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Hartz IV und ErnährungStrauchtomaten als Luxusgut

Der Sozialverband VDK warnt: Obst und Gemüse wird durch Preissteigerungen für Arme unerschwinglich. Fertigprodukte sind oft billiger.

Tomaten sind gesund – und für Arme immer weniger zu bezahlen Foto: Melanie Ira Schulz/imago

Berlin taz | Als „Streckwoche“ bezeichnen manche Emp­fän­ge­r:in­nen von Grundsicherung die letzte Woche des Monats, dann, wenn das Geld nicht mehr reicht, um sich gesundes Essen zu kaufen. „In der letzten Woche vor Monatsende kommen mehr Leute als in der ersten Woche des Monats“, sagt Antje Trölsch, Geschäftsführerin der Berliner Tafel, „das merken wir ganz deutlich“.

Die Ausgabestellen der Tafel bieten auf mehr als zwei Drittel der Fläche Obst und Gemüse an und sind ein zunehmend wichtiger Notbehelf für Ärmere. Denn in Supermärkten werden Obst und Gemüse für Geringverdiener und Menschen in Grundsicherung durch die jüngsten Preissteigerungen „zum Luxusgut, das sie sich nicht mehr leisten können“, sagte die Präsidentin des Sozialverbandes VDK, Verena Bentele, dem Tagesspiegel.

Bentele bezog sich auf Angaben des Statistischen Bundesamtes, laut dem sich die Preise für Nahrungsmittel im August im ­Jahresvergleich um 4,6 Prozent erhöht hatten. Für Gemüse mussten die ­Ver­brau­che­r:in­nen 9 Prozent mehr zahlen als vor einem Jahr. Salat war knapp 38 Prozent teurer. Bei Obst betrug der Preisanstieg 2,5 Prozent. Von Discountern wurden zeitweise für Strauchtomaten Kilopreise von 4 Euro verlangt. Zum Vergleich: Eine 750-Gramm-Tüte mit gefrorenen Pommes frites kostet beim Discounter 1,29 Euro.

Die Teuerungen sind unter anderem eine Folge der Starkregen im Sommer und höherer Erntekosten aufgrund der Corona-Hygieneauflagen. Sie befeuern die Diskussion, dass der Hartz-IV-Regelsatz nicht ausreicht für eine gesunde Ernährung, denn im ­Regelsatz von 446 Euro im Monat sind nur knapp 155 Euro für Lebensmittel und Getränke vorgesehen.

Nur ein Euro mehr für das Essen

Vergangene Woche hatte das Kabinett eine Verordnung auf den Weg gebracht, laut der Erwachsene ab Januar 2022 einen etwas höheren ­Regelsatz von 449 Euro bekommen. Für Lebensmittel und Getränke bedeutet dies im Monat nur 1 Euro mehr. Die Regierung ignoriere „lebensnotwendige Bedürfnisse von Menschen in Grundsicherung“, sagte Bentele.

Im Juni hatte ein wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein Gutachten vorgelegt, laut dem „der Preis von ernährungsphysiologisch höherwertigen Lebensmitteln für Armutshaushalte eine erhebliche finanzielle Restriktion darstellt“.

Ernährungsphysiologisch günstigere Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Fisch oder mageres Fleisch seien im Vergleich zu energiedichten Lebensmitteln mit einem hohen Anteil an zugesetztem Zucker und Fett „im Durchschnitt (je 100 kcal) teurer und damit für einkommensschwache Haushalte schwerer zu finanzieren“, hieß es. Die Gutachter verwiesen auf „Deckungslücken“ zwischen dem Hartz-IV-Regelsatz und dem Bedarf für gesunde Ernährung.

Laut Studien brächten Lebensmittelkörbe mit einer geringen Energiedichte und höherem Gehalt an Vitamin- und Spurenelementen „bis zu zehn Prozent höhere Kosten“ mit sich als der Regelsatz vorsieht, so das Gutachten. Eine in dem Papier zitierte britische Studie kam zu dem Schluss, dass eine gesunde Zusammenstellung von Lebensmitteln mit viel Gemüse im Hinblick auf den Kalorienbedarf das Dreifache kostet wie ein eher ungesunder Warenkorb mit Nudeln, Pommes und gesüßten Getränken.

Um den Verbrauch von Gemüse und Obst anzukurbeln, schlagen die Deutsche Diabetes-Gesellschaft und andere Verbände vor, diese Produkte von der Mehrwertsteuer zu befreien und im Gegenzug ungesunde, stark gezuckerte Lebensmittel hoch zu besteuern.

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68 Kommentare

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  • Deutschland ist das Land mit den günstigsten Lebensmitteln > aufgrund des Preiskampfs der großen 4 Lebensmittel Händler. z.B. in den USA oder Frankreich sind Lebensmittel deutlich teuerer. Der Skandal in Deutschland sind eher die unberechtigten krassen Mieterhöhungen - die bringen junge Familien in Existenznot.

  • taz: "Die Teuerungen sind unter anderem eine Folge der Starkregen im Sommer."

    Den Satz sollte man nicht überlesen, denn er erzählt uns etwas über Physik. Wenn es wärmer wird, dann kann die Luft nämlich mehr Wasserdampf aufnehmen, der dann auch irgendwann wieder abregnet. Genau das passiert seit einiger Zeit - 'Starkregen'. Der Klimawandel "spielt" momentan nur und lässt es etwas mehr regnen, aber irgendwann wird der Spaß ein Ende haben und dann wird es richtig ungemütlich.

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Wenn Strauchtomaten zu teuer sind, dann nehme ich halt Cocktailtomaten. Heute Morgen bei rewe für 1,49

    • @86548 (Profil gelöscht):

      Ah ja... Wenn das Volk kein Brot hat, soll es halt Kuchen essen.....

  • Obst" wird nur zu 22% in DE angebaut. Beim Gemüse sind es 35%.

    Für billiges Obst und Gemüse hiet werden andernorts Erntehelfer ausgebeutet.

