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Heinsberg-Studien zu CoronaUnverstandene Wissenschaft

Heike Haarhoff
Kommentar von Heike Haarhoff

Die Erwartungen an die ForscherInnen sind immens hoch, das zeigt die Coronakrise. Liefern sie dann erste Ergebnisse, stehen sie aber in der Kritik.

Die Virologen der Universität Marburg sind an der Entwicklung eines Impfstoffs beteiligt Foto: Arne Dedert/dpa

S elten waren die mediale Aufmerksamkeit und der Einfluss auf Politik, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bald aller Disziplinen sie aktuell erfahren, größer als im coronabedingten Lockdown. Dies ist zunächst dem – banalen – Umstand geschuldet, dass es sich, man kann es nicht oft genug wiederholen, um ein neuartiges Virus handelt, über dessen Eigenschaften wir (leider noch) zu wenige gesicherte Informationen haben. Auch über die Spätfolgen der Maßnahmen, die wir zu seiner Bekämpfung einsetzen, können wir im Moment nur spekulieren. Daten im harten Sinne sind rar, weil es sich um ein einmaliges Ereignis handelt; Expertise erscheint da wie – um die Metapher der Krise zu bemühen – ein Nebelhorn auf unser aller „Fahrt auf Sicht“.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind derzeit aber nicht nur gefragt (wie sonst so oft in Krisen), bereits vorhandenes, über die Jahre und im permanenten Diskurs gereiftes Wissen zu diskutieren und zu teilen. Sondern sie sind aufgefordert, binnen kürzester Zeit neues Wissen zu generieren, ihren eigenen Forschungsstand dabei ständig zu aktualisieren und einer selbstkritischen Überprüfung zu unterziehen. Der politische Handlungsdruck ist derweil riesig, ohne valide und reliable Datengrundlage aber erscheinen Entscheidungen willkürlich. Entsprechend immens und von Ungeduld geprägt ist die Erwartungshaltung seitens der Politik wie seitens der Bevölkerung, vermittelt auch über die Medien, an die Wissenschaft: Liefert! Endlich! Daten! (Und löst damit, das jedenfalls ist vielerorts der Subtext, gefälligst unsere Probleme.)

Zu welchen Missverständnissen dieser überzogene Anspruch an Wissenschaft, ihre Leistung und vor allem ihre vermeintliche Kapazität zur eindeutigen Problemlösung in einer globalen Krise führen kann, war in der vergangenen Woche gut zu beobachten, etwa am Gründonnerstag. Da präsentierten Naturwissenschaftler des Bonner Universitätsklinikums vorläufige Ergebnisse einer Untersuchung, die sie durchgeführt hatten in der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg, wegen des frühen Ausbruchs und der hohen Fallzahlen ein sogenannter Corona-Hotspot – und damit ideal geeignet für eine Studie zur Verbreitung des Virus.

Die Forscher wollten wissen, wie viele Menschen eine Infektion bereits durchgemacht hatten, um abschätzen zu können, wie hoch die Immunität in der Bevölkerung dort inzwischen ist. Und sie wollten wissen, wie viele der Infizierten dort an dem Virus gestorben waren. Es war Pionierarbeit; bislang liegen solche empirischen Daten für Deutschland nicht vor.

Die Enttäuschung darüber, dass die Ergebnisse erstens bloß ein Zwischenresultat darstellten, zweitens nur für die Gemeinde Gangelt Repräsentativität beanspruchten und drittens methodisch möglicherweise nicht in A-, sondern lediglich in B-Qualität daherkamen (dies möglicherweise auch geschuldet dem Druck, in der Pandemie zeitnah Daten liefern zu sollen), führte schnell zu einer Generalkritik an der Studie, in der nun alles vermengt wurde, was sich irgendwie vermengen ließ, um die maximale Diskreditierung wissenschaftlicher Leistung zu gewährleisten.

Überzogene Vorwürfe

Die Heinsberg-Studie war Pionierarbeit; bislang liegen solche empirischen Daten für Deutschland nicht vor

Die Forscher hätten sich von der Politik einspannen lassen; schließlich habe die nordrhein-westfälische Landesregierung ihre Studie mit 65.000 Euro gefördert. Die Forscher seien womöglich nicht unabhängig, denn sie hätten die Öffentlichkeitsarbeit in marktschreierischer Manier weitgehend an eine private PR-Agentur ausgelagert, die dafür zwar kein Geld verlangte, aber deren Gründer ein Ex-Bild-Chef ist (= superpfui). Die Forscher hätten voreilig Schlüsse verkündet, die in jedem Fall weiterer Überprüfung bedürften.

