessen, wem sie ihren wirtschaftliche Wiederaufstieg nach dem 2. WK zu verdanken hatten und haben. Im Gegensatz zu Griechenland aber, war Deutschland damals alleine für die Katastrophen verantwortlich? Trotzdem aber wurde Deutschland bei der Londoner Schuldenkonferenz ein 50% Schuldenschnitt gewährt, Marshallplan etc. Die Krise entstand doch nicht durch Griechenland, sondern durch Deregulierung der Finanzmärkte, Fehlspekulationen, sowie u.a. das eine Währungsunion ohne eine Fiskal, Steuer und Sozialunion nicht funktioniert. Und nicht zu vergessen, das Deutschland nach Euroeinführung, den größten Niedriglohnsektor in Europa aufgebaut hat, weil sich dann die anderen Länder nicht mehr wehren konnten. Schuld also war mitnichten Griechenland.......(?)

  • Jawoll, eine Armee, die arme Länder wirtschaftlich am Laufen hält. Super Idee eines brillanten Denkers...

    Das wäre ein Modell für die ganze Welt: Wo Armut herrscht, gründet man Armeen. Die Armen werden Soldaten und schon ist die Welt weniger arm, gerechter und damit auch friedlicher. Schön.

    • @Karl Kraus:

      Das ist das "Konzept" in seiner ganzen Idiotie und man wundert sich nur, wie schnell solcher Schwachsinn immer noch verfängt, wenn er nur mit ernster Miene von Leuten vorgetragen wird, die sich selbst unerschütterlich für seriös halten.

  • Die meisten Medien stellen Griechenland als völlig chaotisch, Tsipras und Varoufakis als Verrückte dar. Das ist vollkommen unangemessen! Das allermeiste Geld, das Griechenland an "Hilfen" wrhalten hat, ist in die Zins- bzw. Schulkdentilgung geflossen. Begreifen nur so wenige Leute, was das heißt? Daß damit Griechenland gar nicht geholfen wurde, sondern den Aasgeiern der Finanzwirtschaft? Die gesamte Griechenland-Debatte strotzt seitens der "Griechenland-Kritiker" von Heuchelei: Der größte Teil der "Hilfen" kam immer den griechischen Oligarchen oder den übrigen, nichtgriechischen Reichen zugute. Das gesamte Gezerre um Griechenland ist lächerlich, selbstverständlich hat Syriza recht - aber das werden ihre rechten Gegner (Merkel & Co.) niemals zugeben ...

    • @Albrecht Pohlmann:

      Ja, Zins und Tilgung fressen die aktuellen "Hilfen" auf. Mal eine blöde Frage: warum gibt es denn diese Zins- und Tilgungsspirale? Korrekt: weil vorher Schulden gemacht wurden. Und diese Schulden wurden unter anderem durch krasse Miss- und Vetternwirtschaft verursacht. Insofern greift Ihr Kommentar zu kurz.

      • @Realpolitiker :

        Mein Kommentar griffe "zu kurz", wenn wir uns einig wären, daß die Modalitäten von Schuldenmachen und Zinsdiensten für immer und ewig gesetzt, gewissermaßen naturwüchsig seien. Das ist aber meiner Ansicht nach nicht der Fall:

        1. Banken, die mit der Verschuldung Griechenlands Geschäfte machen wollten, haben die Finanz- und Wirtschaftsdaten schöngerechnet, um möglichste große Kredite vergeben zu können.

        2. Deutschland war noch gar nicht an griechischer Sparsamkeit interessiert, als es darum ging, gigantische Rüstungsdeals abzuwickeln - bereits mitten in der Finanzkrise.

        3. Zinsen sind menschengemacht und primär ein Instrument, um die Vielen verarmen und die Wenigen reichwerden zu lassen.

        Insofern greift es zu kurz, Griechenland kontextlos das Schuldenmachen anzukreiden (welches die Linksregierung nicht zu verantworten hat) und diese "Zins- und Tilgungsspirale" nicht naturgegeben ist, sondern zum Zwecke der Ausbeutung eingerichtet wurde.