    Im spanischen Almeria, dem weltweit größten Obst- und Gemüseanbaugebiet mit Gewächshäusern, verdienen viele Erntehelfer nur 25 Euro am Tag, obwohl der Tariflohn rund 47 Euro als Minimum vorschreibt und die Arbeiter täglich bis zu 14 Stunden schuften." www.daserste.de/in...ige-ernte-120.html

    Nahrungsmittel müssen teurer werden. Insbesondere Obst und Gemüse, welches zu über 65% aus dem Ausland heran gekarrt wird. Nur mit Preisen mindest doppelt so hoch hätten die Erntehelfer im Ausland ein auskömmliches Einkommen.

    Von einer Reduzierung der Mehrwertsteuer sehen die Erntehelfer keinen Cent.

    • @Rudolf Fissner:

      Ich muss ihnen mal 'Danke' sagen, dafür dass sie zuverlässig eine andere (ausgelassene) valide Perspektive auf ein Artikelthema beleuchten und so dafür sorgen, dass die Wirklichkeit ein wenig besser abgebildet wird.

      • @relation:

        Stimme, auch als einer der H4 selbst kennt, zu. @Rudolf Fissner "serviert" da, was beim Thema auch "auf den Tisch kommen" muss - wenn ich meine Situation in H4 und die der anderen dort verstehen, verstehen "lernen" will. Die Faktenlage zu schildern meint ja genau nicht, dass DIESE dann schon die Schlussfolgerungen mit liefert, weil Faktenlagen das "so automatisch" eben nicht hergeben. Aber damit eine Sache „ergiebig“ betrachtet werden kann sind sie unverzichtbar. @Rudolf Fissner hält sich da bewusst-bedacht raus. Er nennt sein Fazit, dass aufgrund der zu vor genannten Fakten, plausibel gezogen wird: Lebensmittel müssen teurer werden.

        Arbeitslosenland:

        Eigene Erlebnisse im Themenzusammenhang: Ich wohne in einem Univiertel, preiswert, weil Sozialbindung… Buntes Leben, viele Imbisse etc. Mittagsangebot: Spagetti. Preis: Euro 4,95!!! Mache ich. Das ist dann ein ganzes Mittagessen UND es ist gut. Vom Platz aus sehe ich die Küche ein. Bekannt: Die Zahl von Küchenarbeitern m/w aus Afrika ist „Legion“. Einer steht dort in der Küche. Gedanke: Ich kann als „Hartzer“ hier ein Essen bekommen, das saubillig ist. Wie viel von Gesamtumsatz u. Gesamterlös entfällt dann auf „den Mann aus Afrika“, damit er sich MINDESTENS ein eben solches Essen leisten kann? „Funktioniert“ das überhaupt? Oder muss er einer von denen bleiben, die illegal schuften müssen und am Ende doch nichts zu essen haben?



        Länger nach diesem Geschehen bin ich in eine Maßnahme. Mit Teilnehmern m/w aus anderen Kursen für AL stehe ich zusammen in der Pause. Aus einer Gruppe Südamerikanerinnen kommt der Satz herüber: Warum kriegen eigentlich immer die Afrikaner die Küchenjobs? Meine es so: Wir sind in Arbeitslosenland, Regierungsbezirk Bundesagentur für Arbeit, behördliche Zuständigkeit: Jobcenter. Was ist los? Als potentielle AN konkurrieren wir allesamt um Jobs, ja. Aber welcher Markt? Welche Jobs? Legal-Illegal ist mir gar nicht scheißegal, weil ich mich frage: Was macht das alles hier in DIESEM Land mit uns?

      • @relation:

        Na ja, solange am Ende der Mehrpreis ohnehin nur in der Ladenkasse und bei den Besitzern landet - ist in der Sache auch nicht geholfen.

        Das UNRECHT des schlechten Lohnes lässt sich nur durch Erzwingung der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben erreichen. Denn offensichtlich besteht diese Vorgabe ja, wo sie umgegangen bzw. einfach ignoriert wird.

        Und wo Ihnen an anderer Betrachtungsweise etwas liegt - hier noch eine: Von drei Schweinen, die aufgezogen werden - landet eins im Müll. Das macht das Schweinefleisch aber nicht billiger. Denn für die Verbraucher ist der Verlust nämlich mit eingepreist. Warum also nicht so: Nur zwei Schweine aufziehen - und das dritte eben nicht. Dann könnte der Preis gleich bleiben und alle hätten was davon (Selbstverständlich außer den Schweinen, die sind selbstverständlich immer "gekniffen". Die rettet nur der Vegetarierer).

  • taz: "Vergangene Woche hatte das Kabinett eine Verordnung auf den Weg gebracht, laut der Erwachsene ab Januar 2022 einen etwas höheren ­Regelsatz von 449 Euro bekommen."

    Einen Regelsatz von 449 Euro? Meine Güte, was für ein Luxus. Wenn der Kühlschrank kaputt geht, dann kauft der Hartz IV Empfänger sich sicherlich gleich zwei, denn "Hartzer" schwimmen ja im Geld. Und zu den mittlerweile 956 Tafeln (an denen monatlich 1,6 Millionen arme Menschen anstehen müssen, um nicht zu hungern) gehen "Hartzer" bestimmt auch nur, damit sie mit dem eingesparten Geld sich noch den neuesten BMW kaufen können.

    Nun ja, die Wahrheit sieht so aus. Seit Jahren werden die Hartz IV Regelsätze niedrig gerechnet, wie das Fernsehmagazin 'Monitor' der ARD 2018 berichtete. Mit solchen Tricksereien wird aber nicht nur bei den ALG II Empfängern gespart (ca. 10 Milliarden Euro im Jahr), sondern auch bei den Einkommenssteuerzahlern, denn Hartz IV ist daran gekoppelt. Je höher der Hartz IV Regelsatz nämlich ist, um so höher ist der Freibetrag für die Einkommenssteuerzahler. Da man aber die Hartz IV Sätze nicht anhebt, wird natürlich auch der Freibetrag nicht angehoben und so holt sich der Staat noch einmal 15 Milliarden Euro vom Steuerzahler. Etwa 25 Milliarden Euro spart der Staat so im Jahr an seine Bürger. Darüber denkt der naive Bürger aber lieber nicht nach, denn auf Hartz IV Bezieher bildzeitungsmäßig "einzuprügeln" macht ja auch mehr Spaß als das Hirn mal einzuschalten und dann zu merken, dass der (noch) arbeitende Bürger auch betrogen wird.

