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Israels PräventivschlagWas soll Israel tun? Warten, bis die Bombe fertig ist?

In der Debatte um den Krieg gegen die Mullahs fehlt etwas Entscheidendes, das Regime darf die Bombe nicht bekommen: Denn es will Israel vernichten.

Im Hintergrund ist ein Banner mit iranischen ranghohen Kommandeuren zu sehen, die von Israel getötet wurden, Teheran am 15.6.2025 Foto: Zara/imago

W o fängt man an? Vielleicht bei der eigenen Sprachlosigkeit. Bei dem Versuch, Ordnung im Kopf zu schaffen, wenn alles gleichzeitig passiert. Wenn Worte nicht reichen. Und doch muss man irgendwo anfangen.

Israels Angriff auf das iranische Atomprogramm ist riskant. Aber dass er irgendwann notwendig würde, war unausweichlich, da jahrzehntelange Verhandlungen scheiterten. Ein Schlag gegen ein Regime, das Israels Auslöschung fordert. Gegen einen islamistischen Gottesstaat, der den Terror gegen den jüdischen Staat finanziert.

Im Spiegel wurde in Pathosformeln gefordert, Deutschland dürfe nicht erneut schweigen. Gemeint ist: Deutschland müsse sich gegen Israel stellen. Die Argumente: moralische Selbstvergewisserung und die falsche Darstellung der militärischen Operation als reine Machtausübung.

Nahost-Debatten

Der Israel-Palästina-Konflikt wird vor allem in linken Kreisen kontrovers diskutiert. Auch in der taz existieren dazu teils grundverschiedene Positionen. In diesem Schwerpunkt finden Sie alle Kommentare und Debattenbeiträge zum Thema „Nahost“.

Was mir fehlt: das Verständnis dafür, dass der iranische Vernichtungsgedanke keine Metapher ist, sondern zentrales Element der Politik. Doch der wahre Bösewicht, dem Unverhältnismäßigkeit vorgeworfen wird, ist ausgemacht: Israel.

Prinzip Überleben

Aber was soll Israel tun? Warten, bis die Bombe fertig ist? Einen Brief nach Teheran schicken? Die These, Israel habe nur aus innenpolitischen Gründen gehandelt, ist absurd. Ein hochkomplexer Schlag tief in iranisches Gebiet wird nicht aus PR-Gründen geführt, sondern über lange Zeit strategisch geplant – weil das Regime gerade so schwach ist wie lange nicht. Das ist Realpolitik. Netanjahu weiß trotzdem, wie man Ereignisse politisch nutzt. Und dass dabei das Schicksal der Geiseln und die Lage in Gaza in den Hintergrund rückt, ist ein Fakt.

Wer aber überrascht ist über diesen Angriff, hat die vergangenen Jahrzehnte verschlafen. Israel kann nicht akzeptieren, dass Teheran die Bombe bekommt. Niemand kann das – und doch wurde die Gefahr kleingeredet. Man glaubte an Verträge. An Diplomatie. Auch bei Russland glaubte man das. Bis Panzer rollten. Der Westen glaubte an das Gute im Mullah. Aber religiöse Fanatiker geben nichts auf weltliche Versprechen. Sie leben für den Tod.

Einige tun nun so, als hätte Israel einen Frieden zerstört – doch Frieden herrschte nicht. Im April und Oktober 2024 griff Iran israelische Zivilisten massiv mit Raketen an. Zuvor finanzierte er das genozidale Massaker vom 7. Oktober. Wer das ausblendet, betreibt große Gedankenakrobatik.

Ich glaube nicht an das Prinzip Gewaltlosigkeit, sondern an das Prinzip Überleben. An das Motiv: Nie wieder Opfer sein. Ein zutiefst jüdisches. Für mich keine abstrakte Kategorie.

Trotzdem: Die Angst sitzt in mir. Um Freunde, Kollegen, Verwandte. Dass bei den Angriffen iranische und israelische Zivilisten sterben, ist furchtbar. Erstere leben unter einem Regime, das ihr Leben verachtet. Besonders Minderheiten stehen nun unter Spionageverdacht. Sie trifft die Rache zuerst.