Alles richtig, vieles sicher im Ergebnis unglücklich. Allein: Taugen diese Umstände zum Skandal? Ein Blick in den universitären Forschungsalltag lohnt, um festzustellen: Die finanzielle Unterstützung durch Drittmittelgeber ist nicht nur die Regel an Hochschulen, sie ist von deren Leitungen auch explizit erwünscht. Wem es nicht gelingt, Mittel in nennenswertem Umfang einzuwerben, dessen universitäre Karriere läuft Gefahr, schon bald jäh zu enden. Wer sich bei der Präsentation seiner Forschungsergebnisse allein auf die Öffentlichkeitsarbeit seiner Universität verlässt, der darf befürchten, dass diese ein wohl gehütetes Geheimnis bleiben. Dies ist keineswegs vermeintlicher Inkompetenz der entsprechenden Stellen geschuldet, sondern personellen wie finanziellen Engpässen sowie langen, schwer nachvollziehbaren Verwaltungswegen.

Zwang zur Vermarktung

Zugleich aber ist Transdisziplinarität das Zauberwort der Stunde: Keine Bewilligung eines Förderantrags ohne den Nachweis, dass man seine Forschung später auch anwendungsnah wird vermarkten können – und unterdessen gewiss bereit ist, auch kleinste Zwischenergebnisse möglichst publikumswirksam zu twittern. Keine Doktorarbeit, von der nicht angenommen würde, dass sie trotz spärlicher und vorläufiger Datenbasis mindestens für eine aufgemotzte Posterpräsentation auf einer wissenschaftlichen Tagung taugte.

Diese Mechanismen kann man beklagen und strukturell bekämpfen; den Unmut hierüber einzelnen Forschern anzulasten, ist bloß billig. Die Krise zeigt, wie sehr die Wissenschaft und ihre Strukturen mit der Politik und der medialen Öffentlichkeit fremdeln. Mehr Verständnis füreinander könnte indes sensibilisieren: Die eine Seite für die an sie herangetragenen Erwartungen. Und die andere dafür, den Wert der Forschung besser einzuordnen. Wissenschaftliche Studien, das gilt auch für die aus Gangelt, sind stets nur Puzzlestücke. Sie liefern Erkenntnisse über naturwissenschaftliche oder gesellschaftspolitische Zusammenhänge, die im anschließenden Diskurs geschärft – und manchmal auch verworfen werden. Ihre Stärke sind ihre Wenn-dann-Aussagen. Politische Entscheidungen können sie nicht ersetzen. Schon gar nicht in der Pandemie.

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Heike Haarhoff
Redakteurin im Inlands- und im Rechercheressort
Heike Haarhoff beschäftigt sich mit Gesundheitspolitik und Medizinthemen. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Kinderheim bei Paris ab 1989 Studium der Journalistik und Politikwissenschaften an den Universitäten Dortmund und Marseille, Volontariat beim Hellweger Anzeiger in Unna. Praktika bei dpa, AFP, Westfälische Rundschau, Neue Rhein Zeitung, Lyon Figaro, Radio Monte Carlo, Midi Libre. Bei der taz ab 1995 Redakteurin für Stadtentwicklung in Hamburg, 1998 Landeskorrespondentin für Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern und von 1999 bis 2010 politische Reporterin. Rechercheaufenthalte in Chile (IJP) und den USA (John McCloy Fellowship), als Stipendiatin der Fazit-Stiftung neun Monate Schülerin der Fondation Journalistes en Europe (Paris). Ausgezeichnet mit dem Journalistenpreis der Bundesarchitektenkammer (2001), dem Frans-Vink-Preis für Journalismus in Europa (2002) und dem Wächterpreis der deutschen Tagespresse (2013). Derzeit Teilnehmerin am Journalistenkolleg "Tauchgänge in die Wissenschaft" der Robert Bosch Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.
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34 Kommentare

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  • Die Krise befördert zu viele EGOs an die Oberfläche. Merkels Aufgabe wäre gewesen, für Koordination und Abstimmung zu sorgen, nicht Mitte März, sondern Ende Januar, nach dem ersten Fall in Bayern. Spahn und Drosten vorgeschickt, letzteren hat die Presse dann noch zum Kanzler hochgeschrieben. Alles nicht unglücklich sondern sauber unprofessionell.