    • @Albrecht Pohlmann:

      Das allermeiste Geld, das Griechenland an "Hilfen" wrhalten hat, ist in die Zins- bzw. Schulkdentilgung geflossen. Begreifen nur so wenige Leute, was das heißt?"

       

      Das mag ja sein. Die Frage ist aber auch, warum die griechische Regierung selbst naheliegende Entscheidungen (z.B. Reichensteuer) nicht umsetzt. Sollen solche Maßnahmen erst nach einer Pleite kommen oder was?

  • Der reiche Norden Europas hat kein Recht auf Verelendung der südeuropäischen Länder.

    • @Rolf Mueller:

      Der reiche Norden - sind das die Pleitekommunen des Ruhrgebiets oder ist das Lettland - oder sind das Sie?

      • @Chutriella:

        Sie haben recht. Es gibt mittlerweile im Norden Europas weit mehr Armut und Arbeitslosigkeit, als die Regierungen jemals zugeben würden. Man sollte daher nicht länger vom reichen Norden, sondern vielmehr vom aufgeblasenen Norden sprechen.

  • Griechenland braucht ein Lohnniveau, dass seine schwache Attraktivität kompensiert. Außer Tourismus und ein bisschen Chemie gibt es in Griechenland nichts, was auch nur annäherend für Firmen attraktiv wäre. Griechenland braucht Kontrolle über die Stärke seiner Währung, und das geht nur nach einem Grexit.

  • Das Video zur Veranstaltung: http://livestream.com/dmake/zukunft

  • Gemeinsam in Europa höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen.

    Keine Zeitarbeitskonten - kein Beschiss mehr durch falsche Abrechnungen;

    Kein Anrechnen als Aufstocker - kein Beschiss durch die Jobcenter!

    • @nzuli sana:

      kein Beschiss mehr durch falsche Abrechnungen - meinen Sie damit die alte griechische Regierung?

  • Wenn ich mich recht erinnere, hat die Verschuldung Griechenlands nicht zuletzt damit zu tun, dass man Griechenland viel zu viele Kredite für viel zu viele deutsche U-Boote eingeräumt hat. Das alles geschah ja nicht aus Griechenfreundlichkeit, sondern zur Aufrechterhaltung der militärisch-industriellen Gewinne Deutschlands. Griechenland ist ein Hauptabnehmer deutscher Waffen. Seit Jahrzehnten schwelt ein Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland in der Zypernfrage. Wer jetzt wohl der andere Hauptabnehmer deutscher Waffen ist, kann sich der geneigte Leser mal selbst denken.

    Anstatt Wirtschaftsförderung durch das Militär hier als den verhängnisvollen Pfusch zu benennen, der er ist, träumt Herr Hüther schon von einer "europäischen Verteidigungsgemeinschaft" als Mittel zur Stabilisierung der Wirtschaften. Als ob man Fehler nur immer wiederholen müsste, damit sie irgendwann keine Fehler mehr sind.

    • @Rainer B.:

      Die griechischen Schulden liegen bei ueber 300 Milliarden Euro, die deutschen U-Boote haben knapp 3 Milliarden gekostet.

      • @naemberch:

        Von den 300 Milliarden Euro waren 2001 beim Beitritt Griechenlands zur EU bereits 152 Milliarden Euro vorhanden. Ein Großteil der späteren Schulden entfällt auf Kredite zur Begleichung von Schuldzinsen.

        Trotz dieser Schuldensituation hat Griechenland im vergangenen Jahrzehnt Rüstungsgüter im Wert von mehr als 11 Milliarden US-Dollar importiert. Damit lag Griechenland in den Jahren 2005 bis 2009 auf Platz 5 der Liste der größten Rüstungsimporteure der Welt. Davon profitierten insbesondere auch deutsche Konzerne.