Bezeichnend, dass viele ausgerechnet jetzt Mitgefühl für Iraner entdecken – wenn Israel handelt. Wo war diese Empathie, als Dissidenten verschwanden? Frauen gegen die islamische Kleiderordnung demonstrierten und von den Schergen des Regimes zu Tode geprügelt wurden? Wer erst dann laut wird, wenn Israel sich verteidigt, meint nicht das Leid in Iran. Er meint Israel.

Auch in Deutschland wirkt das alles. Jüdische Einrichtungen stehen unter erhöhtem Schutz. Weil der Arm Teherans längst bis hierher reicht. Es macht etwas mit mir. Mit vielen. Es gibt keine Sicherheit neben einem System, das auf Vernichtung basiert. Die Lage ist kompliziert.

Und trotzdem lässt sich klar benennen, wer das pure Böse ist. Ich kann Mitgefühl für iranische Zivilisten empfinden, ihre Zerrissenheit angesichts des Großangriffs – und gleichzeitig Israels Handeln verstehen. Das bedeutet: Komplexität aushalten. Auch ohne endgültige Antworten.

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Erica Zingher
Autorin und Kolumnistin
Beschäftigt sich mit Antisemitismus, jüdischem Leben, postsowjetischer Migration sowie Osteuropa und Israel. Kolumnistin der "Grauzone" bei tazzwei. Freie Podcasterin und Moderatorin. Axel-Springer-Preis für jungen Journalismus 2021, Kategorie Silber.
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40 Kommentare

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  • Btr. Zitat:

    "Israel kann nicht akzeptieren, dass Teheran die Bombe bekommt. Niemand kann das – und doch wurde die Gefahr kleingeredet."

    Nur gibt es laut US-Nachrichtendiensten und IAEA kein iranisches Atomwaffenprogramm.

    Zitat US-Direktorin der Nationalen Geheimdienste (DNI) März 2025 vor dem US-Senat:

    "Die IC [US-Geheimdienstgemeinschaft ] schätzt weiterhin, DASS DER IRAN KEINE ATOMWAFFE BAUT und der Oberste Führer Khamenei das Atomwaffenprogramm, das er 2003 ausgesetzt hat, nicht autorisiert hat",

    Die IAEA (UN-Atomagentur) äussert sich gleichlautend,

    Zitat IAEA-Chef Rafael Grossi am 18.06.2025 bei CNN:

    "Der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA liegen keine Beweise für einen systematischen Versuch Irans vor, an Atomwaffen zu gelangen."

    Die letztlich reine BEHAUPTUNG das es ein iranisches Atomwaffenprogramm gebe, die ...

    ... erinnert daran das 2003 der Angriffkrieg der USA gegen den Irak mit der Behauptung begründet wurde der Irak habe ein Chimawaffenprogramm.

    Jetzt behaupten Trump und Isreal der Iran habe ein Atomwaffenprogramm.

    P.S.:



    Wir betreiben bei München einen Forschungsreaktor mit 93% angereichertem Uran --> Spaltstoff für einige 10 Bomben.

  • Die Beweggründe Israels sind durchaus klar und deutlich, ja, sogar verständlich. Natürlich geht es um den Angriff auf die Anlagen, die dem Iran zur Herstellung hochangereicherten Urans zum Bau einer Bombe dient. Man fragt sich durchaus, wofür der Iran hochangereichertes Uran benötigt. Jedenfalls nicht für die friedliche Nutzung der Kernenergie. Wenn es jetzt heißt, es seien noch keine erhöhten Strahlungswerte gemessen worden, ist die Frage, ob Israel sein Ziel überhaupt schon erreicht hat. Wahrscheinlich nicht. Dass der Iran Israel gegenüber extrem feindlich auftritt, sieht man an den Gruppen, die vom Iran unterstützt werden.



    Die eigentliche Gefahr für Israel besteht jedoch in den Größenverhältnissen: Der Iran hat 9x so viele Einwohner wie Israel. Israel wird mächtige Verbündete brauchen wie die USA und die EU, um langfristig nicht unter die Räder zu geraten.

  • Endlich mal mal eine dezidierte differenzierende Meinung zu einer komplizierten Situation.

  • Danke Frau Zingher für diesen Beitrag, dem ich 100 % zustimme. Viele werden das sicherlich nicht, aber das Aushalten von Komplexität ist halt nicht so verbreitet heutzutage.