    Mehr als 5 Millionen Hartz IV Empfänger sollten das Leben als Hartz IV Empfänger aber dennoch positiv sehen, denn sie haben seit Jahren dafür gesorgt, dass ca. 100.000 BA- und Jobcenter-Angestellte - also die Leute in dieser sogenannten "Behörde", die einen egozentrischen Aufwand betreiben, der in gar keinem Verhältnis zu ihren Vermittlungserfolgen steht - nicht arbeitslos wurden und der oberste Chef der BA ein Jahresgehalt von 300.000 Euro bekommt.

    • @Ricky-13:

      Lieber Ricky-13, dass ich das noch erleben darf, dass der ZUSAMMENHANG zwischen Hartz-IV und dem steuerlichen Grundfreibetrag hergestellt wird, hätte ich fast nicht mehr geglaubt. Wird er doch ständig ignoriert! Obwohl er doch jedermann bekannt sein sollte.

      Aber ja: Es ist bekanntlich am einfachsten, allemal auf die noch Schwächeren einzuprügeln - als den oben mal Dampf zu machen ...

      • @Kahnt Karl-Heinz:

        Ganz genau. @Ricky-13 bringt geduldig den Sachverhalt immer wieder zu Sprache - weil es dringend notwendig ist. Mir war der von ihm erläuterten Sachverhalt auch lange nicht bekannt.

        Er gehört aber unverzichtbar in die Diskussion. Dass der da rein kommt, dazu trägt Ricky-13 geduldig fleissig bei.

        Auch meinen Dank dafür.

        • @Moon:

          @Moon und @Kahnt Karl-Heinz

          Ich schreibe das mit dem 'Freibetrag für die Einkommenssteuerzahler', der an dem Regelsatz von Hartz IV gekoppelt ist, jetzt schon seit 3 Jahren in der taz, aber alle stecken den Kopf in den Sand und wollen es nicht hören.

          Ihr könnt meinen Text übrigens ruhig verwenden und auch den Link zur Monitorsendung, denn die neoliberalen Schreihälse, die das menschenverachtende Hartz-System behalten möchten, sind ja auch nicht "leise" und wollen den demokratischen Sozialstaat (Art. 20 Abs. 1 GG) am liebsten in die Tonne treten.

      • @Kahnt Karl-Heinz:

        ***MONITOR vom 17.05.2018 - Hartz IV: Wie die Bundesregierung die Regelsätze niedrig rechnet*** www1.wdr.de/dasers...artz-vier-114.html

        Prof. Dr. Sell (Professor für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Sozialwissenschaften) sagt in dem Monitor Beitrag: "Das scheint der zentrale Grund zu sein, warum die Politik eine Anhebung der Hartz IV Sätze scheut wie der Teufel das Weihwasser"

        • @Ricky-13:

          Lieber Ricky, auch ich habe diesen Sachverhalt schon vor vielen Jahren in Eingaben an den Bundestag benannt. - Ich selbst bin Jahrgang 1954. Aber leider war es schon damals so, dass die Mehrheit der Bürger die Augen vor dieser Tatsache verschließt, weil es eben leichter und allemal bequemer ist, auf die zu schimpfen, die Hartz-IV (davor die Jahre Sozialhilfe) erhalten, als der Politik Beine zu machen und die angemessenen RECHTE der Bürger zu respektieren.

          Und die Politik hat ja schon seit jeher nach dem Motto: Teile - und herrsche" reagiert und regiert. Und wie sich zeigt: Allemal wirkungsvoll ...

          • @Kahnt Karl-Heinz:

            "Und die Politik hat ja schon seit jeher nach dem Motto: Teile - und herrsche" reagiert und regiert."

            Ja, die Lufthansa wurde vor Kurzem mit 9 Milliarden Euro Steuergeldern gerettet und der weltgrößte Tourismuskonzern TUI bekam 3 Milliarden Euro Staatshilfe in der Corona-Krise (damit diese beiden "CO2-Konzerne" das Klima auch weiterhin belasten können). Da ist dann wohl für Millionen Hartz IV Bezieher kein Geld für frisches Obst, frisches Gemüse oder sogar für ein paar einfache Corona-Schutzmasken mehr übrig. Die Reichen werden immer reicher und die Armen müssen sich jetzt sogar schon entscheiden, ob sie sich eine Corona-Schutzmaske kaufen oder vielleicht doch eher ein Laib Brot.

            Hartz IV = FORDERN UND Gewinne der Wirtschaft FÖRDERN. Gefördert wurde mit Hartz IV aber nur die prekäre Beschäftigung samt Leiharbeit und Werkverträgen in Deutschland. Gefördert wurden Hungerlöhne und Armut.

            Art. 1 Abs. 1 GG: *Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.*

            Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn Millionen Hartz IV Bezieher mit dem § 10 SGB II in Hilfsarbeiterjobs gezwungen werden können oder wenn jeden Monat 1,6 Millionen Menschen in Deutschland an eine der 956 Tafeln anstehen müssen, um nicht zu hungern? Von welcher "Würde" spricht man eigentlich, wenn arme Rentner schon Pfandflaschen aus Mülleimern sammeln oder morgens Zeitungen austragen müssen, weil ihre Rente nicht reicht, aber der ehemalige deutsche VW-Manager Martin Winterkorn (VW-Abgasskandal) 92.000 Euro Rente im Monat bekommt? Von welcher "Würde" spricht man eigentlich, wenn 52.000 Menschen bei uns in Deutschland schon obdachlos auf der Straße sitzen und betteln müssen, während die reichen Manager - die das Klima weiterhin jeden Tag mit CO2 belasten - sich Eigentumswohnungen für 10 Millionen Euro kaufen können?