  • 6G
    64836 (Profil gelöscht)

    Drehen wir die Argumente doch einfach mal um



    Die Studie beschäftigt sich mit einer Region, die für Deutschland in der Entwicklung eine Woche vorreitet anstatt "Die Enttäuschung darüber, dass die Ergebnisse erstens bloß ein Zwischenresultat darstellten zweitens nur für die Gemeinde Gangelt Repräsentativität beanspruchten und"



    Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ein optimales Ergebnis zu ermitteln versucht statt " drittens methodisch möglicherweise nicht in A-, sondern lediglich in B-Qualität daherkamen (dies möglicherweise auch geschuldet dem Druck, in der Pandemie zeitnah Daten liefern zu sollen), "



    ...



    Es gab zeitnah öffentliche Förderung um industrieferne unabhängige Untersuchungen zu ermöglichen anstatt



    "Die Forscher hätten sich von der Politik einspannen lassen; schließlich habe die nordrhein-westfälische Landesregierung ihre Studie mit 65.000 Euro gefördert. Die Forscher seien womöglich nicht unabhängig, "



    Wow, 65k Förderung, welche Verschwendung öffentlicher Mittel im Vergleich zur läppischen Billion, die uns (Deutschland) Corona kosten wird

    • @64836 (Profil gelöscht):

      Genau - und wenn die Mortalität eben weit unter 2,6% läge, was die Heinsbergstudie nahelegt, dann kämen wir im worst case auf Todeszahlen wie bei der letzten schweren Grippewelle - also etwa 25.000 und hätten aber zusätzlich Ökonomie und Staatshaushalt schwer geschädigt. Kein Wunder, dass man das Bonner Forscher-Team rauh angeht...

  • Danke -aber eigentlich sollten solche Artikel Standard sein: argumentativ und sachlich! Was man von den meisten hier abgegebenen Kommentaren nicht sagen kann. Dorsten und auch das RKI veröffentlichen ja noch nicht einmal Zahlen, wieviele Tests gemacht wurden. In Tschechien liegt die Zahl der positiv Getesteten bei etwa 4 Prozent der Getesteten. Wenn das eine belastbare Relation wäre, müssten in der BRD etwa 3,5 Mio Menschen gestestet worden sein. Ist das so? Und wenn nicht: warum nicht? Wenn dieHeinsberg-Studie gezeigt hat, dass von den Infizierten wesentlich weniger sterben, als aus den Zahlen des RKI hervorgeht, dann wäre das ein - aber eben nur ein Hinweis darauf, dass der Staat überregagiert... Übrigens liegt die Letalitätsrate in Tschechien bei 2,6 % der als infiziert registierten Menschen. Wenn nach Streeck mehr Menschen infiziert sind, als gestestet wurden, ändert das aber womöglich nichts an den absoluten Todeszahlen.

  • Ich sach's mal so: Auch die meisten Geisterfahrer fahren am Anfang noch auf Sicht.

  • Es ist durchaus berechtigt, das zu verurteilen, wenn Wissenschaftler gänzlich unwissenschaftlich unbrauchbare Ergebnisse produzieren und daraus politische falsche Folgerungen ziehen.

    Denn erstens wurde das Testsystem nicht überprüft, Wenn statt Covid19 auch normale Erkältungen mitzählen, wie belegt, ist das Ergebnis unbrauchbar.

    Zweitens werden unwissenschaftlich Behauptungen aufgestellt, wie die, ein Antikörpertest gäbe Auskunft über Immunität.



    Und ob es überhaupt eine Immunisierung gibt, läßt sich mit diesem Test nicht bestimmen.



    Bei vielen Krankheiten gibts Antikörper, aber keine Immunität. Bei manchen Krankheiten verschlimmert sich der Verlauf bei Reinfektion sogar, wie bei Dengue-Fieber, auch ein RNA-Virus. Hier führen Antikörper sogar zur Infektionsverstärkung. Das führt dann bei 2. Infektion zu 50% Tod.