  • "Ich glaube nicht an das Prinzip Gewaltlosigkeit, sondern an das Prinzip Überleben. An das Motiv: Nie wieder Opfer sein. Ein zutiefst jüdisches.

    Diese Nie-wieder-Mentaltität und die Ereignisse der Vergangenheit sind aber kein Freibrief dafür die Erkenntnisse und damit verbundenen Errungenschaften nach 1945 über den Haufen zu werfen und zurück zur Vorkriegsordnung mit dem Recht zur Kriegsführung und damit zum Recht des Stärkeren zurückkehren. Insbesondere ist es kein jüdisches Alleinstellungsmerkmal.

    Andere Völker und Nationen haben auch Rechte, besonders das Recht zu Leben. Gilt auch für iranische Konsulatsmitarbeiter und Wissenschaftler.

    In ihrer "Kampf ums Dasein" Theorie sollte die Autorin einmal mitberücksichtigen, dass diese derzeit vorallem die Opfer der israelischen Kriegsführung und Politik betrifft. In Gaza, Westjordan, Libanon und jetzt auch im Iran.

    Das Argument mit der Atombombe greift daher zu kurz, um den Angriffskrieg Israels und die Gräueltaten zu rechtfertigen.

    • @Sam Spade:

      Nein, das Argument greift nicht "zu kurz". Die Vernichtung Israels ist Staatsdoktrin im Iran seit Khomeneis Machtergreifung. Khomeini forderte dies übrigens schon lange vor dem 6 Tage Krieg als Gaza und West-Bank noch arabisch besetzt war und es leicht gewesen wäre einen eigenen arabischen Staat dort zu gründen. Es ist nur niemand auf die Idee gekommen, dies zu tun, weil es einzig um die Auslöschung Israels ging und geht. Das Leben der eigenen Bevölkerung hat die arabischen und iranischen Führer und Antisemiten noch nie interessiert.

    • @Sam Spade:

      Wenn das eigene Überleben - letztlich impliziert auch die eigene Sicherheit und der eigene Wohlstand - über das Überleben der anderen gestellt wird und als einzige Alternative zum Opfer-Sein das Täter-Sein … dann gibt es nur noch die Wahl zwischen Unterwerfung oder Krieg.

      Ohne den kategorischen Imperativ kann kein Frieden sein, der nicht Unterdrückung ist.

  • Ich weine jedem Toten dieses Regimes keine Träne nach



    Die iranische Regierung ist eine Diktatur, die sich auch voll gegen das eigene Volk richtet. Sobald sie eine Atombombe haben, wird der Iran zur unkalkulierbaren Gefahr für Israel. Dieses Regime zu zerstören und alle Einrichtungen zur Anreicherung von Uran kann nur im Sinne der Bürger des Irans, Israels und der Welt sein. Es ist richtig, dass endlich mit der Zerstörung der Anreicherungsanlagen begonnen wird.



    Aber es wäre die Aufgabe der Weltgemeinschaft gewesen und nicht alleine die Israels. Der Westen hat versagt.

  • "Zuvor finanzierte er das genozidale Massaker vom 7. Oktober. Wer das ausblendet, betreibt große Gedankenakrobatik."

    Der 7. Oktober wird von fast niemanden ausgeblendet und ganz klar als Terrorismus klassifiziert. Was aber für viele ein großes Problem is, ist die Tötungen von fast 60.00 Menschen durch Israel, bzw. die Tötungen der Unmengen an Zivilisten und Kinder darunter ebenfalls zumindest als Kriegsverbrechen einzuordnen.

    Auch dieser Artikel, der das Prinzip Überleben hochhält, zeigt nicht auf, wo das Prinzip seine Grenzen hat.

    Die Beziehung zwischen dem Begriff des absoluten Bösen und dem Fundamentalismus ist eng, da beide Konzepte ein rigides, dualistisches Weltbild teilen. Im Kern geht es dabei um eine klare Einteilung in gut und böse, richtig und falsch, wir und die anderen – ohne Grauzonen oder Kompromisse. Tötungen gehören dann auch schnell dazu.

    Israel muss aufpassen, dass die rechtsextremen Groß-Israel Nationalisten das Land nicht in diese Richtung ziehen.