        Griechenland hat heute bei 11 Millionen Einwohnern eine Armee von 155.000 Soldaten und 1.600 Panzern. Auf deutsche Verhältnisse hochgerechnet ergäbe dies bei etwa 82 Millionen Einwohnern in Deutschland eine Bundeswehr mit mehr als 1,4 Millionen Soldaten/innen und knapp 10.000 Panzern. Tatsächlich verfügt die Bundeswehr über 400 Panzer, von denen etwa 150 einsatzfähig sind - was zur Landesverteidigung auch vollkommen ausreicht.

        • @Rainer B.:

          Aber deswegen hat die Verschuldung Griechenlands (317 Milliarden) mit 2,8 Milliarden fuer U-Boote trotzdem wenig zu tun. Und das war Ihre Aussage.

          • @naemberch:

            Dieselben Leute, die Griechenland trotz nicht erfüllter Aufnahmekriterien in die EU geholt haben, um die letzten Jahre über von der griechischen Schuldensituation und dem Rüstungswahn der früheren griechischen Regierungen profitieren zu können, fordern jetzt von der griechischen Bevölkerung immer größere Opfer und wollen die neue Regierung hier vorführen. Das ist völlig absurd, denn die Bevölkerung Griechenlands hat von den Krediten der Vorgängerregierung selbst herzlich wenig profitieren können. Das Gros des Geldes hat die Banken tatsächlich nie verlassen, sofern es überhaupt jemals dort real existent war.

      • @naemberch:

        Die U-Botte stehen sicher für das ganze andere Spielzeug, das sich die Griechen in D eingekauft haben bzw. einkaufen mussten, z.B. die Panzer für "die größte Armee Europas" (siehe http://www.welt.de/wirtschaft/article139643645/Griechen-leisten-sich-die-groesste-Armee-Europas.html), mit denen das griechische Militär der Bundeswehr weit voraus sind ....

        • @*Meinung*:

          Und auch die deutschen Panzer haben "nur" 1,7 Milliarden gekostet und erklaeren auch nicht die 317 Milliarden Schulden.

          Nicht vom Thema Verschuldung ablenken !

          • @naemberch:

            Wollen Sie damit sagen, dass man vom Thema Verschuldung ablenkt, wenn man aufzeigt, was sich konkret hinter den Schulden verbirgt?

            • @Rainer B.:

              Was wollen Sie mit der ganzen Argumentation beweisen?

               

              Dass griechische Regierungen vor Syriza nicht ihr eigener Herr waren und nicht anders konnten, als neues geliehenes Geld zur Finanzierung von Rüstungseinkäufen zu verwenden?

               

              Dass der Geldgeber es selbst schuld ist, wenn er immer wieder gutes Geld schlechtem hinterherwirft?

               

              - da würde ich auch noch zustimmen. Aber das ist eine schlechte Begründung, warum der Geldgeber damit nicht auch irgendwann einmal damit aufhören sollte.

               

              Varoufakis mag auch Recht damit haben, dass mehr Schulden eventuell am Ende insgesamt mehr Möglichkeiten zur Rückzahlung bedeuten. Aber leider ist dieses Argument auch schon häufig genug anderswo gefallen, und am Ende war alles Essig und auch das frische Geld verpulvert. Es ist daher nur zu verständlich, wenn diejenigen, die hier einen weiteren Übergangskredit geben sollen, das nicht auf die Ansage "Gib mir einfach die Kohle, und lass mich machen." hin tun.

              • @Normalo:

                Das Problem ist, dass man Schulden nicht mit Schulden wegkriegt und dies allen Beteiligten auch immer völlig klar war.

                Wenn man Kredite aufnimmt für sinnvolle infrastrukturelle Maßnahmen, besteht eine reelle Chance auf positive Ein- und Ausgabeneffekte, die später für den Schuldendienst genutzt werden können. Nimmt man jedoch Kredite für Dinge wie Kriegsspielzeug auf, ist das Geld für immer verbrannt und man bleibt auf den Schulden sitzen - that's all.

      • @naemberch:

        Das ist immerhin ein ganzes Prozent.