    Hier ist also Mitleid gänzlich unangebracht.

    Jedem Wissenschaftler ist bewusst: Wer öffentlich Ergebnisse präsentiert, haftet für diese!

    • @Unvernunft:

      Das Testsystem ist überprüft, die Spezifizität mit über 99% angegeben.

      Antikörper sind Voraussetzung aber keine Garantie für Immunität - wie lange die hält, ist mit weiterer, langwierigerer Forschung zu ermitteln. Das kann keine schnelle Studie, die nie mehr wollte als das Vorhandensein von Antikörpern zu prüfen.

      Die Absätze 1-3 sind also "gänzlich unwissenschaftlich (und) unbrauchbar".

  • Sieh an, sieh an:

    "Heinsberg-Studie: Deutscher PR-Rat prüft Vorgehen der Agentur Storymachine"

    www.stern.de/polit...chine-9226484.html

    • @Jim Hawkins:

      Danke!

      You made my day :)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Schließe mich an.

        Selbst Absolvent einer PR-Ausbildung, aber aus schlechten Gründen niemals in dieser Branche dilettiert, lese ich diesen Hinweis mit großer Schadenfreude.

        Was wären wir ohne gelegentliche Anflüge der Niedertracht?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          "Selbst Absolvent einer PR-Ausbildung [...]"

          Mensch sollte niemanden anhand seines/ihres Handwerks beurteilen (wenn auch die Versuchung gelegentlich gross ist :-)

          Niedertracht? Rache ist Blutwurst!1!!

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @tomás zerolo:

            "Ist" und "sollte" sind häufig nur entfernte Verwandte.

            Ich verurteile auch keineswegs die ganze Branche, sondern nach Inhalten differenziert. Freilich finde ich selten bei PR-Leuten zustimmungswürdige Inhalte. Sie sind halt die Stimme Ihres Herrn oder Ihrer Dame (wie im Falle Steffen Seibert). Ihr Motto: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.

            • @76530 (Profil gelöscht):

              Naja, das ist bei jeglicher Söldner --äh-- geldabhängigen Arbeit leider so.

  • Die Differenz der über die confirmed cases damals (!) berechneten Letalitätsrate der JHU (1,98} zu der von Streek gemessenen (0,37) liegt an der Inkubationszeit und der Verdopplungszeit der Infektionen. Wenn z. B. Die Verdopplungszeit 3 Tage beträgt und die Zeit Zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit (d. h. dem Zeitpunkt, wo die Infektion registriert wird) 6 Tage ist, ergibt sich der Faktor 4.



    Das Problem ist, wenn Herr Streek daraus und aus einer unzulässigen Veeallgemei erung seiner Ergebnisse die Folgerung zieht, die Maßnahmen könnten gelockert werden. ( www.google.com/amp...16718884.amp.html)

    • @Eberhard Voigt:

      Covid und PR

      Zitat: „Das Problem ist, wenn Herr Streek daraus und aus einer unzulässigen Verallgemeinerung seiner Ergebnisse die Folgerung zieht, die Maßnahmen könnten gelockert werden.“

      Das Problem ist, daß a priori starke Zweifel an der epidemiologischen Evidenz der „Maßnahmen“ und einem ausbreitungshemmenden Effekt bestehen. Der „Sonderweg“ Schweden etwa weist bzw. gegenüber Frankreich mit seinem martialisch mit dem gesamtem polizeistaatlichen Arsenal durchgesetzten „Confinement“ keine höheren Infektionszuwächse auf. Daher halten Wissenschaftler wie Prof. Didier Raoult, Chef des "Institut Hospitalier Universitaire Méditerranée Infektion" in Marseille, ein weltbekannter Virologe und Microbenspezialist und weltweit am häufigsten zitierte Experte für Infektionskrankheiten, oder Prof. William Dab, ehemaliger Generaldirektor für das Gesundheitswesen Frankreichs, auch nichts von dieser Schrotflinten-Strategie. Der Hausarrest für alle habe nichts gebracht. („Le confinément général ne sert à rien“). Die Folgeschäden könnten sich für die Volksgesundheit gar als verheerender erweisen als die Epidemie selbst, so Prof. Dab (heute gegenüber „Brut“).