  • Komplexität aushalten würde für mich auch bedeuten: anerkennen dass es Völkerrechtswidrig ist, Zivilist*innen zu töten, und auch den Genozid in Gaza als einen solchen zu benennen. Das vermisse ich bei ihnen, leider. Also bitte wagen Sie auch die Komplexität, von der sie sprechen.

  • "… das Regime darf die Bombe nicht bekommen: Denn es will Israel vernichten." - So wie die Soviets Europa und die USA vernichtet haben, die USA die "Commies", Indien Pakistan, Pakistan Indien, Nord- Südkorea … usw usf …?

    "… unausweichlich, da jahrzehntelange Verhandlungen scheiterten" - Erinnern wir uns vielleicht, daß es ein Abkommen gab, an das sich der Iran auch hielt? Sogar noch nachdem die USA es aufgekündigt hatten? Das erst die quasi Vernichtung der anderweitigen Abschreckung des Iran - in Form deren Proxies in Libanon, Syrien, Jemen - sie nun bewegt haben, die Entwicklung von tatsächlichen Atomwaffen zu betreiben - zumindest letzte konkrete Schritte zu gehen, um die Technologie zum jederzeitigen Bau zur Verfügung zu haben. Eben "weil das Regime gerade so schwach ist wie lange nicht". Und das nicht zufällig, sondern auf Israels systematisches Betreiben - samt willfährigem und planlosen mit-Stolpern der USA.

    • @O-Weh:

      Das alles vorausgeschickt: Man darf und soll über die Eignung geltenden Völkerrechts auf die aktuelle Situation Israels uns des weiteren Nahen und Mittleren Ostens diskutieren.

      Nur - wenn wir nicht weiter dem Pfad weg von objektiv geltendem internationalem Recht und hin zu allein dem Recht des Stärkeren folgen wollen - dann muss eine solche Debatte konstruktive Vorschläge für eine Anpassung oder auch Neufassung solchen Rechts enthalten, die sich nicht darauf beschränkt Ausnahmen für einzelne Situationen oder Akteure zu postulieren, sondern wiederum für alle gleichermaßen geltende und akzeptable objektive Regeln neu formuliert.

      Neben allen anderen Vorzügen einer regelbasierten Weltordnung - schon allein deswegen, weil ohne eine solche die atomare Bewaffnung für den Iran wie auch für alle anderen Staaten, die so was wie Souveränität behauten wollen, zu einer zwingenden Notwendigkeit wird - und gleichzeitig zu einer für jeweilige Kontrahenten inakzeptablen Bedrohung. Womit wir in einer unausweichlichen Gewaltspirale wären.

      • @O-Weh:

        Wenn das Völkerrecht keine Handhabe gegen die Hamas und ihren Vernichtungsfeldzug vom 7. Oktober bietet "Sind halt Terroristen, kannste nix machen", muss es tatsächlich angepasst werden. Vorschläge?

    • @O-Weh:

      … (da war leider die Formatierung mißlungen) …

      "Man glaubte an Verträge. … Sie leben für den Tod." - dieser Absatz nun zielt ausschließlich auf Ängste und Ressentiments der Leser, absichtlich weit neben Vernunft und Maß und ist insofern Propaganda übelster Art, s.a. "das pure Böse". Diese Art entmenschlichender Sprache diente schon immer der Rechtfertigung totaler Vorhaben, die eigentlich aus der Ethik - auch der Sprecher selbst - undenkbar wären.

      • @O-Weh:

        Nein, das entspricht leider der Wahrheit. Das zu leugnen ist entweder zynisch oder naiv.

  • Niemand kann wollen, dass das iranische Regime die Bombe besitzt.



    Und man darf es auch nicht zulassen. Ich halte den -vermutlich vom Völkerrecht nicht gedeckten- Angriff auf Produktionsstätten und Entwickler daher für notwendig und richtig.

    Abgesehen von dem Amageddon, dass das Regime mit der Bombe möglicherweise angerichtet hätte, wären die Konsequenzen für die Region furchtbar. Glaubt irgendjemand, die Türkei oder Saudi-Arabien hätten die iranische Drohung mit der Bombe ausgehalten ohne sich so schnell wie möglich selbst zu bewaffnen?



    Was hätte das wiederum z.B. für Griechenland und Ägypten bedeutet?

    Was mich in dem Artikel allerdings befremdet, ist die Aussage:



    "Und trotzdem lässt sich klar benennen, wer das pure Böse ist."