         

        Aber die U-Boote sind doch so ein schönes Argument. Warum sollte man das nicht immer und immer wieder anbringen.

        • @DasNiveau:

          Mit dem 1% lenken Sie von den 99 % ab.

        • @DasNiveau:

          Die U-Boote sind hier nur beispielhaft genannt - andere haben das auch bereits erkannt.

          • @Rainer B.:

            Es wurde von Ihnen als ursaechlich genannt.

            • @naemberch:

              Er schrieb "nicht zuletzt", was voll und ganz zutrifft. Auch die 11 mrd. für Panzer dienen als Beispiel super. Trifft halt das Problem nicht, aber als Beispiel ist es großartig.

            • @naemberch:

              Nöö, ich habe geschrieben, dass die Verschuldung nicht zuletzt auch mit Rüstungsgeschäften zu tun hat. Bezeichnenderweise wurden solche Kredite nie ernsthaft in Frage gestellt, oder haben Sie jemals davon gehört, dass z.B. Schäuble von den Griechen weniger Rüstungsausgaben gefordert hätte?

  • "Varoufakis will daher die Logik umdrehen und die Schulden erst bedienen, wenn die griechische Wirtschaft wieder wächst."

    Dazu hatte griechenland doch schon seit 2010 5 Jahre Zeit, ohne dass viel an Reformen geschehen ist.

    Und auch die Tsipras-Regierung macht weiter mit der Klientelpolitik fuer Reiche, denen die Steuern erlassen werden. (http://www.handelsbl...n/11539706.html)

    Und jetzt soll es auch noch eine Steueramnestie fuer Superreiche geben. (http://www.wiwo.de/p...n/11702524.html)

    Wie lange wollen wir uns noch von den Griechen an der Nase herumfuehren lassen ?

  • Auch hier wäre Ökonomisches Wissen keine Hybris (griech.)

    Die Griechen haben die Demokratie erfunden. Der Markt, Agora, blickt auf das antike Machtzentrum die Akropolis und was erkennen wir heute? Die Demokratie wird heute von den Banken, dem heutigen Machtzentrum beherrscht.

    Dagegen liegt heute das EU Machtzentrum bei den Banken (EZB, Bundesbank, IWF)?

    Europa sei eine Wertegemeinschaft aus souveränen Staaten, deren Regierungen vom Volk gewählt wurden? Sie und nur sie entscheiden und handeln zum Wohl ihres Volkes!

    Das verbietet, dass Banken, gleich welcher Art, über ein Volk entscheiden dürfen! Varoufakis findet das grotesk: Die Kürzungen würden „den Privatsektor abwürgen, so dass er gar keinen Primärüberschuss erwirtschaften kann.“ Am Ende seien alle ärmer, auch die Gläubiger.

    Varoufakis ist Ökonom wie ich und hat ökonomisch recht.

    Die Banken wollen dem griechischen Volk und deren Regierung ihre politischen Entscheidungen zur Wirtschaftspolitik vorschreiben. Das nenne ich Erpressung! Diese Art der Wertegemeinschaft wird die Demokratie der EU zerstören.

    • @Peter Meisel:

      Zur Erfindung der Demokratie: Sie hat in der griechischen Antike in großen Teilen schon genau so funktioniert wie heute: Reiche berieten, was das Beste sei, Rhetoriker, darunter viele Geschäftsleute, übten sich in der Kunst der Manipulation. Die Menge der Menschen, die weder etwas zu bestimmen hatten noch auch nur gefragt wurden, war weitaus größer als die derjenigen, die dann einfach mal einen Krieg vom Zaun brachen oder oder oder. Es lebe die Tradition.

    • @Peter Meisel:

      Das ist ein wenig naiv konstruiert. Als ob verfassungmäßige Souveränität politische und wirtschaftliche Allmacht vermitteln könnte. Wenn das Volk - vertreten durch seine Regierung - Geld ausgeben will, das es nicht hat, und deshalb zur Bank geht und es sich da leiht, dann gibt es sich - wie jeder andere an sich souveräne Kreditnehmer - in gewissem Maße in deren Hand. Das ist ganz normal udn kratzt mitnichten an heren Werten der Demokratie.