      Bleibt der verstörende Verdacht, die flächendeckende und ruinöse General-Immobilmachung diente nicht nur in vielen Ländern offensichtlich als willkommenes Manöver-Feld polizeistaatlicher Exerzitien, sie entbehrt dazu offensichtlich auch noch einer eindeutigen epidemiologischen Evidenz.

      Natürlich ist es verständlich, solcherart von Erkenntnissen unterm Teppich zu halten. Dazu werden dann schon mal auch PR-Agenturen eingespannt wie in der Schweiz für 5 Mio Franken die „Rod Kommunikation AG“, eine Tochter der Farner PR. Die wiederum gilt als verlängerter Arm der Schweizer Rüstungsindustrie, gegründet von einer Seilschaft ehemaliger hoher Generalstabsoffiziere, personell verwoben mit dem Rüstungsunternehmen ASUW. Zu den zentralen politischen Aktivitäten von Farner PR gehören daher auch die Militär- und Sicherheitspolitik. Voilà.

      • @Reinhardt Gutsche:

        Dazu zwei Zahlen: Einwohnerzahl Schweden: ca. 10.200.000, Covid-19-Tote (17.4., JHU): ca. 1400 (Dt. ca. 84 Mio. / ca. 3870).

        • @Edward:

          Zahlenspiele







          Zitat @EDWARD: „Dazu zwei Zahlen: Einwohnerzahl Schweden: ca. 10.200.000, Covid-19-Tote (17.4., JHU): ca. 1400 (Dt. ca. 84 Mio. / ca. 3870)“

          Dazu zwei Zahlen: Schweden zählt ça 1300 Infizierte pro 1 Mio Einwohner, Frankreich ça 2350, trotz des rigorosen, manu militari durchgesetztem „Confinément“. (Stand 17.4.)

          Es lebe der schwedische Sonderweg!

          .

          • @Reinhardt Gutsche:

            Die Zahl der Infizierten ist nicht relevant, wir wollen ja ohnehin eine "Durchseuchung" (oder Impfung) langfristig erreichen. Entscheidend ist, wie viele schwere Verläufe oder Todesfälle es in welcher Zeitspanne gibt. Sieht nicht gut aus für Schweden.



            Hier noch mein Service:



            Bevölkerungsdichte Schweden 2018: 25 Ew./km²



            Bevölkerungsdichte Frankreich 2018: 122 Ew./km²

  • Es ist schon erstaunlich, dass auf der einen Seite eine Studie kritisiert wird und auf der anderen Seite ständig wiederholt wird, dass es sich eine einmalige Situation handelt.

    Tatsächlich ist es so, dass es Virenepidemien schon mehrfach gab und daher auch viele Daten und Studien vorliegen. Die aber größtenteils ignoriert werden, denn auch der heilige St. Drosten lag damals falsch. www.ncbi.nlm.nih.g...ticles/PMC7095450/

    Das besonders absurde ist, uns wird seit Wochen etwas von einer exponentionellen Ausbreitung erzählt, dabei beruhen alle Zahlen nur auf kleine Stichproben von Menschen, bei denen Test durchgeführt werden. Diese Kurven, die uns gezeigt werden - meist basierend auf dem SIR Modell - legen dafür aber normalerweise repräsentative Daten zugrunde. D.h. um einen realistischen Überblick zu bekommen, was passiert hätte man diese Test repräsentativ machen MÜSSEN!



    Was passiert wenn ein Wissenschaftler es versucht, hat man an den Reaktionen gegenüber Prof. Streeck gemerkt. Wir dürfen nicht Wissen, wie schlimm oder harmlos dieser Virus wirklich ist. Das einzige was wir tagtäglich erfahren ist, wie sich die Anzahl der Tests steigert. Das dabei aber das Verhältnis von positiv zu negativ getesteten nahezu stabil bleibt ist unerheblich.



    Da es noch keinen (validierten) Antikörpertest gibt, wissen wir auch nicht wieviele schon immunisiert sind, aber auch das wäre eine wichtige statistische Zahl für die Einordnung des Epidemieverlaufs.

    Ich sehe hier viele Merkwürdigkeiten, nicht nur in den Reaktionen der Medien.