    Die Welt in die Kategorien 'Gut und Böse' unterteilen zu wollen ist archaisch und realitätsfremd. Auch, wenn es emotional vielleicht verständlich ist, stellt man so höchstens sicher, dass Konflikte niemals enden werden.

  • Ich glaube nicht an das Prinzip Gewaltlosigkeit, sondern an das Prinzip Überleben. An das Motiv: Nie wieder Opfer sein. Ein zutiefst jüdisches.

    Das sind recht einseitige "Nie Wieder!" Lehren, die aus dem Holocaust gezogen werden und alles Nichtjüdische ausschließen

  • Israel könnte Iran verklagen, der Iran wolle nachweislich Israel vernichten und arbeite daran seit Jahren mittels Unterstützung diverser Milizengruppen. Außerdem baue Iran mutmaßlich an einer Atombombe, um den Plan umzusetzen.

    Dann kommt die Völkerpolizei, nimmt die bösen Mullahs fest und sorgt dafür, dass die Vernichtung Israels nicht mehr Staatsdoktrin ist von Iran. Also genauso wie die Völkerpolizei Putin und die Russen festgenommen hatte nach dem Raubüberfall auf die Ukraine, als sie die Krim gestohlen haben. Die Krim wurde bekanntlich von der Völkerpolizei wieder an die Ukraine übergeben.

    So war das doch und so wird es doch sein, oder irre ich mich da? Wie kommen die bösen Israelis dazu, das Recht in die eigene Hand zu nehmen und sich nicht auf das großartige Völkerrechtssystem zu verlassen?

  • Die Autorin "...glaubt....an das Motiv ( Israels): Nie wieder Opfer sein." Das ist vor dem Hintergrund des Holocaust verständlich.



    Aber, das heisst doch nicht:



    1. Die reale Bedrohung durch die Hybris der israelischen Demokratie durch eine extrem rechte Regierung und den Israel internen Protest dagegen aus der Analyse auszuklammern



    2. Die Verletzung des Völkerrechts durch Israel zu verschweigen, bei der die Zivilbevölkerung in Gaza und der Westbank kollektiv bestraft wird und Iran ohne einen eindeutigen Verteidigungsfall angegriffen wird.



    3. Die regelbasierte Weltordnung, die die Autorin für die Ukraine zu Recht einklagt, im Fall Palästina/Israel unter den Teppich zu kehren. Diese Position eines "Völkerechts a la Carte" wäre unglaubwürdig und schadet zudem der Ukraine und der Welt, da jeder Despot und Imperialist sein Nachbarland nach Gusto überfallen könnte.

  • Seit mindestens einem Vierteljahrhundert wird uns das Märchen von der Atombombe erzählt, die der Iran demnächst hat. Und immer noch kaufen Leute diesen Mist. Währenddessen weder die IAEA noch der US-Geheimdienst Hinweise auf ein militärisches Atomprogramm des Iran hat. Man kann nur mit dem Kopf schütteln.

  • Gezielt Zivilisten zu töten (Ich bin gegen die Todesstrafe) ohne rechtsstaatliches Verfahren ist Staatsterror

    Damit ist Israel nicht besser als Iran.

    Beiden sind Terrorstaaten in meiner Wahrnehmung.

  • Absolut richtiger und differenzierter Kommentar. Im deutschen politischen Diskurs der "Stabilität" über alles schätzt sind allzu viele allzu schnell bereit all zu viel hinzunehmen wenn es dem Status Quo dient. Selbstverständlich will die Islamische Republik Iran die Atombombe



    Das Ausmaß des Atomprogramms ist völlig überdimensioniert für zivile Nutzung der Atomkraft. Niemand braucht 60% angereichertes Uran für zivile Zwecke. Dass das Regime tatsächlich vollumfänglich mit der IAEA kooperieren würde ist extrem naiv. Der Schritt der israelischen Regierung in den Krieg zu ziehen ist wie sie sagten riskant, er ist auch gegen den Buchstaben des Völkerrecht aber das Völkerrecht und die UN werden Israels Überleben nicht sicherstellen.

  • Der US Geheimdienst rechnet damit, das der Iran in ca. 3 Jahren fähig sein wird, die Bombe zu bauen. Die Gespräche mit dem Iran wurden von Seiten der USA und Israel vor Jahren angebrochen.