  • Ich sehe das ganze ja immernoch als ein Kalkül der Lebensmittelkonzerne, ihre z.T. verachtenden Produktionen aus Massentierhaltung oder Ausbeutung von Arbeitern auf Plantagen und Feldern weiterhin durchführen zu können.

    Weil der Mensch unterhalb oder nahe der Armutsgrenze hat einfach keine andere Wahl, als minderwertige Systeme weiterhin zu unterstützen, um überleben zu dürfen. Und oftmals handelt es sich auch nicht um gesunde Lebensmittel, die er konsumieren muss.

  • 3G
    32533 (Profil gelöscht)

    Mal wieder ein lakonischer Dank an alle, die mir das "erklären" möchten, was ich tagtäglich sehe, höre, lese, rieche, schmecke.

    Danke, Erklärbärchen.

    Ob Ihr wohl meint, Andere hätten keine Wahrnehmungsorgane, sprich: Sinne?

    Hilfreich finde ich hingegen, wenn Andere aus ihrer eigenen oder mittelbaren Lebenswelt berichten. Das sind Erfahrungen. Die kann jeder auf seine Weise auf sich wirken lassen. ;-)

    • @32533 (Profil gelöscht):

      Aus der eigenen H4-Welten will ich nicht berichten.



      Halte den Artikel selbst für einen starken Zeitungs-Bären aus dem Tazen-Wald, der sagt wie es ist. Den könnte man ausdrucken, mit Quellenangaben etwas "anpassen" und als "kleine Anfrage" an die Bundesregierung stellen. Weil alles ganz klar gesagt wird. GUT.

      Meine hinter dem genannten Problem auch eine, wie soll ich sagen, mentale?, emotionale? Abwehrhaltung zu sehen, die Leute (auch mich) erfassen kann, wenn sie mit Themen konfrontiert werden, gegen die sie (geht mir an anderen Stellen genauso), aus welchen Gründen eine Abneigung haben.

      In ihrem Buch "Die Elenden" erkärt Anna Mayr die sozialpsychologischen Hintergründe, die dabei auch, bzw. vielleicht eine Rolle spielen. Sie tun es.

      Berichterstattung, gestern. Vor der Tagesschau: "Wissen vor acht": Warum leben Männer kürzer als...Ernährung. Gesunde Ernährung. Bio und so. Damit kann man zu den Frauen aufschließen. (Ansonsten beklage ich mich da nicht.)

      Dann:

      "Börse vor acht" Habt Acht. Für H4-Bären geht es um "die Wurst". Für andere Bären (u. Bullen) geht es um den Dachs, äh Dax natürlich. Großes Gezeter. Die Lebensmittelpreise steigen. Mißernte wg. Starkregen. Importe verteuern sich. Engpässe. Was macht das mit der Finanzwelt? Ach ja. Ich muss sofort den Dax wg. meiner Anlagen recherchieren.

      Gönne jedem seinen Wohlstand, ehrlich. Sollte aber Schichten übergreifend mal zu mehr Bewusstsein finden, um welche "Wurst" und welche "Stachelbeere" es für welche Dachse, Bären, Bullen usw. geht und wo und warum die sich darin unterscheiden tun.

      Zwischen "Wissen und Börse jeweils vor acht" kam Werbung. Mann, da stellten die ab eine existentielle Frage: "Schwein oder nicht Schwein - das ist hier die Frage" posaunte ein Würschtelunternehmen und bot Frikadellen aus Schweinefleisch "jetzt auch vegan" an. GRUNZ. Die sind bestimmt ganz billig. Schwein haben oder kein Schwein haben geht bei Arbeitnehmern hinstichtlich Anstellung/Rausstellung schnell.

      • @Moon:

        Die Taz berichte vor kurzer Zeit

        Ergänzungen:

        *Von einem Kellner mit Leistungskürzung, weil er eine kostenlose Mahlzeit bei der Arbeit hätte essen können, zu den „Aufstockern“ im Hartz IV-System allgemein*

        12. September 2021 von Stefan Sell

        aktuelle-sozialpolitik.de/page/2/

        Stichwort Dänemark:

        *Immer vor Wahlen kann man sich auf den Griff in die Mottenkiste verlassen: Zur Forderung nach einem Arbeitsdienst für Langzeitarbeitslose und andere Menschen*

        10. September 2021 von Stefan Sell

        aktuelle-sozialpolitik.de/page/3/

    • @32533 (Profil gelöscht):

      Ja, die Erklärbären... Wir erleben in diesem Forum bei bestimmten Themen regelmäßig einen Zynismus, der beeindruckend ist. Es sind fast ausschließlich Themen, bei denen man Empathie bräuchte. So auch hier. Traurig.

  • 155 Euro? Ich komme als Einzelperson locker auf gut das Doppelte.

    Sonst wäre das einzig frische auf dem Tisch wohl Zwiebeln und Kartoffeln

    • @danny schneider:

      oder zum selberkochen ...

      spitzkohlsuppe, eintopf, kartoffelsuppe, steckrübensuppe ...

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Das mit den Kommentaren ist bei der Taz einfach technisch nicht gut gelöst.



    Beim TSP ist das deutlich besser.



    Dafür sind die Inhalte bei der Taz allerdings mit Abstand besser.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @17900 (Profil gelöscht):

      Der Beitrag wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette: taz.de/netiquette

      Die Moderation

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Hartz-IV, die Tafel, die Arche sind eine Schande für Deutschland.

    Und Merkel stellt sich hin und lobt noch die Arbeit von Herrn Siggelkow.



    Dabei hat sie ganz entscheidenden Anteil an dieser wirklich großen Misere. Aber natürlich sind auch die CDU/CSU-Wähler mit in der Verantwortung!!!!! Das wollen wir nicht vergessen.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Die Tafeln gibt es noch gar nicht lange - vor Hartz IV (als die Sätze der Sozialhilfe erheblich niedriger lagen) gab es sie gar nicht. Trotzdem niemand verhungert.