    • @Struppi:

      Sehr präzise durchschaut: "Was passiert wenn ein Wissenschaftler es versucht, hat man an den Reaktionen gegenüber Prof. Streeck gemerkt." So ist es. Streeck beginnt etwas, was Drosten und das RKI schon Ende Februar hätten starten sollen; denn nur mit den letztlich willkürlichen "getesteten Infizierten" kann man nichts anfangen. Die Letalität des Virus bleibt letztlich unbekannt, weil man mit fiktiven Zahlen nicht rechnen kann. Dass Neuinfektionen nicht sprunghaft steigen, ist erfreulich. Aber wir wissen erst, was tatsächlich ist, wenn die Streeck-Studie beendet ist.

    • @Struppi:

      Das Problem ist ja nicht "die Studie" (gibt es schon eine Veröffentlichung? Sonst kann man die Studie wissenschaftlich nicht einmal kritisieren!).

      Das Problem ist die PR-Aktion dahinter, einschliesslich der Storymaschine-Nummer und aller undurchsichtigen Interessen in diesem Cluster.

      Was übrigens passiert, wenn sich die Sache ungebremst ausbreitet können wir (leider!) ganz gut an Italien und Spanien sehen, neuerdings auch an UK und USA.

      Nein, Vorsicht ist, denke ich, hier der richtige Ansatz.

      Und zu Epidemien. Ja, wir haben viele davon gehabt. Grippe, Ebola, Pocken, Cholera, früher Pest. Ist ein verhältnismässig gut studiertes Feld (anhand dieser Studien hätte man übrigens ein paar vorbereitende Massnahmen treffen können, die, oh, Kostenersparnis, lieber ignoriert wurden).

      Jede Epidemie hat so ihre Besonderheiten. Die perfideste hier scheint zu sein, dass es so viele asymptomatische Träger gibt, die dabei hoch ansteckend sind. Somit also doch auch neu.

  • Vielen Dank für die nüchternen Worte!



    Leider viel zu selten zu lesen & zu hören

  • "..Die Enttäuschung darüber, dass die Ergebnisse erstens bloß ein Zwischenresultat darstellten.." "..führte schnell zu einer Generalkritik an der Studie.."

    Ist denn nicht jedes Forschungserbebnis ein Zwischenresultat - wozu sollte denn noch weiter Forschung betrieben werden wenn nach einer ersten Untersuchung unumstößliche Gewissheiten zu erwarten wären? Es sollte doch Ziel wissenschaftlicher Arbeit sein, bisherige Erkenntnisse in Frage zu stellen und evtl. durch verbesserte Methodik zu widerlegen. Oder umkreist die Sonne immernoch die Erde? :-) Die extremen Einschränkungen des Zusammenlebens sind doch notwendig geworden weil, z.B. nicht genug Schutzmasken vorgehalten wurden bzw. Produktionskapazitäten dafür nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehen, die durch Abnahmegarantien (wie sie jetzt geplant sind) im Land hätten gehalten werden könnten. Oder auch weil großflächig Krankenhäuser geschlossen wurden. Alles um die öffentlichen Kassen zu schonen die gerade deswegen derzeit gesprengt werden müssen. Die "schwarze Null" hat sich gerade dunkelrot gefärbt.

    • @Bibo:

      Das hat doch mit der schwarzen Null doch sehr wenig zu tun, Deutschland hätte die Kapazitäten weit mehr Coronakranke zu versorgen, sonst würden Kliniken keine Kurzarbeit beantragen. Mehr Infizierte bedeutet mehr Tote, deshalb hat man alles dicht gemacht.

  • Ich finde bedenklich dass jede noch so ungesicherte Information für eine autoritäre Schließung (Schulen, Läden etc.) einigermaßen unreflektiert und unkritisch nach außen getragen wird und eine der wenigen, wirklich einmal in der notwendigen Relativität auftretende belastbare Studie als fehlerhaft kritisiert wird, was sie vermutlich nicht ist. Die "Kritik" die gekommen ist, ist meinem Verständnis nach vor allem eine polemisiert geführte Faktorendiskussion. Zum einen wie valide sind die Tests? Das ist doch eine grundsätzliche Frage, die alle Untersuchungen betrifft. Hier hat niemand behauptet, die Studie habe weniger verwertbare Tests genutzt als alle anderen Untersuchungen. Die Frage wie Infektionen innerhalb von Familien im epidemiologischen Rechenmodell zu berücksichtigen sind, kann wohl kaum mit einer Methode richtig/falsch bewertet werden sondern ist zum jetzigen Zeitpunkt Frage wissenschaftlicher Diskussion und vor allem weiterer Forschung. Der Zeitpunkt und die Art der Veröffentlichung, dürfte wissenschaftlichen Standards entsprechen. Das Ergebnis am Ende wird aus relativen Näherungswerte bestehen, die einen ersten Eindruck über die epidemiologische Entwicklung geben wird. Ich habe den Eindruck, (ob das so ist kann ich nicht abschließend beurteilen) dass eher eine zum jetzigen Zeitpunkt A++ Studie aus Sorge vor der Konsequenz und aus Unglaube und Unverständnis niedergeschrien wird. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt fatal