       

      "Souvernänität" bedeutet eben auch die Fähigkeit, sich selbst in einen tiefen, schmutzign Morast zu reiten, (oder posititver:die Verantwortung, Misständen rechtzeitig zu begegnen). Und sie befreit nicht von der Pflicht, die Suppe auszuöffeln, die Volk und Volksvertreter in der Vergangenheit einbrockt haben. Das gilt übrigens für ALLE demokratischen Souveräne, die Regierungen für ihre Wohltatsversprechen wählen, ohne sich echte Sorgen um die Konsequenzen zu machen.

       

      Geld regiert auch nicht die Welt - zumindest nicht die ganze. Aber soweit sie mit FREMDEM Geld regiert wird, regiert eben möglicherweise eines Tages der Geldgeber mit. Letzlich hilft dann nur noch der alte Kapitalistspruch "Borrow one million and the bank owns you, borrow 100 Million and you own the bank." Mit dem versucht es Saroufakis im Moment.

  • "Hüther führte diesen Plan nicht näher aus, aber das Vorbild wäre die USA, wo die Armee dazu beiträgt, dass arme Bundesstaaten wie Missouri oder Alabama regelmäßige Einkünfte erzielen."

     

    Ohne die Armee wären wir langsam echt am Arsch.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Ohne die Armen auch.

  • aha, Frau Herrmann, die mit zur Demo am 20.06. aufruft aber meistens Märkte anreizen und Steiks vermeiden will.

     

    Statt der obigen habe ich mir als Überschrift notiert:

     

    Griechischer Finanzminister Jannis Varoufakis besucht Berlin

    Bei ___ welcher Veranstaltung?

    die mit dem Thema „Die Zukunft Griechenlands in der EU“ Diskussion mit dem DGB-Bundesvorsitzenden Reiner Hoffmann?

     

    * M. Hüther (IW) fordert „30-Jahres-Plan“ für Griechenland;

    * Ständig vom „Grexit“ zu reden demotiviert in Griechenland zu investieren

    * Win-Win-Ergebnis bei Wachstum möglich

    * Kritik an der Arroganz der Bundesbürger

    * unabhängige europäische Steuerbehörde vorgeschlagen

    * Varoufakis bietet Deutschen die Leitung dieser ueS an;

    * Gefahr des Wahlkampfs in Deutschland gegen die Griechen als nationalistische Stimmungsmache und Volksverhetzung.

     

    Hinzufügen würde ich:

    * Francois Hollande weiterhin überzeugt von der Notwendigkeit der progressiver Steuererhöhungen.

     

    Na also: geht doch.

  • Na aber Hallo -

    Immer schön dabei auf dem Schirm behalten -

    Daß durchaus ernsthaft kolportiert wurde - nicht die RAF - nein

    Das Finanzkapital habe

    Herrhausen - auch mal Pesnuter DB -

    Gehimmelt - weil er

    Dritte-Welt-Schuldenschnitte gefordert habe -

     

    Im Ernst -

    "…das Vorbild wäre die USA, wo die Armee dazu beiträgt, dass arme Bundesstaaten wie Missouri oder Alabama regelmäßige Einkünfte erzielen.…"

     

    Das hat mit Verlaub -

    Varoufakis in seinem Minotaurus -

    weit differenzierter&plastischer

    Für die gesamte USA - skizziert;

    Und den Trick mit -

    Außenhandelsdefizit&bad papers -

    Unmißverständlich benannt.

    • @Lowandorder:

      Falls sie das Büchlein von Wisnewski, Sieker und co meinen "Mythos RAF" in dem 1992 behauptet wurde, Herrhausen, Blessing und Gutowski seien vom us-amerikanischen Finanzkapital ermordet worden,

      das ist eine nationalistische Verschwörungstheorie, wie sie seither Gerhard Wisnewski ständig aufs neue verbreitet: Jörg Haider kein Unfall usw.