      • @Wombat:

        In Deutschland müssen 1,6 Millionen Menschen (1.600.000) jeden Monat an eine der 956 Tafeln anstehen um nicht zu hungern. Die "Tafeln" sind von ursprünglich nur einer Tafel (1993) bis heute (2021) auf 956 Tafeln angewachsen. Das Konzept der Tafeln und der damit verbundenen Privatisierung des Armutsrisikos stammt von der Firma McKinsey. Diese Firma war unter anderem auch an der Konzeption von Hartz IV beteiligt, hat also Konzepte für die Arbeitsweisen der Jobcenter entwickelt, und somit an der "Reform" der Sozialversicherungen massiv mitgewirkt. McKinsey & Company ist eine in über 65 Ländern vertretene Unternehmens- und Strategieberatungsfirma, mit einem Umsatz von 10 Milliarden US-Dollar. Die Bertelsmann-Stiftung, der wiederum die RTL Group mit 57 Fernseh- und 31 Radiosendern gehört und der ehemalige VW-Manager Peter Hartz haben dann die Arbeitsmarktreform endgültig ins "Leben" gerufen und Gerhard Schröder (SPD) hat am Ende nur noch den SPD-Stempel draufgesetzt. So schaut Demokratie in Deutschland seit Jahren aus.

        Keine Frage, die Tafeln haben ihre Berechtigung, um z.B. die Lebensmittelverschwendung etwas einzudämmen. Wenn der Staat aber seine armen Bürger dort "verköstigen" will, um Geld einzusparen, dann stimmt etwas mit diesem Staat nicht. Der Sinn der Tafel war ursprünglich einmal dazu gedacht, um Obdachlosen ihr Leben etwas erträglicher zu machen, indem man ihnen Lebensmittel unentgeltlich gibt. Aber seit der Agenda 2010 hat sich das verändert und auch arme Rentner, arme Alleinerziehende, Hartz IV Empfänger und arme Flüchtlinge werden nun an der Tafel „verköstigt“. Das hat alles nichts mehr mit einem Sozialstaat zu tun und schon gar nicht um genießbare Lebensmittel einer sinnvollen Verwendung zuzuführen, sondern hier geht es einzig und allein um Ersparnis im sozialen Bereich.

        Von welcher "Würde" spricht man in Art. 1 GG eigentlich, wenn jede Woche 1,6 Millionen Menschen im reichen Deutschland an eine der 956 Tafeln anstehen müssen um nicht zu hungern?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Wegwerfen von Lebensmittel ist eine Schande. Nicht deren Verteilung. Ich gehe davon aus, dass auch Sie die Verwertung von Lebensmitteln grundsätzlich unterstützen.

      Was Sie kritisieren können ist, dass deren Verteilung am Einkommen gebunden ist und nicht auch "Reiche" dort aufkreuzen dürfen.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @17900 (Profil gelöscht):

      Wieso, es zeugt von Eigeninitiative und Engagement. Es gibt kein Land in Europa ohne ähnliche Einrichtungen. In den Supermärkten werden jetzt schon Spenden für die Tiertafeln gesammelt und Volx- Küchen gibt es schon seit Jahrzehnten in Berlin. Der Staat kann nicht alles regeln und Hartz IV ist das was die Gesellschaft bereit ist zu geben.



      Wer etwas Anderes will , kann am Sonntag ja sein Kreuz bei der richtigen Partei machen. Scheinbar ist die Mehrheit mit HartzIV versöhnt, nur die Empfänger sind es nicht.

  • Meine Mutter gibt kostenlose Kochkurse bei der Caritas. Sie ist immer wieder erstaunt, dass Menschen nicht wissen, was Rosenkohl, Kohlrabi, Rote Bete, Lauch, Linsen oder Kürbis sind, bzw. wie man diese zubereitet. Selbst die diversen Zubereitungsarten für Kartoffeln sind offenbar für viele Menschen Neuland. Spätzle schaben oder einen gehaltvolle Suppe zu kochen ist dann schon fast zu viel. Ein Problem ist sicherlich die Vereinsamung der Menschen in prekären Verhältnissen. Während meiner Studentenzeit habei wir die Mensa gemieden und für kleines Geld im Wohnheim gekocht. Ich weiß nicht, ob ich mich alleine dazu aufgerafft hätte.

    • @Frank Stippel:

      In unserer Grund und Realschule gab es jeweils Küchen und da wurde auch gekocht.

      Heute kaufen viele jungen Leute nur noch fertig und convenience Produkte - einfach mal an der Supermarktkasse drauf achten

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @danny schneider:

        Es machen aber mittlerweile 50 % der Jugendlichen Abitur und da steht Werkunterricht und Haushalt eben nicht im Lehrplan.

  • Kartoffel, Äpfel, Reis sind gesunde Lebensmittel und auch nicht wirklich teuer. Der ungesunde Fertigramsch ist aber oft noch billiger. Das stimmt schon. Insgesamt sind Lebensmittel in Deutschland sehr preisgünstig. Angeblich wird nirgendwo im Vergleich zum verfügbaren Einkommen so wenig Geld für Lebensmittel ausgegeben wie in Deutschland.

    • @Christof Abt:

      Das gesparte Geld geht eh für die Miete drauf.

  • Das preiswerteste Gemüse ist das selbst angebaute. Klar man benötigt ein Grundstück, ich kann aber bei kostenlosen Angeboten unseres Gartenbauvereins keine starke Nachfrage wahrnehmen. Selbst in Städten gibt es Möglichkeiten mit zu Gärtnern, das Ergebnis ist oft besser als das Supermarktgemüse.

    • RS
      Ria Sauter
      @Manni:

      Schön für Sie, wenn es Ihnen möglich ist und Sie dazu noch fitt genug sind.



      Ansonsten ist Ihr Vorschlag nur naiv und weltfremd.