  • Danke, dass diese Studie gemacht wurde. Sie liefert Informationen, die sich verallgemeinern lassen. Politische Entscheidungen sind Prozesse der Abwägung zwischen wissenschaftlichen Fakten und menschlichem Verhalten. Und nochmal: Danke für solche Studien.

  • "...schließlich habe die nordrhein-westfälische Landesregierung ihre Studie mit 65.000 Euro gefördert. Die Forscher seien womöglich nicht unabhängig, denn sie hätten die Öffentlichkeitsarbeit in marktschreierischer Manier weitgehend an eine private PR-Agentur ausgelagert,..."



    Gegen die finanzielle Unterstützung irgend eines Drittmittelgebers wäre sicher nichts einzuwenden gewesen. ABER die NRW-Regierung wird in der Öffentlichkeit als eine der Landesregierungen wahrgenommen, die Hufe scharrend für Lockerungen der Beschränkungen auftritt. Wenn dann auch noch bekannt wird, dass die Erkenntnisse, die eher eine lokale Relevanz haben, mittels PR-Agentur in eine breite Öffentlichkeit geblasen wurden, stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Warum. Dann ist harter Gegenwind nicht nur erwartbar, sondern auch gerechtfertigt.

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @Edward:

      Da haben Sie und auch GYAKUSOU recht.

    • @Edward:

      Wieso darf ein Bundesland das nicht? Es geht auch im Förderalismus um Meinungen. Und wenn die auf wissenschaftlichen Untersuchungen basieren, umso besser.

      Söder z.B. (Bayern) redet einfach so daher, mindestens genauso laut.

      • @Hanne:

        Sie dürfen gerne und überall Ihre MEINUNG verbreiten. Ein wissenschaftliches Institut und ein MP sollten sich davor hüten, einfach nur Meinungen zu äussern. Vom ersten werden Fakten, überprüfbare Erkenntnisse erwartet, vom zweiten eine plausible, am Gemeinwohl orientierte Handlungsanweisung. In diesem Fall liegt die Vermutung einer "Gefälligkeit" zu offen auf der Hand - mit möglichen negativen Folgen für viele Bürger- und das ist das Problem.

    • @Edward:

      Hinzu kommt: unter den Geldgebern für diese aberwitzige Storymachine-Aktion war ein... Möbelhaus aus Nordrhein-Westfalen!

      Wenn ich dann abends in der Glotze höre, dass in NRW für die Öffnung der Möbelhäuser plädiert wird, dann muss ich mir schon die Nase zuhalten.

      Nein. Die Storymachine-Geschichte war ein Griff ins Klo. Zum Glück wurde sie anrüchig. Ich würde mir wünschen, sowas passiert nicht wieder.

      Für mich sind Streeck und die Leopoldina jedenfalls wissenschaftlich diskreditiert, mögen sie inhaltlich auch eine gute Arbeit hingelegt haben (gibt's das Paper eigentlich schon?)

  • Die Macher der Heinsberg-Studie wurden nicht vorrangig für ihre Ergebnisse kritisiert, sondern für ihre überstürzte Präsentation von Zwischenergebnisse, den "Handlungsempfehlungen" an die Politik - ganz so wie von Laschet und Springer gewünscht.

    • @gyakusou:

      Doch, sie wurden auch für die Ergebnisse kritisiert, siehe u.a. Text oben.

  • Wie gut das Wissenschaft keine Religion ist.



    Wissenschaftsgläubigkeit ist anzuzweifeln .