    Ich sehe durchaus die massive Bedrohung Israels, aber keine Notwendigkeit gerade jetzt in den Krieg gegen den Iran zu ziehen.



    Ausser die Ablenkung vom Desaster in Gaza.

  • Teil 1:



    "Im April und Oktober 2024 griff Iran israelische Zivilisten massiv mit Raketen an. "



    Stimmt, jetzt kommt das aber: Wenn Sie schon mit diesen beiden Sachen ankommen dann bitte auch die Ursache schreiben:



    April zuvor hatte Israel ein Iranisches Konsulat angegriffen und zerstört (Ort Damaskus)



    Der Gegenschlag kam nicht in Geheimen sondern wurde Angekündigt (mit Datum).



    Oktober: (ob berechtigt oder nicht) Gegenrektion auf die Ermordung mehrerer Hochrangigen "Persönlichkeiten" in Teheran.

    Keine der vorran gegangen Aktionen ist sauber gewesen oder legitim. (Auch wenn ich zu geben muss das ich den verstorben Verbrecher [Hamas Anführer etc.] keine Tränen nach weine)

    Abschnitt 5: Wenn das in Ihren Augen real Politik ist kann man viel rechtfertigen. Im Gegenzug könnte jedes Land ein anderes überfallen nur weil man z.B. einen Grenzkonflikt hat, und das andere Land gerade politisch 'schwach' ist.

    Ja, die Atombombe ist ein Problem.



    Das ist sie auch wenn Fanatiker in s.g. Demokratischen Länder an die Macht kommen.

    • @Keine Sonne:

      Aha, es ist also legitim auf das töten von hochrangigen politischen Vertretern mit flächendeckenden Raketenangriffen zu reagieren, die ohne Abwehr Tausende Zivilisten töten würden… wo blieben da die Aufrufe zur „Mäßigung“ oder Einhaltung des Völkerrechts. Hätte der Iran damals mit Angriffen auf israelische Vertreter geantwortet würde ihre Argumentation vllt noch hinhauen… aber dem war nun mal nicht so. Also muss ich daraus schließen, dass Sie Zivilsten unter bestimmten Voraussetzungen (wahrscheinlich am ehestens wenn es israelische sind) als legitime Ziele betrachten?

  • Hallo, danke für ihren Artikel. Das Problem der Kriege die Israel mit fast allen seinen Nachbarstaaten führt, ist dass die israelischen Angriffskriege oder "Defensivkriege" immer massiv mehr Todesopfer bei den Nachbarstaaten fordern als umgekehrt, wenn es nicht ein Völkermord ist, wie momentan in Gaza. Was auch dazu kommt ist das Israel sein Staatsgebiet bei diesen Kriegen vergrößert und immer mehr Gebiete annektiert, bzw. kolonisiert und ethnische Säuberungen betreibt (Westjordanland, Golanhöhen, Kontrolle von Gaza). In dem Kontext finde ich es schwierig von einem Präventivschlag zu reden, der verhältnismässig und angemessen ist.

    DAs Mullahregime im Iran kann man natürlich nicht gutreden, aber der Vergleich mit Russland hinkt gewaltig, der Iran hat längst nicht die russische Schlagkraft, nicht ökonomisch und nicht militärisch um sich auf einen Krieg mit Israel einzulassen, das von fast allen mächtigen Staaten auf der Welt unterstützt wird. Das die momentanen Angriffe Israels auf den Iran irgendwas für die iransiche Zivilbevölkerung helfen würden ist auch nicht wirklich zu sehen. Diese findet sich nur ungewünschterweise in einem Krieg wieder der ihr nur Angst und Schrecken bri

  • Der Iran steht schon seit 30 Jahren "gaaanz kurz" davor, eine Atombombe zu bauen...



    Der Grund, warum Israel gerade jetzt angegriffen hat, liegt in der aktuellen Schwäche des iranischen Regimes, das ist auch kein Geheimnis.

  • "Wo war diese Empathie, als Dissidenten verschwanden? Frauen gegen die islamische Kleiderordnung demonstrierten und von den Schergen des Regimes zu Tode geprügelt wurden? Wer erst dann laut wird, wenn Israel sich verteidigt, meint nicht das Leid in Iran. Er meint Israel."