    • @Manni:

      Wenn man nicht nur zum Spaß gärtnern will, sondern sich tatsächlich zu einem relevanten Anteil mit Selbstangebautem versorgen möchte, artet schon in ziemliche Arbeit aus. Meine Großeltern machten das so, in der Praxis bedeutete das, dass sie täglich(!) vor und nach der Vollzeit-Erwerbsarbeit noch einige Stunden im Gemüsegarten, auf dem Kartoffelacker und im Stall schuften mussten. Neben ausreichend großen Flächen die gerade in den Metropolen inzwischen unbezahlbar sind braucht es auch geeignete Lagermöglichkeiten etwa für Äpfel oder Kartoffeln und Equipment um anderes geerntetes Gemüse und Obst für den Rest des Jahres zu konservieren. Und im Ergebnis bedeutet das immer noch, dass der Speiseplan eher aus Salzbohnen und Sauerkraut besteht als aus frischen Tomaten zu jeder Jahreszeit.



      Alles in Allem sehe ich nicht, dass das Modell (teilweise) Selbstversorgung günstiger wäre oder auch nur praktikabel für Menschen durchführbar wäre die in einer zeitgenössisch zugeschnittenen Mietwohnung leben.

      • @Ingo Bernable:

        Wenn man in Gruppen gärtnert, dann braucht es nicht mehr Zeit als die wöchentliche Muckibude.



        Also ca. 3 Stunden um massig Gemüse für zwei Erwachsene zu generieren.

        Das gemeinsame Gärtnern ermöglicht dabei Zeiten und Fähigkeiten flexibel zu verteilen.

        Solche Modelle werden in De bereits erfolgreich praktiziert.

    • 3G
      32533 (Profil gelöscht)
      @Manni:

      Selbst anzubauen ist eine gute Sache. Vor allem in der Theorie.

      Die Praxis ist leider schwieriger. Meine Vermutung: manch einer, der das Bewusstsein dafür hat, verfügt nicht mehr über die notwendige gesundheitliche Fitness.

      Gerade im ländlichen Raum sind der Vernetzung und dem Austausch vielfache Grenzen gesetzt. Von ausgetragenen oder verdeckten Konflikten zwischen Land- und Stadteiern ganz zu schweigen.

      • @32533 (Profil gelöscht):

        Im ländlichen Raum ist es wesentlich einfacher wohnortnah geeignete landwirtschaftliche Flächen für den Selbstanbau zu finden als in Städten. Insbesondre dann wenn es Projekte größerer Gruppen sind.

        • 3G
          32533 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          JA und NEIN.

          Geeignete Flächen sind im ländlichen Raum in der Tat mehr vorhanden.

          Doch diese Flächen bewirtschaften sich nicht selbst, sondern erfordern geeignete (vulgus: einigermaßen gesunde) Menschen.

          Wenn Sie sich dann anschauen, wo die Alten und Kranken wohnen, die sich in der Stadt keine Wohnung mehr leisten können, sehen Sie: da passt eins nicht so ganz zum Anderen.

          Die Gruppen, von denen Sie schreiben, bestehen häufig aus Städtern mit Sehnsucht nach Landleben.

          Ich habe mir das "Zurück zur Natur" in meinem (früher sehr ausgeprägten) jugendlichen Leichtsinn anders vorgestellt. ;-)

          • @32533 (Profil gelöscht):

            Flächen lassen sich sehr wohl von Menschen mit unterschiedlichen gesundheitlichen Zustand bewirtschaften. Das geht natürlich nich als One-Men-Show. Da muss man sich zusammentun. Und der der es mit dem Rücken hat, der wässert dann halt vermehrt mit dem Schlauch.

            Solcherart "Inklusion" ist überall möglich und hat nix mit Städtergedöns oder Naturgedöns zu tun. Auch das eigene Eigenheim ist da schnuppe. Dem Elektriker, der solcherlei gerne mit anderem Menschen machen möchte, ist es wurst ob die anderen aus dem Dorf oder der Stadt sind. Er freut sich über jeden der mitmacht.

            Mit romantischer "Zurück zur Natur" hat Gärtnern nebenbei null zu tun. Dafür ist der Muskelkater manchmal einfach zu stark. Man steht auch nicht auf Ostseeklippen sondern oft vor einem Mist# oder Komposthaufen :-) Aber man lernt natürlich die Umwelt über diesen Weg auch kennen. Es ist mehr ein "Runter vom Sofa"

  • Das Problem ist 20 Jahre alt. Es gibt ausreichend Studien die eine Absenkung der Lebenserwartung und der Allgemeinkondition durch Armut und HartzIV belegen.



    Die Menschen werden quasi in eine Situation gezwungen, in der Reintegration aussichtslos erscheint und die dann den frühen, krankheitsbelasteten Tod herbeiführt.



    Suchterkrankungen fallen auch nicht vom Himmel...

  • "Von Discountern wurden zeitweise für Strauchtomaten Kilopreise von 4 Euro verlangt. Zum Vergleich: Eine 750-Gramm-Tüte mit gefrorenen Pommes frites kostet beim Discounter 1,29 Euro."



    Und 53,4 preußische Pfund Mehl sind für um die 92.500 madagassische Ariary zu haben. Will sagen, die Differenz könnte sich ja auch daher erklären, dass Tomaten idR von Hand geerntet und importiert werden, während TK-Fritten von der Aussaat bis zur Verpackung vollmaschinell produziert werden. Der Kilopreis entspricht im obigen Beispiel immer noch 1,72 € und damit können frische Kartoffeln durchaus konkurrieren. Wenn das Ziel sein sollte frische Tomaten günstiger zu verkaufen als TK-Fritten wäre das wohl nur mit entweder sehr hohen Subventionen oder aber sehr hohen Sondersteuern auf Convenience-Produkte zu erreichen.

    • @Ingo Bernable:

      Das mag ja alles sein.

      Aber sollte nicht in einem der reichsten Länder der Welt jede und jeder die Möglichkeit haben, das zu essen, was ihm schmeckt?

      Erst einmal egal ob Zander oder Maishähnchen, Tiefkühl-Pommes oder Haribo.

      Dass man den Fleischverbrauch einschränken sollte und niemand Flugobst braucht, steht auf einem anderen Blatt.

    • @Ingo Bernable:

      Genau, man sollte schon Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Aber das ändert nichts am Ernst der Lage. Den Vorschlag, über Steuern eine Lenkungswirkung zu erzielen, finde ich prinzipiell gut. Die Zucker-Lobby scheint aber unglaublich stark zu sein und wird das kaum zulassen.