       

      RAF: Lesen sie die Prozesserklärungen von Birgit Hogefeld zum Attentat auf Herrhausen.

      Die anderen beiden starben eines anderen Todes.

      • @nzuli sana:

        Falls Ihrs - Ironie sein soll -

        fänd ichs gelungen -

         

        Im Ernst … bezweifel ich das aber;)

        (ps Zu Verschwörungstheorien hab ich hier mal was zu K.W.Deutsch im

        Audimax Uni Marburg zum Besten

        gegeben - aber Projektionen funktionieren - wenn auf der P-fläche

        was ist - hier - die hartmäulige menschenverachtende Skruoelosigkeit des globalen Finanzkapital - über das sich Herrhausen der alte Napola-Absolvent keine Illusionen machte -

        bei aller seiner bekannten Arroganz.

  • die hoffnungslose ***otie, der himmelschreiende ******sinn, der vollkommen du****, schwach*****, zer***** und ******** und ******** und ******** (oder anders: die belämmerte funktionsuntüchtigkeit) des systems wird hier in wenigen worten einleuchtend dargestellt, die selbst ein kleinkind nicht versteht - wieso auch - ist sowieso unverständlicher ***eiß:

     

    griechenland geht pleite, wenn es nicht weitere kredite bekommt (schulden macht), um seine schulden (vorherige kredite bzw. schulden) zu bezahlen.

     

    dass muss man sich mal in aller konsequenz mental und in allen folgekonsequenzen glasklar machen !!!

     

    bitte!

    bitte lasst dieses system endlich abschmieren ihr griechen!!!

    ich freue mich auf euch, auf freundliche nachbarn, die vielleicht so wieder zur selbständigkeit zurück finden und auf eigenen beinen stehend einen potentiellen freund und partner in der welt und in europa abgeben.

     

    und wir bitte als nächstes.

     

    wie kann man bloß bewusst oder nicht so dermaßen selbstmörderisch sein - und davon noch überzeugt?

     

    grüße ins jenseits

  • In Griechenland existiert also keine unabhängige Steuerbehörde und die griechische Regierung hat auch kein Interesse, eine solche zu leiten.

    Wie peinlich ist das denn?

    • @Chutriella:

      Sie haben die Ironie in seiner Aussage nicht verstanden.

      • @nutzer:

        Sie lesen Ironie in einen ironiefreien Sachverhalt. "Varoufakis erklärte sich [...] auch zum Aufbau einer unabhängigen Steuerkommission bereit" http://de.reuters.com/article/topNews/idDEKBN0NF0NS20150424

         

        Das heißt, derzeit gibt es keine solche Institution. Das ist schlicht armselig.

        • @Chutriella:

          Gehörte vielleicht nicht zu den "Reformen", die die EU bei den Vorgängerregierungen in Griechenland durchgesetzt hat. Bei der Kürzung von Renten, Sozialleistungen, öffentlichen Dienstleistungen, medizinischer Versorgung und Gehältern im öffentlichen Dienst ging's noch, aber irgendwann muss ja mal Schluss sein.

  • Was die Berichterstattung unterschlägt, ist, ob die Verhandlungspartner an einer Lösung interessiert sind. Es gibt zu viele, die ihre Wetten auf „Grexit“ gemacht haben oder ein Scheitern des Euro aus anderen Gründen wollen. Solange die Einfluss auf die Verhandlungen nehmen, haben es ernst gemeinte Vorschläge schwer.

  • Leider den Abend verpasst, deshalbbin ich froh in der taz ein bisschen informiert zu werden. Es könnte dieser kritische Dialog noch etwas ausgeweitet werden. Wir haben nämlich viele neue Ideen nötig; die Zeit ist reif um eine neue Welt zu bauen - bevor uns die alte in den Abgrund stürzt.

  • „Ein bisschen weniger Hybris in Deutschland fände ich nicht schlecht.“

    Ich auch!