    Leider wahr. Auf den Demos der Exil-Iraner gegen das Regime glänzten die Hamasfans durch Abwesenheit.

  • "Ich glaube nicht an das Prinzip Gewaltlosigkeit, sondern an das Prinzip Überleben. An das Motiv: Nie wieder Opfer sein."



    Leider ist es nun so, dass einige Menschen - gleich welcher Nationalität, religiösen-, ethnischen-, oder kulturellen Zugehörigkeit - aus diesem zutiefst verständlichen Motiv, den (unbewussten) Schluss ziehen, dass sie Täter sein müssen um das zu erreichen und dass sie alle gewalttätigen Handlungen, die diesem Zweck dienen, für moralisch unantastbar halten.



    Ich sage das bei allem Respekt für das jüdische Volk, für das ich Empathie und Solidarität empfinde.



    Es gilt auch nach wie vor, dass Deutschland sich nicht gegen Israel stellen sollte. Aber hier fehlt eine wichtige Differenzierung. Nicht gegen Israel als Staat mit allen seinen Bürgern, aber sehr wohl gegen die israelische Regierung, die wohl nach dem oben genannten psychologischem Muster handelt (sicher auch im Sinne vieler israelischer Bürger) und das fataler- aber auch passenderweise noch dazu mit einer rechtsextremen Gesinnung tut.



    Das ist eines der grössten Dramen in der Geschichte, dass Netanjahu und seine Regierung mit dieser unverhältnismäßigen Gewalt alles tut, um Israel und die Juden in der Welt zu

  • Die Daily Show hat einen schönen Zusammenschnitt von Netanjahu wie er seit 1995 immer wieder behauptet die Iraner stehen ganz kurz vor der Fertigstellung der Atombombe. Wenn sie die denn so unbedingt haben wollen, müssten sie die nicht schon längst haben nach 30 Jahren Angst mache davor? Die amerikanischen Geheimdienste sagen sie waren Jahre entfernt: edition.cnn.com/20...ligence-years-away



    Die IAEI sagte, dass es keine Beweise gibt das ein Atomwaffenprogramm existiert. Und mit dem was sie hier promoten und auch andere, indem der Angriff legitimiert wird, garantiert man nur, dass der Wille für die Bombe gestärkt wird und nicht zerstört wird. Und man sollte dann besser auch für die Konsequenzen gerade stehen: Krieg, Vertreibung, tausende wenn nicht sogar zehntausende Tote und noch ein failed state, denn was regime change angeht, haben die Amerikaner/ Israelis keine Erfolge im Nahen Osten vorzuweisen.



    Israel hat seit Jahrzehnten Atomwaffen ohne IAEI-Kontrolle, (Verstoß gegen UN-Resolution), hätte ein Staat sie damals angegriffen als Präventivschlag, wäre das auch legitimisiert worden? Ich denke nicht und das zu Recht nicht.

  • Danke, danke, danke! Für diesen Kommentar.

  • Das iranische Regime ist mit jeder Faser seiner Existenz eine Terrorregime, nach aussen wie nach innen. Es hat mit seinen Terrororganisationen Israel eingekreist und aktiv bekämpft und es arbeitet an Nuklearwaffen, die mit den bisherigen Sonntagsreden z.B. deutscher Politiker nicht beseitigt werden konnten. Aber sie würden uns alle betreffen, allein schon über die Terrorkanäle. Vielmehr pflegte man trotz unentwegter grausamster Menschenrechtsverletzungen geschäftliche Beziehungen zu den Mullahs statt Sanktionen zu verhängen. Und jetzt greift Merz ein Wort der Moderatorin auf und benennt was es tatsächlich ist, nämlich, dass Israel die Drecksarbeit für den Westen macht. So genau ist das. Nicht mehr und nicht weniger. Und Trump ist das Klassengroßmaul mit viel Wind, aufgebläht und unverschämt, aber nichts dahinter. Für die Mullahs jedoch ist die Vernichtung Israels heilige Pflicht. Und danach wird mit den anderen Ungläubigen abgerechnet. Aber wir hier, und vor allem die Linken, stecken gerne den Kopf in den Sand, wie eh und jeh.