      • 3G
        32533 (Profil gelöscht)
        @Winnetaz:

        Was die von Ihnen aufgeworfene "Lenkungswirkung" angeht: seit Ausbruch von Corona wundere ich mich über Preise und Preisgestaltung der Anbieter.

        Manche Ältere, die noch Bezüge zur Natur haben, haben saisonale Aspekte des Einkaufens verinnerlicht.

        Manchmal kommt es mir so vor (mein subjektiver Eindruck, der stimmen kann, aber nicht muss):

        Kohlehydratreiche Lebensmittel sind günstiger als Obst, Salat und Gemüse. Bei letzteren, z.B. richtige Tomaten (keine aus holländischen Treibhäusern) waren in diesem Sommer häufig nur zu Fantasiepreisen zu erwerben.

        Ich kenne das noch aus den Nachkriegszeiten, 1950er bis Anfang der 1960er Jahre.

  • RS
    Ria Sauter

    Es sind nicht nur Harzt IV Empfänget:innen, die sich Obst und Gemüse ni ht mehr leisten können.



    Auch Rentner:innen, die mit der Rente knapp über dem Zuschußsatz liegen, haben für gesunde Ernährung kein Geld.



    Interessiert politisch gesehen, überhaupt nicht, medial auch nicht. Da wird immer nur der oben genannte erwähnt.



    Wen interessieren schon die Alten!

    • @Ria Sauter:

      Für alte Menschen hat man doch die Pfandflaschen erfunden.

      Leben wir nicht in einem tollen Land, wo arme Rentner schon Pfandflaschen aus den Mülleimern sammeln oder morgens Zeitungen austragen müssen? Zum Glück gibt es aber auch Rentner in Deutschland, die weder arbeiten, noch Pfandflaschen sammeln oder an eine der 956 Tafeln um Essen anstehen müssen. Da gibt es z.B. den ehemaligen deutschen VW-Manager Martin Winterkorn, der 92.000 Euro Rente im Monat bekommt oder auch der Daimler-Chef Dieter Zetsche, der 4250 Euro Rente bekommt - allerdings jeden Tag, was also ca. 130.000 Euro Rente im Monat sind. So schaut in diesem Land soziale Gerechtigkeit aus.

      Man sollte auch nicht den Fehler begehen, den Hartz IV Bezieher gegen den Rentner "aufzurechnen", sondern das wirkliche Problem in diesem Land zu bekämpfen - und das ist der ausufernde Kapitalismus.

    • 3G
      32533 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Was das rein Faktische angeht: volle Zustimmung.

      Neben den HartzIV-Beziehern sind die Empfänger von Grundsicherung im Alter oder Wohngeld gleichermaßen betroffen. Das Etikett ist jeweils ein Anderes, die Folgen sind die gleichen.

      Was das Beklagen über das Des-Interesse gegenüber Alten angeht, möchte ich nicht mit einstimmen. Natürlich stimmt dies. Aber es trifft nicht ausschließlich auf die Alten zu.

      In einem Gesellschaftssystem jeder gegen jeden kommt das Miteinander zu kurz. JEDES.

      Selbst-Ermächtigung hilft zu Besserungen, nur auf einzelne Personen oder Gruppen hinzuweisen, schadet hingegen.

      ALL TOGETHER -NOW.

  • Profit zu Lasten und auf Kosten der Gemeinschaft!

    Belastete Lebensmittel sind billig unbelastete sind teuer.



    Die Tüte Hafermilch ungezuckert kostet bis zu dreißig Prozent mehr als die Tüte mit bis zu zehn Prozent Zuckeranteil.



    Ganz deutlich ist das einer Politik geschuldet die den Profit zu Lasten der Bürger in der Preisfindung begünstigt.



    Ganz deutlich werden kollaterale Schäden durch das Produkt ignoriert und auf die Allgemeinheit abgewälzt.

    Das geschieht eben nicht nur bei Nahrungsmitteln, sondern eben auch in der Ausbeutung der Menschen bei der Arbeit, wo der Betrieb zwar zwanzig Jahre lang den Nutzen trägt, dann aber den Mitarbeiter sich selbst überlässt sollte er technischen Veränderungen wegen weichen müssen oder der Betrieb schließt. Den Menschen dann wieder zu integrieren wenn er seine Bildungsfähigkeit eingebüßt hat oder seine Gesundheit eingeschränkt ist, kostet den Wert des Menschen für die Gesellschaft.

    Diese Ignoranz ist einer Denke des neunzehnten Jahrhundert geschuldet, die heute keinen Platz mehr hat. Ganz zu schweigen von den Schäden die durch Produktion und Profit an der Umwelt letztlich mehr kosten als der Betrieb für die Gemeinschaft Nutzen je erbracht hat.



    Ein reformierter Kapitalismus muss unternehmerische Aktivitäten ganz anders bewerten. Das beinhaltet aber vor allem die Haftung für diese kollateralen Schäden an Umwelt und Mensch der Wirtschaft, die oft mit Hilfe der Politik die Schäden aus der Preiskalkulation heraushalten können. So ist mit Zucker geschwängerte Milch halt viel billiger als ohne weil es keine Konsequenzen hat so zu kalkulieren.



    Wen schert schon Diabetes und Übergewicht solange die Versichertengemeinschaft die Kosten dafür trägt?



    Und Harz IV Empfänger bekommen ja auch den Zahnarzt bezahlt. Wer raucht und trinkt der stirbt auch früher und entlastet doch so die Rentenversicherung.



    Irgendwie passt diese Logik zu den Querdenkern, dieser Profit orientierten Wirtschaft.

    • @Thomas Rausch:

      "Belastete Lebensmittel sind billig unbelastete sind teuer."

      Ich verfolge regelmäßig solche Untersuchungen bei Stiftung Warentest und Ökotest. Fazit: Da besteht kein Zusammenhang.

      Was Sie wahrscheinlich meinen ist Bio vs. nicht Bio. Da gibt es Unterschiede in der Belastung.

      Blattgemüse mit großer der Luft ausgesetzter Oberfläche ist eher belastet. Gemüse, die unter der Erde wachsen (zum Beispiel Möhren und Kartoffeln), sowie die verschiedenen Kohlarten sind schmerzfrei. Sie sind weniger belastet.

  • Ich als Gutverdiener und Vegetarier gebe eigentlich nicht mehr aus als die 156€ und einschränken muss ich mich da eigentlich gar nicht. Haferflocken, Obst, TK Gemüse (gesünder als frisches), Reis, Linsen, veganes Hack, Bohnen,....problemlos möglich, Lebensmittel sind in Deutschland günstig und günstig ist meist auch gesund wenn man bereit ist zu kochen.

    • @Wombat:

      Da ich niemanden habe, der sich freut wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, wir gemeinsam einen Film anschauen können oder gemeinsam kuscheln dürfen, werde ich mich wieder heute Abend mit Rohkost vergnügen.

      Ne Schale Himbeeren kostet 2€, und kochen habe ich nicht drauf. Wozu auch, wenn es keinen in meinem Leben gibt, der sich freut, wenn er nach Hause kommt und toll riechendes Essen riecht?

      • @Troll Eulenspiegel:

        Himbeeren sind die teuersten Beeren und für einemgesunde Ernährung sinnlos. Rohkost esse ich weniger….

    • @Wombat:

      Also, ich lebe auch vegetarisch, habe Normalgewicht , koche fast jeden Tag selbst und gebe mindestens 250 Euro im Monat für Lebensmittel und Getränke aus, oftmals auch mehr. Ich lebe gesund und kann mir nicht vorstellen, wie Sie das machen. Ich bin sparsam und werfe nichts weg. Essen Sie sehr wenig und sind sehr dünn? Ich bin eine Frau, mit 175cm Körpergröße und ich denke, dass z.B. große Männer nich mehr essen müssen und daher mehr Lebensmittel benötigen. Der Hartz 4 Satz soll ja für Lebensmittel und Getränke zusammen sein... Wie machen Sie das? Verraten Sie den armen Menschen den Trick?

      • @Morgensonne:

        Ich hab 90kg auf 192cm. Für Getränke gebe ich gar nix aus mit Ausnahme Instant Kaffee und grünem



        Tee. Gemüse kann teuer sein und da kommt es schnell zum wegwerfen, daher eher TK. Reis kostet gar nix, Haferflocken ebenfalls, Bananen wenig, das teuerer sind fast die Äpfel aber fürs Müsli reichen die billigsten. Man kann so saugünstig leben in D….

      • @Morgensonne:

        Also ich komme auf einen ähnlichen Betrag wie Wombat und kann eigentlich nicht mal behaupten besonders preisbewusst einzukaufen. Wo da nun der "Trick" sein soll ist mir auch rätselhaft. Vielleicht liegt der Unterschied in den gekauften/verarbeiteten Mengen. Gerade bei Gemüse wie Kartoffeln oder Karotten wundere ich mich häufig darüber, dass der Preis bei doppelter Menge lediglich ein paar Cent mehr beträgt.



        Mit all dem soll keineswegs in Abrede gestellt werden, dass die Hartz4-Sätze deutlich zu niedrig sind. Meine Vermutung wäre aber, dass das weniger am Lebensmittelbudget liegt sondern daran, dass andere real notwendige Kosten entweder gar nicht oder nur absurd niedrig im Satz berücksichtigt sind, so dass diese Ausgaben dann buchstäblich vom Mund abgespart werden müssen.

    • @Wombat:

      Genauso ist es! Für einen gesunden Lebenswandel braucht man auch wenig Geld. Selbstdisziplin ist allerdings schon nötig.

      • 3G
        32533 (Profil gelöscht)
        @Christof Abt:

        Die Abt. "Behauptungen gehen vor Belege".

        Dass "Selbstdisziplin" ein leeres Portemonnaie ersetzt, ist mir neu. Außer Lebensformen von Fakiren kenne ich auch kein Modell, das für Ihre Behauptung spräche.

      • @Christof Abt:

        Und da Alg-II-Empfänger den lieben langen Tag nichts zu tun haben und denen ohnehin die Sonne aus einer Körperöffnung scheint, können die sich gefälligst diszipliniert darum kümmern, sich billigst und gesund zu ernähren. Das passt.

      • 9G
        97287 (Profil gelöscht)
        @Christof Abt:

        Wieso müssen eigentlich Getränke gekauft werden? Wozu ist Hafermilch nötig? Warum gehört der täglich Kaffee zum Grundbedürfnis? Warum im Winter und Frühjahr Erdbeeren, Birnen und Spargel? Warum nicht Chicorée, Karotten, Feldsalat, Porree, Rote Rübe und Sellerie?

        • @97287 (Profil gelöscht):

          Sie meinen also AlgII- Empfänger kaufen Spargel und Winter-Erdbeeren.



          Oder beziehen Sie das auf alle Verbraucher? Dann Daumen hoch!

        • @97287 (Profil gelöscht):

          Genau, wir trinken Leitungswasser und essen saisonal. Da gibt's im Winter keine Erdbeeren. Die schmecken dann sowieso nicht. Was wir können, kann man auch einem Alg-Ii Empfänger zumuten.

          • 3G
            32533 (Profil gelöscht)
            @Christof Abt:

            Wir beide sollten erst einmal klären, wer mit Ihrem nebulösen "Wir" gemeint ist. Anschließend könnten wir uns an das Thema Quantifizierung herantrauen

            Damit klar wird, WEM WAS und WIEVIEL davon zugemutet wird.

            Aber in Einem stimme ich Ihnen zu: es geht hier um ZUMUTUNGEN. Um nichts Anderes.

            • @32533 (Profil gelöscht):

              Das kläre ich gern. Wir, das sind meine zwei Töchter, meine Frau und ich.

  • Ein genereller Umstieg auf ökologische Bio-Landwirtschaft würde den Effekt natürlich noch deutlich verstärken