  • Was mir eindeutig fehlt in der Debatte bei vielen sind die Grautöne. Wenn man vom puren Bösen schreibt und damit die eine Seite komplett rein wäscht greift man zu kurz. Der ganze Nahostkonflikt und seine vielen Kriege ist dermaßen komplex, dass es kein einfaches gut und böse gibt. Worauf sich aber eigentlich alle einigen können sollten, die nicht ideologisch einer Seite anhängen, ist: iranische Regierung, Hamas, Hisbollah, huthi und aktuelle israelische Regierung sind böse. Darunter leiden in allen Ländern die Zivilisten! Die von mir aufgezählten Player haben alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen und gehören bestraft! Dies wird zwar nicht passieren, aber das hierarchisieren von Verbrechen kann man sich mmn mittlerweile stecken. Jede Seite wird ihr Handeln mit irgendwas, das singulär betrachtet stimmt, rechtfertigen, in der Gesamtheit gibt es aber einfach keine Rechtfertigung für gar nichts davon. Weder das Handeln Israels in Gaza und Westjordanland, noch die Atomambitionen, samt Vernichtungsfantasien Irans sind durch irgendwas zu rechtfertigen und damit beides zu verurteilen!

  • Eine Möglichkeit für Israel wäre es vielleicht gewesen, sich an den us-amerikanischen Verhandlungen mit dem Iran zu beteiligen, statt den iranischen Chefunterhändler zu eliminieren.



    Dass das Leben in Israel nun sicherer wird, ist nicht wirklich ersichtlich und die Aussagen Pakistans über einen möglichen Nuklearvergeltungsschlag gegen Israel, sprechen ebenfalls ganz und gar nicht dafür.



    Antisemitismus bekommt weltweit einen Schub, der erschreckend ist!



    Genauso erschreckend ist es, bei Kritik an einer rechtsnationalen Regierung über Antisemitismus diskreditiert zu werden.



    Wenn man rechtsradikale, egal welcher Abstammung oder Glaubensrichtung nicht kritisieren darf, hat man die falschen Schlüsse aus der industriellen Vernichtung von Menschen gezogen, meine ich.

  • Ein sehr schöner Artikel. Danke.

  • "Was mir fehlt: das Verständnis dafür, dass der iranische Vernichtungsgedanke keine Metapher ist, sondern zentrales Element der Politik."

    Ist dem denn so? Oder anders formuliert: wäre das iranische Regime denn wirklich bereit, Nuklearwaffen gegen Israel einzusetzen, sofern es nicht ohnehin mit dem Rücken zur Wand steht und nix zu verlieren hat? Das ist schon eine andere Qualität als die Terrorfinanzierung und auch direkten Angriffe Irans auf Israel, bei denen es vor allem darum geht, Irans Rolle in der Region zu stärken (durch Einflussgewinn auf arabische Staaten, sei es direkt oder indirekt).

  • Seit 1991 wird angeblich an der Bombe gebastelt! Ja, vielleicht sollte man warten bis sie fertig ist sonst könnte es sich wiedermal als eine monströse Lüge herausstellen. Seit über 30 (!!!) Jahren ist die Bombe morgen fertig.

  • Danke Frau Zingher. Ich hoffe, dass es für Israel und die iranische Zivilbevölkerung ein schnelles und (so gut man in so einer Situation von "glücklich" sprechen kann) glückliches Ende und einen dauerhaften Frieden geben wird.

  • Schon die Markierung eines Feindes als das „pure Boese“ ist ein Abgleiten in religiöse Kategorien, nicht in politische. Wo dann noch Raum für die abschließend geforderte Komplexität bleiben soll, sehe ich nicht – und in dem Artikel selbst ist ja auch nichts davon zu finden: es wird sowohl ausgeblendet, dass die US-Geheimdienste erst im Maerz bestätigt haben, dass der Iran gerade keine Atombombe baut und das Grossi sich gerade ähnlich geäußert hat; genauso wenig wird die eskalierende Rolle einer rechtsextremen, auf Expansion und Hegemonie abzielenden israelischen Regierung mitreflektiert, die in den letzten zwei Jahren vor keinem Verbrechen zurückgeschreckt ist – und dazu gehört eben auch der Überfall auf Iran, die Ermordung von Wissenschaftlern und die Bombardierung von Nachrichtensendern. Fanatiker gibt es nicht nur in Teheran…